Für einen anarchistischen Anarchismus – Zur Kritik an Pazifismus und Basisdemokratie

Pazifismus. Dieses Wort fällt auffällig oft im anarchistischen Diskus. Ja, auch wir träumen von einer Welt ohne Gewalt und Herrschaft, von einer Welt in der jedes Individuum verinnerlichte Unterdrückungsmechanismen verlernt hat, in der es keine Notwendigkeit mehr gibt für körperliche Gewalt in Auseinandersetzungen, in der auch psychische, verbale, emotionale Gewalt der Vergangenheit angehören.


„Die Linke hat unbewusst als Hauptaufgabe Widerstand harmlos zu machen. Staaten haben verstanden, dass Widerstand und Kämpfe niemals verschwinden werden. In der Vergangenheit wurde versucht, Kämpfe zu unterdrücken, sobald sie entstanden, doch dies erwies sich als ineffizient. Heute herrschen Staaten indem sie die Unvermeidbarkeit von Konflikt und Widerstand akzeptieren und anstatt dessen versuchen ihn zu managen, permanent zu regulieren. Soziale Bewegungen in Nordamerika versteifen sich auf die von mittelschichts-Reformist*innen auferlegte Doktrin, Bewegungen kontrollieren und ihre Entwicklung diktieren zu wollen“- Peter Gelderloos und Aric McBay (sinngemäß übersetzt)

Pazifismus ist staatserhaltend.

Nur durch die gleichzeitige Existenz „gewaltfreier“ und militanter Aktionen kann dem Staat gegenüber ein Drohpotential aufgebaut werden. Wird sich unsolidarisch von militanten Aktionen distanziert und im (meist legalen) pazifistischen Rahmen gehandelt, so spielt das in die Hände der staatlichen Logik. Bei pazifistischen Protestaktionen dürfen Menschen ihrer Kritik freien lauf lassen, ihre Wut loswerden, ein gutes Gewissen herbeidemonstrieren. Widerstandshandlungen wird somit vorgebeugt, da mensch ja das Gefühl hat, durch den Protest etwas geändert zu haben. Fühlen Menschen sich beim Protestieren fälschlicherweise von der Regierung gehört, so wird sie dies daran hindern, radikalere Mittel zu ergreifen, die Staat und Kapital wesentlich härter treffen. So schaffen es die Repressionsbehörden, politisch Aktive psychologisch zu steuern. Weder Ghandi noch Martin Luther King hätten eine Verhandlungsposition einnehmen können, wären nicht gleichzeitig militante Bewegungen aktiv gewesen.
Ghandi - DAS Idol des weißen Pazifismus - war Abtreibungsgegner, hat junge Frauen und minderjährige Mädchen misshandelt, Vergewaltigten die Schuld für die Tat gegeben und ihre Ermordung als Erlösung propagiert, sowie anti-Schwarzen Rassismus und Antisemitismus verbreitet. Hauptsache den Kolonialherren gegenüber gewaltfrei sein? Auch Pazifismus ist vor Doppelmoral nicht sicher.

Die Kritik richtet sich nicht an friedliche Proteste, eine Vielfalt von Taktiken ist immer sinnvoll. Das Problem ist, dass sich Pazifist*innen von radikaleren und militanteren Aktionen distanzieren. Es ist falsch anzunehmen, dass Menschen denen einfache Demonstrationen nicht ausreichen, nicht durchdacht hätten, was sie tun. Was ist Gewalt? Gewalt sind Eigentum, Arbeitszwang, soziale Normen, Gesetze, strukturelle Diskriminierungsverhältnisse. Eine kaputte Ladenscheibe, brennende Firmenwagen, ein Flaschenwurf in die Polizeikette, ein Stein der einen Nazi trifft – das sind legitime Notwehrmaßnahmen zur Verhinderung zukünftiger Gewalt.

Wer sich aus Pazifismus heraus nicht gegen Naziangriffe verteidigen möchte, kann das tun, sollte sich aber nicht Menschen in den Weg stellen, die anderes vorhaben, die sich verteidigen. Sich öffentlichkeitswirksam von militanten Strategien zu distanzieren hilft der demokratischen Mehrheitsmeinung dabei, „Linksextremisten“ zu diffamieren und die Mitte der Gesellschaft gegen sie aufzuhetzen. Wird jedoch häufiger die Notwendigkeit von Radikalität und Militanz verständlich begründet, so könnte diese mehr Akzeptanz finden. Eine Linie ist aus anarchistischer Sicht jedoch dann überschritten, wenn Menschen, welche austauschbare Funktionär*innen des Systems sind, als Sündenböcke inszeniert und „eliminiert“ werden. Nicht nur finden sich hier Elemente der Entmenschlichung und des strukturellen Antisemitismus, „die da oben“, „eine kleine Gruppe von Kapitalisten und Politikern“ für das Übel der Welt verantwortlich zu machen ist schlicht verkürzt. Es bedarf hier einer ausführlicheren Analyse der herrschenden Verhältnisse. Entzieht den Wurzeln des Systems ihren Boden, anstatt einzelne Früchte zu entsorgen!

Ganz besonders in Zeiten von faschistoiden Angriffen, sei es durch Rechte und andere Rassist*innen oder durch den elenden selbsternannten Islamischen Staat, ist die Forderung nach Pazifismus eine Beleidigung für und Entsolidarisierung von allen Betroffenen und Kämpfenden.

