Mal auf Osteuropa klarkommen! Wissen schaffen jenseits ausgetretener Pfade.

Dieser Text will die verbreitete linke Rezeption des Euromaidan in Kiew sowie der Ukraine-Krise und des Bürgerkriegs in der Ostukraine in Erinnerung rufen, analysieren und daraus Forderungen ableiten. Nicht alles davon ist gleichmäßig gelungen. Auch deshalb, weil ich selber nicht außerhalb der Konflikte stehe und stand, sondern dem Euromaidan zumindest zu Beginn viel Sympathie entgegen gebracht habe und bis zuletzt weder mit Separatist*innen noch ihren Unterstützer*innen in Deutschland auf einer Linie war.

 

 

Tatsächlich haben wir ein Problem: Im Rahmen des Euromaidans und des daraus folgenden Bürgerkriegs in der Ukraine war ein ein Großteil der Menschen in Deutschland und ein noch größerer Teil der deutschen Linken bereit, sich direkt oder indirekt auf der Seite der ostukrainischen Separatisten1 und ihrer Unterstützer*innen aus dem russischen Nationalismus2 zu positionieren.So fuhr die Rote Hilfe ihre Solidaritätskampagne unter dem Motto „Antifaschisten“ in der Ukraine unterstützen zu wollen. Zwar wurde diese Kampagne im Nachhinein zu einer Strömungsübergreifenden erklärt, den Begriff „Antifaschismus“ benutzen im ukrainischen Kontext dennoch fast ausschließlich ostukrainische Separatist*innen und ihre Verbündeten.

Begründet wurde dies vor allem mit der Unterwanderung des Euromaidan durch ukrainische Faschisten, der auf den Regierungswechsel folgenden Neoliberalisierung der Ukraine und der US-Unterstützung für die neue Regierung. Dass die Situation sehr viel komplexer ist, wird weiterhin gerne ignoriert, auch wenn es rund um die Ukraine deutlich ruhiger geworden ist. Die Ablehnung des Euromaidan und der auf ihn folgenden Ereignisse in der Ukraine soll hier nicht problematisiert werden. Die Ereignisse waren viel komplexer als gerne behauptet, von einer linksradikalen Dominanz kann aber nicht gesprochen werden. Das eigentliche Problem ist meiner Meinung nach die Unterstützung der russischen bzw. ostukrainischen Gegenreaktionen, denen aus mir schleierhaften Gründen emanzipatorische Züge angedichtet wurden.

Auf Kritik an dieser Position wird meistens mit Verweis auf den autoritären Charakter des Westens verwiesen. Wird russischer Imperialismus kritisiert, wird diese Kritik mit Verweis auf den us-amerikanischen Imperialismus relativiert, oder im Extremfall der Imperialismusbegriff auf den kapitalistischen Westen begrenzt. Der russischen Gesellschaft wird so indirekt der kapitalistische Charakter abgesprochen, oder wenigstens seine neoliberale Prägung. Als Begründung für letztere Argumentationn werden dann ukrainische Sparmaßnahmen in Folge de Regierungswechsels im Februar 2014 herangezogen. Dass fast zeitgleich der russische Gesundheitsetat um 30% zusammengestrichen wurde, blieb unbeachtet.

Und da sind wir bei dem entscheidenden Punkt angekommen: Es gibt kaum oder nur wenig Wissen über Russland, die Ukraine bzw. den postsowjetischen Raum. Selbst über die Sowjetunion wurde und wird wenig geredet. Und wenn, dann selten differenziert. Fast keine linke Analyse des postsowjetischen Raumes wird der Komplexität der dortigen Ereignisse gerecht. Ansätze z.B. von Bini Adamczak oder Slavoj Zizek bilden dabei eine Ausnahme. Von bürgerlichen Medien, und der gängigen Forschung, ganz zu schweigen. Es gibt nur wenige weiß-deutsche Linke, die für linke Medien aus dem postsowjetischen Raum berichten und (bis auf die Jungle World) haben sich alle mit an der Eskalation beteiligt. Die meisten dieser Journalist*innen sprangen sofort auf den Zug der Kritiker bürgerliche Berichterstattung in Deutschland auf, lieferten 'Beweise' für den faschistischen Charakter des Euromaidan und leisteten undifferenzierte Berichterstattung. Undifferenzierte Berichterstattung über den überbordenden Nationalismus im postkommunistischen Raum, Ressentiments gegen NATO, USA, CIA, Ressentiments gegen die 'Lügenpresse'. Zur Auf- oder gar Erklärung der Phänomene in der Ukraine kommt es nicht. Stattdessen wird mit undifferenzierten Schlagworten wie Frieden und Faschismus um sich geworfen. Lösungsvorschläge werden bis heute kaum geliefert, dies trägt mit dazu bei den Konflikt eskalieren zu lasen.

