[KI] Junge Bühne – kein Ort für rechtskonservative Ansichten!

antihomophobe aktion

Alternativer als der Rest der „Kieler Woche“ präsentiert die "Junge Bühne" auch in diesem Jahr wieder ihr Programm. Musik machen hauptsächlich junge, regionale Bands, es gibt Poetry Slams, Infostände, Workshops und einen Abend unter dem Motto: „LAUT GEGEN NAZIS“.

Allerdings lädt in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal die Evangelischen Allianz Kiel (EAK) zum Gottesdienst auf die "Junge Bühne“ ein. Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, 19. Juni, um 11 Uhr.

 

Die EAK ist ein Zusammenschluss von zwölf christlichen Kieler Gemeinden, mit mehr oder weniger fundamentalistischen Ansichten. Bundesweit ist die EAK in der „Evangelische Allianz in Deutschland" (EAD) organisiert. Die EAD vertritt homo- und transfeindliche Positionen, predigt ein heteronormatives Weltbild und spricht sich gegen Abtreibungen aus.

 

Hartmut Steeb (Generalsekretär der EAD) sprach auf der "Demo für alle – Ehe und Familie vor! Stoppt Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder“ im Februar 2016 in Stuttgart vor einem Publikum aus evangelikalen Christ*innen, CDUler*innen, AfDler*innen und Identitären. Die Weltbilder rechtskonservativer AfD-Politiker*innen und christlicher Fundamentalist*innen harmonieren bestens – gemeinsam fürchtet man den Untergang der traditionellen Familie und des Abendlands.

„Demo für alle“ versucht nach französischem Vorbild vorzugehen. In Frankreich hatten Rechte von der Front National zusammen mit klerikalen Netzwerken zu homofeindlichen Demonstrationen mit mehr als 100.000 Beteiligten aufgerufen. Organisiert wurde die Veranstaltung „Demo für alle“ in Stuttgart von Hedwig von Beverfoerde, zusammen mit Birgit Kelle (die „für einen neuen Feminismus abseits von Gender-Mainstreaming und Quoten“ eintritt) und Beatrix von Storch (stellvertretende Bundessprecherin der AfD).

Hedwig von Beverfoerde betreibt die Seite „Familien-Schutz.de“ der „Zivilen Koalition“. Sie wurde von der evangelikal-„lebensschützenden“ Organisation Idea 2013 zur „politischen Christin“ des Jahres gekürt, aufgrund ihres Engagements gegen einen Bericht für reproduktive Rechte des EU-Parlaments und weil sie die europäische „Lebensschutz“- Initiative „One of Us“ erfolgreich vorantrieb.

Beatrix von Storch macht für die AfD im Europa-Parlament Politik. Sie koordiniert für die drittgrößte Fraktion im EU-Parlament (ECR) die Belange zu Geschlechter-, Frauen- und Familienfragen. Seit April 2016 ist von Storch Mitglied der EU-kritischen, rechtspopulistischen Fraktion Europa der Freiheit und der direkten Demokratie (EFDD). Beatrix von Storch will mit ihren evangelikalen Freund*innen die "Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder" stoppen und den "Schutz der christlichen Familie" verstärken.

Weitere prominente Redner*innen waren der Vizepräsident der französischen Partner- Bewegung „La Manifpourtous“, Albéric Dumont, und eben: Hartmut Steeb, der

Generalsekretär der EAD. In der Rede Steebs ging es darum, dass Ehe und Familie allein zwischen "einer Frau und einem Mann" stattfinden könnten. Ebenfalls sei es allein das Recht und die Pflicht dieser zwei Personen (und nicht des Staat oder anderer) die Erziehung der Kinder zu übernehmen. An gleicher Stelle sprach Steeb davon, dasz es allein ein duales Geschlechtsmodel gäbe. Menschen seien "...männlich oder weiblich…" alles andere sei „Genderideologie“ oder „Gleichmacherei der Geschlechter“. Hartmut Steeb gibt der „Jungen Freiheit“ [1] Interviews und stilisiert sich und die EAD dabei zum Opfer. Es werde, so Steeb: „Die political correctness gern zum Instrument gegen christliche Positionen gemacht. Man darf keine abweichende Meinung mehr äuszern, ohne verfemt zu werden.“ Ähnlich argumentieren die Pegida-Demonstrant*innen in Dresden.

 

Die EAD sah auch in einem Projekt des Landes Nordrhein-Westfalen das sich gegen Homefeindlichkeit aussprach ein Problem. Hierbei würde das "Leitbild von Ehe und Familie" gefährdet und die "Dualität zwischen Mann und Frau" angegriffen. Steeb ist überzeugt, „dass diese Art aktiver Unterstützung von Homosexualität und Lesbentum weder für die Zukunft unseres Landes gut ist, noch das Vertrauen in die Politik stärkt“. Zum Islam sprach er in der "Jungen Freiheit" aus, was PEGIDA in Dresden als Losung auf die Straße trägt: "Wir dürfen schließlich auch die Tatsache einer möglichen schleichenden Islamisierung nicht übersehen."

 

Den Abruch von Schwangerschaften und die damit einhergehende Selbstbestimmung von Menschen über ihren Körper lehnt die EAD ab. Die Teilnahme am "1000 Kreuze Marsch" [2] macht dies deutlich. In einer EAD-Rede 2008 wurden Schwangerschaftabbrüche als "Kindstötung" bezeichnet. Mit dieser Agenda drängen die frommen Christ*innen auch in die Politik. Die Evangelische Allianz Deutschland unterhält ein Lobbybüro im Bundestag und pflegt gute Beziehungen zu Politiker*inen wie dem Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU, Mitglied des Bundestages), der schon an der Jahreskonferenz der Allianz teilgenommen hat. "Die evangelikale Bewegung imponiert mir", sagte Kauder 2014 in einem Gespräch mit dem „SPIEGEL“.

 

Gruppen und Organisationen die solche und andere regressiven Weltbilder vertreten, sollte kein Podium geboten werden. Das gilt auch dann, wenn diese Möglicherweise in ihren Veranstaltungen diese Themen ausnahmsweise auslassen. Jeder öffentliche Auftritt führt zu einer "Normalisierung" und schafft Akzeptanz an Stellen an denen Widerstand das eigentliche Richtige wäre.

 

[1]: überregionale deutsche Wochenzeitung, die Inhaltlich zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus liegt

[2]: jahrliche Demonstration der religiösen Rechte

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