100 Jahre Russische Revolution

Es geht um eine neue Aufarbeitung der Russischen Revolution durch einen Autor der "Materialien füur einen neuen Antiimperialismus"

 

Gesamttext unter http://materialien1917.org

 

Der Schluss des Textes lauter wie folgt:

 

Das „revolutionäre Subjekt“ war nicht die Arbeiterklasse in Russland. Staatsfeindliche Subjektivität war wegen des Versagens der allerobersten Führung allgemein verbreitet. Bauernarbeiter und Bauernarbeiterinnen, Soldaten, Bäuerinnen und Bauern schlossen in ihren Kämpfen 1917 die gigantische Kluft zur aristokratischen und bürgerlichen Elite, indem sie deren Eigentum zunächst auf dem Land und dann in der Stadt in der direkten Aktion aneigneten, umverteilten oder für einen gemeinsamen gesellschaftlichen Fonds erkämpften. Sie setzten die Armee, deren Teil sie selbst waren, bei den Straßenkämpfen schachmatt. Alles in einem Feuerwerk verschiedenster Verweigerungs- und Angriffsformationen von der Migration über Massenstreiks bis zur handfesten Abfackelung eines Gutshofes. Dann stellten sie völlig neue Fragen nach der Zukunft von Staat, Gesellschaft und Demokratie für alle. Die verschiedenen linksradikalen Fraktionen mit ihrer intellektuellen Vorarbeit hatten verschiedene Antworten darauf, wie es weitergehen sollte.

 

Die einfachen Menschen stellten sich aus ihrer Geschichte heraus neue moralische Verkehrsformen unter den Menschen und Verteilungsgerechtigkeit in der Gesellschaft vor; sie waren von sozialrevolutionären Gesellschaftsutopien geprägt.1 Die traditionell vorgegebene Gleichheit bei der Verteilung von Boden und Eigenarbeit in der Gemeinde hatte eine „ewige“ spezifisch russische Vorgeschichte. Schon immer standen Kämpfe unter der Parole „Land und Freiheit“, zemlya i volja, wenn sie auch früher einmal an die Vorstellung von einem gerechten Zaren als Erlöser gebunden war. Die Parole „Land und Freiheit“ aktualisierten sie ganz praktisch 1917.2 Das bedeutete, die Bauerngesellschaft knüpfte mit revolutionär erneuerten Inhalten und „Werten“ an uralte Gerechtigkeits- und d.h. Gleichheitsvorstellungen an. Die basiskommunistischen Überlebensgarantien für alle hatten sich seit der Zeit kollektiver Brandrodung und Landeserschließung von unbesiedelten Gebieten- d. h. ohne kolonialen „Landesausbau“ wie im Westen – noch bis ins 15. und 16. Jahrhundert in den Sippenverbänden erhalten. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts lebten sie in den unterworfenen Dörfern in der Leibeigenschaft fort, weil die Organisationsform des Kollektivs die Steuereintreibung erleichterte, während die Feldgemeinschaft im Westen schon längst durch Einteilung von „Hufen“ (herrschaftlich ausgerechnete Landstreifen) kleinfamilial zerschlagen war.3 Deswegen bezeichnete Karl Marx die Menschen in den bäuerlichen Gemeinden, den Obschtschinas, noch in den 1880er Jahren als das revolutionäre Subjekt in Russland.4 Lenin war knapp 20 Jahre später anderer Meinung: aus den ersten Formen großkapitalistischer Marktwirtschaft leitete er den Avantgarde-Charakter der winzigen Arbeiterklasse ab. In der Subsistenzgesellschaft des russisch-ukrainischen Dorfes wie auch in den östlichen Nomadengesellschaften war bei den Bauernfamilien jedoch die Anhäufung von Geldvermögen weder möglich noch machte sie Sinn. Selbst die Städte waren eigentlich größere Dörfer und nicht vergleichbar mit den westlichen Handelsstädten. Für die Mentalitäten hatte das zur Folge, dass eine andere personengebundene Moralität aus überschaubaren Gemeinschaften vorherrschte. Die Akkumulationslogik des Kapitals mit internalisierter Arbeitsmoral oder die koloniale, eurozentristische Vernunftethik, das Leistungsdenken des erfinderischen Einzelmenschen, waren ihnen fremd. Stattdessen schätzten sie seit jeher Umverteilung und „Egalität“ bei der Arbeit und bei der Verteilung des Lebensmittelgrundbedarfs.5 Man stellte die notwendigen Verbrauchsgüter und Behausungen im Dorf im selbstbestimmten Zeitrhythmus in Familien- und Nachbarschaftshilfe her. Ein weiterer Aspekt der Tradition waren allerdings Formen der dörflichen Selbstjustiz, Samosud genannt, deren altertümliche Strafmaßnahmen bis hin zu Pogromen am schädlichsten und kontraproduktiv in die modernen Zeiten hineinragten.6