Ganz praktisch deutlich wird dies an den Reaktionen auf die Aussage der US-amerikanischen Diplomatin Victoria Nuland, den Regierungsumsturz durch Finanzierungstätigkeit US-amerikanischer Stiftungen seit 1990 vorbereitet zu haben. Diese Behauptung wurde zu einem zentralen Beleg für die us-amerikanische Intervention in der Ukraine. Durch die Projektion des Konflikts auf solche ausländische Einflussnahme musste sich nicht mehr mit den innenpolitischen Problemen auseinandergesetzt werden. Ganz so, als hätte es ohne die USA diesen Konflikt niemals gegeben.

Die Ostukraine war bis zum Auftreten der Separatisten im Gegensatz zum Zentrum und Süden eine vergleichsweise ruhige Gegend. Dennoch werden sie seit ihrem Erscheinen medial oder gar personell unterstützt. Dass sich diese bis auf wenige ukrainische Kommunist*innen aus autoritären, nationalistischen, antisemitischen und militant homofeindlichen Gruppen zusammensetzen wird ignoriert oder geleugnet. Deren Unterstützung wird als kleineres Übel betrachtet oder als Unterstützung linker Kräfte in den Reihen der Separatisten verkauft. Die Veröffentlichung der Verfassungen der Volksrepubliken und ihr zutiefst reaktionärer Inhalt wie Verankerung der russisch-orthodoxen Kirche als Staatskirche oder die Kriminalisierung von Homosexualität wurde einfach totgeschwiegen. Von Folter, Entführung und Mord durch separatistische Milizen ganz zu schweigen.

Dass diese Aufrufe ebenso unvernünftig und realitätsvergessen sind wie die Hoffnungen anarchistischer Gruppen, die den Euromaidan emanzipatorisch umkrempeln wollen, wird verschwiegen. Die politischen Kraftverhältnisse in der Ukraine werden bis heute vollkommen verklärt dargestellt. Verklärt werden sie u.a. aus dem Wunsch ja auf der moralisch richtigen Seite zu stehen und damit ist diese Position nicht weit weg von derjenigen, des liberalen Bürgertums, das sich unbedingt auf Seiten des Euromaidan positionieren wollte.

Die Krise in der Ukraine wurde dabei vor allem zum Kristallisationspunkt linker Gefühlslagen und einfacher Feindbilder. Ähnlich wie bei jeder Eskalation in Israel beweist sie Resistenz gegen differenzierte Analysen, sondern bestimmt Unterdrücker und Unterdrückte und das ganz im Rahmen des vorherrschenden medialen Diskurses. Statt Alternativen anzubieten wird sich in Teilen der Bevölkerung angebiedert, auch aus falsch verstandener Solidarität mit vermeintlichen Linken vor Ort. So schaffte es linke Berichterstattung in Deutschland nicht, die Komplexität des Euromajdan herauszuarbeiten, sondern ließ sich auf die Wahl zwischen 'pro-ukrainisch' und 'pro-russisch' ein. Linke vor Ort können sich natürlich einem derart umfassenden Konflikt nicht entziehen. Statt den Ukraine-Konflikt als Anlass zu nehmen, sich endlich auf Ost(mittel)europa einzulassen, und komplexe Antworte und Distanz zuzulassen, wird in Deutschland aber ordentlich auf den Putz gehauen. All diejenigen, die sich eigentlich differenziert mit der Lage vor Ort auseinandersetzen wollen, werden gegen ihren Willen mitgezogen und dazu gezwungen sich zu positionieren. So endete jeder Versuch, bei Podiumsveranstaltungen z.B. in Berlin differenzierte Positionen zu vermitteln, in Faschismus- oder Propagandavorwürfen. 'Odessa' wurde vor allem im linken Diskurs zum Prüfstein, an dem alle Aussagen zur Ukraine gemessen werden. Die langsame Beruhigung des Bürgerkriegs und die Verschiebung des medialen Fokus auf den Syrien-Geflüchtete-Komplex macht mir Hoffnung, im Nachhinein ein wenig 'aufräumen' zu können.

