Protestforscher Dieter Rucht kritisiert Blockupy

Erstveröffentlicht: 
20.03.2015

Das Blockupy-Bündnis könnte nach Einschätzung des Protestforschers Dieter Rucht wegen der Gewaltexzesse seines militanten Flügels in Frankfurt Anhänger verlieren. Denn die Gewaltbilder brächten die Initiative als ganze in Misskredit, so Rucht zur FR.

 

Rucht sieht Versäumnisse aufseiten der Organisatoren. "In den zentralen Aufrufen zum Protest wird nirgends dezidiert auf die Notwendigkeit von Gewaltfreiheit hin gewiesen", sagt er: "Man scheut vor der klaren Abgrenzung zurück, um der Breite des Bündnisses willen." Aus Sicht Ruchts ist das die "politisch falsche Strategie".
Eine Bekenntnis zu gewaltfreiem Protest gegen die EU-Krisenpolitik würde laut Rucht wohl künftig zu getrennten Veranstaltungen führen: "Das wollen die Gewaltbereiten nicht, denn sie suchen den Schutz der Menge."
Der Forscher verweist auf den "radical flank effect". So heißt das Wechselspiel von militantem und gewaltfreiem Protest. So könne die Gewalt Einzelner dazu führen, dass moderate Gruppen als Verhandlungspartner akzeptiert werden. Das war etwa bei der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA der Fall. Militanz kann aber auch schaden - wenn sie, wie in Frankfurt, die ganze Bewegung diskreditiert.

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Dieter Ruchts Wortwahl ist die des Staatsschutzes. Und, Entschuldigung, er redet Schwachsinn und er spielt sich als Bewegungsberater auf, als ob revolutionäre und soziale Bewegungen jemals "Protestforscher" als Berater gebraucht hätten. Dieter Ruchts Aussagen zeigen, dass er von dem breiten Blockupy-Bündnis, aber auch von den Ereignissen am 18. März 2015 in Frankfurt am Main keine Ahnung hat. Er war an diesem Tag noch nicht einmal in Frankfurt. Warum die Medien immer wieder diese staatlich finanzierten Autoritäten als "Experten" heranholen, hat nur einen Grund: Um die staatliche Politik (gegen die sich Protest in der Regel richtet) zu stärken. Protestforscher Dieter Rucht und sein Team (siehe: http://protestinstitut.eu/team/ ) sind die Stützen der herrschenden Gesellschaft, sie sind die Wortgeber für Geheimdienste und Staatsschützer und damit unsere Gegner. Sie sind Feinde von Blockupy und den sozialen Bewegungen und müssen entsprechend behandelt werden: Verfassungsschutz und Protestforschung auflösen!

Der Berliner Protestforscher Dieter Rucht vermisst ein "eindeutiges Bekenntnis zu friedlichen und gewaltfreien Protesten". "Wenn man die Verhältnisse und die beteiligten Gruppen kennt, dann kommt die Gewalt nicht überraschend", sagte er der dpa.

wegen gewalt also grenzt sich keiner von irgendwas ab, eher im gegenteil. wer nicht zeigt, dass er seine ideen auch robust durchsetzen bereit ist, bleibt in den augen vieler nur ein utopist, dem man eh nicht anhängen sollte.

Nein, bitte nicht die Protestforschung auflösen. Nur weil mal ein bekannter Vertreter der Protestforschung in die Scheiße gegriffen hat, heißt das nicht, dass Protestforschung per se counter ist.

Aber ich kann nicht bestreiten, dass so Aussagen wie Dieter sie kürzlich tätigte, die Protestforschung als ganze in Misskredit bringt. Deshalb dürfen wir es als bewegungsnahe Protestforscher*innen nicht versäumen, uns klar von solchen Aussagen wie der von Dieter abzugrenzen und ihn dafür auch öffentlich kritisieren, denn als wirklich unabhängige, kritische Wissenschaftler müssen keine wissenschaftliche Loyalität üben.

Wenn wir das Mittel der Teilnehmenden Beobachtung weiter wahrnehmen wollen, müssen wir ein gutes Verhältnis zur Bewegung pflegen, das versteht der alte Dieter nicht, der lieber Zeitungen auswertet als auf die Straße oder die Treffen zu gehen. Mit seiner Art verunmöglicht er unsere Form der Forschung. Das weiß er und das ist wirklich nicht fair.

