Politisch aktiv mit Kind?

Für die Befreiung aller Tiere!!!

Woran liegt es, wenn Aktivist_innen mit Kind/ern nicht mehr am politischen Leben teilnehmen wollen oder können? Wie können Strukturen geschaffen werden, die es Eltern ermöglichen, weiterhin aktiv zu bleiben? Welche Aktionsformen kommen für mich in Frage und welche nicht (mehr)? Kann und will ich meine Freiheit noch in Gefahr bringen, wenn ich ein Kind zu versorgen habe?

 

Der eigene Standpunkt


Schwangerschaftstest positiv! Dieser kleine zweite Strich auf dem Display sollte mein/unser ganzes weiteres (politisches) Leben verändern. Und dann kamen sie auch schon, die ganzen gut gemeinten Ratschläge und Informationsbroschüren, angefangen von „Joga für Schwangere“, „Das große Stillbuch“ bis „Sanftes Gebären“. Mein erster Gedanke war: Finde ich auch ein Buch für Mütter/Väter, die weiterhin politisch aktiv sein wollen, aber mit Kind?

 

»Weder Kinder noch viele ältere Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Beeinträchtigungen fühlen sich der Bewegung zugehörig.«

 

Mein Standpunkt und meine Erfahrungen beziehen sich auf die letzten fünf Jahre, die ich tierrechtsaktiv mit Kind lebe, vorher war ich etwa fünf Jahre ohne Kind aktiv. Zuerst muss ich jedoch kurz unsere „familiären“ Strukturen schildern. Familiär in Anführungsstrichen, da ich mich mit dem Begriff nicht nur auf hineingeborene Verbindungen beschränke, sondern zu unserer Familie auch Freunde, Aktivist_innen und nichtmenschliche Tiere zähle. In unserem Fall gehören zu unserer Familie schon immer Katzen, Fundtiere, die wir bei uns aufgenommen haben. Wir (mein Freund und ich) leben mit einem Kind zusammen und teilen uns die Verantwortung. Wir sind uns in unserem Zusammenleben mit unserem Sohn einig, möchten, dass er so selbstbestimmt wie möglich aufwächst, und uns beiden ist wichtig, dass unser Sohn weiß, warum wir vegan und politisch aktiv leben wollen. Wir möchten ihm nicht nur unsere kritische Einstellung zum gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnis vermitteln, sondern auch das gesellschaftliche Erwachsenen-Kind-Verhältnis hinterfragen. Denn das Hinterfragen der bestehenden Verhältnisse bedeutet gleichzeitig für mich das Hinterfragen meiner eigenen Erziehung und dem, was allgemein unter Erziehung verstanden wird. Wir sind beide Tierrechts-/Tierbefreiungsaktivisten und seit mehr als einem Jahrzehnt politisch aktiv. Wir gehen beide einer Erwerbs- beziehungsweise Teilzeitarbeit nach, und wir entscheiden uns bewusst für ein Kind.

 

Tierrechtsaktiv mit Kind


In der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung ist eine hohe Fluktuation zu beobachten. Im Fokus des Aktivismus stehen meist junge, gebildete und ungebundene Menschen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. Weder Kinder noch viele ältere Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Beeinträchtigungen fühlen sich der Bewegung zugehörig. Mein Artikel konzentriert sich in erster Linie auf Vereinbarkeit von Aktivismus und Kind, soll aber gern auch als Inspiration, Anregung oder Idee gesehen werden, um weitere Möglichkeiten und Konzepte zu entwickeln, damit sich die Bewegung öffnet und mehr Menschen aktiv werden können.

