Proyecto Memoria - Deutsch-französische Antifasolidarität

29. März 1997 Strassbourg I Demonstration gegen den FN (Foto: Antifa, die kleinen Strolche)

Schon in der Vergangenheit kam es von Bochumer Antifas zu Solidaritätsaktionen mit Frankreichs AntifaschistInnen. Die Antifa „die kleinen Strolche“ organisierte die beiden hier skizzierten Aktionen, die wir noch einmal kurz vorstellen wollen.

Das eine war die Beteiligung an einer Demonstration gegen die Front National (FN) im Jahr 1997. Das andere das Aufgreifen einer französischen Solikampagne für Yves Peirat, der Ende der 90ziger angeklagt war, militant gegen den FN vorgegangen zu sein.

 

1) Antifa „die kleinen Strolche“:

Vor 14 Jahren, am Osterwochenende 1997, fand in Strassbourg eine Demonstration gegen den Front National statt. Dieser hielt dort seinen 10. Parteitag im Elsass ab.

Aus ganz Frankreich mobilisierten antifaschistische Gruppen zu einer Großdemonstration am Samstag den 29.März nach Strassbourg. Schon die ganze Woche waren in Strassbourg Aktionen und Ausstellungen verschiedenster Initiativen gegen Rassismus und Faschismus gelaufen.

Man ging von ca. 20000 DemonstrantInnen gegen den FN aus. Gekommen waren schließlich 70000 AntifaschistInnen.

 

Wir waren mit einem Auto aus dem Ruhrgebiet angereist und beteiligten uns an der Demonstration. Als old school - Bericht hier einige Fotos und die deutsche Übersetzung des von uns verteilten Flugblatts.“

 

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Gleichheit und Freiheit

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Keine Gerechtigkeit – Kein Frieden

 

 

Chez GenossInnen und Genossen

 

Wir kommen aus der Industrieregion „Ruhrgebiet“. Das liegt zwischen dem Rhein und der Ruhr, in Nordrhein-Westfalen, BRD. Dort arbeiten wir in antifaschistischen Gruppen. Seit Jahren wenden wir uns mit unserer Politik gegen faschistische Organisationen, Propaganda und Überfälle. Sowie gegen den Rassismus des Staates, der sich in Gesetzen, Lagern, speziellen Gefängnissen und Abschiebungen manifestiert. Antifaschismus und Antirassismus ist für uns eine untrennbare Einheit in dem Kampf für eine antikapitalistische und antipatriachale Zukunft.

 

In Europa wächst der Rassismus der Staaten unter dem Motto der „Festung Europa“ und innerhalb der Bevölkerung nach dem Motto „Hauptsache mir geht es gut“. Die Faschisten erhalten über den Rassismus starken Zulauf. In jedem europäischen Land finden ähnliche Entwicklungen statt. Allein Ausformung und Tempo der rassistischen und faschistischen Gesellschaftsformierung verlaufen unterschiedlich. Dabei helfen sich die Staaten in Absprachen und Gesetzgebungen ebenso, wie sich die faschistischen Parteien und Gruppen in Europa vernetzen und gegenseitig unterstützen.

 

Welche immensen Ausmaße der Rassismus in Frankreich angenommen hat konnten wir in Deutschland in der letzten Zeit über die Medien erfahren: Die Deportationen von Menschen die zu „Illegalen“ gemacht werden. Die gewaltsame Brechung ihrer Widerstandsaktionen, die sie in Form von Kirchenbesetzungen durchführen. Das Depre-Gesetz, das außereuropäische Menschen zu verdächtigen Elementen und Denunziation zum guten bürgerlichen Ton macht. (Das Tragen des Davidstern im „Dritten Reich“ kam nicht über Nacht. Ihm gingen viele „Depre-Gesetze“ voraus.)

Was der erstarkende Faschismus für MigrantInnen, Frauen, Arme, Homosexuelle, Behinderte, Obdachlose, für Kulturschaffende und freiheitsliebende Menschen bedeutet, davon erfahren die Menschen in Orange, Toulon und Vitrolles gerade einen Vorgeschmack.

Aber was erzählen wir Euch das. Das wisst Ihr allemal besser als wir.

 

Wir sind heute nach Strassbourg gekommen, um Euch unsere Solidarität im Kampf gegen die FN und den Rassismus zu bekunden.

 

Faschismus und Rassismus müssen international bekämpft werden. Wir wünschen uns Austausch, Diskussion und Kontakt mit französischen AntifaschistInnen/AntirassistInnen und würden uns freuen, wenn Ihr mit uns Kontakt aufnehmen würdet.