In einem dpa-Gespräch mit Peer Körner hat sich Dieter Rucht schon 2011 sehr ähnlich geäußert. Damals wurde Ruchts Verhalten in einem Kontext mit der Extremismustheorie von Uwe Backes und Eckehard Jesse gestellt und diskutiert. Als Rucht noch im Stiftungsrat der Bewegungsstiftung saß, gehörte er zu der Fraktion, die eine politische Aktivität des Zivilen Ungehorsams, wie sie von Castor Schottern 2010 vorbereitet und später auch von Blockupy massenwirksam praktiziert wurde, vehement ablehnte. Nachfolgend die dpa-Nachricht:

 

Mehr Gewalt beim Castor-Transport durch "Schottern"

Berlin (dpa) - Das sogenannte Castor Schottern trägt nach Meinung des Soziologen Dieter Rucht dazu bei, dass die Proteste am Rande des Atommülltransports gewalttätig werden. Das "Schottern" - bei dem massenhaft Steine aus Gleisbetten herausgewühlt werden - verwische die Grenzen zwischen passiven Widerstandsformen und eindeutig strafbaren Aktionen vor allem aus der autonomen Szene, sagte Rucht am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

"Früher gab es fast durchgängig den Appell, friedlich und maßvoll zu reagieren. Die Ausschreitungen blieben meist im Rahmen oder waren lokal eng begrenzt", sagte Rucht. Das auch bei den Castor-Gegnern umstrittene "Schottern" hat nach seiner Sicht auch gewaltbereite Leute aus dem autonomen Spektrum angezogen: "Die haben sich (...) zu den Schotterern gesellt und nutzen deren Aktionen quasi als Brücke oder Sprungbrett für gewalttätige Aktionen", sagte Rucht. Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der politischen Mobilisierung in Europa und ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Netzwerks Attac.

Es spiele nur eine geringe Rolle, dass der Atomausstieg beschlossene Sache sei und die Suche nach einem Endlager ergebnisoffen von vorn beginnen soll. "Die Autonomen haben schon ihre Themen wie den Kampf gegen Rechtsradikale. Sonst stehen sie aber in einem eher instrumentellen Verhältnis zu den jeweiligen Themen des Protestes", erläuterte der Soziologe. Dabei sei die Vermischung der Fronten und Grenzen ein wichtiges Ziel. "Wo große Menschenmassen friedlich demonstrieren, können sich auch die Autonomen daruntermischen. Dann wird die Polizei provoziert, um die rohe Staatsgewalt zu entlarven", beschreibt Rucht die Taktik.

Nach Ansicht des Protestforschers hat aber möglicherweise auch eine veränderte Strategie der Polizei zur Gewalt an der Castorstrecke beigetragen. "Im vergangenen Jahr hat sich die Polizei, bei dem, was ich beobachtet habe, einwandfrei und sehr zurückhaltend verhalten. Diesmal wollte sie sich offenbar keine Schwäche geben und ist etwa bei Räumungen offensiver vorgegangen, das könnte zu einer Eskalation mit beigetragen haben."

Beim eher bürgerlichen Widerstand im Wendland haben die angeblich ergebnisoffene Standortsuche und das Ende der Transporte aus La Hague laut Rucht wenig verändert: "Im Wendland herrscht großes Misstrauen, was das mögliche Endlager betrifft - durchaus berechtigt, wenn man schaut, wie krass das Verhältnis zwischen den für Gorleben bereitgestellten Mitteln und den viel geringeren Geldern für die Erforschung möglicher anderer Standorte ist."

Prof. Dieter Rucht wird von Prof. Uwe Backes ausdrücklich für seine "Bewegungsforschung" gelobt: "Dieter Rucht ist einer der Wenigen, die sich in Berlin als Bewegungsforscher damit auseinandergesetzt haben, und wir haben ihm wichtige Einsichten zu verdanken." (Zitat von Uwe Backes aus einem Interview mit Klaus Farin über die "autonome Szene")

 

Anhand der "Bewegungsforschung" von Dieter Rucht und Co können Extremismustheoretiker*innen wie Backes und Jesse ihre Theorien entwickeln. Allein das ist ein Grund, die Zusammenarbeit mit Bewegungsforscher*innen abzulehnen und der Bewegungsforschung kritisch gegenüberzutreten. Rucht, fuck off!

Ist Dieter Rucht ein Feind? Ehrlich gesagt, ich glaube ja. Denn beruht die gegenwärtige Gesellschaft nicht auf Gewalt? Dann sind alle Professoren, die davon profitieren, dass es eine Kultur und Lebensmöglichkeit für sie gibt, und die sich sagen: "ich werde kritisch forschen und schreiben, aber Gewalt halte ich für etwas Primitives und Barbarisches", Komplizen des Regimes, Komplizen einer bestimmten Gewalt, nämlich der etablierten. Und damit sind sie uns feindlich gesinnt. Dieter Rucht wohnt in seinem Eigenheim in Wilmersdorf und freut sich nicht über Besuch...