Gedenken an Kamal K.: Demonstration gegen Rassismus in Taucha verläuft friedlich

Erstveröffentlicht: 
28.03.2015

Taucha. Eine Demonstration des Initiativkreises Antirassismus Leipzig unter dem Titel "Rassismus tötet" ist am Sonnabend in Taucha nach zwei Stunden kurz vor 17 Uhr friedlich zu Ende gegangen. "Ich danke, dass ihr gekommen seid und beende hiermit die Veranstaltung", sagte an der Straßenbahnendestelle die Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel, die die Demonstration in der Parthestadt angemeldet hatte.

 

An der Endstelle hatten sich zuvor ab 15 Uhr die rund 120 Teilnehmer gesammelt und waren mit Transparenten und Sprechchören in die Innenstadt zum Markt gezogen. Hier erinnerte ein Sprecher an die Opfer rechtsradikaler Gewalt. Er begründete auch, weshalb in Taucha demonstriert wird: In der Stadt wohne nach seiner Haftentlassung einer von denen, deren Gewalt im Oktober 2010 am Leipziger Hauptbahnhof Kamal K. zum Opfer gefallen war. An dessen Tod erinnerten die Demonstranten.

Der Weg führte auch am Wohnort des damals an der Tat Beteiligten vorbei. Beobachter fragten sich, ob das wegen eines dort zu befürchtenden Zusammentreffens mit rechten Kräften nicht hätte verhindert werden müssen. "Es gibt klare Regeln für die Genehmigung von Demonstrationen, da waren uns die Hände gebunden", begründete von der Versammlungsbehörde Landratsamt Nordsachsen, Dezernentin Angelika Stoye die Zustimmung zu der Route.

 

150 Polizeibeamte zeigten während der gesamten Veranstaltung Präsenz, mussten aber nicht eingreifen. Lediglich am Markt wurden aus einer kleinen Gruppe, die ganz offensichtlich mit Linken und Antifa nichts am Hut hatte, zwei Zwischenrufer kurzzeitig festgehalten. Wegen Beleidigung wurden deren Personalien aufgenommen. "Die Demonstration verlief friedlich und auf jener Route, wie sie zwischen Versammlungsbehörde und Versammlungsleiterin abgestimmt war. Die Teilnehmer hielten sich an alle Auflagen, wir haben die Veranstaltung kooperativ und versammlungsfreundlich begleitet", sagte nach Abschluss der Demonstration der zuständige Polizei-Einsatzleiter.

Tauchas Bürgermeister Holger Schirmbeck zeigte sich nach dem friedlichen Verlauf erleichtert: "So eine Demonstration hatten wir in Taucha vorher noch nicht, da fehlte uns auch die Erfahrung. Von den Demonstranten ging keine Aggressivität aus und die Polizei hat das sehr professionell begleitet." Außer Schirmbeck und Stoye beobachteten auch der amtierende Tauchaer Ordnungsamtschef Jens Rühling sowie weitere Mitarbeiter des Landratsamtes das Geschehen.

Gericht verurteilte Neonazi für die Tat zu 13 Jahren Haft

Der Leipziger Initiativkreis „Rassismus tötet“ hatte zu dem Gang durch Leipzigs kleine Nachbarstadt aufgerufen. Die Familie von Kamal K. habe lange dafür kämpfen müssen, dass die rassistische Tatmotivation der Mörder offiziell anerkannt worden sei. Das Landgericht Leipzig sah es 2011 als erwiesen an, dass der Iraker aus Fremdenhass ermordet wurde. Dieser Hintergrund solle nicht in Vergessenheit geraten.

Das Gericht verurteilte den Neonazi Marcus E. für die Tat zu 13 Jahren Haft. Kumpan Daniel K. musste für drei Jahre ins Gefängnis. In dem Demo-Aufruf von „Rassismus tötet“ heißt es, Daniel K. sei nun wieder auf freiem Fuß und sei aktiv in der Naziszene der Leipziger Region.

In den vergangenen Jahren kamen hunderte Menschen jeweils zum Todestag des Irakers im Oktober zu Gedenkmärschen zusammen. Im Herbst 2014, vier Jahre nach der Tat, mobilisierten die Organisatoren immer noch 800 Menschen für diesen Akt der Erinnerung.

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