 

 

Hoch die internationale Solidarität

 

Antifa „die kleinen Strolche“ und „Antifa Arbeitskreis Castrop“

 

 

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2) Antifa „die kleinen Strolche“:

Ende der 90ziger erfuhren wir von der Verhaftung mehrerer AntifaschistInnen in Südfrankreich. Sie sollten gegen den FN militant vorgegangen sein. Wir veröffentlichten so gut es ging Informationen zu den Vorgängen rund um den Prozess gegen Yves Peirat. Dazu nutzten wir auch die von uns  initiierte Antifa Zeitung „LOTTA“, die man damals noch als Bewegungszeitung bezeichnen konnte.

Darüber führten wir mit Yves einen privaten Briefaustausch.“

 

 

Aus der „LOTTA 2“, März 2000

 

Vive la solidarite internationale!

 

Solidarität mit Willy Ferrari und Yves Peirat

 

Am 15. Oktober letzten Jahres wurden drei AntifaschistInnen in Südfrankreich verhaftet. Während die Frau wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, sind die beiden Männer weiterhin in Haft. Bei Yves Peirat (40) und William Ferrari (39) handelt es sich um langjährige Aktivisten der Antifa-Scene.

Ihnen wird vorgeworfen, Mitglied einer militanten Organisation namens FTP, Francs – tireurs – partisans, zu sein. Diese hatte in den letzten Jahren mehrere Büros der rechtsradikalen Front National (FN) zerstört. Diese Zerstörungen standen vor allem im Zusammenhang mit der Ermordung des 17 jährigen Komorer Ibrahim Ali, der im Februar 1995 von Wahlkampfhelfern des FN in Marseille erschossen wurde. Ebenso zerstörte die Gruppe am 28. Oktober 1998 die Eingangstür zum Umspannungsraum des Stadions von Vitrolles. Dort sollte an diesem Tag ein faschistisches Konzert unter dem Motto „Rock identitaire francais“ stattfinden. Dieses Konzert stand unter der Schirmherrschaft von Catherine Megret. Frau Megret ist die Ehefrau Bruno Megrets, des ehemaligen Chefideologen der FN. Sie ist Bürgermeisterin von Vitrolles, das neben den Städten Orange, Toulon und Marignane, seit einigen Jahren von der FN regiert wird. Alle vier Städte liegen in der Nähe von Marseille und vor allem MigrantInnen, sozial Schwache, Kulturschaffende und Linke konnten dort erfahren, was es heißt von Rechtsextremen regiert zu werden.

Während Yves Peirat sich zu den Taten bekennt, bestreitet William Ferrari die Vorwürfe.

 

Inzwischen hat sich in Marseille ein „Comité de vigilance pour la liberation et la défense de William Ferrari et Yves Pairat“ gegründet. Das Komitee veröffentlichte eine Resolution mit der Aufforderung zur sofortigen Freilassung der Verhafteten. In dieser heißt es:

- in Anbetracht des permanent begangenen Unrechts an einem Teil der Bevölkerung auf Grund seiner Herkunft,

- In Anbetracht der Gefahr, welche die französische Republik läuft, indem sie sich von dem Diskurs des Hasses, des Rassismus und der sozialen Aufspaltung beeinflussen läßt, indem sie den FN und seine Kopien existieren läßt,

- Im Angesicht der Auswirkungen der Ideologie der extremen Rechten: Dem Tod von Ibrahim Ali und anderer rassistischer Verbrechen, die in Frankreich begangen werden, ist das Resultat der Aktionen der FTP nicht vergleichbar.

Die Urheber dieser Aktionen hatten nicht die Absicht, irgendeiner Person Schaden zuzufügen, was selbst die Polizei anerkennt. Aus diesem Grund ist die Inhaftierung aus Gründen der Wiederholungsgefahr nicht gerechtfertigt.

Aus Sorge um die Gerechtigkeit verlangen wir deshalb die sofortige Freilassung Williams & Yves und unterstützen ihre Verteidigung, so daß am Tage des Prozesses die Vertreter der extremen Rechten keinen Profit daraus schlagen können.“

 

Mittlerweile haben über 1200 Personen und Organisationen diese Resolution unterzeichnet. U.a. diverse Antifa-Organisationen, linke Parteien, Gewerkschaften, Krimiautoren, Hochschulprofessore etc..