 

Die „Normen und Werte“ aus dem Dorf herrschten auch bei den in die Stadt gewanderten Bauernarbeiter*innen vor. Russland war ein Entwicklungskontinent, einem Kolonialkontinent wie Afrika vergleichbar, und damit gehorchte die soziale Wirklichkeit der meisten Menschen den Prinzipien der Familienökonomie der Selbstversorgung. Was das für das Sozialismusverständnis in den städtischen Kämpfen und die Rezeption der bolschewistischen Propaganda bedeutete, ist eine spannende Frage. Im sozialen Raum der Weltkriegskatastrophe prallten die Innovationsstrategien des Weltkapitals antagonistisch auf ein Land, das sich noch zu 80 Prozent mit eigener Hände Arbeit und wenig Markt selbst ernährte. In dem industrialisierungsbedingt anschwellenden Gegensatz zwischen Stadt und Land schlugen sich die technokratischen Bolschewiki nach der Revolution sofort erbarmungslos auf die Seite der gewaltförmigen Industrieentwicklung.

 

In der Führungsetage der Kommunistischen Partei entstand eine konterrevolutionäre Staatsbourgeoisie. Sie sah sich „sozialistischen“ Zielen verpflichtet, für die die Mehrheit der Bevölkerung die Revolution überhaupt nicht gemacht hatte. Die werktätige Bevölkerung hatte sich den Sozialismus völlig anders vorgestellt als die sozialistisch / sozialdemokratisch gebildeten Intellektuellen. Die einfachen Menschen konnten nur staunen, wie weit Versprechen und Wirklichkeit auseinander lagen.

 

Eine schnelle Lösung „im gegenseitigen Einvernehmen“ auf gesellschaftlicher Ebene scheiterte endgültig im Juli 1918. Das Regime musste den Widerstand aus der Bauerngesellschaft erst im sehr opferreichen und traumatischen Bürgerkrieg erfahren, bis es sich auf eine vorläufige Verteidigungslinie in der NEP (Neue ökonomische Politik mit Marktwirtschaft) 1921 zurückzog.

 

Ab 1921 gab es eine ernstzunehmende Entwicklungsdebatte. Die Partei wollte „das Gesicht zum Dorf“ wenden. Dafür sollten die im Narodnitschestvo7 und in der Agrarwissenschaft sozialisierten Experten das Verhältnis im Rahmen der NEP entspannen. Experten wie Alexander Chayanov und Nikolaj Kondratiev, aber auch viele andere, waren im Landwirtschaftsministerium untergekommen und konnten dort bahnbrechende Modernisierungstrategien für die russische Landwirtschaft entwickeln, die am Eigeninteresse der Bauernfamilien und damit des russischen Dorfes ansetzten. Michael Brie bezieht sich in seiner Lobpreisung des späten Lenin auf dessen Vorschläge, über einen Ausbau des Genossenschaftswesens eine Basis für die Akkumulation zu schaffen.8 Sie stammten natürlich nicht von Politikern, sondern von den Stäben im Landwirtschaftsministerium (Narkomzem), also aus den Diskussionen um Chayanov, wie bei Markus Wehner ausführlich dokumentiert ist. Bahnbrechend waren die Modernisierungsstrategien deshalb, weil sie die Rahmenbedingungen des zentralisierten Sozialismus, das sozialisierte Eigentum der Großindustrie, nutzen wollten, um einen gesamtgesellschaftlichen und zugleich partizipatorischen Verteilungsausgleich mit schrittweiser Mechanisierung über einen mehrjährigen Entwicklungsplan (1925 fertiggestellt) zu organisieren. Die Experten im Landwirtschaftsministerium wollten einen „fairen“ Ausgleich bei den Handelskonditionen (Preisrelationen) zwischen Industrie und Landwirtschaft einführen, angepasst an die jeweils notwendigen Investitionen, aber nicht einseitig auf Kosten der Bauerngesellschaft. Sie propagierten einen Entwicklungsprozess nicht nur über die Organisationsform „Genossenschaften“, sondern über eine fein austarierte Gewichteverteilung zwischen den jeweiligen Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft und in der Industrie. Damit war die Vorstellung von Wechselwirkungen und emanzipativen Lernprozessen auf einem solidarischen Markt verbunden. Es waren umfangreiche staatliche Stützungen vorgesehen, die die notwendigen Investitionen auf dem Lande ermöglichen sollten.

