Zweite Freiburger Mieten-Stopp Rad-Rallye

Zweite Freiburger Mieten-Stopp Rad-Rallye

Am 19. Februar beteiligten sich in Freiburg gut 50 Menschen an einer Raddemo gegen steigende Mieten, Leerstand und Gentrifizierungsprozesse. In teilweise intergalaktischem Outfit und mit heterogener Musik radelten die Aktivist_innen knapp drei Stunden lang durchs nördliche Freiburg. Dabei wurde an exemplarischen Orten auf eine verfehlte Stadtplanung und unsoziale Wohnraumpolitik hingewiesen. Die Bullen beteiligten sich nur zu dritt und in romanartigem "Brenner-Outfit" am Auftakt der Aktion neben dem Edel-Diner-Treff "Coucou" im "Breisacher-Tor".

 

Am gestrigen sonnigen Samstag versammelte sich gegen 13 Uhr ein bunter Haufen motivierter Radler_innen an der Rempartstraße, Ecke Gartenstraße in Freiburg. Nach einer von zahlreichen Ordnungshüter_innen begleiteten 1. Freiburger Mieten-Stopp Polit-Rad Rallye im Oktober 2010, tauchten am 19. Februar nur wenige Zivi-Bullen und eine kurzweilige Streife am öffentlich beworbenen Treffpunkt auf. Die Radtour konnte nach ein paar Begrüßungsworten von Musik begleitet und selbstbestimmt die geplante Route ansteuern.

 

Los ging es über Rempartstraße und Rotteckring, den wunderschön Aufgewerteten Fahnenbergplatz entlang, hinauf zum Siegesdenkmal und die Habsburger Straße hinunter. Die Demonstrant_innen führten Schilder mit Parolen wie "Miet Streik jetzt!", "Recht auf Stadt!" oder "Enteignet die Von und Zu Guttenbergs!" mit sich und schwänkten linksmotivierte Stofftücher.

 

Eine erste Station bildete ein im Sanierungsprozess begriffener Altbau an der Habsburgerstraße. Dort wurde, wie an so vielen Orten kapitalistisch Verdrängt, wird nun Raum geschaffen, für Wohlhabende. Vom obersten Stock des Gebäude mit den Ein- und Ausgehenden Bauarbeiter_innen baumelt ein Transparent: Nein zur Luxussanierung! Nach einem kurzen Redebeitrag zum konkreten Fall geht es weiter, ins Herdermer Musikerviertel, in die Johann-Sebastian-Bach Straße.

 

Dort plant die Freiburger Stadtbau (FSB) den Abriss der ehemaligen Kleinrentner_innen Siedlung. Enstehen sollen schöne, neunmal passivhausstandartgerechte, unbezahlbare Wohnräume. Eine äußerst außerirdische und Gentifizierungs-kritische Rede, thematisch passend zum Raddemo-Motto Gentri-Fiktion, wird geboten. Ein paar wenige Anwohner_innen gesellen sich dazu, um der kosmo-genialen Rede zu lauschen.

 

Die meisten Mieter_innen der Johann-Sebastian-Bach-Straße sind wegen des Drucks der Stadt aus den gegangen. Nach und nach sollen die überwiegend alten verbliebenen Leute ihre Wohnungen noch dieses Jahr verlassen.

 

Die Raddemo machte sich nun auf den Weg zur letzten Etappe, dem Quartier Brühl-Beurbahrung. Auf dem Tennenbacher-Platz berichtete ein Redner der Wohnen-ist-Menschenrecht-Initiative über teilweise erfolgreiche Mietstreiks im Viertel. Der Großteil der sehr entspannten Rad-Demo endete letztlich im Stadtteil Grün.

 

Ein zeitgleich gegenüber des Jos-Fritz-Buchladens einparkender Erik-and-Sons-tragender Schwarzwald-Nazi in Begleitung einer Bekannten durchblickte scharfsinnig das Bedrohungspotential und flüchtete rasch aus dem Viertel.

 

Alles in allem eine schöne Tour und sicher nicht die letzte. Nach gut besuchten Veranstaltungen der Recht-auf-Stadt-Kampagne in der Gartenstraße 19 und dem Strandcafe und zwei kleinen Raddemos wird auch in Freiburg eine überfällige Kritik an verfehlter Sozial- und Wohnraumpolitik sichtbar. Mal schaun' was der Frühling bringt.

 

Nehmen wir uns die Stadt zurück: Plätze. Häuser. Alles!

 

RDL-Radio-Beitrag

 

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hier gibt es nen weiteren Artikel zur Demo