Freitagsdemo: Friedliche Tänzer oder gewalttätige Demonstranten?

Erstveröffentlicht: 
06.04.2010
Karlsruhe (ka-news) - Bei einer Demonstration gegen das Tanzverbot am Karfreitag in der Karlsruher Innenstadt war es laut Polizei zu Attacken gegen Beamte gekommen. Diese hätten versucht, den Zug von 150 Personen zu stoppen und die Lärmbelästigung durch einen mitgeführten Ghettoblaster zu unterbinden. In einer Pressemitteilung sprechen die Teilnehmer jetzt von "willkürlichen Kontrollen und Festnahmen durch die Polizei".

 

Die Wahrnehmungen der Ereignisse rund um die Karfreitags-Demonstration in der Karlsruher Innenstadt könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die Polizei von mutwilligen Angriffen auf Beamte spricht, beharren die Teilnehmer des selbst erklärten "Tanzumzuges" auf ihrem Standpunkt, die Versammlung wäre von Seiten der Demonstranten vollkommen friedlich vonstatten gegangen.

"Der Zug ging mit 150 Personen friedlich, gut gelaunt und tanzend durch die Karlsruher Innenstadt", heißt es in einer Presseerklärung des Teilnehmers Martin Reichert. Für die musikalische Untermalung der Demonstration sorgte, laut Reichert, "ein mit Diskokugeln und Kassettenrekorder bestückter Einkaufswagen." Von Passanten sei die bunte Tanztruppe sehr positiv aufgenommen worden. "Manche schlossen sich spontan an und feierten mit." Aggressivität hätte es, nach Angaben der Teilnehmer, dabei nur von Seiten der Polizei gegeben.

 

"Vorwürfe gegen die Polizei sind grotesk"

 

Diese Zeichnung der Ereignisse sorgt bei der Polizei Karlsruhe für Kopfschütteln. "Die Vorwürfe gegen unsere Leute sind absolut grotesk und stellen eine absolute Umkehr der Ursachensetzung dar", betont ein Polizeisprecher. Da die Versammlung auch nach 22 Uhr noch lautstark mit einem Ghettoblaster auf sich aufmerksam gemacht hätte, "beging die Gruppe von laut grölenden Heranwachsenden Ruhestörung".

Als die Beamten die Teilnehmer auf diesen Umstand aufmerksam machen wollten, habe es keinerlei Reaktionen gegeben. "Die Leute haben sich weg gedreht und auch sonst war von den Polizisten in der Menge kein Organisator oder Ansprechpartner ausfindig zu machen."

Schließlich habe man, laut dem Polizeisprecher, die Personen rund um den "Disko-Einkaufswagen" angesprochen und gebeten, die Lärmbelästigung einzustellen.  "Daraufhin rammten einige den Wagen gegen die Beine der Beamten." Im Zuge dieser Eskalation sei dann auch ein Beamter angegriffen worden, der den "Tanzumzug" zur Beweisführung filmte. "Der Mann hat dadurch unter anderem eine Gehirnerschütterung davongetragen", so der Sprecher der Behörde.

 

War es eine "Spontan-Versammlung" oder nicht?


Martin Reichert hat die Situation ein wenig anders in Erinnerung. "Kurz vor dem geplanten Ende der Demo am Marktplatz haben die Beamten ohne Vorwarnung oder einen Versuch der Kontaktaufnahme probiert, den Einkaufswagen zu stoppen. Dabei gingen sie äußerst aggressiv vor."

Obwohl klar gestellt worden sei, dass von Seiten der Teilnehmer keine Gewaltbereitschaft bestehe, "entwendete die Polizei mit Hilfe von Schlagstöcken den geschmückten Einkaufswagen", heißt es in seiner Mitteilung. Gesprächsversuche wären mit Aussagen wie: "Halts Maul oder du kriegst eine!" beantwortet worden. Der filmende Polizist sei lediglich geschubst worden und habe "augenscheinlich keine Verletzungen davongetragen".

Unterschiedliche Wahrnehmungen gibt es auch in der Frage, ob der "Tanzumzug" eine "Spontan-Versammlung" war oder nicht. "Wir haben den Demonstranten dieses Recht eingeräumt und ihnen damit die Rechte von normalen Versammlungsteilnehmern zugestanden", erklärt der Polizeisprecher. Obwohl es fraglich sei, ob eine Demonstration gegen das Tanzverbot am Karfreitag als "Spontan-Versammlung" zu werten sei. "Dieses Verbot existiert ja schon lange und nicht erst seit diesem Tag." Man prüfe jetzt, inwieweit man Anzeigen wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch gegen einige Teilnehmer anstrengen möchte.

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Ich stand die ganze Zeit vor dem Herren mit der Kamera und da er ein Stück kürzer war als ich, war er derjenige der mich mit seiner Kamera in den Rücken stieß. Dies hat er einige Male gemacht und dann in Zuge seiner schon vorherigen Aggrotour mich äußerst brutal nach vorne auf seine Kollegen gestoßen. Habe danach den Überblick verloren, aber bis dahin war er derjenige der Gewalt anwendete, während ich passiv vor ihm stand. Ich hoffe die Karlsruher Polizei hört auf, sich selbst in ein schlechtes Licht durch ihr Lügengebilde zu stellen.