[Berlin-Weißensee] Restaurant »Zum Nudelholz« geht auf Abstand zur AfD / #keinraum

»Zum Nudelholz«-Werbung in der Falkenberger Straße
Am 1. April 2017 fand eine Demo mit über 600 Menschen gegen den AfD-Treffpunkt »Nudelholz« in Berin-Weißensee [Bilder | Video] statt. Seit mindestens einem Jahr organisierte die Pankower AfD hier mehrfach Veranstaltungen, darunter mindestens einen Bezirksparteitag. Der Besitzer des Restaurants, Steffen Ulm, teilte nun per Brief mit, dass er sich gezwungen sähe »allen politischen Parteien oder Vereinen das Versammlungsrecht in unseren Räumen zu untersagen«.


»Junge und Alte, Behinderte, Schwule, Lesben und Heteros, Nachbarn und Touristen egal welcher Nation. (…) Elternversammlungen, Kleingärtner und Kleintierzüchtern, Skat- und Schachspieler, Klassentreffen, Kollegentreffen, die Volkssolidarität und jeder (…) politischen Organisation« stellte der Toleranzhochleistungsträger Ulm seine Kneipe zur Verfügung. Und genau deswegen, so Ulm, wurden ihm die Scheiben eingeworfen. Auch fühle er sich »unbegründet als Nazi beschimpft«. »Einer behauptet und interpretiert eine Information und andere wollen es glauben.« heißt es in seinem Brief, den er am 27. März beim Pankower Jugendzentrum JUP e.V. Gästen einer Infoveranstaltung für die 1. April-Demo übergab. An dieser Stelle wollen wir darum gern auf den Brief antworten.

 


Lieber Steffen,

 

Als Nazi haben wir dich nicht bezeichnet, sehr wohl aber als AfD-Unterstützer. Auch deinem Laden haben Leute sicherlich nicht die Scheiben eingeworfen, weil sich der lokale Kleingärtner- oder Kleintierzüchterverein bei dir trifft, sondern weil du Rassist*innen Tür und Tor geöffnet hast. Dass sie dafür noch nicht mal Geld bezahlen mussten, schreibst du ja selbst. Mensch muss kein Politikexperte sein, um mitzubekommen wer sich da trifft, wenn Beatrix von Storch den Laden betritt und die lokalen AfD-Kader der Grand Dame des Fascho-Adels die Getränke bestellen. Aber kommen wir zurück zu unserer Demo und der Kritik, die wir an dir und deinem Laden haben. Dass du deine Beteiligung an der rassistischen Initiative »Interessengemeinschaft Falkenberger Str.« (IG Falkenberger Str.) 2010/2011 auf eine einzige Raumvermietung reduzieren willst, ist schon eine ziemliche Dreistigkeit. Die uns vorliegenden Mails, die Sitzungsprotokolle der IG und die von dir versendeten Faxe, lassen die Sache etwas anders aussehen. Du bist Gründer dieser Initiative gewesen, hast deren Mail- und Briefkommunikation betreut, bist als deren Sprecher aufgetreten und hast dein Lokal zu deren regelmäßigen Treffpunkt gemacht. Wer Unterschriften gegen Migrant*innen in der Falkenberger Straße abgeben wollte, konnte dass ebenfalls im »Nudelholz« tun. Weil Antifa nicht vergisst und weil wir alles aufheben, haben wir die Geschichte von damals noch mal schön zusammengefasst (was hier nachgelesen werden kann). In diesem Zusammenhang erscheint die AfD-Bewirtung wenig zufällig, sondern eher wie eine eindeutige ideologische und praktische Unterstützung ihrer Inhalte. Dennoch begrüßen wir den Schritt, keine politischen Gruppierungen mehr ins »Nudelholz« zu lassen. Damit trägst du auch endlich den Aussagen deiner Gäste Rechnung, von denen die meisten keine Gelegenheit ungenutzt lassen, um ihr »unpolitisches« Dasein zu betonen.

 

Für uns ist die Sache aber noch lange nicht gegessen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das »Nudelholz« die AfD wieder ins Haus holt, ist immer noch gegeben. So lange sich nicht klar von der AfD und ihren Positionen distanziert wird, werden wir auch die Veranstaltungen im Nudelholz weiterhin kritisch beobachten und wenn nötig mit Öffentlichkeitsarbeit auf rechte Umtriebe reagieren.

 

Beste Grüße

deine Nordost-Antifa-Bande

 


 

Zur Dokumentation Ulms Schreiben an die Demoveranstalter*innen

 

Offener Brief zur Demo am 01.04.2017 am Antonplatz

 

Werte Bürgerinnen und Bürger,

 

Mein Name ist Steffen Ulm,

 

leider kann ich heute aus familiären Gründen nicht bei ihnen sein.

 

Als Wirt vom Nudelholz fühle ich mich unbegründet als Nazi beschimpft.

 

2010 habe ich meine Räumlichkeiten der Interessengemeinschaf Falkenberger Str. zur Verfügung gestellt , um sich mit der Wohungsbaugesellschaft GESOABU, der Prisod Wohnheimbetriebs GmbH, Bezirksvertretern und Nachbarn zusammenetzen. Es ging darum die Integration von Flüchtlingen besser zu organisieren. Auch die AntiFa hat Vertreter geschickt, konnte sich äußern und hat per Videos aufgezeichnet.
Auf einem dieser Videos ist festgehalten, dass ich mich für ein Miteinander mit den Flüchtlingen eingesetzt habe.

Ich werde hier defamiert.

 

Einer behauptet und interpretiert eine Information und andere wollen es glauben.

Wer sich die Mühe macht bei unseren Nachbarn, auch bei den auslädnischen, oder den Gästen meiner Gaststätte mal nachzufragen, wird keinen finden der mich für einen Nazi hält.

 

Unseren auslädnischen Nachbarn haben wir zum Beispiel Elektrogeräte, Kleidung und Kinderspielzeug gespendent.

Bei uns sind alle Menschen willkommen.

 

Junge und Alte, Behinderte, Schwule, Lesben und Heteros, Nachbarn und Touristen egal welcher Nation.

Meine Räumlichkeiten standen jedem Bürger unentgeltlich für Versammlungen zur Verfügung.
Zum Beispiel Elternversammlungen, Kleingärtner und Kleintierzüchtern, Skat- und Schachspieler, Klassentreffen, Kollegentreffen, die Volkssolidarität und jeder Partei oder politischen Organisation

 

Dafür wurden mir die Schaufenster eingeschlagen.

 

Als Konsequenz der ungerechtfertigten Defamierung und dem letzten Vorfall bin ich gezwungen allen politischen Parteien oder Vereinen das Versammlungsrecht in unseren Räumen zu untersagen.

 

Über eine persönliche Einladung zu einer ihrer nächsten Infoveranstaltungen freue ich mich.

 

Steffen Ulm

Falkenbergerstr. 37a
13088 Berlin

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Man sollte auf das Dialog-Angebot eingehen, klare Stellungen beziehen und diese auch einfordern.

Das ist doch das, was wir uns wünschen. Eine Änderung der Verhältnisse. Nur über kaputte Scheiben, wird man das nicht erreichen.

Im Dialog, den aufgestellten Positionen und den folglichen Aktivitäten muss sich Steffen dann messen lassen.

 

Die ausgestreckte Hand sollten wir als Linke erst mal greifen.

Ladet ihn ein, oder glaubt ihr echt, er liest Indymedia?

für eure unermüdliche arbeit . 

Auf dem schild könnte man aus "gutbürgerliche Küche"  doch "wutbürgerliche Küche" machen hähähä