 

Ohne Kind gestaltete sich mein Aktivismus recht unkompliziert, denn abendliche Plenen, mehrstündige Kundgebungen oder sogenannte Latschdemos, längere Anfahrtszeiten zu bundesweiten Demonstrationen sowie Aktionen des zivilen Ungehorsams waren für mich Aktionsformen, an denen ich mich problemlos beteiligen konnte. Jetzt, als Mutter, verschiebt sich meine Sicht. Abendliche Plenen sind ohne Weiteres nicht umsetzbar, mehrstündige Kundgebungen sind für mein Kind langweilig, Latschdemos anstrengend und Kongresse/Konferenzen/Gatherings ohne Kinderprogramm laden nicht zur Teilnahme ein!

Es liegt auf der Hand: der zeitliche Mehraufwand. Gleichzeitig Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen sowie der leidige Haushalt, der anfällt, wenn mehrere Personen zusammenleben. Es spielen Themen und Entscheidungen wie Tagespflege, Kindergarten und Schule eine Rolle, verbunden mit bürokratischem Aufwand, Eingewöhnungsphasen und emotionalen Achterbahnfahrten. Es kostet Kraft und Zeit, Essen vorzukochen oder sich mit dem Kindergarten- oder Schulpersonal über die Ernährung des Kindes oder allgemeine Alltagsprobleme auseinanderzusetzen. Außerdem kommt es auch auf die politische Einstellung beziehungsweise das Interesse der jeweiligen Elternteile an, ob und in welcher Art sich ein aktives Leben weiterhin gestalten lässt. Der Faktor Zeit spielt eine entscheidende Rolle, denn mit einem Kind zusammenzuleben bedeutet für mich in erster Linie, neben der Versorgung seiner Grundbedürfnisse sich Zeit zu nehmen. Es ist mir wichtig, ihn bei seinen kleinen oder großen Entdeckungsreisen zu begleiten, seine Gedanken, Wünsche oder Sorgen zu kennen und ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihm aufzubauen.

 

In unserer Tierrechtsgruppe gab es auch mehrere Aktive, die sich für ein Zusammenleben mit Kind entschlossen haben und nach einer gewissen Zeit der Gruppe fernblieben und dem Aktivismus den Rücken kehrten. Das kam für mich nie in Frage und hat mich angespornt, eigene Wege zu gehen. Ich bin verantwortlich dafür, dass mein Sohn ungefragt in eine Gesellschaft geboren wurde, die ich kritisiere und die ich verändern möchte. Wer einmal über den Tellerrand hinausblickt und erkennt, auf welchen Ungerechtigkeiten dieses System gebaut ist, kann nicht wegblicken, sobald der eigene Nachwuchs geboren wurde... Zumindest ich nicht, denn gerade jetzt trage ich noch mehr Verantwortung. Ich habe gemerkt, ich kann nicht erwarten, dass für mich und mein Kind Strukturen geschaffen werden, damit ich weiter aktiv sein kann. Ich muss selbst darüber nachdenken, ausprobieren, Ideen sammeln und kreativ bleiben, damit unser beider Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Strukturen schaffen
Um Strukturen in der Bewegung zu schaffen, ist es meiner Meinung nach wichtig, erst einmal in dem eigenen Umfeld (sprich: in der eigenen Tierrechts-/Tierbefreiungsgruppe) die Kommunikation voranzutreiben. Denn auch für mich spielten Kinder, Heranwachsende, Jugendliche zuvor keine Rolle, mir war vor meinem Kind überhaupt nicht bewusst, wie ein kindkompatibles Konzept überhaupt aussehen kann. Ja, ich wusste nicht einmal mit einem Kind umzugehen...

 

»Kinder wachsen in der Illusion auf, dass Tiere zum Essen da sind, Milch gesund sei, wilde Tiere im Zoo leben, gerne für uns Kunststückchen im Zirkus aufführen und Angeln ein abenteuerliches Vater-Sohn-Erlebnis darstellt.«

 

