Kriminalität am Görlitzer Park: Berliner Gewerbetreibende beschweren sich beim Senat

Erstveröffentlicht: 
30.10.2015

Diebstähle, Messerattacken und Drogen - im Umfeld des Görlitzer Parks herrscht viel Kriminalität. Rund 50 Geschäftsinhaber vom Kottbusser Tor wollen das nicht länger hinnehmen und wenden sich nun öffentlich an den Berliner Senat.

 

Die Scherben der vergangenen Nacht sind gerade aufgesammelt. Das Wartehäuschen der Bushaltestelle in der Adalbertstraße ist eingeschlagen worden, so wie fast jede Woche, sagt Oktay Toprakci, der am Kottbusser Tor einen Imbiss betreibt. Und Vandalismus sei nur das sichtbarste von vielen Problemen.

Anwohner und Geschäftsleute wie Toprakci beklagen am Kotti eine Zunahme von Gewalt, Drogenhandel und Kriminalität. Erst am vergangenen Wochenende war ein 26-Jähriger bei einer Messerstecherei schwer verletzt worden, der zweite Fall innerhalb eines Monats.

 

Brief an den Senat

 

Rund 50 Gewerbetreibende vom Kottbusser Tor schicken am Freitag (30. Oktober) einen Aufruf an den Senat. Sie hätten ihre Anliegen mehrfach beim Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und der zuständigen Polizeidirektion vorgetragen, heißt es darin: „Bis jetzt wurde leider nichts unternommen.“ Ercan Yasaroglu, Betreiber des Café Kotti, hat den Aufruf angestoßen. „Wenn man mit Polizisten über das Problem spricht, bitten sie, dass wir uns an die politisch Verantwortlichen wenden“, erzählt er.

 

Der Durchgang zur Dresdener Straße sei nachts kaum noch passierbar, sagt Oktay Toprakci. Es sei unsicher, Touristen würden ausgeraubt. „Und die Dealer sind aggressiv, sie bedrängen die Gäste.“ Sein Umsatz sei eingebrochen. Die Ursache für die Entwicklung liege ein paar hundert Meter weiter, im Görlitzer Park. „Da wurde sauber gemacht, aber das Problem hat sich nur verlagert“, meint Toprakci. Die Dealer seien Richtung Kotti ausgewichen, um den Polizeikontrollen zu entgehen.

Der Kiez ist schon seit Jahrzehnten das, was die Polizei als „kriminalitätsbelasteten Ort“ bezeichnet. Doch die Lage habe sich drastisch verändert, sagt Ercan Yasaroglu: „Früher konnten wir mit den Leuten sprechen, wenn es ein Problem gab, man kannte sich.“ Heute werde die direkte Ansprache häufig als Konfrontation verstanden.

Auch Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) nimmt die Entwicklung ernst. „Aus Gesprächen und dem, was ich selbst sehe, habe ich den Eindruck, dass sich die Situation verschärft“, sagt sie. Viel Spielraum gebe es auf Seiten des Bezirks jedoch nicht. Das Bezirksamt beteilige sich finanziell nun an einem Zaun, der um den Spielplatz eines benachbarten Privatgrundstücks gezogen und nachts abgeschlossen werde. Damit soll ein Umschlagplatz des Drogenhandels wegfallen.

Den Anwohnern und Ladenbetreibern reicht das nicht. In den Augen von Avni Kazanci, Inhaber vom Fischimbiss Taka, rächt sich die verfehlte Politik des Bezirks. „Sie haben zu lange zugesehen und nichts getan“, sagt er mit Blick auf die Drogenproblematik. Es gebe unter den Drogenhändlern eine große Konkurrenz, neben den Alteingesessenen drängten die afrikanischen Flüchtlinge und organisierte Gruppen aus Osteuropa auf den Markt.

 

„Die Sicherheitslage ist Sache der Polizei, da hat der Bezirk keine Kompetenz“, sagt Bürgermeisterin Monika Herrmann. Es reiche nicht aus, wenn der Innensenator in der Öffentlichkeit auf den Tisch haue, aber untätig bleibe: „Ich habe nichts dagegen, wenn am Kotti ein Einsatzfahrzeug platziert wird.“

Die Debatte, wer die Verantwortung trägt, ist bekannt – vom Görlitzer Park, aus der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule und vom Oranienplatz. Die Senatsverwaltung für Inneres wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

 

Polizei ist hilflos

 

Ein Kreuzberger Polizist reagiert ernüchtert. Man könne die Situation nicht schönreden, sagt er. Am Kottbusser Tor sammelten sich neben Dealern und Kleinkriminellen Gestrandete aus aller Welt. Unter Alkohol- und Drogeneinfluss sei die Schwelle zur Gewalt dann gering. Die Polizei habe keine Mittel, um darauf angemessen zu reagieren. Nachts stünden nur sechs Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, auch zu den Stoßzeiten am Wochenende. „Es ist ein Ausmaß, das wir vorher nicht kannten.“

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was ist das für ein Drecks-laden. Nur weil jetzt vermehrt hipster und zugezogene dort abhängen regt sich dieser betreiber jetzt über "gestiegene" kriminalität auf. so ein schwachsinn, und das alles im namen der gewerbetreibenen. das ist wieder mal ein beispiel wie die leute im kiez ihre eigene gentrifizierung vorantreiben. mehr bullen als in berlin zurzeit in berlin streife schieben geht fast gar nicht mehr. dazu sind die meisten streifenbullen wirklich stroh doof und haben einen hang zur gewalt, vorallem wenn sie in zivil auftreten.

 

auch die Argumentation ist wirklichschlimm, "weil im görlitzer park "saubergemacht" wurde. was ist berlin nur für eine stadt geworden.

Hier noch mal ein RBB Beitrag, wo der Cafe Kotti Boss darüber jammert, wie sehr die armen Polizisten am Kotti schikaniert werden.

http://mediathek.rbb-online.de/tv/Abendschau/Zunehmende-Gewalt-am-Kotti/...

 

Dass Gewerbetreibende angesichts der horrenden Touri-Zahlen über angeblich rückgängige Umsatzzahlen klagen und dies auf die Anwesenheit von Drogengebrauchern schieben, erscheint reichlich absurd.

Schon vor 6 Jahren hat der Cafe Kotti Boss auf Obdachlose und Drogengebraucher*innen am Kotti geschimpft und gejammert, dass nicht genug Polizei vor Ort wäre (http://www.taz.de/!5166174/). Wenn er nun wie oben im Artikel sagt, früher sei ja alles besser gewesen, erscheint das als merkwürdig, schaut mensch sich seine Aussagen vor 6 Jahren an.

 

Wie dieser Typ mit seinen Angestellten umgeht, wird übrigens hier näher beleuchtet: https://linksunten.indymedia.org/de/node/154370.