Umgang mit Polizeigewalt

Nur äußerst selten distanzieren sich militantere Gruppen von pazifistischen, umgekehrt allerdings werden Ignoranz und Spaltung vermittelt, sich von Militanten distanziert, sie gegenüber der gesamtgesellschaftlichen Öffentlichkeit als den „richtigen“, vermeintlich reflektierten, Aktivist*innen nicht-zugehörig dargestellt. So wird sich den Erwartungen und Bedingungen staatlicher Institutionen angepasst. Des Weiteren behaupten Pazifist*innen nur zu gerne, dass Militante V-Leute/Agent Provocateure seien und sprechen somit militant Handelnden ihre Selbstbestimmung und ihr Empowerment ab. So mutig, radikal, militant könnten Linke nach dieser Logik nie sein... dann wimmelt es anscheinend überall vor V-Leuten, die mit Bezahlung Chaos stiften um so die unschuldigen, friedlichen, sich von (aus Gegenwehr notwendiger) Gegengewalt distanzierenden Pazifist*innen in Repressionssituationen bringen. Nicht etwa Staat und Polizei werden für Repression und Gewalt verantwortlich gesehen, sondern andere Linke (ach nee, alles V-Leute, wa?). So zum Beispiel in einem Bericht der APJ Köln über Blockupy, in dem sich beklagt wurde (im Vergleich zu Militanten) zu Unrecht Ziel von Polizeigewalt geworden zu sein. Eine weitere Strategie ist es, Militante als Demotouris oder Chaoten, als unpolitische Krawallmachende darzustellen. Das unterstellt einerseits in klassistischer und bildungschauvinistischer Manier Szene-externe Menschen als komplett unpolitisch dar, nur weil sie ihre Inhalte auf eine andere Art formulieren, als die linke Szene, spricht aber auch reflektiert handelnden theoriebasierten Linken die Fähigkeit ab, Militanz auszuüben.

Polizeigewalt sollte keine Überraschung für Anarchist*innen sein. Polizeigewalt besteht nicht als Trotzdem einer Demokratie, sondern existiert als inhärenter Teil demokratischer Herrschaft. Die Polizei ist nicht erst gewalttätig, wenn Schlagstöcke und Pfefferspray zum Einsatz kommen, auch das Handeln der Schreibtischtäter*innen bei dieser Behörde ist Gewalt, die Menschen ihrer Freiheit beraubt. Darüber hinaus findet leider häufig eine Entsolidarisierung von nicht-pazifistischen Anarchist*innen und deren Aktionsformen statt. Es ist wie ein Messerstich in den Rücken, zu lesen, dass Polizeigewalt bei militanten Aktionen ja gerechtfertigt weil provoziert sei, Angriffe auf die braven, friedlich protestierenden Pazifist*innen aber nicht legitim wären, weil diese ja keinen Anlass zur Notwehr böten. Diese Argumentation unterwirft sich auf reformistische Art und Weise der bürgerlich-juristischen Logik von Recht und Unrecht.

Anarchismus = Basisdemokratie?!

Die Annahme, Anarchismus sei Basisdemokratie, geht oft mit Pazifismus einher.
In einer Basisdemokratie sind vielleicht alle bei Entscheidungen anwesend und dürfen mit abstimmen, doch strukturelle Ungleichheiten und Dominanzverhältnisse werden dabei noch lange nicht abgeschafft. Alle bekommen die gleichen Chancen, dass jedoch unterschiedliche Chancen viel fairer sein könnten, weil eben alle Menschen gleichwertig, aber nicht gleich sind, wird dabei ignoriert. Selbst in der 'radikalsten' Basisdemokratie können Patriarchat, Rassismus, Antisemitismus, Ableismus,... weiter bestehen. Solange all diese Diskriminierungsmechanismen nicht überwunden sind, kann das Konsensprinzip nur eingeschränkt funktionieren, denn Dominanzverhältnisse wirken manipulativ. Basisdemokratie ist nicht Anarchie. Nicht alle sollen über alle Herrschen, sondern niemand über irgendwen. Wer Basisdemokratie als Ziel sierer Kämpfe und Aktivität ansieht, sollte dementsprechend fair sein, sich nicht als anarchistisch zu betiteln. Was Werbung für Basisdemokratische Positionen in anarchistischen Zeitungsprojekten zu suchen hat entbehrt jeder Logik.

Querfront gegen das System?

Durch basisdemokratische Positionen entsteht häufig eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit autoritären Gruppen. Die Kritik an Parteipolitik scheint so evident, dass sie zu wiederholen es nicht wert ist. Parteijugenden sind lediglich dienlich zur Finanzierung von Stickern, Zugtickets und anderen nützlichen Kleinigkeiten. Stellen sie in kleinen Orten ohne Squats Räume zur Verfügung, auch gut. Dienen sie Jugendlichen als Sprungbrett zur Radikalisierung, noch besser. Aber eine inhaltliche Zusammenarbeit kann nur zur Aufgabe der eigenen radikalen Ziele führen, eine gemeinsame Bewerbung von Veranstaltungen lenkt immer den Fokus auf die Partei, weil sie bereits größer und bekannter ist. Und nein, der Unterschied zwischen Parteijugend und Partei ist dabei nicht sonderlich groß. Wenn sich also eine anarchistische Gruppe aus dem Personenkreis einer Parteijugend heraus gründet, so sollte mit dem Radikalisierungsprozess auch eine deutliche inhaltliche und organisatorische Distanzierung von der Partei stattfinden. Doppelmitgliedschaften scheinen dennoch in einigen Städten die Regel zu sein. Auch bürgerliche Organisationen wie PETA, Greenpeace und Attac müssen aus anarchistischer Perspektive kritisiert werden, verstößt deren Politik doch gegen sämtliche anarchistische Ideale.

Mit autoritären Gruppen gemeint sind jedoch solche, die ihre Identitäten häufig über Personenkulte prägen und deren Organisationsstrukturen aus Kadern und Mitläufer*innen bestehen. Lenin, Mao, Stalin, Trotski, Scheisze! Sich als anarchistisch verstehende Einzelpersonen sind teilweise Mitglied in diesen Gruppen, häufig rufen anarchistische Gruppen zu Veranstaltungen von SDAJ, SAV, 3A-Bündnis und Co auf, oder machen mit ihnen Bündnisarbeit. Am Beginn der Politisierung mag dies zu verzeihen sein, denn wir alle befinden uns ständig in einem Lernprozess. Geht eine solche Kooperation jedoch von etablierten anarchistischen Gruppen in größeren Bündnissen aus, zeugt das entweder vom Missbrauch des Anarchismus-Begriffes oder von bewegungslinker Geschichtsvergessenheit.