Positiv wäre, wenn sich andere Aktivist_innen bereit erklärten, sich mit einzubringen und auch ein Stück verantwortlich fühlen wollten. Am Idealsten ist es, wenn in einer Gruppe mehrere Kinder sind, die sich gemeinsam die Zeit vertreiben können und Spaß daran haben, selbst aktiv zu werden. Kinder spielen, machen Lärm, möchten Aufmerksamkeit – manchmal lassen sich diese Tatsachen nicht mit trockenen (langweiligen) Diskussionsrunden vereinbaren. Aber wir können überlegen, wie es möglich ist, Situationen oder Orte zu schaffen, sodass sich Kinder nicht langweilen und Aktive politisch arbeiten können. Der Aktivismus ändert sich mit Kindern, es gibt keine starren Muster, sondern es heißt, flexibel, kreativ und aufmerksam zu bleiben, auszuprobieren, dazuzulernen und gegebenenfalls mal etwas anders zu machen… Vieles ist möglich!

 

Einige Vorschläge:

  • In den wärmeren Monaten veranstalten wir unser Plenum nachmittags, meist an ausgewählten Kinderspielplätzen, wo sich Kinder vergnügen können und wir Aktive uns mit Ausschau halten (kommt natürlich auf das Alter der Kinder an) abwechseln können.

  • Zu Kundgebungen bieten sich Straßenmalkreide und Seifenblasen an, um der Langeweile entkommen zu können, oder gemeinsames Basteln von Schildern, Fahnen und so weiter, wodurch Kinder ihre Gedanken zu Tierausbeutung formulieren können.

  • Kinder können Flyer verteilen oder kreieren und/oder kleine Redebeiträge durchs Megaphon sprechen.

  • Bei Latschdemos bieten sich Leiterwagen oder Fahrradanhänger an, die ja auch gemeinsam gestaltet; beklebt, gemalt und gebastelt werden können. In ihnen kann sich gut ausgeruht werden, und eine Regenplane bietet nicht nur Schutz vor Regengüssen, sondern auch Möglichkeiten, einen Leiterwagen zur Höhle oder zum Segelboot umzufunktionieren.

  • Fahrradklingeln, Trillerpfeifen, Rasseln, Trommeln und andere Instrumente können effektvoll in Demos mit eingebunden werden.

  • Ein etwas schwierigeres Problem sind Jahreshauptversammlungen, Vorträge oder Filmvorführungen, wo die Anwesenheit von Kindern oft alle vom zielgerichteten Arbeiten und Reden ablenkt. In solchen Situationen wäre bei der Suche nach einer geeigneten Lokation vorteilhaft, wenn der Vortragsraum einen kleinen Vorraum oder zweiten Raum besitzt und dieser zur Spielecke erklärt werden kann, damit sich Kinder anders beschäftigen können, wenn sie möchten. Vielleicht befindet sich die Lokation auch in der Nähe eines Spielplatzes oder Ähnlichem.

Was ich in den letzten Jahren auch immer wieder beobachten konnte, ist, dass Mütter/Väter (mit Kind) nicht als Aktive wahrgenommen werden. Daraus entsteht auch ein Vorteil. Sie können somit anonymisierter Aktionen ausüben. Zum Beispiel wird einer Mutter/Vater mit Kind nicht zugetraut, dass sie Zirkusflyer abreißt, Aufkleber auf Verpackungen klebt oder Grundstücke besetzt. (An dieser Stelle möchte ich unbedingt darauf hinweisen, dass ich bei solchen Aktionen immer im Hinterkopf habe, dass mein Kind keiner Gefahr ausgesetzt wird.) Das gesellschaftliche Bild einer glücklichen Familie sieht Aktivismus nicht vor, und diese Unwissenheit bietet Raum für kleine spontane, kreative Aktionen. Eine weitere Möglichkeit, einen (täglichen) Beitrag zur Aufklärung über Tierausbeutung zu leisten, sind Einkäufe im Supermarkt. Ich erklärte meinem Kind (etwas lautstark), warum der Fisch eingeschweißt im Kühlregal liegt und nicht im Meer schwimmt. Dass die farbenfrohen Wandmalereien in Fleischverkaufsecken grünes, hügeliges Weideland mit glücklichen Kühen und Schweinen den Konsumenten eine falsche Realität vorgaukeln sollen. Keine_r soll darüber nachdenken, wo Bärchenwurst mit Gesicht wirklich herkommt.

