Kein Podium für Rassisten - Keine Veranstaltung mit Sarrazin in Mannheim!

Sarrazin - Halt's Maul!

Pressemitteilung des AK Antifa Mannheim vom 01.06.2011
Zur Veranstaltung „Klartext der Wirtschaftsjunioren der Metropolregion Rhein-Neckar“ am 30. Juni 2011 wurde Thilo Sarrazin ins Kongresszentrum Rosengarten eingeladen, um über seine Thesen zu Migration und Zuwanderung zu sprechen. Von Lokalpolitikern, gesellschaftlichen Gruppen  und dem Oberbürgermeister wurde die Veranstaltung bereits scharf kritisiert, da Sarrazins Thesen rassistisch begründet sind und als Steilvorlage zur Hetze gegen Migrant_innen dienen. Auch der AK Antifa Mannheim fordert die Ausladung des Rassisten, betont aber, dass der Nützlichkeitsrassismus, der Sarrazin als zentrale Motivation für seine Thesen dient, bei fast allen etablierten Parteien vorhanden ist.

 

Neben dem ewig gestrigen Rassismus der Nazis, die Menschen nach Aussehen, Herkunft und Abstammung bewerten, hat sich eine weitere Form des Rassismus in der herrschenden Politik etabliert. Die Parole lautet: Zuwanderung ja, aber nur wenn sie Deutschland von Nutzen ist. Somit werden Menschen zwar immer noch nach Herkunft und Abstammung kategorisiert, unter bestimmten Umständen wird ihnen jedoch die "Integration" in die deutsche Gesellschaft erlaubt. Wenn sie gut ausgebildet sind, bereit, die deutsche Sprache zu erlernen und Verfassungstreue versprechen, dürfen sie bleiben und haben sogar die Möglichkeit, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Beispiele dafür sind die Anwerbung von Informatiker_innen, Ärzt_innen oder Fußballspielern.  Maßstäbe für Zuwanderung heute sind weniger biologistische oder völkische Kriterien sondern jene des kapitalistischen Akkumulationsregimes, die sogenannten Bedürfnisse der Wirtschaft.

Menschen, die jedoch aufgrund ihrer schlechten Lebenssituation nach Deutschland flüchten, haben diese Privilegien nicht. Selbst Krieg und Verfolgung, drohende Inhaftierung, Folter oder Tod werden bei Flüchtlingen immer seltener als Grund zur Gewährung von Asyl gesehen. Stattdessen werden die Menschen bereits an den europäischen Außengrenzen abgefangen, wenn sie nicht auf dem Weg bereits ertrunken sind. Diejenigen, die es bis hierher schaffen, werden mit Sondergesetzen, wie Residenzpflicht, Lagerunterbringung und drohender Abschiebung gegängelt. Ein würdiges Leben bleibt ihnen auch in Deutschland verwehrt.

Thilo Sarrazin steht mit seinen Positionen als Schlüsselfigur zwischen biologistischem Rassismus und seiner moderner Form im globalen Kapitalismus. Gerade auch die Rückbesinnung auf längst widerlegte Thesen, beispielsweise solche, dass Jüd_innen bestimmte Gene hätten, die zu bestimmten Eigenschaften führten, macht Sarrazin auch bei den Nazis beliebt. Solche Thesen verschärfen das ohnehin rassistische Klima der Gesellschaft und machen das solidarische Zusammenleben aller Menschen unmöglich. Sie fördern Konkurrenz, Ausgrenzung und Hass gegen die, die scheinbar nicht dazugehören.

"Der rassistischen Hetze des SPD-Mitglieds wollen wir gemeinsam und solidarisch entgegen treten. Wir begrüßen den Protest, der sich bisher gegen die Veranstaltung der Wirtschaftsjunioren regte, wenn auch aus durchaus unterschiedlichen Motiven.", so eine Sprecherin des AK Antifa Mannheim. Dieser fordert die Ausladung Sarrazins und ruft zu Protesten auf, sollte er nach Mannheim kommen. Die Sprecherin ergänzt: "Jeder Mensch soll da leben, wo er will. Dem beschränkten Nationalismus setzen wir grenzenlose Solidarität entgegen."

 

AK Antifa Mannheim

 

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Anmelden kann man sich bei Frau Isabel Biegel noch bis 10.6. und zwar hier. Vielleicht hast du Glück und bekommst noch einen Platz?

Es ist immer wieder erstaunlich, dass jedem linken Aufruf gegen Sarrazin anzusehen ist, dass er seine Informationen zu Sarrazins Positionen ausschließlich aus bürgerlichen Medien hat. Diese waren mit Sarrazin immer recht schnell fertig als sie ihn Rassismus vorwerfen konnten, also "ewig gestrige" und "längst widerlegte" Auffassungen. So wird auch immer so getan als hätten die selbst keine Gemeinsamkeit mehr mit Sarrazin, wo der AK ja wenigstens sowas ankündigt: "dass der Nützlichkeitsrassismus, der Sarrazin als zentrale Motivation für seine Thesen dient, bei fast allen etablierten Parteien vorhanden ist." Statt aber die Gemeinde, die einen Sarrazin selbst ausladen will, sich aber gar nicht groß von ihm unterscheidet mal zum Gegenstand des Protests zu machen, stürzt man sich als Linksradikaler gerade auf den, den die Gesellschaft selbst zum Skandal erklärt - und leiert genau dieselbe Kritik an Sarrazin runter, wie man sie in FAZ und sonst wo zur genüge lesen konnte:

 

"Thilo Sarrazin steht mit seinen Positionen als Schlüsselfigur zwischen biologistischem Rassismus und seiner moderner Form im globalen Kapitalismus. Gerade auch die Rückbesinnung auf längst widerlegte Thesen, beispielsweise solche, dass Jüd_innen bestimmte Gene hätten, die zu bestimmten Eigenschaften führten, macht Sarrazin auch bei den Nazis beliebt. Solche Thesen verschärfen das ohnehin rassistische Klima der Gesellschaft und machen das solidarische Zusammenleben aller Menschen unmöglich. Sie fördern Konkurrenz, Ausgrenzung und Hass gegen die, die scheinbar nicht dazugehören."

