Dresden: Aktionskonferenz beschließt Blockade

Podiumsdium am Freitag

Das Bündnis 'Dresden - Nazifrei', welches sich die erneute Verhinderung des erwarteten Nazigroßaufmarsches im Februar 2011 auf die Fahnen geschrieben hat, lud an diesem Wochenende zu einer Aktionskonferenz ein. Rund 250 Teilnehmer, davon viele aus Dresden und Umgebung, sowie zahlreiche Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet waren ins Gewerkschafthaus gekommen. Spektrenübergreifend debattierte man u.a. über die Gedenkpolitik in Dresden, blickte auf den letzten 13. Februar zurück und versuchte Schlussfolgerungen für die diesjährigen Aktivitäten zu ziehen.

 

Eröffnet wurde die Konferenz durch eine Podiumsdiskussion. Während Teilnehmer aus dem autonomen Spektrum im letzten Jahr positiv überrascht waren, dass das Konzept der Massenblockaden von der Mehrheit der Zivilgesellschaft ohne große Bedenken mitgetragen worden ist, stand die Frage wie Naziaufmärsche verhindert werden können, in diesem Jahr überhaupt nicht mehr zur Debatte. Nach dem Erfolg der Massenblockaden in diesem Jahr, gibt es wohl auch kaum Argumente, um an dem Grundprinzip zu rütteln. 


Stattdessen konnte in verschiedenen Workshops eher die Umsetzung erörtert werden. Für die Teilnehmer gab es beispielsweise Hinweise zur Organisation von Buskonvois und ein Blockadetraining. Die Pressegruppe des Bündnisses schilderte ihre Erfahrungen aus dem letzten Jahr, als im Vorfeld wochenlang vor allem die Lokalpresse hauptsächlich die staatlich geförderte Menschenkette thematisierte und nach den erfolgreichen Blockaden plötzlich umschwenken musste und einräumte, dass es wohl doch die Blockaden und nicht eine Frau Orosz (Oberbürgermeisterin (CDU)) war, welche den Nazis Ungemach bereiteten.


Das größte Interesse bestand, wie in Dresden kaum anders zu erwarten, an der Diskussion über den "Mythos-Dresden". Sechzig Personen nahmen an diesem Workshop teil, der wie alle anderen auch am Samstag stattfand. Das Spannungsfeld von Antimilitarismus, (Kollektiv-)Schuld, Opfermythos, Gedenkkultur in Dresden und darüber hinaus, sorgten für kontroverse Diskussionen. Einigkeit bestand jedoch darin, dass das offizielle Gedenken, so wie es momentan stattfindet nicht tragbar ist. Kritisiert wurde besonders, dass für Dresden der 13. Februar der zentrale Tag zu sein schein, während andere Daten wie etwa der 9. November oder der 27. Januar kaum Beachtung finden. Aufgrund der breit gefächerten Positionen, beschloß man im Bündnis eine Arbeitsgruppe zum Thema einzurichten und forderte zur Verfassung von Diskussionsbeiträgen auf, welche in Zukunft auf der Homepage veröffentlicht werden sollen. Ob es dadurch gelingt die Kritik an der Form des Gedenkens in die breitere Öffentlichkeit zu bringen, bleibt abzuwarten. Da jedoch im Bündnis viele zivilgesellschaftliche Kräfte vor Ort engagiert sind, scheint es tatsächlich an der Zeit, auch dort die Debatte zu fokussieren. 


Dennoch steht die Verhinderung des Naziaufmarsches ganz oben auf der Agenda. Die Aktionskonferenz verabschiedete eine Resolution in der es u.a. heißt: 
"Wir werden uns in Dresden durch Aktionen des zivilen Ungehorsams den Nazis entgegen stellen und sie blockieren. Dies eint uns über alle sozialen, politischen und kulturellen Unterschiede hinweg."
 


Der erste Schritt in diese Richtung wurde auf der Aktionskonferenz getan. Da zu bezweifeln ist, dass die Dresdener Staatsanwaltschaft nach den Erfahrungen aus dem letzten Jahr, wieder unverhofft Schützenhilfe bei der Mobilisierung leisten wird und die Nazis in diesem Jahr vorgewarnt sind, scheint - trotz aller Erfolge der Vergangenheit - die Aufgabe vielleicht schwieriger als je zuvor, denn auch der Erwartungsdruck ist hoch. Ein Selbstläufer ist Dresden noch lange nicht.

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