Eine schöne Aktion hatten wir bei einem Straßenfest mit Infostand. Wir hängten ein großes Transparent auf, auf dem „Hände weg von Tieren“ stand, dazu mit Helium gefüllte Luftballons. Auf den Luftballons und auf dem Transparent konnten kleine und große Menschen mit Fingermalfarbe ihren Handabdruck hinterlassen, dem Luftballon wurde dann ein Zettel mit der Botschaft „Hände weg von Tieren“ und Infos zur Tierausbeutung angehängt und auf Reisen geschickt.

 

Vegane Familien


Aufgrund der steigenden Zahl von Veganer_innen in den letzten Jahren rückt das Thema vegane Familien und vegane Kinderernährung immer mehr in den Vordergrund. Verschiedene Magazine beschäftigen sich mit Fragen, Tipps und Tricks rund um Alltagsprobleme, Mangelerscheinung, Supplementierung und Kochrezepte. Selbstverständlich liegt mir viel daran, dass sich mein Sohn gesund ernährt, auch wir supplementieren unter anderem Vitamin B12. Er wurde in einen veganen Haushalt hineingeboren, und es gab bisher keine Reibungspunkte wegen unserer Ernährung. Wir erklärten ihm immer wieder, warum wir vegan leben und möchten ihm dennoch die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden. Uns ist ein unverkrampfter, undogmatischer Umgang mit dem Thema, der das Alter des Kindes berücksichtigt, wichtig. So kamen auch Situationen vor, in denen er ein Stück unveganen Kuchen oder Keks aß, zum Beispiel bei Kindergeburtstagen oder im Kindergarten. Im Umgang mit Tieren finde ich ihn sehr mitfühlend, denn er macht sich zum Beispiel schon im Vorfeld Gedanken, wer sich um unsere Katze kümmert, wenn wir zu einer Demo fahren, und grausame Bilder von misshandelten Tieren kann er überhaupt nicht sehen.
Meiner Meinung nach liegt die strukturelle Ungerechtigkeit im Umgang mit Tieren innerhalb unserer Gesellschaft daran, dass Kinder diesen seit frühester Kindheit von den Eltern lernen. Es findet keine Sensibilisierung statt. Den wenigsten Kindern wird ehrlich begegnet, ihre Fragen nach Wurst, Käse und Co. werden nicht wahrheitsgemäß beantwortet. Noch weniger wird ihre Ablehnung ernst genommen oder unterstützt und versucht, einen anderen Speiseplan zusammenzustellen. Die Spielfreunde meines Sohnes sind immer ganz interessiert, wenn ich erzähle, warum ich keine Gummibärchen aus Tierknochen esse und warum die (Tofu-)Würstchen anders aussehen. Sie fragen nach, und oft habe ich es auch erlebt, dass gesagt wird: „Nein, das möchte ich nun auch nicht mehr essen …“. Nur haben dann die Eltern leider auch noch ein Wörtchen mitzureden. Kinder wachsen in der Illusion auf, dass Tiere zum Essen da sind, Milch gesund sei, wilde Tiere im Zoo leben, gerne für uns Kunststückchen im Zirkus aufführen und Angeln ein abenteuerliches Vater-Sohn-Erlebnis darstellt. Sogenannte Haustiere leben gern in Käfigen im Kinderzimmer, und der Urlaub auf dem Bauernhof mit Ponyreiten und Streichelzoo sorgt für gute Laune und erhellt die Urlaubsstimmung.