Nur eine verbale Positionierung gegen die angeblichen Faschisten und eine dadurch verursachte Ignoranz den autoritären Tendenzen auf der anderen Seite des Konflikts gegenüber hilft in der Ukraine niemanden, sie dient ausschließlich der Versicherung der eigenen Identität als 'antifaschistisch', 'antiimperialistisch'. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem postsowjetischen Raum, die zum Beispiel annehmbare Erklärungen für nationalistische Tendenzen, ökonomische Strukturen und fehlende emanzipatorische Alternativen liefert, würde aber die Bereitschaft voraussetzen, sich von den gewohnten theoretischen und praktischen Pfaden zu entfernen. Dazu gehört für die antirassistische Theorie und Praxis eine Auseinandersetzung über als osteuropäisch verstandene Subjekte und für die kommunistische Linke eine Auseinandersetzung über die sowjetische Vergangenheit und das Ende der Sowjetunion. Die anarchistische Linke wiederum muss weg vom Aufstandsfetisch und die antideutsch angehauchten Teile der Linken sollten sich bemühen, Ost(mittel)europa in ihren politischen Horizont einzubauen, denn gerade über Antisemitismus lässt sich in den am meisten von der Shoa betroffenen Gebieten viel lernen. Allen gemein ist die Distanz zu liberal-demokratischen Bewegungen im postkommunistischen Raum, dass diese abgebaut werden muss hatte schon Vaclav Havel gefordert. Seiner Meinung nach hätten so die autoritären und nationalistischen Tendenzen verhindert werden können, die postkommunistischen Gesellschaften heute vorgeworfen werden. Zumindest ein Experiment könnte es nochmal wert sein. Da sich linke Identitäten (antideutsch, antiimperialistisch etc.) nicht so einfach auflösen lassen bleibt es an dieser Stelle bei diesen Vorschlägen, eine offene Diskussion, die über diese engen Grenzen hinausgeht wäre wünschenswert.


1Hier habe ich mich für das generische Maskulinum entschieden, da die Milizen und die Führung der sogenannten Volksrepubliken männlich dominiert sind und mit ihrer Politik für eine patriarchale Gesellschaft sorgen wollen. Anders verhält es sich bei den Unterstützer*innen

 

2Im Zusammenhang mit dem Euromajdan wird viel mit den Begriffen „Faschismus“, „Nazis“, „Rechte“ operiert. Dabei bleibt letztendlich unklar, was gemeint ist. Ich habe mich hier für den Begriff „Nationalismus“ entschieden, auch wenn der der Vielfältigkeit der damit bezeichneten Gruppen nur bedingt gerecht wird.

 

https://kritikundgeschichte.wordpress.com/2015/10/19/mal-auf-osteuropa-k...

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Nein. Es ist falsch zu sagen "denn gerade über Antisemitismus lässt sich in den am meisten von der Shoa betroffenen Gebieten viel lernen".

Über Antisemitismus lernt man wie frau im meisten vor einem Stolpertein in der Recklinhäuser Innenstadt. Die deutschen Massenmorde haben ihren Ursprung in Deutschland. Nicht in Toronto, nicht in Timbuktu und nicht in Osteuropa.

