(Nbg) Instandsetzung

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Ein leerstehendes Haus in der Wodanstraße 57 wurde am 10. Juni wieder mit Leben gefüllt. Die Polizei hielt dies jedoch für illegal und räumte das Gebäude. Auf dass es weitere 15 Jahre leer steht?

 

Am Freitag um 12 Uhr begann der, seit langem überfällige Hausputz. Aufgerufen dazu hatte der Zusammenschluss „Förderkreis für Lebens(t)räume“ mit seinem Projekt „Wenn nicht hier, wodann?". Zu Beginn wurden eimerweise Schutt, Staub und Müll aus den Räumen geschafft. Es wurden Fenster geputzt und sehr viel gefegt. Dafür kamen Möbel, provisorische Toiletten, Essen und Kuchen, Getränke und viele Menschen. Nach und nach füllten sich die 40 leeren Zimmer, verteilt auf vier Stockwerke plus Keller und Dachboden, mit Leben. Es entstanden Gemeinschaftsräume, wie ein Cafè, welches einen eigenen Eingang nach draußen und zwei große Schaufenster hatte, eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Raucherzimmer,eine Werkstatt, ein Materialraum, ein Umsonstladen und eine Bibliothek. Mehr als ein Stockwerk wurde auch als Wohnraum genutzt.Spontan suchten sich Menschen Zimmer aus, reinigten sie und zogen dort ein.

 

Doch welches Potenzial in dieser Instandsetzung wirklich noch steckte, zeigte sich abends auf der offenen Hausversammlung: mehr als 30 Menschen berichteten von ihrem Tag, was passiert sei, was sie gemacht haben und vor allem, was sie noch vorhaben. Es hätten sich Fahrdienste gebildet um Sachen abzuholen, die andere direkt anboten, es wären künstlerische Räume und Austellungsflächen dazugekommen, ein Kino wäre entstanden und ein richtiges kulturelles Programm verfasst worden.

 

Genauso beeindruckend und unbeschreiblich war die Resonanz der Nachbar*Innenschaft der Nürnberger Südstadt. Die ganze Zeit über kamen neugierige Menschen, die nun auch endlich die Gelegenheit hatten, sich in dem Haus umzuschauen und von ihren Träumen und Ideen zu erzählen. Durch Gespäche von Balkon zu Balkon, im Café oder auf Liegestühlen vor der Haustür, wurden wir von positiven Emotionen und Reaktionen von Menschen, die sich darüber freuten, dass dieses Haus endlich wieder genutzt wurde, überrascht. Viele äußerten auch ihren Unmut darüber, wie ein Gebäude nur so lange bewusst leerstehen kann und bestärkten uns in unserer Aktion. Dadurch hatten wir nach einiger Zeit viele Möglichkeiten, an Wasser zu kommen. Die Anwohner*Innen brachten uns Besen, Tische, Kerzen etc., boten ihre Hilfe an und spendeten uns sogar Sekt zum Anstoßen.

Gegen 22:00 Uhr tauchten dann plötzlich die ersten zwei Streifenwagen der Polizei auf. Die Beamten hielten sich vorerst nur vor dem Haus auf und meinten, sie wären darüber informiert worden, dass hier etwas nicht stimme. Sie versuchten sich einen Überblick zu verschaffen und mit Leuten vor dem Haus zu sprechen, um die Situation einschätzen zu können. Parallel dazu notierten sie sich alle Namen der Menschen, die das Haus verließen. Ungefähr eine Stunde später schien das Haus nun wieder leer zu sein und die Polizei betrat es. Innen wurden alle Fenster geschlossen und viel fotografiert.Die Feuerwehr verschloss zum Schluss alle Eingänge.

 

Nun bleibt abzuwarten, ob die Eigentümer*innen der Wodanstraße 57 oder sogar die Staatsanwaltschaft Anklage wg. Hausfriedensbruch o.ä.gegen Personen erhebt, die sie als verantwortlich deklarieren.

 

Alle Menschen, die sich in den 11 Stunden im und um das Haus herum aufgehalten haben, konnten wahrnehmen, welche Schaffensenergie, Gemeinschaft, Vernetzung und Freude in nur so kurzer Zeit, unabhängig von sozialen Hintergründen, entstehen kann. Und dies nur betrachtet auf ein Haus.

 

Was kann und muss noch alles passieren, damit noch mehr Menschen begreifen, dass das kapitalistische System mit seiner Eigentumslogik und was noch alles dazu gehört schon längst gescheitert ist und nur noch von der Exekutive zusammengehalten wird. Wir alle haben gesehen, dass in 15 Jahren nichts und in 11 Stunden ganz viel passieren kann. Daher kann es nur richtig sein, nach einer bedürfnisorientierten, basisdemokratischen und solidarischen Gesellschaft zu streben.

 

 

Deshalb:

 

- redet über eure Erfahrungen in der Wodanstraße 57!

 

 

- probiert etwas aus und macht es einfach!

 

- kommt am Donnerstag zur angemeldeteten Kundgebung vor

       der Wodanstraße57!

 

- Informiert Euch weiter über die Situation von den
  Menschen die von Repression betroffen werden könnten!

 

- tragt euren Unmut über den Leerstand und dessen
  Räumung nach draußen!

 

 

Kontakt / Infos :

wennnichthierwodann.blogsport.de

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Die Kundgebung ist für Donnerstag, den 16.06. von 15 – 19 Uhr vor der Wodanstraße 57 angemeldet.

Ziel ist es, die Stellungnahme im Stadtteil zu verteilen, mit Nachbar*Innen zu sprechen und zeigen, dass wir nun vor dem Haus Kaffe und Kuchen zu uns nehmen müssen.