Rassismus, Homophobie und andere menschenverachtende Scheiße bei den Berliner Bäder-Betrieben

Ehemalige Mitarbeiterin der Berliner Bäder-Betriebe berichtet von rassistischen, homophoben und anderen menschenverachtenden Äußerungen der Kolleg_innen während der Arbeitszeit.

 

Im Juli 2012 lag mehrere Stunden lang auf dem Tisch der Schwimmmeister_innenkabine im Hallenbad der SSE Schwimm- und Sprunghalle im Europa-Sportpark ein (Nach-)Druck der „Zeitung“ „Der Völkische Beobachter“. Diese wurde von einem Mitarbeiter dort hingelegt. In der Kabine halten sich regelmäßig Mitarbeiter_innen auf, sie ist aus Glas und dadurch auch einsehbar. Einen Mitarbeiter darauf angesprochen wurde der dort neuen Mitarbeiterin mitgeteilt, dass die „Zeitung“ gelesen werde „um sich zu informieren“ und „Es war ja nicht alles schlecht damals...“. Dieser Vorfall reiht sich ein in einen Arbeitsalltag, in dem viele Mitarbeiter_innen untereinander Badegäste abwertend mit der (von ihnen willkürlich) zugeschriebenen Herkunft bezeichneten. Es wurde auch das Roma- und Sinti-feindliche Z-Wort benutzt. Im Gegensatz wurden Badegäste, denen (ebenso willkürlich) eine „deutsche Herkunft“ zugeschrieben wurde, als „der Mann “ und „die Frau“ beschrieben. Zudem wurde die o.g. Mitarbeiterin explizit auf ein vermeintliches „Ausländer“problem im Bad hingewiesen.


Am Tag nach dem „die Zeitung“ auslag verweigerte die Mitarbeiterin die Arbeit und setzte das Personalbüro der Berliner Bäder-Betriebe persönlich darüber in Kenntnis und forderte Maßnahmen dagegen. Auf ihren Wunsch hin wurde die Mitarbeiterin dann in ein anderes Bad versetzt.


Auch am neuen Einsatzort, dem Kombibad Seestraße, kam es nach sehr kurzer Zeit zu weiteren menschenverachtenden Aussagen. Ein ebenfalls u.a für die Badeaufsicht zuständiger Mitarbeiter sprach sich dafür aus, dass „kriminelle(n) Ausländer hier in Deutschland direkt in den Zug gepackt werden und dieser Zug wird dann von außen mit einem Schloss verriegelt. Im Zug ist dann ein Loch im Boden, dort können sie ihr Geschäft verrichten.“ Und dann würden sie, wenn es nach ihm gehen würde, dort angekommen, ausgeladen werden um dann direkt ins Gefängnis zu kommen. Ein weiterer Mitarbeiter fügte lachend hinzu: „Sie können ja noch Stroh zum drauflegen bekommen.“


Bei einem anderen Gespräch erzählte die Mitarbeiterin sie sei pansexuell, was für sie heiße, dass sowohl Frauen als auch Männer als auch Menschen, die sich nicht in eine Geschlechtskategorie einordnen wollen und/oder können als potentielle Partner_innen in Frage kommen. Daraufhin erwiderte ein ebenfalls u.a. für die Wasseraufsicht zuständiger Mitarbeiter, dass Menschen, die sich nicht in eine Geschlechtskategorie einordnen lassen „behindert“ seien. Der Mitarbeiterin wurde entgegengebracht, alles was von der heterosexuellen Norm abweiche sei „krank“ und „verdient die Todesstrafe“. Weiter: „Ich finde bis jetzt warst du eine nette Kollegin, aber aufgrund dieser Charaktereigenschaft musst du getötet werden.“

Alle beschriebenen Vorfälle wurden von der Mitarbeiterin dem Betrieb gemeldet. Ihr sind -bis auf Anhörungen – keine unternommenen Maßnahmen bekannt, die Bäder-Betriebe geben in einem Schreiben vom 17.12.2012 an, dass die dargestellten Vorfälle nicht bestätigt werden könnten.


Ableismus/Handicapismus, Antisemitismus, Roma- und Sinti-Feindlichkeit, Homophobie, Nationalismus, Faschismus, Rassismus, Trans*Inter*phobie und andere menschenverachtende Scheiße baden gehen lassen!

Seid kreativ, den Berliner Bäder-Betrieben klarzumachen, dass das nicht hingenommen wird!

"die Mitarbeiterin" und ihre Unterstützungsgruppe

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Krasser Bericht und gut zuwissen wo Mensch besser nicht schwimmen sollte.

Allerdings gibt es ein paar sachen die mich nerven, jetzt nicht nur in deinem Bericht sondern allgemein. Dieses Denken das alle so Politisiert sind wie Mensch es aus der Linken Szene kennt, nervt echt. Es wird sich darüber aufgeregt das die Mitarbeiter_innen das Z wort benutzen, allerdings wird nicht erwähnt wie alt die Mitarbeiter_innen sind, bis noch vor ein paar jahren war das normaler sprachgebrauch und es war nix Böses dabei das zu sagen, man sollte also lieber ehr Leute darauf hinweissen das mensch das nicht mehr benutzen soll anstatt gleich wütend und/oder ausfallend zuwerden.

Und dann noch das mit "wurde, als „der Mann “ und „die Frau“ beschrieben" ja wie solln die das denn sonst machen? Ich persönlich finde es immer recht stumpf sich darüber aufzuregen.

