Dortmund: Reader "Wegweiser in die Vergangenheit" veröffentlicht

Wegweiser In Die Vergangenheit - Cover

Heute veröffentlichten wir unsere Broschüre „Wegweiser in die Vergangenheit – Fragwürdige Straßennamen in Dortmund“. Mit der Herausgabe dieses Readers möchten wir eine Anregung schaffen, sich mit der geschichtspolitischen Bedeutung von Straßennamen auseinanderzusetzen und die jeweiligen Benennungen auch kritisch zu hinterfragen.

 

Straßennamen sind dem öffentlichen Verkehr gewidmet und dienen in erster Linie zur räumlichen Orientierung. Sie sind dabei im Alltagsbewusstsein nur als bloße Bezeichnung geläufig, der jeweilige spezifische vergangenheitspolitische Hintergrund der Namen spielt für die meisten BürgerInnen wohl kaum eine Rolle. Allerdings gehören gerade sie zum sichtbaren Teil der Vergangenheitspolitik einer Stadt und dokumentieren die zur Zeit ihrer Verleihung vorherrschenden Geschichtsbilder, die abhängig von politischen Verhältnissen und soziokulturellen Rahmenbedingungen sind. Straßennamen sind also historisch gewachsen und ihre (Um)-Benennungspraxis ist keinesfalls unpolitisch. Das Erinnern an geschichtsträchtige Ereignisse und Persönlichkeiten geschieht im öffentlichen Raum demnach nicht nur mittels von Denkmälern und Gedenktafeln, sondern auch durch die Benennung von Straßen und Plätzen.

Mit der Herausgabe dieses Readers möchten wir eine Anregung schaffen, sich mit der geschichtspolitischen Bedeutung von Straßennamen auseinanderzusetzen und die jeweiligen Benennungen auch kritisch zu hinterfragen. Anhand einiger Dortmunder Beispiele wollen wir veranschaulichen, welche soziohistorischen und politischen Umstände bei der Straßenbenennung eine Rolle spielen bzw. gespielt haben. Zudem wollen wir der Frage nachgehen, inwiefern die Umbenennung einer Straße mit fragwürdigem Erinnerungsinhalt sinnvoll ist. Durch die Publikation unserer Broschüre erhoffen wir uns, einen Ausgangspunkt für eine Debatte um fragwürdige Dortmunder Straßennamen zu schaffen.

Die 36-seitige Broschüre kann hier im pdf-Format heruntergeladen werden:
http://antifaunion.blogsport.de/images/WegweiserInDieVergangenheit.pdf

 

Antifaschistische Union Dortmund,

Oktober 2011


http://antifaunion.blogsport.de/

antifa-dortmund [@] free.de

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man kann sicherlich darüber streiten, inwiefern strassennamen, sofern nicht offen ns, je nach politischer konjunktur geändert oder als "historisch gewachsen" aktzeptiert werden sollen. aber was in dieser broschüre, offenbar in ermangelung an wirklich antößigen strassenamen, konstruiert wird, ist beim besten willen an den haaren herbeigezogen. nach nettelbeck ist sicherlich keine strasse benannt worden, weil er tatsächlich oder angeblich am sklavenhandel beteiligt gewesen ist, sondern wegen seiner rolle im kampf gegen napoleon. nach scharnhorst wurde auch in der ddr alles mögliche benannt. irgendwelche schriftsteller haben sich zwischen 33 und 45 irgendawnn mal positiv über den ns geäußert - überraschung! ich hörte, in der ddr bekannten sich zahlreiche schriftsteller zum demokratischen sozialismus und in der brd zu "demokratie und toleranz". canaris war kein linker - ja das hätte ich ja nie gedacht.
mir drängt sich der eindruck auf, hier ging es weniger um eine tatsächliche notwendigkeit, sondern darum, dass die genossInnen in dortmund "auch mal was gegen starssenamen machen wollten". und weil keine agnes-miegel-strasse da war, hat man halt genommen, was da ist.

leute, in dortmund gibts echt andere probleme, oder?

Was hast du denn für ein altbackenes Verständnis von Antifaschismus? Nur gegen Nazis? Wenn es nach dir geht, müssten sich ja sofort alle kommunistischen Gruppen auflösen oder ihren Ansatz nur auf eine Gegen-Nazis-Arbeit reduzieren, nur weil es in ihrer Stadt vielleicht oder tatsächlich Nazis gibt. In Berlin und Frankfurt gibt es auch viele Nazis. Und? Müssen sich jetzt T.O.P. und [f] auflösen, weil sie die "verrückte Logik des kapitalistischen Alltags theoretisch und praktisch aufzubrechen" versuchen?