 

Und Timothy Snyder ist endgültig verrückt geworden. Wie alle Antiimps (das ist er wirklich, siehe link unten) es irgendwann werden. Oder er hat recht und die Maidan-Randale hat die Pforten der Hölle geöffnet, indem sie eine funktionierende Staatlichkeit gefährdete.

 

http://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/geschichte-des-holocaust-in-planetarischer-verstiegenheit-13842689.html

"viel" und nicht "alles" und gerade erwähnst du Stolpersteine in Recklinghausen. Schön, dass es dort welche gibt. Babij Jar ist heute ein großer, runtergekommener Park und von drei Denkmälern ist eins (!) Jüd*innen geweiht.

Das Schicksal osteuropäischer Jüd*innen (und ihre sehr viel geringeren Überlebensaussichten gemessen an der vor-NS-Bevölkerung und der Zahl der Überlebenden) wird gerne aus antideutschen Ansätzen ausgeklammert. Snyders Kritik an der Kritischen Theorie setzt dabei an, dass Auschwitz als Vernichtungslager westeuropäischer Jüd*innen im Mittelpunkt des Gedenkens steht. Entweder wir schaffen es Treblinka, Sobibor, Majdanek, Babij Jar, Mali Trostinets oder Vilnius in das Gedenken zu integrieren, oder wir bleiben arrogante Kartoffeln...

Ob RAF, RZ oder 2.Juni und all die "autonomem und anti-imperialistischen Gruppen" hatten sehr wohl im Blick, was die Bevölkerungen der Metropolen darstellen; die UDSSR nannte man "Sozial-Imperialismus".

Snyder sieht die staatsfreie Zone in der Ukraine natürlich in den Aufstandsgebieten, wo er "Wilde Horden" an der Macht sieht. Den "Maidan"-Umsturz sieht er positiv, fernab Wilder Horden gelegen. Deim einen sein Uhl ist eben der anderen ihr Nachtigall. Und Staat meint für ihn offenbar nicht nur ein Gewaltmonopol. Sonst wären die von der Wehrmacht besetzten Territorien in Osteuropa ja nicht staatsfrei gewesen. Nein, für ihn heisst ein Gewaltmonopol dann Staat, wenn die seiner Meinung nach Richtigen es anwenden. Weshalb er eigentlich auch nur für ein militärisches Eingreifen "des Westens" wirbt. Überall dort, wo der nächste Holocaust droht. Nämlich immer und überall. Sagt er. Aber der hält Hitler ja auch für einen Anarchisten. Verrückt ist er wohl nicht, er versucht nur, sich nützlich zu machen.

 

 

ob es Sinn macht, sich hier an "alle" zu wenden...

 

Gerade mit der Ukraine is es ganz deutlich geworden, dass ziemlich breite Kreisen der "deutschen Linken" einfach nicht mehr zu retten sind.

 

Du willst, dass sie sich mit Osteuropa auseinandersetzen? Ich glaube, dass 99,9 Prozent derjenigen, die die braunen "Volksrepubliken" finanziell unterstuetzten, es niemals machen werden. Mehr noch: Von der Seite ihrer "linken" Umgebung in Deutschland haben sie diesbezueglich auch nichts zu befuerchten. Mein Gott, die Kolleg*innen haben sich ein bisschen vertan und faschistische Moerder irgendwo im Boratland untestuetzt. Kann schon passieren.

 

Ich wette, dass wir noch in 20 Jahren in den Texten von deutschen Linken Passagen finden werden, wo Maidan als ein von den USA inspirierter Putsch bezeichnet wird, wo es um faschistische Herrschaft, Verbot der russischen Sprache oder antijuedische Pogromme in der post-Maidan Ukraine gehen wird.

 

Vielleicht ist es einfacher, den Stalinos, Autoritaeren, Antiimps und deren Unterarten den "Links-"Begriff einfach endlich mal zu schenken und sich den sinnvolleren Sachen zu widmen? Ohne dass man und frau sich von einer "linken" Identitaet anhaengig fuehlt, ohne dass diese Leute als Teil der eigenen Community begriffen werden muessen, ohne den Zwang, sich mit ihnen immer wieder auseinandersetzen zu muessen?

