BO: Studentenverbindung unterhält Kontakte zu den Identitären

Sven Wüstenfeld (rechts) mit dem Journalisten der Jungen Freiheit Billy Six auf der Veranstaltung in den Räumen des VDSt

Vergangenen Sonntag traf sich der westfälische Verband der „Identitären Bewegung“ in den Räumlichkeiten des VDST Breslau-Bochum. Die Studentenverbindung stellte ihren Veranstaltungsraum für den „Identitären Stammtisch“ der IB zur Verfügung, nachdem diese ihren bisherigen Veranstaltungsort, eine Kneipe in Hagen, nach einer Intervention antirassistischer Bewegungen nicht mehr nutzen darf.

 

Aktionismus als Identität


Im Vorfeld hat die „Identitäre Bewegung Westfalen“ auf Facebook nach Bochum mobilisiert: großspurig wurden relevante Veränderungen angekündigt und Fotos online gestellt, die offensichtlich Identitäre dabei zeigen, wie sie Schablonen erstellen, die auf die rassistische Demonstration in Wien verweisen.

 

Am 6. Juni will der österreichische Ableger der IB eine Demonstration unter dem Motto „Der große Austausch“ durchführen. Der Aufmarsch soll dazu genutzt werden, um gegen Migrant*Innen zu hetzen. Gemäß ihres klassischen Aktionsritus versucht die IB im Vorfeld Aufmerksamkeit durch das Anbringen von Transparenten in der Öffentlichkeit zu erregen, so geschehen in manchen Teilen Deutschlands und Österreichs. Der Westfälische Verband sprang auf den Zug auf: nach der Sitzung beim VDSt begaben sich zwei der etwa 15 Identitären zum Bochumer Hbf, um dort das Stofftransparent an den Gleisen anzubringen. Aufmerksame Aktivist*Innen konnten es fix wieder entfernen.

 

Zu dem Treffen waren nicht nur Identitäre aus NRW, sondern auch aus Thüringen angereist. Die drei Männer aus dem Ilm-Kreis beschwerten sich anschließend intern über eine unfreundliche Verabschiedung aus Bochum, wobei auch ihr Auto scheinbar in Mitleidenschaft gezogen wurde.

 

Der VDSt Breslau-Bochum: Liebäugelei mit den Nazis der Neuen Rechten


Wie kann das sein, dass die IB ausgerechnet in Bochum – im Verbindungshaus des VDSt – einen Ausweichort für den Stammtisch findet? Der Bochumer VDSt Breslau hat bereits in der Vergangenheit auf sich aufmerksam gemacht, in dem er z.B. Michael Nickel, den Pressesprecher der „Aktion Linkstrend stoppen“ oder Alexander Röhlig, einen Autor der Blauen Narzisse, zum Vortrag geladen hat. Dies liegt bereits einige Jahre zurück, doch die Sympathien zur Neuen Rechten machen sich auch heute noch bemerkbar: so wurden vor Kurzem z.B. die Antifeministin Birgit Kelle und der Redakteur der Jungen Freiheit Billy Six vom VDSt in seine Räume eingeladen. Während andere Studentenverbindungen, wie die Ubia Brunsviga, durch Saufelage und Billigbier um neue Mitglieder werben, versucht der VDSt durch Schulungen und Vorträge mit reaktionären Inhalten seine Mitglieder zu binden.

 

Für die ideologischen Verbindungen zwischen dem VDST Breslau-Bochum und der IB sprechen nicht nur die genannten Veranstaltungen. Auf der Facebookseite der Verbindung sieht man den „jungen Fuchs“ Jonas H., der ein Hemd mit dem Logo der „Division Antaios“ trägt, einer Kampagne, initiiert durch den neufaschistischen Ideologen Götz Kubitschek um die neurechte Zeitschrift Sezession.