Zuletzt besonders sichtbar auf Fotos vom Anti-G7 Camp: Anarchistische Gruppen neben dem stalinistischen 3A-Bündnis. Damit möchten wir den Ablauf vor Ort, von dem wir nichts mitbekommen haben, nicht kritisieren, dennoch hätte der anarchistische Aufruf kritisch auf Aktionspartner*innen eingehen können, eine Begründung für die Zusammenarbeit liefern können, anstatt deren inhaltliche Dominanz bei den Protesten zu dulden. Hat er aber nicht. Der Aufruf des FdA gegen G7 mit seinen standardisierten Phrasen hätte genau so gut von Attac stammen können. Was hat dieser Eventtourismus noch mit Anarchismus zu tun? Von einigen der autoritären Gruppen, die in Elmau präsent waren, gingen in der Vergangenheit immer wieder Übergriffe mit antisemitischem Motiv auf libertäre Linke und Anarchist*innen aus, die massive körperliche Verletzungen nach sich trugen.
Des Weiteren ist es bezüglich des Nahostkonfliktes höchst inkonsequent, eine antinationale Neutralität zu behaupten und dann mit Gruppen zu arbeiten, die antiimperialistisch veranlagt sind und die Auslöschung Israels als Schutzraum für vom Antisemitismus verfolgte Menschen fordern, dabei  gerne auch mit Hamas-Anhänger*innen und Neo-Nazis gemeinsam demonstrieren, wie im Sommer 2014 mal wieder offensichtlich wurde. (vgl: youtube.com/watch?v=GNqOzi5DxpE, publikative.org/2014/07/15/warum-nazis-mit-islamisten-gegen-israel-marschieren/)

Im Rahmen der Proteste gegen Pegida hat eine anarcho-pazifistische Gruppe aus Köln die Spaltung der duisburger Antifa-Szene kritisiert und für den Erfolg von Pegida verantwortlich erklärt. Diese Sicht blendet die Gründe für die Spaltungen aus: Die rote Antifa NRW ist in Vergangenheit vermehrt durch sexistische und antisemitische Übergriffe aufgefallen, hat vermeintliche "Antideutsche" körperlich angegriffen und durch eben diese Gründe Hausverbot im AZ Mülheim. Mit stalinistischen (oder auch nur leninistischen) Schläger*innen gegen Rechte? Nein danke. Eine solche Querfront ist nicht nur naiv, sondern gefährlich. Nachdem es massive innerlinke Gewalt gab, ja sogar vermeintliche „Antideutsche“ gegenüber Neonazis geoutet und Informationen über sie an diese weitergegeben wurden, ist eine Spaltung nur zu gut nachzuvollziehen. Mal Utopisch gedacht: Gewinnen libertäre und autoritäre Linke gemeinsam den Kampf gegen Staat, Kapital und rechte Strömungen ohne vorher ihre ideologischen Differenzen zu klären, so steht nach einem ersten Sieg die Auseinandersetzung zwischen autoritären und libertären Linken an und damit ein Hinweis auf die bereits erwähnte bewegungslinke Geschichtsvergessenheit.

Das Bewusstsein über die historischen Verbrechen der autoritären Linken am Anarchismus darf nicht vernachlässigt werden. Siehe zum Beispiel Spanischer Bürgerkrieg, Kronstadt, oder Griechenland aktuell. Dies wäre einen eigenen Artikel wert.

Anarchismus bedeutet Abwesenheit von Herrschaft bedeutet Abwesenheit von Staat bedeutet Abwesenheit von Parteipolitik, informellen Hierarchien und Diskriminierung.

Gruppen, die kontinuierlich mit einer Parteijugend zusammenarbeiten, Werbung für Parteiveranstaltungen machen, zu Veranstaltungen der autoritären Linken Aufrufen, ja sogar Kampagnenarbeit mit ihnen machen, sollten sich per Definition nicht anarchistisch nennen, schon gar nicht, wenn sie all das ohne Begründung oder Erklärung tun. Tun sie dies doch, so ist das eine Beleidigung für all die Anarchist*innen, die in den letzten dreihundert Jahren von ebensolchen ermordet wurden. Wie kann zu einer Kampagne mobilisiert werden, die ebenso auch stalinistische Gruppen betreiben, ohne sich inhaltlich von diesen zu distanzieren, ohne daran zu denken, was stalinistische Säuberungen für Anarchist*innen bedeuteten? Menschenverachtende Gruppen lassen sich nicht durch sporadische Bündnisarbeit reformieren.
Anarchist*innen sollten auch gegen Antisemitismus aktiv sein, anstatt mit holocaustrelativierenden Gruppen, wie PETA oder strukturell Antisemitischen Gruppen wie z.B. anti-TTIP Bündnissen zusammen zu arbeiten, bzw. Werbung für deren Veranstaltungen zu machen. In Köln beispielsweise hat die Gewerkschaft IG BCE in den vergangenen Jahren Neonazis zu ihren Demonstrationen für Braunkohle angekarrt, welche mit Sprüchen wie "Wer nicht hüpft der ist ein Jude" sowie Bedrohungen gegenüber Aktivistx aus dem Hambacher Forst auffielen. Vor kurzem dann demonstrierten anarchistische Menschen gemeinsam mit dieser Gewerkschaft als es um ein anderes Thema ging. Dies wurde von mehreren anarchistischen Gruppen der Stadt beworben. Dazu kommt Zusammenarbeit mit der SAV. Wie kann sich eine Gruppe anarchistisch nennen und doch anscheinend widerspruchslos zu Demonstrationen einer trotzkistischen Sekte aufrufen, bei der sozial sanktioniert wird, wer nicht genügend Zeitungen verkauft und Anarchist*innen für Stammtischwitze herhalten müssen? Eine eindeutige Distanzierung ist hier mehr als Notwendig!

