Lissabon: Erneut autonomes Kulturzentrum von Medien angegriffen – Zunehmende Repression gegen sozialen Widerstand

RDA 69

Nach der durch rechte Angriffe erzwungenen Schließung des autonomen Kulturzentrums „A Barbuda“ infolge einer medialen Hetzkampagne im Juni 2012 (siehe Link) ist in Lissabon nun die Fortsetzung der Hetze und Repression gegen linke Zentren und sozialen Protest zu erleben. Hier eine Erklärung des in den Medien als Hort der anarchistischen Gewalttäter verleumdeten autonomen Zentrums RDA69.


„Gegen die Kriminalisierung des sozialen Protests. Offener Text zur Unterzeichnung:

In den Medien erschienen diverse Hinweise auf das RDA69, GAIA und auf Ritmos de Resistência, in denen diese Assoziationen und ihre Mitglieder als ‚radikale Gewalttäter‘ , ‚anarchistische Aktivisten‘ oder ‚gefährliche Militante‘ bezeichnet wurden. Dieses Ensemble journalistischer Stücke – vornehmlich die im Diário de Notícias und im Correio da Manhã veröffentlichten – verbreitet mehrere Fehlinformationen mit dem Ziel ein alarmistisches Klima zu schaffen  und eine Verschärfung der Repression gegen die sozialen Bewegungen zu erlauben.

Wir wehren uns gegen den Prozeß der Kriminalisierung von Gruppen und Einzelpersonen, die Teil der breiten Widerstandsbewegung gegen die Austeritätspolitik und die aktuelle soziale Zerstörung sind. Wir machen die Regierung und die Verteidiger der Auflagen der Troika für die gewalttätigen Situationen verantwortlich, die in unseren Straßen in den letzten eineinhalb Jahren stattfinden. Mit einem allgemeinem Widerstand und einer enormen öffentlichen Gegenwehr konfrontiert entwickeln die Autoritäten auf der Suche nach Sündenböcken eine plumpe Inszenierung, um zu vertuschen, dass unhaltbar geworden ist, was uns noch vor kurzem als unausweichlich verkauft wurde.

Ihre Verzweiflung ist bereits ein Zeichen unserer Stärke.

Wir lehnen jeden Versuch ab, einigen wenigen zuzuschreiben, was in der Verantwortung aller liegt. Wir sind so radikal wie die herrschenden Zeiten und unser einziges Verbrechen ist die Bestimmtheit, mit der wir auch weiterhin allen Formen der Ungerechtigkeit und Unterdrückung widerstehen werden. Gewalttätig sind Arbeitslosigkeit und Ausbeutung. Gewalttätig sind das Elend und die erzwungene Emigration. Gewalttätig sind die soziale Ordnung, die wir herausfordern, und die Repression, die sie stützt.

Auf dass die Troika zum Teufel geht. Wir wollen unsere Leben.“

Der Text kann hier im Original gelesen und unterzeichnet (Mail mit Betreff "comunicado" an die angegebene Adresse senden) werden:

http://rda69.wordpress.com/2012/09/25/contra-a-criminalizacao-do-protest...

In einer Erklärung zu den Presseartikeln schreibt das RDA69 u.a.:

„Wir leben in außergewöhnlichen Zeiten, in denen die Angst und die Verzweiflung beginnen der Revolte und dem Widerstand Platz zu machen. Mit dieser Strategie riskiert die Polizei nur, ihre Belagerung selbst eingekesselt zu sehen, während sie sich damit ablenkt Debatten und (Vokü-) Abendessen  zu überwachen. Es ist nur normal, dass sich die ‚Zwischenfälle‘ und ‘Exzesse’ multiplizieren, ohne irgendein Zentrum oder eine Leitung, die alles vermeintlich koordiniert. Es ist nutzlos, dass sie überall ein Hauptquartier der Revolte suchen.

Das RDA69 ist ein Ort der Debatte und des Treffens, ein Ort der Kritik, des Austauschs und Teilens. Natürlich macht uns das in den Augen der Mächtigen gefährlich. Wir leugnen nicht, dass die Aktivitäten, die wir durchführen die Errichtung einer Welt von freien und gleichen Individuen zum Ziel haben, wo u.a. kein Platz für Polizei und Gefängnisse ist. Polizeiliche Erklärungen, die von Journalisten unterschrieben werden, ändern nichts an unserer Entschlossenheit. Dies wird weiter der Sinn und die Richtung dessen sein, was wir machen, wen auch immer wir damit schmerzen werden.“


Im Original nachzulesen hier:

http://rda69.wordpress.com/2012/09/19/esclarecimento-acerca-das-noticias...

Zu den Angriffen auf das autonome Zentrum „A Barbuda“ im Juni siehe:

http://de.indymedia.org/2012/07/332392.shtml

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Ich war im Sommer n Monat in Lissabon unterwegs, um mir für ein Uniprojekt die kreative Szene während der Krise anzuschauen. Damals schienen gesellschaftlicher Protest von Links Außen bis Mitte noch ganz weit weg. Man sagte mir, dass die portugiesische Protestkultur, im Gegensatz etwa zur spanischen, lange nicht so motiviert und organisiert sei. Doch seit Mitte September scheint sich da ja was zu bewegen.

 

Dass man jetzt allerdings plötzlich so krass gegen das RDA 69 hetzt überrascht mich.