Bommi Baumann ist tot. Kein Nachruf.

Bommi Baumann

Es ist schon erstaunlich und schillernd, wie sich jemand in Szene setzen konnte - und im Gespräch blieb bis in die Nachrufe nach seinem Tod hinein. Das könnte man bewundernd. Aber was sagt es ernsthaft über Forscher*innen, Journalist*innen, RAF-Expert*innen etc etc aus? so einen als "Insider", gar "Berufsrevolutionärer" (Junge Welt) zu behandeln, der zwei Jahre vor 40 Jahren bei etwas dabei war, wovor er dann flüchtete, es verriet, bereute, sich von distanzierte, tausendfach in alle Richtungen ausschmückte und allwissend jede Tat der revolutionären und bewaffneten Linken kommentieren durfte, so als wäre er dabei gewesen. Da konnte wirklich jede Schublade bedient werden: die des Verfassungsschutzes, der Stasi, des Spiegels, der Querfront...

 

Also, statt dieser Nachrufe ist mir dann doch lieber die süffisante Antwort der Bewegung 2. Juni von 1975 (also auch 40 Jahre alt) aus sein Buch "Wie alles anfing" und seinen Aufruf "Schmeisst die Knarren weg":

 

Bommi Baumann - Wie alles aufhört
Bommi ist in aller Munde. Bommi in Zeitschriften, Bommi in Büchern.

 

Die Aktion läuft an. Die PR-Abteilungen verschiedener 'linker' Verlage, Zeitungen, privater Vereinigungen haben ausgeklügelt, was jetzt langsam dem Höhepunkt entgegenrollt. Nach Freß-, Sex-, Shit- und anderen Wellen, jetzt die Bommiwelle. Ein wahrer Feldzug gegen die Gewalt von unten.


Werbetypen, Psychologen, Bullen, Verleger, Stasis, Moderatoren, alle sind an der Kampagne beteiligt: Bommi im Spiegel. Bommi in BZ. Bommi in Fr. Bommi im Film. Bommi im Fernsehen. Eine beispielslose Kampagne, ein heiliger Kreuzzug für Friede, Freude, Eierkuchen. Seit Billy Graham in sowas nicht mehr dagewesen. Alle Möglichkeiten des christlichen Abendlandes werden in den Kampf einbezogen. Alles wird vermarktet. Die Jesus-People waren nicht halb so gut. Aber warum denn nur? Was ist vorgefallen? fragt der Leser, Hörer, Seher. Kriegen wir es mit einem neuen Messias zu tun? Nein. So schlimm ist es nicht.


Hier wurde nur aus dem Paulus ein Saulus, und aus dem wieder ein Paulus. Allerdings nicht wie damals vor Damaskus, sondern in Berlin. Berlin hat ja bekanntlich Frontstadtmentalität. Sowas hat heutzutage schon Marktwert. Und wenn man dann auch noch aus den Kinderschuhen von Staatsfeinden berichten kann, ist der Start in die Bestsellerliste beim Spiegel schon gesichert. Ein bißchen Simmel, ein bißchen Semmler, ein wenig Klatsch, einige Notlügen schon ist der Hase gelaufen. Um im voraus alle Entweihungen, Exkommunikationen usw. ad acta zu legen, hat die Redaktion beschlossen, konkreter zu werden.


Konkrete Fragen - Antworten
Was für Ziele hat Bommi? Aus welchen Motiven heraus macht er sich zum Handlanger der Staatler? Ist er gar gekauft worden? Womit? Ist die Kampagne gar eine Vorbereitung auf den Sturz von Schmidt? Bommit for president? Stecken geheime Machenschaften gefährlicher Terroristen dahinter?


Das alles sind Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzen mußten. Lange haben wir nachgedacht, recherchiert, überlegt, den Kopf zerbrochen, den Arsch wundgesessen - alles um Antworten für die Fragen zu finden. Und wir haben es geschafft - das entschädigt die Mühen - Licht in die Geschichte zu bringen. Verblüffendes kam ans Neonlicht: WÜNSCHE


Hinter allem stecken Wünsche. Der Wunsch, seine Angst zu enkennen und zu besiegen. Der Wunsch, geliebt zu werden. Der Wunsch, nicht tun zu müssen. Der Wunsch, fei zu sein. Hauprichlich dieser. Frei sein, high sein. Hier und heute. Im christlich-kapitalistischen Abendland. Jeder ist eine Insel. Jeder kann frei sein. Hier und heute. Hier und heute lieben. Angstfrei lieben. Die Welt ist schön. Liebt euch Genossen. Schmeißt die Knarre weg, dann lassen euch die Bulen schon in Ruhe. Alles wird gut werden. Schöne heile Welt. Macht doch keine Dummheiten, dann kriegt ihr auch nichts auf die Finger.


Emanzipation ohne Revolution geht nicht. Revolution ohne Emanzipation ist Konterrevolution.
Bommi hat auch den Wunsch, Geld zu verdienen. K(r)ampfberichte über uns haben Marktwert. Viele finden Bommi gut. Vor allem die, die ihn und uns nicht kennen, fahren drauf ab, was er schreibt, erzählt und glauben ihm, daß es so und nicht anders ist ... und weil es so nicht ist, weil wir nicht so sind, weil er so war, ist es kein Beitrag zu einer Auseinandersetzung über uns: was wir machen, wie wir leben, was wir wollen. Bommi hat Räuber und Gendarm gespielt. Das ist ihm klar, deswegen sagt er, was wir früher gemacht haben, sei unpolitisch. Sei unser Kampf nur Banken, Kohle, Highsein, Terror muß dabei sein. Und weil für ihn die Knarre Schwanzersatz war, wars für ihn der Mittelpunkt, war er Revolvermann. Ist er Bürger, weil er sagt, nur die paar Illegalen machen Stadtguerilla. Haben Sachkontakte. Keine Liebe.


Wers ihm glaubt, wird selig!
Wer nicht weiß, muß fragen und selbst erleben!
Wers ihm nicht glaubt, weiß es besser.

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Der Kampf geht weiter!

Wieder ein 68er weniger. Machen sie sich alle vom Acker? Was bleibt? Unter anderem die Story vom Baghwan. Da will er ja mal Station gemacht haben, als den noch niemand kannte und die ganzen Baghwanidioten noch nicht da waren.

Maulhelden, fliegende Händler und Singvögel,
in: Kraushaars Enthüllungen (Teil 3)

http://www.trend.infopartisan.net/trd1105/t231105.html

So ein Scheiss hab ich lange nicht mehr gelesen. "Man soll nicht schlecht über die Toten reden", ist für dich bestimmt bürgerlicher Mist, aber Michael war auch ein Mensch und ARBEITER. Von denen es heute bei uns viel zu wenig gibt, alles nur Studenten, Künstler, Kleinunternehmer, etc. Sein Leben ist ARBEITERPERSPEKTIVE, kapiert das endlich mal. Keine reichen Eltern, mehr Herz als Verstand, nicht eloquent genug für dich HPK oder was. R.I.P. Bommi