Einige unserer besten Freund*innen sind libertäre Kommunist*innen. Manchmal überlegen wir, ob es sich überhaupt noch lohnt, den Anarchismus gegen die Vorwürfe von Theoriemangel, Aktionismus und verkürzten Forderungen in Schutz zu nehmen. Es gibt zwar wirklich emanzipatorische Anarchist*innen, die tatsächlich anarchistisch sind, doch diese scheinen derzeit eine Minderheit zu sein. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der eigenen politischen Strömung bleibt häufig aus. Der Kritik an Antisemitismus und Reformismus innerhalb der anarchistischen Bewegung ist argumentativ nichts mehr entgegenzusetzen, sie trifft zu. Denn Anarchismus ist ein Modebegriff geworden unter dem sich alles von Basisdemokratie bis Verschwörungstheorie tummelt. Oder? Beweist doch mit eurem Handeln das Gegenteil. Von gesellschaftsnahen Kampagnen wie minijob.cc, von anarchistischen Gesellschaftsanalysen oder von Konferenzen wie AFem2014 /London möchten wir mehr sehen.

 

Wir schließen uns der Forderung an, welche einige anarchistische Gruppen dieses Jahr bereits erneut äußerten:

Für den Bruch mit der autoritären Linken!

 

Leseempfehlung: "How nonviolence protects the state" - Peter Gelderloos beschreibt, warum gewaltfreie Aktion strategisch ungünstig, patriarchal, rassistisch und staatserhaltend ist.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Ach ja, so schön liest sich das alles, die große alte Träumerei von der herrschaftslosen Gesellschaft, dargebracht in einem Text mit fester Haltung, jugendlichem Elan, theoretischen Untermauerungen und klaren Abgrenzungen.

 

Leider bleibt das alles an einem Punkt hängen, und den deckt der Text sogar auf:

In einer Basisdemokratie sind vielleicht alle bei Entscheidungen anwesend und dürfen mit abstimmen, doch strukturelle Ungleichheiten und Dominanzverhältnisse werden dabei noch lange nicht abgeschafft. Alle bekommen die gleichen Chancen, dass jedoch unterschiedliche Chancen viel fairer sein könnten, weil eben alle Menschen gleichwertig, aber nicht gleich sind, wird dabei ignoriert.

Mensch mag sich noch so viel Mühe geben, aber es gibt sie nun mal, die unterschiedlichen Charaktere, zum Beispiel die introvertierten und die extrovertierten. Schon ist ein Machtgefälle da, schon entsteht so was wie Herrschaft. Es bedürfte größter Selbstdisziplin, diese Macht nicht mal unbewusst einzusetzen, das funktioniert erfahrungsgemäß nicht, es geht schon los wenn jemand im AZ den Plan für den Thekendienst schreibt.

 

Ohne groß in Theorie einzusteigen, aber echte Anarchie, echte Abwesenheit sämtlicher Herrschaft funktioniert nur dann, wenn mensch alleine in der grossen Weite sitzt, fern von allen anderen Menschen. Und dann erkennt Menschlein, daß eigentlich die Natur herrscht, und mensch nur ein kleines Wesen darin ist.

 

Sowie zwei oder mehr Menschen sich näher kommen, vielleicht sogar irgendeine Art von Gemeinschaft gründen (Familie, Dorf, Verein, Partei, was auch immer), entsteht durch die unterschiedlichen Charaktere, und die Zwänge des Alltags Macht und Herrschaft. Kommt eine moderne Welt mit dicht besiedelten Gebieten, großen Städten und Infrastruktur dazu, ist Herrschaft und Bildung von Verwaltungsstrukturen ganz automatisch mit dabei, wo so viel los ist immer "Staat", egal wie der aussehen mag. Ok, außer mensch geht wie irre aufeinander los und bekommt einen "failed state" hin, dann laufen sehr viele Menschen möglichst schnell weit weg, wie man aktuell sehen kann dort hin, wo es einen möglichst stabilen und sicheren Staat gibt.

Herrschaft erfordert zu Erhalt immer die Ausübung von Gewalt, zumindest den gegenüber die Ihr entfliehen wollen. Ess gibt einen Unterschied zwischen Beeinflussung unfd Zwang/ Gewalt. Herrschaft heißt anderen die eigenen Entscheidungen aufzuzwingen und sie nicht selber entscheiden zu lassen. Ansonsten wäre es das gleiche wenn ich jemenschen bitte mir die Tür aufzuhalten oder sie*ihn versprügle...

Herrschaft entsteht da, wo jemand seinen Willen durchsetzen will. Dazu bedarf es keiner Gewalt. Mensch kann eine Personengruppe auch gewaltlos beeinflußen um sich an die Spitze zu stellen und Herrschaft auszuüben. Theorie ist da Schall und Rauch solange sie an der Realität vorbeischwadroniert...

Was meinst du den mit seinem Willen? Nur weil ich hunger habe und essen will und andere Frage, ob sie essen produzieren übe ich noch kein Herrschaft aus...

finde den text gut, richtig und überfällig. obwohl mir immer noch nicht klar ist, warum dem flaschen- und steine werfenden nicht klar wird, dass der wurfkörper in richtiung individuum und nicht institution geht (weil gewalt gegengewalt erzeugt, frustration aggression bewirkt usw.)

es würde viel mehr sinn machen, da anzusetzen, wo die kommandos gegeben werden. das bekanntwerden institutioneller rassismus und faschismus begünstigender strukturen, die auflösung gewalttätiger spezialkommandos. das gilt für die autoritäre linke genau so wie für die polizei. abschaffen kann man sie wohl eher nicht. anarchismus ist mit realismus leider wirklich nur dann vereinbar, wenn man sich das leisten kann. seis drum.

 

das system stabilisiert sich , umso mehr man bemüht ist, es zu zerstören.

bin für recherche, diskurs und überlegtes, faires handeln

1. ich bin nicht grundsätzlich pazifist aber militante aktionen kann ich nur befürworten wenn ich darin persönlich einen sinn sehe. gewalt gegen gewalttätige nazis oder ähnliches finde ich okay und bin solidarisch, bei sinnlosen sachbeschädigungen die kein mensch ausserhalb der radikalen linken nachvlziehen kann und versteht, bin ich raus.

 

2.spaltung in zeiten eines neuen rechtsterrorismus? solchen forderungen misstraue ich grundsätzlich wenn sie auf einer offenen plattform wie indymedia stehen. ich verstehe ausserdem nicht, warum man sich nicht politisch einander näher kennenlernen sollte und durch diskussionen zu einem konsens gelangen kann. sicher ist das nicht überall möglich, aber es gibt nicht nur die stalinisten und die pazifisten und die anarchisten.

