Festnahmen - Brandanschlag auf geplantes Flüchtlingsheim in Zossen

Erstveröffentlicht: 
16.05.2015

Neonazis haben in der Nacht ein geplantes Flüchtlingsheim in Zossen (Teltow-Fläming) angezündet. Bei ihrer Flucht fuhren sich die 23 und 32 Jahre alten Tatverdächtigen in einem Sandhaufen fest.

 

Auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Zossen (Teltow-Fläming) ist in der Nacht zum Sonnabend ein Brandanschlag verübt worden. Die Polizei nahm zwei Tatverdächtige fest, teilte ein Sprecher mit. Die 23 und 32 Jahre alten Männer stammen aus dem Landkreis Teltow-Fläming und gehören laut Polizei der rechtsextremen Szene an. In dem Wagen des Jüngeren fanden die Ermittler verbotene polnische Feuerwerkskörper, Streichhölzer und Brandbeschleuniger sowie Plakate mit fremdenfeindlichen Sprüchen. Zossen ist in der Vergangenheit durch rechtsextremistische Übergriffe in die Schlagzeilen gekommen.

Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) hatte im April berichtet, dass auf dem früheren Militärgelände Wünsdorf-Waldstadt eine weitere Außenstelle zur Erstaufnahme von Asylsuchenden in Betracht kommt. Seitdem seien verstärkt Polizeistreifen vor Ort, hieß es. Beamte beobachteten dann gegen 0.50 Uhr ein Auto auf dem Gelände. Als sie dieses kontrollieren wollten, flüchtete der Fahrer.
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Wagen der mutmaßlichen Täter fährt sich in Sandhaufen fest

Der Wagen fuhr sich jedoch in einem Sandhaufen fest. Während der Fahrer flüchtete, blieb der 23-Jährige im Auto, das auf eine Verwandte von ihm angemeldet ist. Die Polizisten nahmen ihn fest. Am Nachmittag konnten sie auch den 32-Jährigen in dessen Wohnung stellen. Bei beiden seien weitere Durchsuchungen veranlasst worden, hieß es.

Der Schaden an dem Gebäude selbst ist laut Polizei gering. Die Täter hätten drei Abfallcontainer angezündet. Dadurch sei der Giebel des Verwaltungsgebäudes beschädigt worden. Das Feuer konnte durch die Polizisten gelöscht werden.

Innenminister Schröter verurteilte die Tat. Nach ersten Plänen seines Hauses könnten auf dem landeseigenen Grundstück, auf dem bereits Landesbehörden ihren Sitz haben, bis 2017 bis zu 1200 Plätze für die Erstaufnahme von Flüchtlingen entstehen. Die ersten 500 Menschen könnten den bisherigen Plänen zufolge ab Anfang 2016 dort untergebracht werden.

Brandenburg erwartet in diesem Jahr mehr als doppelt so viele Asylbewerber wie 2014. Nach einer neuen Prognose des Bundesamtes für Migration wird die Zahl der Antragsteller auf knapp 13.900 geschätzt. Bislang war das Innenministerium von 9200 Flüchtlingen ausgegangen. Im vergangenen Jahr waren es rund 6300 Antragsteller. Die Erstaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) ist überlastet.

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Brandanschlag auf geplantes Flüchtlingsheim in Zossen  

 

Rechtsextreme Verdächtige auf freiem Fuß

 

14:43 Uhr Tagesspiegel Berlin

 

Update

 Brandenburg plant seine größte Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in der Waldstadt Wünsdorf bei Zossen - die Stadt gilt als rechtsextreme Hochburg. Nun zündeten dort zwei vorbestrafte Neonazis mehrere Müllcontainer an. Haftantrag wurde nicht gestellt, die Ermittlungen laufen.

