Tout bloquer devient vital - Der März kehrt nach Frankreich zurück.

Montpellier

Während die französiche Regierung an den geplanten "Reformen" des Arbeitsrecht im wesentlichen festhält, gehen die Mobilisierungen der Schüler und Studenten in die nächste Runde. Nach dem landesweiten Koordinierungstreffen am Wochenende in Paris wird es am kommenden Donnerstag den nächsten Aktionstag geben. Darüber hinaus werden sich die Schüler und Studenten an dem von den Gewerkschaften für den 31. März geplanten landesweiten Aktionstag beteiligen. Außerdem gibt es Planungen für weitere landesweite Aktionen am 05. April.

Doch bereits vor dem kommenden Donnerstag kommt heute es zu spontanen Aktionen, die vor allem von den Schülern getragen werden. So wurden heute im Großraum Paris erneut Strassen und Oberschulen handfest blockiert und anschließend zogen hunderte Schüler durch die Strasse. Auch in anderen Städten kommt es heute zu ähnlichen Aktionen, dabei werden auch Universitätseinrichtungen mit einbezogen und es finden Proteste gegen die Repression der "Sicherheitskräfte" statt.

Gegen die Repression werden sich auch die für heute Abend geplanten Aktionen an der Aussenstelle der Sorbonne in der Rue Tolbiac richten. Dort waren vergangene Woche die Bullen gegen eine Versammlung von Studenten vorgegangen, die sich mit der Schließung der Uni für Protestversammlungen nicht abfinden wollten. Nach einer Besetzung des zentralen Hörsaals hatten die Bullen die Uni gestürmt, mussten sich allerdings gegen massive Gegenwehr durchsetzen und dann auch noch den Schmach hinnehmen, dass ein Teil der bei der Aktion Festgesetzen einfach eine Bullenkette durchbrechen und entkommen konnte. (VIDEO !) Für heute Abend wird nach Tolbiac mobilisiert, CRS hin oder her.

Bei der aktuellen Auseinandersetzung geht es für alle Beteiligten nicht nur um die von der Regierung in den Gesetzesvorlagen geplanten Einschnitte. Letzendlich werden die Vorhaben, so sie gesellschaftlich durchsetzbar sein werden, einen ökonomischen Umbau einläuten, der analog zur deutschen Agenda 2010 die französische Gesellschaft radikal verändern wird. Nicht umsonst wurde der in Deuschland mittlerweile vorbestrafte Antreiber der Agenda 2010, Peter Hartz, von führenden französischen Regierungsvertretern nach Paris eingeladen und sogar von Präsident Hollande persönlich empfangen.
Bereits im April letzten Jahres war der französische Finanzminister Michel Sapin zugegen, als die OECD ihre Analyse zur Entwicklung der französischen Wirtschaft öffentlich vorstellte. Im Fokus standen schon damals der hohe Anteil von Beschäftigten im öffentlichen Sektor und die aus Sicht der OECD zu hohe Absicherung von nicht prekär Beschäftigten.


Auf der anderen Seite dürften die Jugendlichen, die derzeit der Motor der Bewegung gegen das Loi Travail sind, ahnen, was auf sie in den nächsten Jahren zukommen wird, wenn es ihnen nicht gelingt, das Gesetzesvorhaben zu Fall zu bringen. Schon jetzt bleibt jeder vierte nach dem Schulabschluss ohne Job, viele andere hangeln sich von einer kurzfristigen Beschäftigung zur nächsten. Und wenn es 2006 nicht gelungen wäre, die damaligen "Reformen" des CPE mit Streiks, Besetzungen, Demos und Strassenkämpfen zu blockieren, dürfte die derzeitige Situation noch beschissener aussehen.

So aber hört und liest man dieser Tage in Frankreich auf den Strassen und Mauern Parolen und Texte, die über die Begrenzung einer sozialen Bewegung hinaus reichen und an den Pariser Mai, Italien 77 oder Westberlin 1981 erinnern lassen. Wir werden sehen...

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