Was heißt denn "einander näher kennenlernen"? Und natürlich besteht die Radikale Linke nicht nur aus Stalinist_innen, Pazifist_innen und Anarchist_innen, aber es geht hier um die Abgrenzung einer libertären Linken von einer autoritären, und zu der autoritären gehören nunmal Menschen die Stalinist_innen oder Marxist/Leninist_innen sind. Als liberätre Linke sollte sich grundsätzlich von solchen Strukturen abgegrenzt werden, bzw. immer Stellung bezogen. Natürlich gibt es Ausnahmefälle (wie der Hogesa Aufmarsch) an denen Zusammenarbeit notwendig ist. Aber für mich gibt es kein aufeinander Zukommen, da die Ideologie dieser Struktur nunmal autoritär ist und kein anders sein kennt. Oder wie können denn herrschaftsfreie Strukturen innerhalb einer "Partei des neuen Typus" exisitieren so wie MLer_innen sie fordern? Hier geht es um eine grundsätzliche Unvereinbarkeit und nicht um irgendwelche Meinungsverschiedenheiten. Eine emanzipatorische Welt kann nicht mit Menschen erkämpft werden, die das eine Herrschaftsverhältnis durch ein anderes ersetzen wollen.

Erstmal vielen Teilen des Textes stimme ich zu, aber ihr widersprecht Euch selbst wenn ihr den Staat als gewaltsame Instutition kritisiert, aber Israel nicht ablehnt und jetzt haltet Euch fest, also einem Staat, positiv gegenüber steht. Das ist kein Anarchismus,

den Zitat:

"Anarchismus bedeutet Abwesenheit von Herrschaft bedeutet Abwesenheit von Staat"

Es hat auch wenig mit Anarchismus zu tun in jede Form von verkürzter Herrschaftskritik antisemistismus reinzudeuten, dass verharmlost reallen Antisemitismus. Zumindest in Deutschland gibt es in organisierten anarchistischen Strukturen kein ernsthaftes Antisemitismusproblem (was nicht heißt da nicht wachsam bleiben zu sollen),  solche Darstellungen verharmlossen einfach.  

 

Abschließend nocht werder "antideutsch" noch "antimperialistisch" ( wenn es nicht um den Imperialismus und die Ablehung aller Staaen geht) zu sein ist mit Anarchismus vereinbar, genauso wenig wie Israel oder Palästina zu unterstützen, das nämlich Staaten.

Ich kann da nicht rauslesen, dass Israel als Staat bejaht wird, sondern als Schutzraum. Wenn sich die Region ohne Parlament und Regierung verwalten würde wär's wohl umso schöner. Die Haltung "Alle Staaten abschaffen und Israel zuletzt" gibt es beispielsweise auch und lässt sich mit antinational-anarchistischen Haltungen vereinen. Antiimperialismus scheint in der internationalen Linken selbstverständlicher Bestandteil des Anarchismus zu sein/ nicht als Widerspruch wahrgenommen zu werden, das Nebeneinanderwehen von Palästina- und Anarchie-Fahnen ist Standard - warum wird das kaum kritisiert?

 

"in jede Form von verkürzter Herrschaftskritik antisemistismus reinzudeuten, dass verharmlost reallen Antisemitismus."

- Kritik am strukturellem Antisemitismus benennt die ähnlichen Denkstrukturen in beiden Themen, werden z.B. Banker mit Hakennase und dick=gierig dargestellt, so reproduziert das uralte antisemitische Ressentiments.

 

"Zumindest in Deutschland gibt es in organisierten anarchistischen Strukturen kein ernsthaftes Antisemitismusproblem"

- es geht doch eher darum, die unkritische Zusammenarbeit mit nicht-anarchistischen Strukturen zu thematisieren als den Anarchos aktiven Antisemitismus zu erstellen.

Es ist schwierig, dem Text zu folgen, weil er allzu häufig Behauptungen in den Raum wirft, die dann als Grundlage der weiteren Argumentation genutzt werden.

 

Beispielhaft seien hier drei solcher Sätze aufgeführt:

 

* "Pazifismus. Dieses Wort fällt auffällig oft im anarchistischen Diskus."

-> Wo genau? Welche Texte sind das? Stehen sie stellvertretend für "den anarchistischen Diskurs"?

 

* "Doppelmitgliedschaften scheinen dennoch in einigen Städten die Regel zu sein."

-> Woher wisst ihr das? Das Wort "scheinen" scheint bereits anzudeuten, dass es Spekulation sein könnte.

 

* "Denn Anarchismus ist ein Modebegriff geworden unter dem sich alles von Basisdemokratie bis Verschwörungstheorie tummelt."

-> Wo genau? Wer schreibt sowas? Wo sind die anarchistischen Verschwörungstheoretiker*innen?

Leider löst ihr euch nicht vom Szenesumpf. Ich hätte mir von AnarchistInnen mehr versprochen. Schade!

Gute Fragen...
Ich habe hier nämlich auf Grund des "antideutschen" Nationalismus und der Antisemitismus Verharmlosung das Gefühl, dass die Autor*inne kaum Kontakt zum Rest der anarchistischen Bewegung(en) haben.
Und den anarchistischen Diskurs gibt es nicht.

ja, schade. warum eigentlich? eine anarchistische bewegung, wie soll sowas hierarchiefrei gehen? das kann doch allenfalls ein loser zusammenschluss sein...  auf die fresse statt reden? bringt auch nix. außerdem benenne mal, wo antisemitismus verharmlost wird in dem text.

doppelmitgliedschaften: hier details über politische strukturen in bestimmten städten zu veröffentlichen wäre nicht sonderlich sinnvoll. sollen hier namen und spezifische gruppen genannt werden oder was? im text wird sich ja an zwei stellen auf köln bezogen also ist wohl davon auszugehen, dass die stadt zb auch gemeint ist.