Hast du die Antifa-Debatte der letzten Jahre mitverfolgt? Offensichtlich nicht.

Sicherlich eine Seminararbeit eines Studenten, der seine Karriere in historischer Bildungsarbeit sieht.

Warum also nicht.

Wieso tauchen auf Linksunten in letzter Zeit eigentlich immer mehr anti-intellektuelle Kommentare auf?

Hat sich hier jemand das Ziel gesetzt "die Studenten" in verruf zu bringen?

Ich hab das jetzt schon unter einigen Artikel gesehen und mus mich doch echt wundern.

So ne Scheiße braucht kein Mensch.

Solche Ressentiments sind dumm und gefährlich.

Echt mal...das muss doch nicht sein....

geh erstmal in der Fabrik arbeiten bevor du mit dem Proletariat redest

Lese eher antiproletarische Kommentare wie: "achja und bitte nur artig am wochenende demonstrieren damit die leute innerhalb der woche weiter fürs kapital schufften können!" --- Gibt nun mal Menschen in diesem Drecksland, die früh aufstehen müssen (ja, müssen!), nicht über die Eltern Krankenversichert sind, keine Semesterferien haben, in keiner "alternativen Szene-WG" wohnen und keinen BAföG kassieren...........Ein Schicksal, welches dem "Intellektuellen" auch blüht, nachdem er seinen Verkaufswert an die Wirtschaft an der Uni verbessert hat......

Vielleicht haben wir jedoch vorher Revolution, aber bitte nicht während der Fusion!

...ist jetzt das Gegenargument?

Mag ja nur so win Bauchgefühl sein, aber ich habe durchaus das Gefühl, dass sich anti-intellektuelle Kommentare auf Linksunten im Moment häufen und finde das bedenklich.

Tut natürlich deinem Argument keinen Abbruch, dass antiproletarische Kommentare genauso bescheuert sind.

Arrogante Kommentare finde ich auch zum Kotzen aber ich finds halt bedenklich, wenn daraus dann gleich "die Studenten" gemacht werden, also ob das deren Wesensmerkmal wäre. Arrogante idioten, sind arrogante idioten. Studenten sind studenten. Ich sehe da keinen Zusammenhang.

mehr als nur eine plumpe umbenennungsforderung. weiter so!

Dortmund. Mit der Broschüre „Wegweiser in die Vergangenheit – Fragwürdige Straßennamen in Dortmund“ möchte die Antifaschistische Union Dortmund eine Anregung schaffen, sich mit der geschichtspolitischen Bedeutung von Straßennamen auseinanderzusetzen und die jeweiligen Benennungen kritisch zu hinterfragen.

In der 36 Seiten umfassenden Arbeit möchten die Herausgeber anhand einiger Beispiele veranschaulichen, welche soziohistorischen und politischen Umstände bei der Straßenbenennung eine Rolle spielen bzw. gespielt haben. Zudem will man der Frage nachgehen, inwiefern die Umbenennung einer Straße mit fragwürdigem Erinnerungsinhalt sinnvoll ist.

Fragwürdige Persönlichkeiten
„Im Vordergrund unserer Analyse stehen unter anderem solche Straßennamen, die fragwürdigen Persönlichkeiten gewidmet sind oder an historische Ereignisse erinnern, die mittlerweile als untragbar gelten“, erklärt Kerstin Wiedemann, Pressesprecherin der Antifaschistischen Union Dortmund. Zwar wurden nach 1945 solche Straßen, deren Namen in direkter Verbindung mit dem Nationalsozialismus standen, umbenannt, jedoch gibt es weiterhin Benennungen, die auf Wegbereiter, Täter oder Organisationen dieser Zeit hinweisen.

Es sei nicht hinzunehmen, dass das Stadtbild bis heute geprägt ist von Straßennamen, die Persönlichkeiten ehren, die als ideologische Vorreiter von Krieg und Nationalsozialismus gelten. Wiedemann fordert des Weiteren, dass die Stadt eine Experten-Kommission einberuft, die die Dortmunder Straßen nach fragwürdigen Erinnerungsinhalten und auf ihre heutige politische Tragfähigkeit untersucht. In anderen Städten, wie Münster, sei dies erfolgreich umgesetzt worden. Es geht u.a. um folgende Straßen: Castellestraße, Yorckstraße, Feldherrn- oder Gneisenaustraße. Die Broschüre gibt es kostenlos unter:

http://antifaunion.blogsport.de/images/WegweiserInDieVergangenheit.pdf

 

http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/Antifa-kritisiert-fragwuerdige-...