In der Nacht von Freitag auf Samstag ist auf dem Gelände eines geplanten Flüchtlingsheims in Zossen (Teltow-Fläming) ein Brandanschlag verübt worden. Zwei Tatverdächtige, ein 23- und ein 32-Jähriger flüchteten, konnten aber festgenommen werden, wie die Polizei mitteilte. Da niemand zu Schaden kam, wurde kein Haftantrag gestellt. Die Verdächtigen befinden sich wieder auf freiem Fuß, gegen sie wird wegen versuchter Brandstiftung ermittelt. Die Männer gehören laut der Polizei der rechtsextremen Szene an und stammen aus der Umgebung. Der ältere der beiden kommt aus Zossen, sein mutmaßlicher Komplize aus Wünsdorf. In ihrem Wagen fanden Ermittler verbotene polnische Feuerwerkskörper, Streichhölzer und Brandbeschleuniger sowie 20 Plakate mit fremdenfeindlichen Parolen.

 

Die beiden Männer wurden bereits in der Vergangenheit auffällig, sie sind der Polizei als rechte Strafttäter bekannt. Zu ihren bisherigen Vergehen zählten Körperverletzungen und Verstöße gegen den Paragraphen 86a des Strafgesetzbuches, der das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen wie Fahnen oder Abzeichen unter Strafe stellt.

 

Die Polizei bildete sofort nach dem Anschlag die 60 Mann starke, so genannte besondere Aufbauorganisation (BAO Waldstadt) , um die Täter zu stellen. Die Männer waren Streifenpolizisten zufällig während eines Einsatzes aufgefallen. Sie waren gegen 0.05 Uhr mit einem Auto auf dem Gelände für die geplante Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge unterwegs, das unter Wachschutz steht. Als die Polizei die Männer kontrollieren wollte, flüchteten diese. Der Wagen fuhr sich jedoch in einem Sandhaufen fest.

 

Dabei bemerkten die Polizisten, dass drei Abfallcontainer brannten. Der Fahrer flüchtete, die Polizei konnte nur den Jüngeren festnehmen. Am Nachmittag konnten sie auch den 32-Jährigen in dessen Wohnung stellen. Bei beiden seien weitere Durchsuchungen veranlasst worden, hieß es. Das Feuer konnte gelöscht werden. Der Schaden an dem Gebäude sei laut der Polizei gering.

 

Innenministerium sieht sich bestätigt

 

Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter verurteilte den versuchten Brandanschlag scharf. "Ich beglückwünsche unsere Polizei, dass sie auch den zweiten Tatverdächtigen innerhalb weniger Stunden ermitteln und festnehmen konnte. Unsere Polizei wird konsequent gegen diesen braunen Sumpf vorgehen“, sagte der Minister. Er betonte: "Menschen in Not werden weiter eine sichere Zuflucht in unserem Land erhalten. Daran werden auch rechtsextremistische Brandstifter nichts ändern." Das Innenministerium sieht sich in seinem bisherigen Vorgehen bestätigt. Das Sicherheitskonzept des Landes Brandenburg habe sich bewährt, wonach auch künftige Flüchtlingsheime bewacht würden, hieß es.

 

Die Täter wurden zwar schnell gefasst, trotzdem konnte es zu dem Brandanschlag kommen.

 

Entscheidung für Zossen politisch brisant

 

Die Erstaufnahmeinrichtung soll in der Waldstadt Wünsdorf, einem einst von den sowjetischen Streitkräften genutzten Militärareal, entstehen. Es gehört als Ortsteil zur Stadt Zossen und liegt etwa vierzig Kilometer südlich von Berlin. Bislang sind dort Landesbehörden untergebracht.

 

Die Entscheidung für Zossen galt von Anfang an als politisch brisant, da Zossen als eine Hochburg der rechtsextremen Szene gilt. So gab es dort 2010 einen Brandanschlag von Neonazis auf das "Haus der Demokratie" und 2009 mehrere antisemitische Aktionen, worauf sich die Bürgerinitiative "Zossen zeigt Gesicht" gründete. (Tsp/dpa)