In einem hast du recht: In Russland herrscht (wörtl. gemeint) kein erstrebenswertes politisches und gesellschaftliches System. Und auch Russland strebt nach größtmöglicher wirtschaftlicher und politischer Macht. Die Betonung liegt aber auf "auch". Denn das hat etwas mit dem gleichen Streben der Gegenseite zu tun. Die Ukraine ist nur ein Spielball dieser beiden Interessensblöcke (hier der "Westen", dort Russland). Der Westen versucht seit Jahren mit sog. "regime change", seine Macht auszudehnen. Dabei bedient er sich Oppositionsgruppen, oder greift indirekt oder direkt mit militärischen Mitteln ein (Ägypten, Libyen, Syrien). Russland hingegen hält sich mit militärischem Vorgehen zurück. Und Russland ist im Moment die einzige politische Macht, die das Vorgehen des Westens verurteilen oder sogar stoppen kann (z. B. über den UNO-Sicherheitsrat).

Krass ist aber dieses von dir: Es gibt nur einige weiß-deutsche Linke, die für linke Medien aus dem postsowjetischen Raum berichten und (bis auf die Jungle World) haben sich alle mit an der Eskalation beteiligt. Die meisten dieser Jornalist*innen sprangen sofort auf den Zug der Kritiker bürgerlicher Berichterstattung in Deutschland auf, lieferten 'Beweise'für den faschistischen Charakter des Euromaidan und leisteten undifferenzierte Berichterstattung.

Was sind weiß-deutsche Linke? Der Begriff ist mir neu und hat aus meiner Wahrnehmung einen faden Beigeschmack.

Ansonsten unterstelle ich dir, dass auch du eine wenig differenzierte Sicht auf den Dingen, die in der Ukraine passiert sind und gerade passieren, hast. Meine Sicht sieht so aus: Der Euromaidan war einer dieser vielen "regime change"-Versuche des Westens, massiv unterstützt von der EU und auch von den USA, der völlig aus dem Ruder gelaufen ist (siehe erneut Ägypten, Libyen und Syrien). Das ist eine harmlose Beschreibung dessen, was sich in der Ukraine abgespielt hat. Es gab nicht nur mysteriöse Scharfschützen auf dem Maidan, die Demonstranten und Polizisten gleichermaßen ermordeten. Der Regierungswechsel wurde durch das gewalttätige Erstürmen des Parlaments herbeigeführt, obwohl die Regierung und die Opposition sich auf einen Fahrplan für Neuwahlen geeinigt und Außenminister Steinmeier Janukowitsch im Gegenzug Garantien gegeben hatte. Wer hat diesen Putsch durchgeführt? Es gab nicht nur das von dir erwähnt Odessa-Massaker, sondern auch die brutalen Vorfälle von Korsun. Auch das Vorrücken der ukrainischen Nationalgarde, einer aus den "Selbstverteidigungstruppen" des Euromaidan gegründete Polizei-/Militär-Einheit, nachdem die Berkut-Einheiten sich aufgelöst hatten bzw. aufgelöst wurden, gegen Zivilisten im Osten der Ukraine lange, bevor der Bürgerkrieg richtig ausbrach, sind Zeichen einer menschenfeindlichen Vorgehensweise, ebenso der Militär-Einsatz in der Hafenstadt Mariupol Anfang Mai 2014 mit über 100 toten Zivilisten und die folgenden Bombardierungen der Städte im Osten, die nur die Zivilisten zum Ziel hatte.

Wenn du über die Zustände in der Ukraine redest, dann solltest du all diese Vorfälle (und noch viele andere) immer im Blick haben und nicht fahrlässig von  "angeblichen Faschisten" schreiben.

Dazu noch ein paar Links:

http://redstaroverdonbass.blogspot.de

http://www.odessa-mahnung.de

menschenverachtende Vorstellungen, die fuer Antiimps insgesamt typisch sind, denen zufolge "Einheimische" keiner eigenstaendigen politischen Handlung faehig sind. Politische Subjekte duerfen sie nie werden, fuer euch sind sie bloss "Spielbaelle".