 

modebegriff: occupy, neurechte friedensbewegung, chemtrailgegner, anonymous und und und. ja sogar in der linkspartei, in all diesen bewegungen finden sich menschen, die sich selbst als anarchistisch verstehen

anarchie bedeutet doch, eben nicht auf den band wagon aufzuspringen. sobald man sich organisiert, ist es doch vorbei mit der freiheit. wer kapiert das mal? mir wird ganz anders, wenn ich leute so daherreden höre wie diese neurechte friedensengeltante bei der kölner linken (paradox, nicht. was will die jetzt genau? mit all ihren freunden von diesem und jenem bündnis und schönen gruß auch an die genossen bei xyz... hey come on, das hat doch nichts mit widerstand zu tun...)  irgendein stand ganz hinten rechts auf der esoterikmesse oder vielleicht auch eine subversive kunstaktion, mit herzlichem dank an  abcdefg ? nur mal so zwischendurch zu köln.

* Doppelmitgliedschaften:

Natürlich geht es nicht darum, hier irgendwelche Details rauszuposaunen. Die Frage, die gestellt wurde, ist woher dieses Wissen stammt (diese ließe sich bspw. allgemein beantworten, indem gesagt wird: "Das haben uns diese Leute selbst erzählt") und ob das mehr als Spekulation ist (was die Formulierung nahelegt). Spekulationen dieser Art scheinen mir sinnlos zu sein.

 

*Modebegriff:

Nun, ja, was bringt uns diese Aufzählung? Sicher, es gibt für jedes Thema Iditiot*innen, die sich so nennen wie du. Und nu? Sind das innerhalb der anarchistischen Bewegung(en) relevante Haltungen, also Haltungen, die sich in relevanter Weise in Wortbeiträgen jeder Art oder Handlungen ausdrücken? Nein, das sind sie nicht. Dass einzelne Spinner bei solchen Sachen mitmachen und sich anarchistisch nennen, ist halt so, entbehrt aber für eine Betrachtung der anarchistischen Bewegung jeder Bedeutung.

Andernfalls müssten wir sofort auf das Label verzichten, es gibt ja schließlich auch Leute, die sich als anarchokapitalistisch oder gar anarcho-nationalistisch verstehen... Zeigt das inhärente Probleme der anarchistischen Idee an sich auf? Nein.

 

*Fehlende Belege:

Ich habe die Hoffnung, dass die Leute des Politladens Köln die Aufforderung ernst nehmen und zu ihren inhaltlichen Behauptungen mehr Belege anführen, wenn sie an einer echten Auseinandersetzung um ihren Text interessiert sind. Bspw.: Belege dafür, dass der Pazifismus ein häufiges Thema in der anarchistischen Debatte ist.

Eine der etabliertesten deutschsprachigen anarchistischen zeitungen ist zb pazifistisch

... ist dieser Text irgendwie eine Antwort oder eine Reaktion auf die Debatte in der Gai Dao?

.. eher ne lokale auseinandersetzung (oft wird in konfrontation zur "anarchopazifistischen jugend köln" gegangen) ... argumentantiv sehr schwacher text, eher fliessende gedanken, die sich als (unbewiesene) behauptungen tarnen und in ihrer "pro-usa"und "pro-israelhaltung" an die letzten texte sogenannter "libertärer"(??) feministinnen" erinnern ... auch so ein kölner eigengewächs...

wo steht denn da irgendwas von den usa?? damit hat der text doch überhaupt nix zu tun

Die Gai Dao hatte inhaltliche Gründe, den Text nicht in der Form zu veröffentlichen, weshalb wir uns für diese Stelle entschieden haben. :)

sonst hätte ich mein Abo sofort gekündigt. Kritische Texte ok aber das ist wirklich total daneben

"Für den Bruch mit der autoritären Linken!"

 

Das ist doch selbstverständlich.

 

Aber seis drum, kenne auch Gruppen (in Berlin) , die ich knapp vorm Stalinismuß einordnen würde,

in denen sich Leute tummeln die ab und an auch anarchistische Themen bedienen,

ich persönlich spreche denen jeglichen anarchistischen Hintergrund ab.

Meiner Ansicht und Beobachtung nach ist das nur Verschleierung der wirklich links autoritären Einstellungen.

.... der "reinen Le(rh)ere"

 

ein wenig theorie aus der praxis: 

 

http://digitalresist.blogspot.de/2015/07/sind-anarchistinnen-pazifistisc...

Auf jedenfall sind neue gesellschaftliche Wege angesagt, da immer noch eine der Haupttodesursachen Weltweit ist, das Menschen sich gegenseitig den Schädel einschlagen und einige linke Strömungen in der Vergangenheit einen nicht unerheblichen "Beitrag dazu geleistet" haben.

und das definiert wer? Ach ihr! In dem ihr was tut? Einfach falsche und unbelegte Behauptungen aufstellen und überall noch eine priese Antisemitsmus rein, das ganze rumrühren und zusammenhangslos aneinandereihen. Fertig ist ein "toller" Text.

Über diesen Satz muss ich nun stolpern:

 

"In einer Basisdemokratie sind vielleicht alle bei Entscheidungen anwesend und dürfen mit abstimmen, doch strukturelle Ungleichheiten und Dominanzverhältnisse werden dabei noch lange nicht abgeschafft. Alle bekommen die gleichen Chancen, dass jedoch unterschiedliche Chancen viel fairer sein könnten, weil eben alle Menschen gleichwertig, aber nicht gleich sind, wird dabei ignoriert."

 

So richtig die Feststellung im ersten Satz ist, sosehr erinnert der 2. Satz an die Rechtfertigungen der z.B. hessischen CDU für den Erhalt des 3-gliedrigen Schulsystems. Da hieß es dann plötzlich: chancenvielfalt statt Chancengleichheit.

 

Vielleicht nochmal drüber denken.

 

So und dann gehts hier noch weiter: Ganz besonders in Zeiten von faschistoiden Angriffen, sei es durch Rechte und andere Rassist*innen oder durch den elenden selbsternannten Islamischen Staat, ist die Forderung nach Pazifismus eine Beleidigung für und Entsolidarisierung von allen Betroffenen und Kämpfenden.