 

Das war das von einer demokratisierten Sowjetunion global übertragbare Grundmodell einer nicht ausbeuterischen Weltwirtschaft mit Entwicklungshilfe aus den reichen Staaten des Nordens.9 Dieser Ansatz war in der riesigen Sowjetunion realitätstauglich, aber nur bei Ausbleiben eines äußeren Angriffs; nicht aber 40 Jahre später in den völlig abhängigen Ökonomien wie den neokolonial beherrschten Staaten Afrikas. Dazu hätte gehört, die linken Sozialrevolutionäre wieder zuzulassen, weil sich bei ihnen die Erwartungen und Ansprüche aus der Bauernwelt hätten angemessen organisieren können; sowie freie, geheime und nicht manipulierte Sowjetwahlen, in denen die Bolschewiki auf dem Lande wahrscheinlich chancenlos geblieben wären. (Das war ein Grund, warum Stalin von einer von ihm erfundenen geheimen Bauernpartei sprach, die von Chayanov und Linkssozialrevolutionären geführt werde.)

 

Jedenfalls stellten die Experten*innen im Landwirtschaftsministerium eine kluge Gegenvision zur industriefixierten Diskussion der linken Bolschewiki vor, bei denen die Vorstellungen der Leitungen und Experten der verstaatlichten Industriekonglomerate Anklang fanden, die für die ungehemmte Abschöpfung der landwirtschaftlichen Überschüsse und die gewaltsame Mobilisierung von Arbeitskraft für den Industrieaufbau votierten.10 Die Experten im Landwirtschaftsministerium hatten mit ihrem Entwurf für die sowjetische Planwirtschaft eine originäre sozialistische Planungsvision geschaffen, die statt der deutschen Kriegsökonomie und der globalen Konzernstrategien für einen anderen Plan stand; eine sozialistische Reformstrategie wäre das gewesen, die möglicherweise mit dem kapitalistischem Weltmarkt hätte kompatibel sein können, aber gleichzeitig den Dialog mit den Bedürfnissen und Traditionen der russischen Bauernwelt vorsah. So etwas wäre eine sinnvolle Fortführung der sozialen Revolution von 1917 gewesen und hätte dem 20. Jahrhundert weitere Tragödien womöglich erspart. Diese Richtung wurde später mit Bucharin in Verbindung gebracht, der sich anscheinend der Forschungsergebnisse und Planvorstellungen aus dem Landwirtschaftsministerium bediente.11.

 

Die revolutionären Kräfte haben es nach der russischen Revolution nicht geschafft, das sozialrevolutionäre Reformmodell auf die Weltwirtschaft und die Entwicklungspolitik im Trikont nach der antikolonialen Befreiung zu übertragen. Die Richtung von Chayanow und Kondratiev im Anschluss an eine 60-jährige Entwicklungsdebatte war der wichtigste Diskussionsansatz für eine Alternative von unten zu kapitalistischen Entwicklungsmodellen im Trikont. Voraussetzung für seinen Erfolg wäre eine andere Verbindung der Internationalen Arbeiter*innen bewegung mit den antikolonialen Bauernkriegen, vor allem auch in Osteuropa, gewesen. Mit der Vorherrschaft der KPdSU oder KP Russlands über die Kommunistische Internationale war ein Sieg über das Kapital restlos ausgeschlossen. Die bauernfeindlichen Grundannahmen der sozialistischen Intellektuellen und der schlechte Ruf der kommunistischen Parteien in den 20er Jahren sorgte für die Abwanderung der Bauernbewegungen nach rechts und in den Faschismus.12 Damit hatte die Politik der 3. Internationale für ein globales Desaster gesorgt, an deren Folgen die Welt noch heute leidet. Da halfen auch Pressezensur, Geschichtsfälschungen und alle Propaganda nichts. Ebenso wie das westliche Kapital war das Staatskapital unter Stalin nicht dazu bereit, von einer falschen technologischen Fortschrittsverklärung (einer schlechte Kopie der kapitalistischen Entwicklungstheorie und Fortschrittsphilosophie) und einer falschen Subjektbestimmung abzurücken.13