Wie gesagt das ist keine Kritik allein an deinem Bericht sondern vielmehr an dem Linken denken allgemein.

danke für den kommentar, genau dieser unreflektierte kindergarten geht mir auch schon immer in der linken so richtig auf den sack...

find "der mann" und "die frau" auch nicht so dramatisch. auch wenn "meine kategorie" nicht dabei ist, bin ich nicht böse wenn ich gewissermaßen "falsch" bezeichnet werde. das kann ja aber je nach diskriminierungserfahrung sehr unterschiedlich sein (meine sind harmlos).

 

"z-wort" erinnert mich auch irgendwie an "n-word" und "f-word" was ich einfach nur peinlich und spießig finde. entweder wird es ausgesprochen, um etwas wiederzugeben, oder einfach nicht. "rassistisch beleidigt" tuts ja ansonsten auch, ne?

Ich weiß es nicht besser, aber persönlich habe ich die Stelle so gelesen, dass der Unterschied im Umgang mit phenotypisch angeblich Deutschen und angeblich nicht-Deutschen herausgestellt werden sollte, so werden doch angeblich nicht-Deutsche auf ein geratenes "Herkunftsland" reduziert, während dies bei "Deutschen" keine Rolle spielt und zur nächsten Kategorie übergegangen wird.

Einen Menschen nach dem "ach so offensichtlichen" Geschlecht zu beschreiben ist eben Altagssprache und braucht einiges mehr an Theorie um als nicht diskriminierungsfrei angesehen zu werden. 

wie lange fahren schon keine eisenbahnverkehrsunternehmen ohne tankklos mehr auf dem db netz?

Gleich mal anrufen und nachbohren was da so abgeht :D

Danke für diesen Artikel.

Damit stellt sich der öffentliche Dienst kreuz und quer durch alle Hierarchien ein ganz mieses Arbeitszeugnis aus. Und so wie es nach Entwirrung des O-Textes aussieht ist Berlin kein Einzelfall beim Bezuschussungsmissbrauch. Fragt sich bloss, in welche Länder bei der Drittstaatenregelung überhaupt mit der Bahn abgeschoben wird, wahrscheinlich nur ins Fantasieland der xenophoben Chlorschnüffler.

Für eine Mobbinggeschichte zeigen sich hier erstaunliche Widersprüchlichkeiten. Einzelsituationen werden detailverliebt wiedergegeben, während maßgebliche Eckdaten zum Ende des Beschäftigungsverhältnisses fehlen, obwohl die Lage über einen längeren Zeitraum angedauert und auch Schriftverkehr stattgefunden haben soll. Dass eine "Unterstützungsgruppe" welche so lange derart versagt hat bzw. so spät aktiv geworden ist sich erst jetzt an die Öffentlichkeit wendet kann noch als unprofessionell durchgehen, doch dass sie es tut als handele es sich um einen unmittelbar zeitnahen Vorfall ist durchaus bigott. Was soll es bringen nach Monaten zur direkten Intervention aufzurufen, wären da nicht die Offenlegung der Dokumente und die inhaltliche Analyse der Zuschreibungen hilfreicher? Sexismus in Betrieben ist ein zu schwerwiegendes Thema um es für eitlen Gruppendünkel zu instrumentalisieren. Wenn diese Geschichte authentisch ist dann geht daraus immerhin hervor dass die Person anscheinend noch lebt. Es ist jedoch nicht plausibel wieso eine Nazizeitung im Kundendienst zu lesen problematischer sein soll als im Pausenraum. Auf diese Leitidee kann nur eine innerbetriebliche Interessenvertretung gekommen sein, doch der Artikel strotzt geradezu vor Authentizitätsmerkmalen außerbetrieblicher Organisationsformen. Säßen da Autonome im Betriebsrat wäre sicherlich auf ganz anderem Niveau reagiert worden. Handelt es sich dagegen um einen morbiden Scherz, dann zeigt sich auf der Couch ein unvorteilhaftes Bild: Wie in ein Aquarium gefaßt, präsentiert sich eine verstümmelte Phantasie voller entmenschlichender Zuschreibungen und Zuschreibungen von Zuschreibungen.

Ich find das echt scheiße, warum manche Leute das erstmals kritisieren, anstatt anzuerkennen, dass es Mut (und manchmal auch Zeit) braucht um Vorfälle, schlechte Erfahrungen, Übergriffe etc. zu schildern.

Und das Menschen unsolidarische Kommentare schreiben.

Ich glaube es geht auch nicht darum, dass Betroffene einfach "nur noch am Leben sind"... Was das denn für ein Betrachtungspunkt? 

 

Da schwingt mit   "alles was Menschen nicht umbringt , ist ja nicht so schlimm"...

 

Hört mal bitte auf dann auch noch irgendwelche "es geht mir auf den S...." -Kommentare zu posten.

 

Viele Betroffene möchten diskriminierende Wörter wie Z.... N... etc. einfach nicht wieder und wieder hören und da kann es eine Möcglichkeit sein, das so zu benennen. Das habe ich z.B. auch in den Texten der Betroffenen gelesen. (Also /weiße/ Menschen, beschwert euch nicht, dass es spießig ist, das Z.... N... Wort nicht zu sagen....!)

 

Das könnt ihr sehr gerne als Aufruf sehen unsolidarische Beiträge einfach NICHT zu posten.