Wo es keine Gerechtigkeit gibt, gibt es auch keinen Frieden! - Ausschreitungen im Zentrum von Athen nach Gerichtsurteil

Ermou

Nachdem das Berufungsgericht von Athen gestern gegen die Freilassung der Gefährt*innen Irianna und Perikles entschieden hat, wurde gegen 19 Uhr die Bullenstation in Exarchia mit Steinen und anderen Gegenständen angegriffen. Der Angriff erfolgte laut Presse durch jugendliche Gruppen, die zuvor vor dem Berufungsgericht randaliert hatten. Dort wurden Steine auf MAT-Einheiten geworfen und auf der Alexandras Straße Mülleimer in Brand gesetzt, so dass für einige Zeit der Verkehr unterbrochen werden musste. Am Abend versammelten sich ca. 800 solidarische Menschen sowohl aus dem anarchistischen/antiautoritären Raum als auch viele außerparlamentarische linke Gruppierungen am Monastiraki Platz um gegen die Gerichtsentscheidung zu protestieren.

 

Im Zuge dessen wurde die Ermoum, Athens repräsentative Einkaufstraße, praktisch komplett zerstört.

 

Video I

Video II

 

Laut Pressemeldungen gab es 14 Ingewahrsamnahmen.

 

Hintergrund:

 

Irianna wurde vom Gericht zu 13 Jahren Haft wegen Mitgliedschaft in der Organisation der Verschwörung der Zellen des Feuers verurteilt. Sie befindet sich derzeit in Haft. Ebenso Perikles der aus den gleichen Gründen verurteilt wurde. Einziger „Beweis“: DNA Fragmente auf einer Waffe, die auf dem Gelände der Universität in Zografou gefunden wurde und ihr angeblich zugeordnet werden kann. Außerdem ihre persönliche Beziehung zu einem mittlerweile vom Vorwurf der Mitgliedschaft freigesprochenen Anarchisten. I

Irianna und Perikles werden für ihre persönlichen und sozialen Beziehungen in Sippenhaft gehalten. Irianna dafür dass sie solidarisch zu ihrem Partner hält und Perikles, der als Mitbewohner des Partners von Irianna während einer Hausdurchsuchung angetroffen wurde.

 

In den letzten Wochen gab es landesweit zahlreiche Solidaritätsaktionen, die die Freiheit von Irianna und Perikles forderten. Die Solidaritätsbewegung bringt in beiden Fällen immer wieder den Begriff „Idionymo“ ins Spiel. Dieser Begriff ruft schreckliche Erinnerungen in der griechischen Gesellschaft wach. Er steht für Verfolgung, Folter und Ermordung von Menschen aufgrund familiärer und sozialer Verbindung zu politisch Verfolgten während des Bürgerkriegs und der Diktatur. Während dieser Zeit wurden zahlreiche Akten über Personen angefertigt, die lediglich aufgrund von Verwandtschaftsbeziehungen verfolgt wurden. Diese Akten bestanden auch noch lange nach dem Ende der Diktatur und wurden, zumindest offiziell, erst durch die PASOK Regierung Anfang der 80er vernichtet. Es zeigt sich jedoch auch in anderen aktuellen Beispielen, wie z.B. in der Entführung des Sohnes der Revolutionäre Pola Roupa und Nikos Maziotis, dass auch die Syriza-Regierung Vermächtnisse der Diktatur, wie die Sippenhaft nach wie vor fortführt und der Staat Kontinuität, gleich welcher Regierung, besitzt.

 

Der komplexe Angriff auf die Haupteinkaufsstraße ist auch wegen der qualitativen Steigerung gegenüber den sonst oft ritualisierten Auseinandersetzungen im eigenen Viertel begrüßenswert. Diese wöchentlichen Scharmützel sind aber auch Voraussetzung für die Fähigkeit im Zentrum der Stadt zu agieren.

 

Video: Verteidigung der autonomen Zone Exarchia, 29. Juni 2017

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auf zur KÖ in Düsseldorf!!!

Aber niemand weiß was davon...

Offensichtlich wurden "Unbeteiligte", eventuell Tourist*innen festgesetzt - die Rede war von einigen "Ausländern" - genau wie beim "Überfall" der bekannten und sehr aktiven halb-legalen militanten Rubikongruppe auf die Bank of Greece, auch die Tage; auf deren Flugis stand in etwa, die "Bank Of Greece ist der Steigbügelhalter der Memoranden." (Punk beachte den versuchten Sturm auf das griechische Parlament durch Anarchis*innen beim letzten Generalstreik am 19. Mai, dort wird ausdrücklich auf das "4.Memorandum" verwiesen und das ist keine Halluzination, die westlichen Medien ignorieren es oder finden keinen Namen...)

Hohe Syrizas bis hoch zu Tsipras äussern sich gegen das erneute Urteil und stellten eine neue Verhandlung mit anderem Personal in Aussicht, der Fall wird breit diskutiert. Die Terror-Polizei verweigerte die Akteneinsicht zur erneuten Spurenanalyse mit dem markanten Hinweis der Unmöglichkeit, weil die "Spuren" dann zerfallen würden; "Spuren" wurden wie bereits so oft an Munitionsteilen gefunden, die noch nie zum Einsatz kamen.