 

Für die enge Verbindung zwischen der Identitären Bewegung in Westfalen und dem VDSt Breslau-Bochum spricht zudem die Tatsache, dass Sven Wüstenfeld, ein langjähriges Mitglied des VDSt Breslau und wohnhaft in einer der Wohnungen der Verbindung, an den Stammtischsitzungen der IB in Hagen teilgenommen hat. So ist er auf einem Foto solch einer Sitzung vom 30. März 2015 zu sehen, wo auch ein Autor der Jungen Freiheit und der Blauen Narzisse referiert haben soll. Womöglich war es seine Idee, der IB in den Räumen der Verbindung ein Refugium zu bieten.

 

Die Faktenlage ist auch dank des umfangreichen Bildmaterials klar:

  • Der VDSt hat am 31.05.15 etwa 15 Rechtsextremen der Identitären Bewegung seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Diese nutzten dies als Planungs.-und Rückzugsgort für ihre Aktion.

  • Der VDSt lud wiederholt neurechte Referenten in seine Räumlichkeiten ein, um seine Mitglieder entsprechend zu politisieren.

  • Es bestehen personelle Überschneidungen zwischen dem VDSt und der Identitären Bewegung Westfalens.

 

Die RUB und ihre Nazis


Die Ruhr-Uni will am Samstag in Bochum ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Das Vorbereitungskommitee will keine politischen Initiativen auf ihrem Fest. Seltsamerweise betrifft das nicht die Burschenschaften aus Bochum – diese sind stattdessen herzlich eingeladen, um die RUB auf der Feiermeile „Blaupause“ zu repräsentieren. Trotz aller Hinweise und Proteste von hochschulpolitischen Gruppen und antifaschistischen Initiativen stellt sich die Unileitung stur. Elmar Weiler, Rektor der Ruhr-Universität, hat sich explizit gegen die Ausladung der Burschenschaften ausgesprochen.

 

Deshalb rufen wir zu einer kreativen Störung der RUB-Feierlichkeiten auf! Männerbündische, sexistische, chauvinistische und reaktionäre Vereine haben nichts auf dem RUB-Fest zu suchen! Nach dem unsäglichen Umgang der RUB mit der Tatsache, dass der Abgeordnete des Dortmunder Stadtparlaments der Partei Die Rechte an der RUB Jura studiert, sammelt die Uni noch mehr negative Schlagzeilen in dieser Hinsicht.

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Am gestrigen 31. Mai 2015 fand ein Treffen der „Identitären Bewegung Westfalen“ in den Räumen des VDSt Breslau-Bochum am Nordring 70 statt. Etwa 20 junge Männer und vereinzelte alte Herren tauschten sich hier darüber aus, wie rassistische, islamfeindliche und völkische Ideologien salonfähig gemacht werden können.

 

Entstanden ist die „Identitären Bewegung“ als deutscher Ableger der französischen „Génération identitaire“, Jugendorganisation des „Bloc Identitaire“ welcher einen Zusammenschluss rechtsextremer und neurechter Gruppierungen in Frankreich darstellt. Dessen Vorläuferorganisation „Unité radicale“ war verboten worden, nachdem ein Mitglied anlässlich des französischen Nationalfeiertags 2002 versucht hatte, einen Anschlag auf den damaligen Präsidenten Jacques Chirac zu verüben. Wie in Frankreich versuchen die Identitären auch in hierzulande, vor allem in sozialen Netzwerken Fremdenhass zu schüren, den sie geschickt in einer modernen Verpackung präsentieren.

„Identitäre Bewegung“ plakatiert in Bochum

Laut Einschätzung des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen stellt die Identitäre Bewegung eine „virtuelle Erscheinungsform des Rechtsextremismus“ mit „bislang wenig Realweltbezug“ dar. Um dies zu ändern, bedarf es offenbar Aktionismus auf der Straße. Im Anschluss an ihren „Stammtisch“ zogen die angereiste Rechten und VDSt-Mitglieder deshalb in die Innenstadt. Dort klebten sie rassistische Plakate für einen Aufmarsch der „Identitären Bewegung“ am 6. Juni in Wien und entrollten ein Banner am Bochumer Hauptbahnhof. Wer immer noch glaubt, der VDSt Breslau-Bochum sei eine unpolitische Studentenverbindung, der dürfte spätestens jetzt eines besseren belehrt sein.

VDST Breslau-Bochum