Heute ist der 4. Juli. An diesem Tag feiern manche in den USA den "Unabgängigkeitstag". Mythen erzählen von einer Befreiung von dem britischen Kolonialismus und der Gewährung von Grundrechten für "Amerikaner". 1776 am 4. Juli hatten sechzehn Sklavenhalter eine kurz zuvor geschriebene Grundrechte Charta veröffentlicht und in Philadelphia hat irgendwer eine „Freiheitsglocke“ geläutet. Es gab dann noch mehrere Jahre Krieg, in dem auf beiden Seiten viele arme Menschen starben. Am Ende siegten die lokalen Sklavenhalter, während die der englischen Monarchie loyalen Sklavenhalter abziehen mußten.
Die neue Verfassung gestand nur ca. 5 % der damaligen Amerikaner Grundrechte zu. Die fehlende Genderung liegt in der Tatsache begründet, dass es damals nur weiße und landbesitzende Cis-Männer waren, die überhaupt in den Genuss dieser Rechte kamen. Zwar hat sich die Geschichte seitdem weiter entwickelt, aber auch 2017 sind noch immer ca. 1/3 der US Gesellschaft von der Teilhabe ausgeschlossen. Unter ihnen die ca. 2,3 Millionen Gefangenen in der Gefängnisindustrie, also der aktuellen Ausformung der real nie abgeschafften Sklaverei. Um alle in den USA kämpfenden Gefangenen und speziell Mumia Abu-Jamal an diesem Tag zu grüßen, ging ich heute um 18:30 auf den Pariser Platz vor die US Botschaft, aber es sollte anders kommen.
Schon vom weitem fiel mir die unglaublich große Ansammlung von Polizeiwagen auf. An der Seite der US Botschaft und der Akademie der Künste war eine durchgehende Reihe Hamburger Gitter aufgebaut. Mein erster Gedanke war Erstaunen, denn ich war gar nicht davon ausgegangen, dass vielleicht Tausende auf den gleichen politischen Protest wollten, zu dem ich mich auf dem Weg befand. Bei schönster Abendsonne flanierten Tourist*innen über den Platz, assen Eis und fotografierten. Langsam entdeckte ich auch einige wenige andere, die auf die Mahnwache wollten. Meine gerade erst aufgekommene Freude über eine mögliche Massenkundgebung verflog jedoch schnell, als ich hörte, die Polizei habe dem Anmelder gerade gesagt, dass für Mumia (und andere) hier heute auf dem Platz nicht protestiert werde. Kanzlerin Merkel wolle gegen 20 Uhr dort spontan eine Rede halten und der ganze Platz werde bald dafür geräumt. Scheinbar spricht Merkel in der Öffentlichkeit lieber unter Ausschluss derselben. Als Ersatz für die Mumia-Mahnwache bot die Polizei die Mittelinsel auf Unter Den Linden an, fernab und außerhalb der Hör- und Sichtweite der US Botschaft auf dem Pariser Platz. Darauf liess sich der Anmelder nicht ein. Allerdings dauerte das ganze ewig und so gingen einige leider wieder weg. Schliesslich hielten wir zu viert (!) noch ca. eine Stunde lang ein Transparent hinter der US Botschaft auf der anderen Seite hoch. Darauf war zu lesen:
Kein Staat hat das Recht, Gefangene zu ermorden!
Abolish The Death Penalty - FREE MUMIA!
Mumia’s struggle for freedom reaches crucial stage
(SF Bay View) Mumia’s struggle for freedom reaches crucial stage (July 2, 2017)