Problematisch an dieser Stelle sind die Eltern, die sich schützend vor ihre Kinder werfen, aus Angst, ihre „heile Welt“ könnte Schaden nehmen. Kinder werden von klein auf indoktriniert in Form von Spielzeug, Büchern, Hörspielen und Filmen. Deshalb ist es so wichtig, dass der Tierbefreiungsgedanke vielfältig und breitgefächert ins Bewusstsein unterschiedlicher gesellschaftlicher Strukturen gespült wird, sei es mit kinderfreundlichen Aktionen auf der Straße, Spiel-, Bastel- oder Projekttagen in Kindergarten und Schule oder eigenen Gesprächen mit (interessierten) Kindern aus dem eigenen Umfeld.

 

Perspektive


Ich wünsche mir, dass das Thema „Politisch aktiv mit Kind“ mehr Beachtung in der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung findet, dass es aus der uninteressanten Ecke herausgeholt wird, dass auf Kongressen und Gatherings Anlaufmöglichkeiten, Ideenwerkstätten oder ein Kinderspace entstehen, wo jede_r seine Erfahrungen, Ideen und Möglichkeiten einbringen kann, damit ein Konzept entwickelt werden kann, in dem auch Kinder vorgesehen sind und gehört werden. Mir liegt am Herzen, dass den Interessen und Bedürfnissen von Kindern Beachtung geschenkt wird, dass sie mit einbezogen werden, selbst zu Wort kommen, dass sie die Möglichkeit erfahren, selbst etwas verändern und bewegen zu können. Kinder sollen (wenn sie möchten) am Aktivismus teilhaben können sowie sich zu mündigen Individuen in der Gesellschaft entwickeln können. Entsprechende Strukturen aufzubauen, fördert nicht nur die Kinder, sondern dient auch dem Aktivismus, letztendlich der Bewegung, und ermöglicht es Eltern, ihrerseits aktiv zu bleiben. Tierrechtsaktiv mit Kindern ist irgendwie anders, aber es lohnt, sich auf das Abenteuer einzulassen.

Falls es unter euch interessierte tierrechtsaktive Eltern gibt, denen ein weiterer Kontakt und Austausch am Herzen liegt, dann meldet euch unter:
corinna@die-tierbefreier.de

Corinna K.

u. v. m.
 

Interviews mit tierrechtsaktiven Eltern


Mit dem ganzen Drumherum der Ernährungsfragen ihrer Kinder scheint der Veganismus für viele Eltern vielleicht ein zentraleres Thema zu sein als der Aktivismus. Die Antworten legen Vermutungen nahe: Kinder scheinen von sich aus eher vegetarisch leben zu wollen, sobald sie verstanden haben, dass für „Fleisch“ Tiere getötet werden. Sie möchten auch nicht, dass Tiere leiden. Die Motivation zum Veganismus zu vermitteln, wird jedoch dadurch erschwert, dass das Tierleid in den schmackhaften Produkten nicht sichtbar, sondern abstrakter als bei Fleisch ist. Zudem leben wir in einer speziesistischen Gesellschaft, in der Tierausbeutung normal ist, Angebot und Konsum entsprechend ausfallen und die vegane Ernährung von Kindern außerhalb des eigenen Hauses erschwert wird.

Wir drucken alle eingereichten Interviewtexte ab, viel mehr als ursprünglich geplant. Um mehr Stimmen ins Heft nehmen zu können, haben wir einige von ihnen etwas gekürzt. Es werden keine Namen von Kindern veröffentlicht sowie die Eltern je nach Wunsch entweder vollständig oder zum Teil anonymisiert. Die abgebildeten Kinder haben ausdrücklich eingewilligt, dass wir ihre Fotos abdrucken dürfen.