 

Fein, hier wird also ein Zusammengehen verschiedener Aktionsformen gegen die Gefahr von Nazis, RassistInnen und Islamischer Staat gefordert. Aber auch gewalthaltige Abwehr-Angriffe machen ja nur Sinn, wenn das Ganze von mehr als einem kleinen Häufchen getragen wird. Dann aber doch schnell 2 Absätze weiter die altbekannten Spaltungsspielchen spielen. Also mit denen geht ja echt nicht und diese und überhaupt und am Ende will vielleicht auch noch jemand ohne gesinnungsprüfung mitspielen. Wo kämen wir da hin?

 

Ehrlich so ein langer Text nur um zu sagen dass ihr manchmal spielen wollt und keinen bock auf Gewaltfreiheit und Pazifismus im schlimmsten Sinn des Wortes habt. Das ist verständlich, aber dann macht doch einfach. Solange ihr es klug macht.

 

bin ich froh, dass ich Anarchistin bin und frei von all diesem dogmatischen Doktrinscheiß, sondern in der Lage je nach Anlass und je nach Situation zu entscheiden mit wem ich was notwendig finde und zusammen machen kann.

pazifismus ist per se bürgerlich. da gewalt (auszuüben) "ausgelagert" wird. nämlich auf polizei, gerichtsvollzieher, richter, einzelfallentscheider, security, militär usw..  die "gewalt" des widerstands ist eine gegengewalt.

menschen abseits der bürgerlichen fassade können sich nicht aussuchen ob sie gewaltlos leben möchten oder nicht! rafft das mal langsam! pazifismus ist ein privileg der bürgerlichen klasse.

danke, du sprichst mir aus der seele! vergleiche theme gewaltfreien kommunikation als gesprächsregel der mittelschicht

Vieles kann ich nachvollziehen, aber was ich absoluten Blödsinn finde, ist, dass auch hier immer weiter diese dämlichen Klischees über klassische MLer (und damit meine ich nicht UG) gepusht werden. Dieser Blödsinn, der von Menschen propagiert wird, die nichts zu tun haben, ausser Interventionen zu schreiben, Apartheidsnationen abzufeiern, Bahamas zu lesen, Schnee zu ziehen und Imperialismus von West zu feiern, hat sich in der Reailität als vollkommen falsch und irrelevant erwiesen.

Wer hat denn hier zuletzt Antifas geoutet? Ach ja, die Antids in Duisburg! http://anti-kapitalismus.de/keine-%C3%B6ffentlichen-outings-von-antifas

Und ich muss wohl nicht daran erinnern, dass Anarchismus internationalistisch und antiimperialistisch ist und bleibt!

Niemand feiert die Hamas ab! Niemand arbeitet mit denen zusammen oder geht mit denen auf die Straße! Und haben wir in Köln die Rote Antifa? Nein.

Ganz abgesehen davon, dass diese Vorwürfe gegen die Rote Antifa auch häufig konstruiert/ausgedacht sind oder waren.

 

Kriterien für, praktische - nicht theorethische, Zusammenarbeit mit klassisch kommunistischen Gruppen sind folgende:

1. Ideologisch und praktisch erkennbare revolutionäre, politische Praxis auf solidarischer Ebene

2. Emanzipatorischer Anspruch (d.h. anti- sexistisch, homophob, rassistisch, faschistisch, patriarchal etc) in Theorie und Praxis

3. Kritik- und Disskusionsfähigkeit in beide Richtungen

 

Dass die SAV und beliebige parlamentarische Parteien diesen Ansprüchen nicht entsprechen, muss ich nicht ausführen, aber SDAJ und vor allem die rak sind inhaltlich wie praktisch klar von parteien incl. sav zu trennen!

 

Wer auch nur einmal ernsthaft mit Menschen der Roten Aktion oder der SDAJ zu tun hatte, weiß, dass diese Menschen das Gegenteil von dem sind, tun und denken, womit im rechten Rand der linken szene gerne mal um sich geschmissen wird. Und wer sich ihre Programme unvoreingenommen durchliest, dem bestätigt sich das.

 

Inhaltlich gibt es nichts, was eine PRAKTISCHE Zusammenarbeit ausschließen würde und in der Praxis sind sie in Köln inzwischen unabdingbar und ein wichtiger und lobenswerter Teil emanzipatorischer Praxis in Köln.

 

Für einen echten Anarchismus - Gemeinsam bis zur Revolution!

Das hat mir gefehlt!

Danke mensch, genauso denke ích!

Ich, die sich als Kommunistin definiert, fühle mich sehr verstanden durch deinen Kommentar! Klar, es gibt viel an der rak zu diskutieren, da geh ich auch mit klar, aber eben MIT der rak als emanzipatorische, fortschrittliche Kraft. Als was ich Antideutsche definitiv nicht betiteln würde.

rak und sdaj haben an der sav die fundierte kritik des eispickels vorzubringen.

Was willst du mit Parlamentarismus?

Es geht da nicht um die ideologische Ausprägung, sondern darum, dass der Ansatz des Parlamentarismus prinzipiell falsch ist und eine grundsätzlich revolutionäre Praxis unmöglich macht. Hätten wir eine trotzkistische Gruppe mit revolutionärer Praxis hier, (die auch die anderen Kriterien (s.o) "erfüllt") könnte man natürlich auch mit denen in der aktuellen Situation enger in der Praxis arbeiten.

Manches kann ich nachvollziehen, aber als allererstes sollte sich ein Kollektiv, dass bislang als
Kollektiv in keinster Weise Politik im Sinne von Maszenarbeit gemacht hat, mit Kritik an Straßenpolitik
(so nenne ich das jetzt mal) überlegen, ob sie selbst das richtige tun. Nur so am Rande.

 

Darüber hinaus: hört ma auf, diese Scheisze von hobbylosen Raszisten zu promoten.

Die Realität sieht anders aus. Wer Märchen weitererzählen will.. bitte! Aber ich will Politik machen. Und zwar in der Praxis mit allken, die einen emanzipatorischen Anspruch haben, den auch umsetzen und revolutionäre Praxis machen. Und das tut die rak.