 

Dazu trug in den 20er Jahren einiges bei: Der Ansatz aus dem Landwirtschaftsministerium erwies sich schnell als ungeeignet, den Getreideexport kurzfristig anzukurbeln, weil er auf langfristige Einbindungen der Subsistenz in die Gesamtwirtschaft ausgerichtet war, nicht auf kurzfristige Abschöpfung der Mehrarbeit der Bauern, die diese zu leisten gar keinen Anlass sahen. Das stellte sich Ende 1925 als scheinbare Blockade durch die Bauernautonomie heraus.14 Die Neue Ökonomische Politik (NÖP oder russisch NEP)15 wurde im Blick auf die gerechte Verteilung aus der Sicht der Bauern nur halbherzig bis gar nicht umgesetzt und vorzeitig ohne die notwendigen demokratisierenden und preislichen Zugeständnisse beendet. Bucharins rechte Opposition blieb vor allem kämpferisch hinter dem zurück, was politisch in letzter Minute nötig gewesen wäre. In Laufe der Fraktionskämpfe stellte der Stalin-Flügel die Weichen für einen kurzschlüssigen Generalangriff auf die Bauern, für die „Vernichtung der Kulaken als Klasse“. Im Ergebnis der Zwangskollektivierung entzog das Führungszentrum in Moskau den Bauern wieder die Verfügung über ihr eigenes Land, das sie sich in der Revolution genommen hatten, und verurteilte sie zu einer „zweiten Leibeigenschaft“ in Kolchosen. Der damit in Kauf genommene Sozialkrieg endete mit mindestens 4 Mio. Hungertoten und machte den anschließenden Stalin-Terror gegen jeglichen offenen politischen Widerstand in der Gesellschaft unausweichlich.

 

Ohne Terror wären die revolutionären und rebellischen Kämpfe sofort wieder an die Oberfläche getreten. 16 In den Augen der Führung unter Stalin drängte die Zeit; sie befürchtete einen neuen Krieg des Westens, der ab 1926 zunächst von England wegen dessen Krise ausgehen würde, wozu eine schnelle Ausrüstung mit neuem Militärgerät und der Kraft- und Gewaltakt für die neue schwerindustrielle Basis notwendig schienen. Sogar in Zeiten des Massensterbens 1933 sollten durch Abschöpfung von Bauerngetreide und dessen Verkauf ins Ausland Devisen erwirtschaftet werden, die die Planer des ersten 5-Jahresplanes für den Aufbau der Schwerindustrie bestimmt hatten. Die Devisenklemme, ihre weltwirtschaftlichen Hintergründe und die Folgen für die wirtschaftspolitische Weichenstellungen haben Sloin und Sanchez-Sibony eindrucksvoll herausgearbeitet.17 Auch weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen sind in den Kausalitäten für die folgende Schreckensherrschaft mit zu berücksichtigen, schwierige Dilemmata, deren alternative Lösung durch eine weltrevolutionäre Perspektive mit dem trügerischen Frieden von Brest-Litowsk und dem Verzicht auf Vertiefung und Fortsetzung einer NEP mit globaler Perspektive schon verpasst war.

 

Die Alternative hätte zuallererst gehießen, 1918 oder dann wenigstens 1921/ 1922 die Vorstellungen der Partei der Linken Sozialrevolutionäre bzw. dann in den Zwanzigern die Pläne der Experten Chayanov oder Kondratiev 18 öffentlich in einem Mehr-Parteienstreit in den Sowjets zu diskutieren und sich strategisch zu einigen. Dabei hatten die Bolschewiki, so wie sie aufgestellt waren, keine Chance auf eine Mehrheit, der real existierende Leninismus wäre als Sackgasse durchgefallen. Mit den Bolschewiki setzte sich der geostrategisch orientierte Weltmarkt-Industrieflügel des Staatskapitals durch, was nicht zuletzt mit den Fundamenten der sozialdemokratischen Entwicklungstheorie, d.h. deren Geschichtsphilosophie zu tun hat.