 

Uns hat interessiert,

  • wie viele Kinder sie haben und wie alt diese sind

  • wie sich die Kinder ernähren und wie sie den Tieren gegenüber eingestellt sind

  • ob (und dann: warum) der Aktivismus – oder auch die vegane Ernährung – durch das Kinderkriegen eingestellt oder zurückgefahren wurde und ob sie es sich anders wünschen würden

  • ob es Reibungspunkte mit den Kindern gibt bezüglich der Ernährung oder der Einstellung zu Tieren oder ob die Kinder Verständnis für den Aktivismus der Eltern haben oder gar selbst schon mit aktiv sind (ob das Familienzusammenleben durch den Aktivismus eher leidet oder bereichert wird)

  • ob und welche Werte (gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Diskriminierung) vermittelt werden und ob und wie die Kinder sich zu mündigen Personen entwickeln

  • wie die soziale Umwelt der Kinder mit deren (oder deren Eltern) Ernährung und Aktivismus umgeht und ob die Kinder eher integriert oder außenstehend sind

  • was getan werden könnte, um es Eltern mit Kindern zu erleichtern, weiterhin aktiv zu bleiben

Interviews:


Ich habe zwei Kinder, das große Kind ist neun Jahre, das kleine Kind sechs Jahre alt ... weiter

Ich habe zwei Kinder im Alter von neun und 13 Jahren. Wobei das neunjährige Mädchen sich sehr für den Tierschutz interessiert und engagiert, ... weiter

Ich habe einen achtjährigen Sohn. Zuhause isst er (wie ich) vegan, im Schulhort (auf den ich angewiesen bin, da ich Vollzeit arbeite) gibt es leider kein veganes Angebot, ... weiter

Ich habe zwei Kinder, eine Tochter (noch elf) und einen Sohn (noch 13) ... weiter

Ich habe eine Tochter, mit der ich alleine lebe, sie ist jetzt 14 Jahre alt ... weiter

Wir haben zwei Kinder, im Alter von vier (Junge) und sechs Jahren (Mädchen), die seit ihrer Geburt vegan leben ... weiter

Meine Töchter sind sechs und neun Jahre alt. Vegetarisch lebten wir schon früher, vegan erst seit ... weiter

Unser Sohn ist acht und unsere Tochter ist sechs Jahre alt. Beide ernähren sich vegan ... weiter

Seit gut 15 Jahren lebe ich selbst vegan, und seit zweieinhalb Jahren bin ich Mama einer bezaubernden Tochter ... weiter

Unsere Kinder sind vier Jahre und ein Jahr alt. Wir leben alle vier vegan ... weiter

 

Überall nur glückliche Tiere auf dem Bauernhof?

Unterhaltung für eine tierbefreiende Kultur – ein Kinderbuch-Literaturbericht


Wenn nichtvermenschlichte Tiere und unsere Beziehungen zu ihnen in Kinderbüchern dargestellt werden, dann fast immer als glückliche Tiere und Freundschaften, etwa auf Bauernhöfen. Kinderbücher sind wie Tier-Comicfiguren auf Fleisch- oder Milchtransportern, die vorlügen, dass die Tiere im Paradies leben und nichts lieber tun, als sich und ihre Ausscheidungen menschlichen Konsument_innen anzubieten. Es ist erschreckend, wie allgegenwärtig diese absolute Verblendung in Kinderbüchern ist. Das heißt auch, dass die Suche nach tierrechtsgerechter Kinderliteratur beschwerlich ist. Das Angebot ist noch nicht groß. Vielleicht ändert sich das aufgrund der aktuellen Trends und guten Verkaufszahlen in den nächsten Jahren. Bisher gibt es nur wenige deutschsprachige Veröffentlichungen, die explizit mit Tierrechtshintergrund geschrieben wurden. Hinzu kommen ein paar Bücher, die an den Tierschutz- oder Artenschutzgedanken anknüpfen und zumindest dann als Lektüre dienen können, wenn sie als Aufhänger für kritische Gespräche mit Kindern genutzt werden. Außerdem lassen sich auch unter eigentlich unpolitischen Büchern ein paar Titel finden, die aus Tierrechtssicht zumindest interessant sein könnten. Immerhin elf Titel werden in dieser Sammelrezension behandelt.