Der Fall hängt auch mit dem Freispruch für den Anarchisten und Autor Tasos Theofilou zusammen, der bis zum 7.7.17 5 Jahre für einen Banküberfall und Mord eingesessen hatte. Auch dort gab es "mobile Spuren". Es handelt sich also um eine Retourkutsche der Justiz mit ihren Kontinuitäten aus der Zeit der Junta-Diktatur und gleichzeitiges Vorbereiten verschärfter Terrorgesetze.

Punk beachte, daß Griechenland noch keinen islamistischen Terroranschlag überstehen mußte, d.h. manch eine*r fragt sich längst wie es sein kann, daß viele, teilweise jugendliche Militante als "Terrorist*innen" zu 20, 25 Jahre verknackt werden, die anderswo in der EU mit 2,3 Jahren davon kommen würden.

Währenddessen eskaliert der Champions League-Aufsteiger der Spezialist*innen für Sippenhaft an der Ostküste der Ägäis und rund um Zypern.

Nach dem erneuten Scheitern der Verhandlungen (in der Schweiz, quasi im Schatten von G-20) zur Wiedervereinigung Zyperns - die Türkei möchte gerne u.a. 4 EU-Rechte bekommen, die ihr u.a. den Import in die EU via Zypern als Hub supi erleichtern würde, plus vermehrte Visa und Geschäftsfreiheiten - schickt die Türkei Kriegs- und Forschungsschiffe rund um Zypern, um dortigen Bohrungen nach Gas in 4500 Meter Tiefe als "unilaterale Aktionen, die dem Vehandlungsfahrplan" und ihren Schutzrechten widersprechen würden, zu protestieren. Es gibt eine Allianz aus Zypern, Israel, Ägypten, Griechenland und Italien für zwei Pipelines nach Lecce in Süditalien - in Lecce gibt's nebenbei bereits militanten Widerstand gegen die "Turkish Stream"-Pipe(s) aus Albanien, bitte achtet auf Veranstaltungen dazu - und die Türkei ist höchstoffiziell eingeladen miteinzusteigen, meint aber alles rund um Zypern sei ihrs; Bohrungen in 5000 Meter tiefe an den Schlammvulkanen in der Lybischen See bei Kreta fanden dagegen noch nicht statt, aber das kommt und dann spielen auch in Libyen Geigen und natürlich behauptet die Türkei alle Insel(chen) rund um Kreta wäre türkisch.

Weiter nordwestlich - rund um die Inseln der Ostägäis - haben die See- und Luftraumverletzungen durch das türkische Militär nach dem Referendum wieder zugenommen; im Januar und Februar eskalierte es bereits, weitgehend unbeachtet von weltweiter Politik und Medien derartig, daß mit "Unfall" an Kammenos' Hubschrauber über Imia durch den türkischen Aussenminister gedroht wurde, kurz nachdem der türkische Generalstab eine Youtube-Show auf einem Kriegsschiff bei Imia inszeniert hatte, inklusive Spezialtruppen auf Schnellbooten - Hintergründe dazu gibt's nachträglich von einem Le Monde Diplomatique Autor auf einem mit der Taz konnektetten taz-"griechenlandblog" - und das ganze zwei Tage bevor Angie mit Erdogan zum Saufen und Absabbeln, wie sie beide ihre Wahlen gewinnen können, nach Ankara dackelte.

Auch wenn erstmal nichts gegen Pension Stammheim spricht, für Journalisten der griechenfeindlichen deutschen Hetzpresse, sollte punk das Ganze im Hinblick auf die derzeitigen Verschärfungen zwischen Deutschland und Türkei im Auge behalten.

Allerdings deuten die Festnahme wegen FETO einer türkischen Offizierin, kurz nachdem sie das Kriegsschiff nach der Imia-Show verlassen hatte, darauf hin, daß Erdogan doch nicht das Militär kontrolliert, die Pause bei den "Dogfights" kam zudem auf US-Druck bei der Münchener Sicherheitskonferenz und mit einem (eh geplanten) "Landgang" auf Kreta durch die Besatzung des Flugzeugträger G.W. Bush zustande.

Nicht zu unterschätzen sind Nazionalist*innen beider Seiten - wie Kammenos und die teils noch krassere Opposition, die Berlin gerne in Ankara installieren möchte; bis hinein in die HDP gibt's Forderungen nach "Rückholung" von bis zu 156 Inseln und Felsen. Wir haben also das ganze Programm, inklusive Kemalist*innen, mit dem Pontosvölkermörder und Smyrna-Abfackler Atatürk auf ihre "oppositionellen" Fahnen und beim beliebten Hinweis auf den Flüchtlingsdeal - auch wenn sich die Türkei durch die lahme EU-Zahlungsmoral und das Kleingedruckte nicht ohne Grund verarscht sieht - wird allerdings gerne vergessen, daß der nur deshalb nötig wurde, weil griechische Wehrpflichtige sich weigern gegen Flüchtlinge vorzugehen, "weil das nicht unser Feind ist".

Sollte es zum Krieg kommen, mündet es geradewegs in eine anti-militaristische Revolte in Griechenland, mit der Aussicht auf Überschwappen in die Türkei, das einzige, was in Zentraleuropa dann bleibt ist es, Pogrome zu verhindern.

"UNITED STATES OF BALKANS!" Fuck EU, Germania und alle Nazionalisten, die Ägäis gehört weder der Türkei noch Griechenland, sondern dem Fisch!

Und nicht vergessen: Das ist hier immernoch der Planet der Wale und nicht der der "Affen"