 

Nicht Ukrain*erinnen haben Janukowitsch vertrieben, sondern sie wurden dazfu von Amerika manipuliert - zwar entbehrt diese Aussage jeder faktischen Grundlage, aber Verschwoerungstheorien brauchen sie auch nicht.

 

Und ja, euer Amerika-Hass ist bloss ein eckliges nationalistisches Ressentiment.

 

Das fand ich auch Klasse:

Russland hingegen hält sich mit militärischem Vorgehen zurück

Es ist reichlich naiv, zu glauben, die USA und der Westen im allgemeinen würden sich nicht in solche Konflikte einmischen. Wieso investiert z.B. das National Endowment of Democracy Unmengen an Geld in der Ukraine, um den "demokratischen Prozess zu unterstützen"? Natürlich alles reine Philantropie, denn die USA haben keine imperialistischen Interessen, sie wollen lediglich helfen. Ganz im Gegensatz zu Russland, dieses Land ist böse und barbarisch. Habt ihr übrigens auch schon gemerkt, dass Putins Blick etwas Dämonisches hat? Wieso ist Amerika-Hass nationalistisch und Russland-Hass nicht?

 

Egal, ob man glaubt, die Guten sässen in Washington oder Moskau, beides ist genau gleich naiv. Und da die Ukraine kein bedeutender imperialistischer Player ist, ist die Bourgeoisie zerrissen zwischen einer pro-amerikanischen und einer pro-russischen Fraktion. Leider ist es auch wahr, dass sich, soweit ich weiss zumindest, alle Anarchisten und Kommunisten in der Ukraine dem einen oder anderen Lager angeschlossen und somit jegliche Glaubwürdigkeit verspielt haben. Inmitten dieses ganzen Schlamassels kamen die vernünftigsten Statements aus dem Osten von der russischen CNT-AIT (hier und hier).

 

Tatsächlich hat der Text unseres Anti-Imps einen leicht verschwörungstheoretischen Unterton, insgesamt liegt er aber mit seiner Einschätzung nicht ganz falsch, bis auf die naive Hoffnung, Moskaus Imperialismus mache die Welt zu einem besseren Ort natürlich. Antideutsche hingegen müssen sich ihre Traumwelt jeden Tag neu zusammenbasteln, damit sie mit raffiniertester Dialektik erklären können, das Ziel des amerikanischen Imperialismus seien lediglich Demokratie und Menschenrechte. Auch der Text oben liegt im Prinzip in vielen Punkten richtig, vergisst aber einen zentralen Punkt: Ein Bündnis mit der liberalen, pro-amerikanischen Bourgeoisie bringt uns dem Kommunismus sicher nicht näher.

dass Amerika im Unterschied zu Russland die Ukraine nicht angegriffen hat, keine Soldaten und Panzer dahin schickte, keine Ukrainer mordete, kein Stueck ukrainisches Territorium annektierte.

Auch die zahlreichen Bitten der ukrainischen Regierung um Waffen hat die boese US-Regierung abgelehnt.

Aber nein, russischer Angrifskrieg gegen die Ukraine ist in Wirklichkeit eine amerikanische Aggression gegen Russland. PEGIDA und Elsaesser sehen es auch so.

Vielleicht laesst ihr lieber die Ukraine in Ruhe und kuemmert euch um die Schaffung der Volksrepublik Sachsen?

Die Russische Föderation hat die Ukraine nicht angegriffen. Der Süden der Ukraine hat sich durch Referendum, darin verstoßend gegen ukrainsisches Recht, von UA losgesagt und sich der Russischen Föderation, völkerrechtlich einwandfrei, angeschlossen.

Der Volksaufstand im Osten wird von Veteranen der Sowjetarmee, ukrainischen Linken, Russischen Nationalisten und, ja: Wenn der Präsident der Russischen Föderation sagt, dass die Aufständischen im Osten der Ukraine nicht verlieren werden, will er nicht in der Nachfolge Rasputins überlegene prophetische Fähigkeiten behaupten, sondern auf Interventionsmöglichkeiten hinweisen, sagen wir.... höfliche Leute unterstützt.