Der Umstand, daß sich die FTP bei ihrer Namensgebung auf die FTP-MOI der 40iger Jahre bezieht, wird dabei breit kritisiert. Eine Gleichsetzung der historischen Situation wird verneint. Auch waren die Mitglieder der historischen FTP ausnahmslos MigrantInnen und JüdInnen, deren Risiko angesichts des nationalsozialistischen Vernichtungswillen ein ganz anderes war. Ebenso gibt es über die Aktionsform der aktuellen FTP divergierende Meinungen. Dennoch sind sich alle UnterstützerInnen darin einig, sich nicht an der Frage der Militanz spalten zu lassen.

 

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Proyecto International - une semaine a Paris

https://linksunten.indymedia.org/en/node/34916

 

Proyecto International - ein Interview/Gespräch mit Pariser Antifaschisten

linksunten.indymedia.org/de/node/34975

 

 

 

 

 

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Weiteres von Azzoncao:

neu - http://linksunten.indymedia.org/user/166/blog

alt - http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao

 

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"...als die LOTTA noch eine Bewegungs-Zeitung war" ... was ist dein problem mit der zeitschrift?

Auf dem "Manometer" - Treffen im Oktober des letzten Jahres gab es am Samstag den 2.10. folgenden Workshop:

II/1/D: Antifaschistische Medien: Entwicklungen, Potentiale, Eigenständigkeit – Antifaschistisches Infoblatt (aib), Berlin; LOTTA, Antifaschistische Zeitung aus NRW; DER RECHTE RAND, Websites, Radios   (http://www.manometer-familientreffen.org/programm)

 

Hier stellte sich die LOTTA als Bewegungszeitung vor. Dem wurde seitens einer Person von uns entschieden widersprochen.

Da es aber um Medien im Allgemeinen ging und die Person nicht auf eine solche Debatte vorbereitet war, wurde die Kritik nicht vertieft.

Für eine Kritik in der Kommentarspalte zu einem Artikel ist uns unsere Position zu wichtig. Habe bitte Verständnis dafür, dass wir Deiner Frage nicht nachkommen.

Unsere Kritik wird aber mit Sicherheit in Zukunft an anderer Stelle geäußert werden.

Hier noch mal der Flugblatt-Text in französischer Sprache.

 

Egalité et liberté

Pas de justice - pas de paix !

 

Chers camarades !

 

Nous venons de la région industrielle “Ruhrgebiet”. Le “Ruhrgebiet” est situé entre le Rhine et la Ruhr, en Nordrhein-Westfalen, RFA. Là, nous travaillons en des groupes antifascistes. Dé puis des années nous dirigeons notre politique contre des organisations, propaganda et des attaques fascistes. Autant que contre le racisme de l´état, qui se manifeste en des lois, des camps, des prisons particulières et des expulsions. Antifascisme et antiracisme pour nous ça fait une unité inséparable dans la lutte pour un avenir anticapitaliste et antipatriarcal.

 

En Europe, le racisme des états selon la devise de la “fortress Europe” et le racisme dans la population selon la devise”l´essentiel c´est que je vais bien” augmente. A cause du racisme, les fascistes gagnent des nouveaux adhérents. En chaque pays européen, il y a des développements pareils. Seulement la manière et la vitesse de la formation de société raciste et fasciste sont différentes. En cela, les états s´aident ven en des lois et des conventions autant qu´il y a des liaisons et d´aide entre les partis et les groupes fasciste en Europe.

 

En Allemagne, nous aprenians dans la média aux quelles dimensions immenses le racisme en France est arrivé dans le dernier temps. Les déportations des hommes, qui sont fait les “illégaux”. L´oppression violente de ses actions de résistance qu´ils réalisent en des occupations des églises. La loi Debré, qui fait les éléments suspects des hommes pas-européens et le bon ton bourgeois des dénunciations. ( L´obligation à porter le “Judenstern” n´était pas introduite justement comme ça, mais était précedées par beaucoup de “lois Debrés”.)

 

De ça, ce qui signifie le fascisme augmentant pou des migrants, des femmes, des gens pauvres, des homosexuels, des handcapés, des sans-abris, pour des artistes et des gens qui aiment la liberté, de ça les gens à Orange, Toulon et Vitrolles expériencent un avant-goût en ce temps.

 

Mais pourquoi nous vous racontons ça. Vous savez ça bien mieux que nous.

 

Anjourd´ hui nous sommes venus à Strasbourg pour manifester notre solidarité dans la lutte contre le FN et contre le racisme.

Fascisme et racisme doivent être combattus internationalement. Nous souhaitons échange d´informations, des discussions et contacte avec des antifascistes et des antiracistes français et nous serious heureux, si vous nous contactiez.

 

Antifa “die kleinen Strolche” et “Antifa Arbeitskreis Castrop”

c/o Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 44894 Bochum, RFA