 

Hier gibts Tips für entsprechende Kinderbücher:

https://www.tierbefreiung.de/archiv/83/kinderliteratur.html

 

Weitere Infos zum Thema:

https://www.tierbefreiung.de/archiv/83/titelthema.html

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Danke für diesen umfassenden und wichtigen Text, der vielleicht auch ein wenig zur Entgrenzung des Szeneghettos führen kann...

Was mir halt immer auffällt, ist das in praktisch allen linken locations schon kurz nach dem Beginn einer "spaßveranstaltung" (Party, Theater was weiß ich) die Luftqualität einer Spielhölle gleicht (bei Debatten oder Filmen ist das vielleicht ein wenig anders). Nicht nur das das mich persönlich immer auf verschiedenste Art und Weise fertig macht, so hindert es auch schwangere Frauen an der Teilnahme (Teilnahme mit Kind ist ja geradezu ein utopischer Gedanke).

"So kamen auch Situationen vor, in denen er ein Stück unveganen Kuchen oder Keks aß, zum Beispiel bei Kindergeburtstagen oder im Kindergarten."

wie könnt ihr mit diesem verräter noch unter einem dach leben?

ich denke das nur eine hohe dosis  "vitamin b12 implementierung" euer kind auf den rechten weg zurückbringt...ansonsten müsst ihr ihn zur adoption an ein rudel befreiter nerze abgeben.

nein im ernst leute: ich grusel mich vor euch....

Wie passen veganes Leben/Tierbefreiung und Katzenhaltung zusammen? Für mich als Aussenstehenden ist das inkonsequent. Entweder lehne ich die Herrschaft von Menschen über Tiere ab, oder eben nicht.

Katzen sind sehr selbständige Tiere. In ländlichen Gebieten kommt es nicht selten vor, dass Katzen in alten Schuppen oder auf alten Dachböden unentdeckt von Menschen ihren Wurf gebähren und der Nachwuchs halbwegs ohne Eingriff des Menschen aufwachsen und es lernen bspw. Feldmäuse zu fangen und lernen sich selbst zu ernähren. Dazu gehören dann leider aber auch menschliche (Bio-)abfälle, die als Nahrungsquelle dienen, weshalb selbst dort der Einfluss des Menschen nicht komplett wegfällt.

Bei den nichtmenschlichen MitbewohnerInnen der Verfasserin handelt es sich um Fundtiere. Sollten diese zu sehr domestiziert worden sein, ist es durchaus möglich, dass diese Katzen sich nur noch eingeschränkt selbst ernähren können. In einem solchen Fall halte ich es durchaus für angebracht diese Tiere aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass die von Menschen verursachten Schäden am Tier nicht über dessen Leben oder Tod entscheiden.

(Haus-)Tierhaltung ist ein gesellschaftliches Problem, dass nicht von heute auf morgen überwunden werden kann. Solange dieses Problem noch besteht, können wir nur eingeschränkt überlebensfähigen Tieren wenigstens ein weitesgehend würdiges Leben bescheren.

Ich würde meinen, der Begriff "Fundtiere" deutet doch sehr beredt darauf hin, dass sie in diesem Fall ganz konform mit der herrschenden Rechtsauffassung im Sinne einer "Fundsache" behandelt wurden, allerdings unter großzügiger Hintanstellung der Eigentumsfrage, was es dann eben möglich macht, sie einfach mal so "aufzunehmen".

Richtig. Ein klassischer Widerspruch.

 

Einerseits wird jegliche Nutzung von Tieren abgelehnt. Egal ob zur Ernährung, Kleidung, etc. Auch Arbeitstiere (z.B. Pferdekutschen) werden abgelehnt. Ganz radikale Kollegen wollen sogar Blindenhunde abschaffen.

 

Andererseits ist mensch natürlich Tierfreund und umgibt sich gerne mit niedlichen Tierchen. Dabei geht es meist nicht um die Bedürfnisse der Tiere, sondern um die emotionalen Bedürfnisse der Menschen. Kein Mensch fragt da nach, ob sich ein Hund oder eine Katze in einer Stadtwohnung mit veganer Zwangsernährung wohlfühlen.

