MZ: Aktionstag der Polizei

Aufruf zur Zivilcourage, thematischer Beitrag!

 In Mainz wurde gestern in der Römerpassage der "Aktionstag der Polizei" von der rheinlandpfälzischen Polizei veranstaltet. Ein äußerst schräges Erlebnis. Zum Glück konnte die gleichzeitig stattfindende kleine Kundgebung gegen Polizeigewalt und für Kennzeichnungspflicht nicht nur seriös informieren, sondern auch für angebrachte Heiterkeit sorgen.

 

Der Aktionstag der Polizei wurde von diversen Organisationen wie beispielsweise BÜRGERaktiv, dem weissen Ring, Kriminalprävention, aber auch den Johannitern und einer Tanzschule unterstützt. Auch der Asta der Uni Mainz wurde angefragt, lehnte aber dankend ab.

 

Von zehn bis siebzehn Uhr hatte die Polizei ein buntes Programm organisiert. Von Auftritten einer Schlagersängerin, brasilianischen Sambatänzerinnen in Bikinis, Clowns und den "Men in Blue", dem Polizeiorchester, gab es immer wieder Gespräche zum Thema Gewalt im polizeilichen Alltag und Interviews von Prominenten (welche lediglich aus dem regionalen Sportbereich stammten) oder Polizisten, wie dem Polizeipräsident. Der Innenminister hatte in letzter Sekunde abgesagt...

 

Zwar hatte die Polizei auch vor beiden Ausgängen der Römerpassage Infostände aufgebaut, die wirkten jedoch so unnahbar und unattraktiv, dass die Polizei vor allem in der Römerpassage und außerhalb durch Flyern präsent war.

 

Die Rolle die rheinlandpfälzische PolizistInnen im Alltag oder beispielsweise bei der Räumung im Zuge S21 spielten und beim baldigen Castortransport spielen werden, sollte dann aber doch auch kritisch hinterfragt werden. Denn zur Überraschung der Polizei war gleichzeitig am einen Ausgang der Römerpassage eine Kundgebung unter dem Motto "Transparenz schützt Menschenrechte - für Kennzeichnungspflicht" angemeldet. Die freundliche Begrüßung der Polizei mit dem Hinweis, dass man sich ja nicht im Weg stehe, obwohl man anscheinend zufällig am selbigen Tag hier eine Aktion durchführe, endete schlagartig als das "Stoppt Polizeigewalt, für Kennzeichnungspflicht" entrollt wurde und klar wurde worum es eigentlich ging. Ein Mitarbeiter des Innenministeriums drohte auch sofort, dass man mit Strafverfolgung rechnen müsste, wenn man Flyer verteile oder das Transparent weiterhin öffentlich aushänge, da dort von Polizeigewalt die Rede sei, was es ja gar nicht gebe. Da er daraufhin einfach ausgelacht wurde, holte er sich wohl juristischen Rat und gab dann klein bei...

 

Schnell wurden Flyer verteilt, ein Stand mit Informationen von Amnesty und der roten Hilfe aufgebaut, es gab eine Stellwand für weitere Informationen ,es wurden Videos zu Polizeigewalt (Panorama, Monitor, Videos von Demos und S21) gezeigt und Redebeiträge verlesen. Ständig waren auf der Kundgebung etwa 20 Leute, insgesamt waren zwischen 11:30 Uhr und 16:30 Uhr wohl etwa 40 Leute da.

 

Da die Flyer der Polizei und die der AktivistInnen sich vom Layout stark ähnelten, grundsätzlich fast alle Leute die durch die Römerpassage liefen auch bei der Kundgebung vorbei kamen und dort Polizei, AktivistInnen und MitarbeiterInnen des Aktionstages gleichzeitig flyerten kam es immer wieder zu witzigen Szenen. Zum einen weil PassantInnen die verschiedenen Aktuere nicht auseinanderhalten konnten und Flyer gegen Polizeigewalt der Polizei zurückgeben wollten oder den Flyer gegen Polizeigewalt erhalten hatten und dann der Polizei sagten, sie hätten schon einen. Zum anderen mussten PassantInnen immer wieder schmunzeln bis lachen, wenn sie erkannten, dass hier quasi pro und contra polizei geflyert wird.

 

Insgesamt kam die Aktion bei PassantInnen gut an, selbst einige PolizistInnen mussten schmunzeln und ein Mitarbeiter des Innenminsteriums versprach über das Thema auf der bald stattfindenden IMK in Hamburg(18.-19.11.2010) zu reden. Ob das tatsächlich passiert und sich etwas ändern wird, ist zwar nicht wahrscheinlich, aber die Kritik ist auf alle Fälle angekommen und es war eine selten witzige Aktion!

 

Auch wenn leider nichts in den Medien steht:

http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/9578609.htm

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Den Aktionstag gab es letzte Woche Donnerstag übrigens auch im Ludwigshafener Rathauscenter. Ist wohl ne landesweite Aktion..