 

So verschleiert man einfach komplett, was die Aussage seines Buchs sein sollte: Jeder, der das Buch in irgendeiner Art kritisierte, stürzte sich auf seine Aussage zu den Genen, womit der Eindruck vermittelt wird, dass dieser Rassismus seine Hauptaussage gewesen wäre. In der ersten Auflage war nur ganz kurz mal davon die Rede und in der zweiten Auflage wurde das mit dem "Judengen" komplett gestrichen. Auch als er bei Polittalks im Fernsehen saß, hat er immer wieder deutlich gemacht, dass ihm die Aussage nicht wichtig ist und sich auf diese nicht festlegen wollen.

Dann ist es auch falsch so zu tun als ginge seine Hetze zentral gegen Ausländer. Man merkt doch, dass er gegen hochqualifizierte Ausländer nichts hat, auch nichts gegen intelligente Juden - die Nützlichkeit, an die ihm viel liegt, ist wirklich das zentrale an seiner Hetze. So ist es nämlich die Unterschicht allgemein gegen die er hetzt, dem deutschen Lumpenproletariat will er genau so gut das Leben zur Hölle machen, ihre Kinder in Ganztagsschulen kasernieren, wo sie ruhig gehalten werden und den Erwachsenen allgemein es zu erschweren Kinder zu machen, die am Ende unnützlich für Staat und Kapital sind. Die Kinder, die bereits in der Welt sind, will er dem Einfluss ihrer prekarisierten Eltern entziehen. Stattdessen will er es der Elite vereinfachen Kinder kriegen zu können, die ihre Kinder tauglicher erziehen können und so künftig ne solidere Basis für den Staat bilden. Daran ist ja auch schon Von der Leyen gewesen.

Schlimm an Sarrazins Rassismus bzw. am Rassismus allgemein ist übrigens nicht (nur) der Rassismus, sondern schlimm am Rassismus ist vielmehr zu welchen elendigen Lebenslagen er die Legitimation ist. Diese sind nämlich seine Grundlage. So wird der Eindruck vermittelt, dass ohne den Rassismus, die Gesellschaft viel harmonischer wäre und nicht von so viel Gegensätzen geprägt.

Interessant ist übrigens, wo ihr seht, dass da das "solidarische Zusammenleben" verunmöglicht wird. Doch nicht gerade durch einen Sarrazin? Wo gibts denn im Kapitalismus ein Gemeinsam, dass rassistische Arschlöcher stören?

Also ohne jetzt auf deinen ganzen Text eingehen zu wollen, nur mal eine kleine Anmerkung:

Wenn Sarrazin den Rassistischen Mist in seinem Buch nicht so stark in den Vordergrund stellt und "das mit dem Judengen" in der zweiten Auflage komplett streicht, oder sagt, dass ihm das "nicht so wichtig" sei, dann heißt das noch lange nicht, dass das auch so ist. So wir du dem AK hier vorwirfst den bürgerlichen MEdien auf den Leim zu gehen gehst du hier aber ganz schön dem Sarrazin auf den Leim, wenn du ihm glaubst, dass er die Stellen die ihn angreifbar machen garnicht so sehr ernst meint.

Mir ist es eigentlich fast egal, ob man es ihm glauben kann oder nicht. Die Person Sarrazin macht mir weniger zu schaffen als die Leute, die auf ihn hören. Und wenn er die Sache mit dem Judengen künftig für sich behält und nur noch den anderen Rest seines Buches erzählt, wo er auch mehr Zustimmung erfährt, dann wäre es doch wichtiger den Mist auseinanderzunehmen. Es ist bezeichnend für eine Linke, die den Rassismus in seinem Buch nur an abfälligen Äußerungen zu Ausländern oder Juden entdecken. Dabei sollte auch da auffallen, dass er gar nicht gegen Ausländer allgemein hetzt, sondern nur gegen die, die nicht als Elite was für Deutschland leisten. Den Konkurrenzverlierern in der kapitalistischen Scheiße sagt er nach, dass ihr Versagen in ihrer Natur läge. Diesen Satz findest du weitaus öfters hier, eben nicht nur bei Sarrazin. Weil so fast jeder denkt, ist er da nicht angreifbar. Nur da, wo er im Ton etwas danebenlangt. Antifa will doch Angriff sein, oder? Sie greift nichts anderes an als die bürgerliche Öffentlichkeit selbst zum Skandal erklärt. Lustig wie du mir vorwirfst, ich würde dafür sorgen, dass er unangreifbar wird. Ich greife die Gedanken von Sarrazin aber einfach nur sehr viel früher an und ärgere mich über Linke, die vom Alltagsirrsinn der bürgerlichen Gesellschaft ablenken, indem sie nur die von der Öffentlichkeit breitgetretenen Skandale zu bekämpfen versuchen.

Gibt es Flyer?