 

Die Kontinuität der Kampfformen aus der Revolution von 1917 bis 1989 und darüber hinaus hatten wir in dem Materialienband von 1992 aufgezeigt und nachgewiesen. 19 Der Prozess der sozialen Revolution 1917 bildete den Auftakt eines die Welt für die nächsten 40 Jahre erschütternden Kampfes, eines sozialen Krieges um die entwicklungspolitische Zukunft von Osteuropa und Asien, einschließlich Chinas und Vietnams. Das Problem der Lebensmittelversorgung und die darin enthaltene kapitalistische Perspektive der Vernichtung des kontinentalen Bauerntums: zwischen den westlichsten Gebieten östlich der Elbe in Polen, im Süden Ostgalizien/die Westukraine bis hin zum anderen Ende Eurasiens in Wladiwostok und der Mongolei. Welches Verhältnis bestand zwischen der jüdischen Bevölkerung in den schtetls und den Bauerndörfern? Bildeten sie bei allen religiösen Unterschieden doch eine gemeinsame Kultur, eine alte Gesellschaft, die dem westlichen wie dem östlichen Kapitalismus als fortschrittsfeindlich und subversiv erschien, je mehr die Industrialisierung voranschritt? Oder bestand eine religöse oder sonstige Feindschaft, ein Antisemitismus, der regelmäßig zu Pogromen an der jüdischen Bevölkerung führte? Auf der Oberfläche zeigte sich ein Kampf um den Kommunismus; dahinter verbarg sich die staatlich zugespitzte antagonistische Interaktion zwischen einerseits dem städtischen wachsenden industriellen Sektor mit riesigem neuen Arbeitskräfte- Bedarf und neuem Warenkonsum und andererseits der hergebrachten ländlichen Produktionsautonomie. Nebenbei schreckten die staatskapitalistischen Planer nicht davor zurück, eine parallele Lagerökonomie der Gulags zu entwickeln und in den Werttransfer einzubauen, und mit sämtlichen Gewaltmethoden die alten gesellschaftlichen Strukturen kolonial unter den neuen Sowjetimperialismus zu unterwerfen. Damit wurde statt einer marktmäßig zersplitterten Mehrwertproduktion eine zentralisierte Produktion organisiert, die gleichzeitig die zentrale Verfügung über den Mehrwert oder das Mehrprodukt und damit die forcierte Schnellindustrialisierung ermöglichte. Utopisch gedacht wäre der naturgemäß immer anfallende gesellschaftliche Wertüberschuss bzw. Überschuss freier Subjektivität 20 natürlich anders zu verwenden gewesen, Fortschritt ohne Gewalt eben. Diesen erweiterten Denkhorizont untersagten die neuen Despoten. Kommunismus wurde zu einer Worthülse, einem Begriff, der durch die praktizierte und bis heute in der Linken oft noch verdrängte Gewaltgeschichte völlig entwertet ist. 21

 

Gesamttext-Download: http://materialien1917.org/wp-content/uploads/2017/05/Mat_10_2017_RussRev_gesamt.pdf

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Hingewiesen sei hiermit auf die dreiteilige "Unbekannte Revolution" von Volin, einst von der Libertären Assoziation veröffentlicht, inzwischen längst teure Sammlerstücke, manche Infoläden fingen einmal Digitalisierungen an, wenn allerdings eine weitgehend nicht wirklich militante Szene noch nicht mal in der Lage ist Infoläden täglich zu betreiben, tauchen ganz andere Fragen auf.

Den Volin gibt es als einbändige Neuausgabe seit 2013 bei der Buchmacherei (ISBN 978-3000430572). Historisch prima einsortiert in Vorworten von Philipp Kellermann und Roman Danyluk (FAU). Und das Ganze zu einem für knapp 700 Seiten sehr umgänglichen Preis von um die 25 Euro. Schaust du einfach bei syndikat-a.de oder einem der anderen kollektiven Buchläden oder Vertriebe.

Zum Verhältnis zur Bauernschaft:

„Die Katastrophe der Russischen Revolution“; Auszug aus (Dis)continuité Nr. 34 zu lesen unter:

https://verlagketabha.files.wordpress.com/2014/01/krieg-in-der-su-gegen-...