Ja, der eine hat nen Rechten Sektor als extralegale Gewaltressource, die anderen Höfliche Menschen. Extalegal weil exterritorial. Und nicht weil Nazis. Was ist besser?

Aber für den ehemaligen Süden wie auch den Osten der Ukraine gilt: Die Leute da sind nicht blöd. Und nicht Marionetten fremder Mächte. Kein Aktivist des Rechten Sektor bringt sie mit vorgehaltener Waffe dazu "Heil Bandera" zu schreien und kein noch so höflicher Mensch, sich bei Wahlen zu äussern.

 

Pegida und euromaidanpress.com sind übrigens Geschwister im Geiste.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du es nicht glauben willst, aber es stimmt alles, was ich dazu gesagt habe. Es gibt dazu auch viel mehr zu sagen, die Einzelheiten sind gleichzeitig ecklig und erschreckend.

Falls du dich darueber mal aufklaeren willst ist es nicht schwer. Wenn du Russisch kannst, gibt''s du in die Suchmaschine "Ильин Путин" an und kommst sofort an viele Infos.

Ansonsten gibt es dazu Artikel auch auf Englisch und Deutsch. Die kannst du selber finden. Ins Englische wird der braune Denker als Ilyin transkribiert, ins Deutsche als Iljin. Oder so aehnlich, kannst du ausprobieren.

Wenn es dein Weltbild zu sehr erschuettern soll, kannst du es auch lassen und sich mit dem begnuegen, woran du weiter glauben willst.

Wer sich begnügen will ist auf indy falsch. Deine Hinweise sind voraussetzungsreich. Es kann dauern, ich muss native speakers bitten und so, aber ich gehe der Sache nach. Aber: Wer Judo trainiert kennt solche Leute. Aus allen ehemaligen Sovietrepubliken. Und weiss vor allem über die Bedeutung des voneinander lernens. Aber, stell dich darauf ein, dass die Leute, die ich frage, in Auseinandersetzung mit denen ich lernen muss, deine Position nicht mögen. Alle mit so nem "ch" in ihrem Deutsch sind Soviets, wenn du sie fragst und Russen, wenn du alle anderen fragst, bei mir im Verein. Ihr Deutsch ist ansonsten voll korrekt. Könnte sich manchEr Deutsche echt ne Scheibe von abschneiden.

 

Bt.w, wenn du nen Autogramm von Helene Fischer willst - könnt ich besorgen. Aber wohl nur in kyrillischen Buchstaben. Die Großeltern der KollegInnen ausem Verein können das sonst nicht lesen. Oder wir versuchen es mit Kurrent. Was, kennste nicht? Und dein jiddisch ist auch scheisse? Boa, was nen Osteuropakenner.

"Linke vor Ort können sich natürlich einem derart umfassenden Konflikt nicht entziehen"? Warum nicht? Warum können die nicht einen gepflegten Katakomben-Sozialismus wie der SDS in Adenauer-Deutschland betreiben, lesen und Positionen entwickeln? Und die Männer natürlich als wichtigste politische Praxis den Wehrdienst umgehen und verweigern? Oder holt der Heldenklau inzwischen auch Frauen? Hauptsache nicht mitmachen bei diesem nationalistischen Wüten. Wenn der Wahnsinn vorbei ist weden bestimmt Menschen mit neuen Ideen gefragt sein. Jeglichen Geschlechts und vor allem ohne Hände, die nach Blut stinken.


Nebenbei, gibt es eine Wehrpflicht in den Volksrepubliken?

Ich finde es schade, dass mir nach inzwischen 3 Monaten noch keiner erklärt hat, ob die Volksrepubliken jetzt ne Wehrpflicht haben, oder nicht.

Und der Kollege, der eine tolle Magisterarbeit zum Katakombensozialismus des SDS verfasst hat findet es schade, dass immer noch niemand, niefraud, neimensch sich dafür interessiert.