Gönnt euch ma die Organisierte Autonomie.

Oder siempre Antifa in FFM.

Das ist Anarchismus!

ich beziehe mich nachfolgend nur auf einen abschnitt eures textes. dies bedeutet nicht, dass ich allem anderen zustimme, noch dass ich alle anderen ausführungen ablehne. zu den meisten punkten, die ich ansprechen wollte wurde aber schon einiges gesagt, daher nur dies.

 

"Eine Linie ist aus anarchistischer Sicht jedoch dann überschritten, wenn Menschen, welche austauschbare Funktionär*innen des Systems sind, als Sündenböcke inszeniert und „eliminiert“ werden. Nicht nur finden sich hier Elemente der Entmenschlichung und des strukturellen Antisemitismus, „die da oben“, „eine kleine Gruppe von Kapitalisten und Politikern“ für das Übel der Welt verantwortlich zu machen ist schlicht verkürzt. Es bedarf hier einer ausführlicheren Analyse der herrschenden Verhältnisse. Entzieht den Wurzeln des Systems ihren Boden, anstatt einzelne Früchte zu entsorgen!"

 

auf der einen seite bin ich voll und ganz bei euch, denn "gegen die da oben" stellt sicherlich keine brilliante analyse dar.

auf der anderen seite frage ich mich jedes mal, wenn ich dieses - wie ein szenischer geist herumschwirrende - "dogma" gegen die verkürzte kritik des kapitalismus höre oder lese, ob sich dadurch nicht in eine sackgasse manövriert wird.

für einen diskurs in eurem kleinen kreis erlesener anarchist-innen mag dieser anspruch ja gerechtfertigt sein. ich frage mich jedoch: wie wollt ihr die menschen damit erreichen?

ich behaupte an dieser stelle mal, dass ein großteil der "unpolitischen/uninteressierten/un...* masse" mit einer super ausführlichen analyse der verhältnisse einfach nichts anfangen kann, weil mensch sie entweder nicht versteht oder schlicht keine zeit hat sich damit auseinander zu setzen. die meisten menschen haben genug damit zu tun ihren alltag zu bewältigen. da ist kein raum mehr um sich mit supertollen analysen zu beschäftigen. ganz unabhängig davon, ob diese menschen prinzipiell politisch interessiert wären oder das "potenzial" dazu besäßen in irgendeiner weise aktiviert zu werden. von linker oder anarchistischer seite wird somit schließlich die möglichkeit verspielt menschen aufzuklären.

die kritik am kapitalismus und linke theorie im allgemeinen bleiben so nur den (vermeintlich) "gelehrten" vorbehalten. einer kleinen masse, dessen relevanz irgendwo am rande des unbedeutenden liegt - die mehrheit ist hiervon jedoch ausgeschlossen.

wie stellt ihr euch also die agitation vor?

 

fragt euch einmal selbst, inwiefern dies eine zugänglichkeit "linker ideen" (und sei es nur der antikapitalismus) im alltag der menschen zulässt und wie man womöglich auch ganz praktisch - eben im alltag - ansetzen könnte.

 

dies soll kein plädoyer für eine stumpfe agitation a la "kämpft gegen die da oben" sein. ich möchte nur dazu anregen, das "dogma" gegen die verkürzte kapitalismuskritik einmal zu reflektieren. und vielleicht gelangt ihr zu der erkenntnis (zumindest ist dies meine), dass es in vielen fällen unerlässlich ist, gewisse sachverhalte zu vereinfachen, um eine zugänglichkeit zum verständnis hierfür herzustellen.

 

ich frage mich zudem, ob für euch die (wie auch immer aussehende) überwindung der verhältnisse nicht bloß ein theoretisches konstrukt ist. ein diskurs, mit dessen beschäftigung man sich schmückt; mit welchem man sich von anderen - der breiten masse - abheben kann und letztendlich seine individualität pflegt. versteht das bitte nicht als angriff (schließlich kenne ich euch gar nicht), sondern als anregung und - wenn ihr meint - zeigt mir bitte auf, dass ich mich womöglich irre.

der letzte satz bezieht sich nicht ausschließlich auf den letzten abschnitt, sondern auch auf alles darüber.

das ist etwas misslungen, sorry.

checkt das mal!

Back to the 80s, wo die Trennung zwischen anarchistisch/libertär und kommunistisch auf der einen Seite und Antideutschen auf der anderen selbstverständlich war! AntiDs sind weder Anarchist*innen noch Linke!

... dass Ihr von Euren Zuschreibungen, Konnotationen (die Ihr von Querfrontlern wie Elsässer unkritisch übernommen habt) und Kategorisierungen nicht weg kommt. Also ich bin für Dekonstruktion. Was hier passiert, nämlich kollektivistisches Blasen ins gleiche Horn, ist genau das, was es mir so schwer macht, einen angemessenen Weg des Widerstands gegenüber den deutschen Zuständen zu finden. Die Bahamas kannte ich nicht mal, ziemlich widerlich, was man da lesen kann. DAS jedenfalls ist nicht links. Vielleicht schaut Ihr mal zurück und setzt Euch mit den Anfängen der Kontroverse auseinander? Wer hat denn die Nie Wieder Deutschland Demos angemeldet und sich dann zerstritten? Und nochmals: Wer findet denn Sexismus in den eigenen Reihen vertretbar, hat kein Problem mit angeblich antizionistischen aber eigentlich antisemitischen Haltungen? Wer sieht schon Menschen, die ein eigenes Haus besitzen, als Ausbeuter an? Wer möchte denn alles Linke außer dem radikalen Flügel als nicht-links bezeichnen? Ihr spielt doch damit dem Verfassungsschutz die besten Bälle zu... Traurig, das alles. Verkürzter als die letzten Statements hier geht es kaum.

beim blick zurück sind die umstände (pogromstimmung: lichtenhagen etc.) wichtig. und auch diese zusammenstellung ist interessant (auch wenn ich libertär nach wie vor für einen problematischen begriff halte, siehe ayn rand, ron paul etc...)

http://www.graswurzel.net/25jahre/nationalismus.shtml