 

Besonders radikale Tierrechtler lehnen darum auch Haustierhaltung ab. Auch dies stellt eine Art der Ausbeutung dar - eben nur subtiler. Tolerierbar ist es vielleicht noch, wenn mensch Tiere aus einem Tierheim holt...

 

Insgesamt aber ein schwieriges und kontroverses Thema. Wird in der TR-Szene eher lieber totgeschwiegen.

Ich selbst habe kein Bedürfnis danach mit einem Tier zusammen zu leben. Mir sind da Menschen lieber. Aber das ist vielleicht auch nur Geschmackssache. Prinzipiell mag ich auch "vegetarische" Tiere, wie z.B. Hasen oder Kühe, lieber als Fleischfresser (Hund, Katze). Und Kampfhunde können als Rasse meiner Meinung nach ruhig von Planeten Erde verschwinden. Diese Rassen ober Arten sind nämlich von Menschen selbst gezüchtet und Rassen/Arten sind nicht leidensfähig...

"Prinzipiell mag ich auch "vegetarische" Tiere, wie z.B. Hasen oder Kühe, lieber als Fleischfresser (Hund, Katze)."

 

Wenn das mal kein Speziesismus ersten Ranges ist, der da noch ganz unreflektiert in den Rang eines Prinzips erhoben wird. Ja, wir gehen alle mal kacken, aber die einen tun es im Zweifelsfall natürlich aus einem anderen Grund...

Hier noch ein Tipp: Einer der Artikel in der "Game-over-Broschüre" (Politisch aktiv, ohne kaputtzugehen) beschäftigt sich auch mit dem Thema "Politisch aktiv mit Kind" (Download: http://afb.blogsport.de/material/).

 

Gut auf jeden Fall, dass Leute am Thema bleiben - ob nun tierrachtsaktiv oder anderweitig, inklusive Konzepte müssen her.

Kann doch wohl nicht war sein, viele menschliche und nichtmenschliche Tiere brauchen einander zum leben, auch Haustierhaltung wie es immer so negativ ausgdrückt wird ist wichtig! eine respektvolle Lebensweise ist möglich und nötig, ihr könnt nicht millionen Katzen und Hunde sowie Kühe, Schweine oder andere domestizierte, nichtmenschliche Tiere frei rumlaufen lassen. Die menschlichen Tiere müssen die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und vielen  nichtmenschlichen Tieren helfen, sie pflegen und füttern. Es gibt mitlerweile "Nutztiere" die kein normales Sonnenlicht vertragen können wegen lebenslanger Stallhaltung, oder Hunde die wenn sie nicht erzogen würden in permanenter panischer angst leben würden, oder weibliche kühe die trotz säugendem Kalb so viel Milch produzieren das Gefahr besteht das der Euter platzt (sich entzündet usw), Hühner die nicht mehr laufen können da sie zu viel Fleisch auf der Brust haben und so geht es weiter, manchmal kann einem die spucke wegbleiben bei so wenig Gehirn in diesen Kommentaren. Wir haben eine Pflicht uns um diese  Erde zu kümmern und, wirklich leute, mit ein bisschen Anstand (wie so treffend mal ein Revolutionär sagte) können wir in einer befreiten Gesellschaft leben ohne das irgendjemand angst um sein Leben haben müsste. Frei zu sein von Knechtschaft ist möglich aber nur mit ein bisschen mehr "über den Tellerrand schauen".

Ach so, wir müssen uns um alle diese Tiere kümmern? Es gibt heute ca. 3 Mal so viele Nutztiere wie Menschen auf der Welt. Soll sich jetzt jeder Mensch um drei Tiere kümmern, oder was?

 

In der Realität sieht es so aus, dass die "vegane Revolution" dazu führen würde, dass Nutztierhaltung langsam schlichtweg "ausstirbt". Was auch heißt, dass es keine Nutztiere auf der Welt mehr geben würde. 

 

Abgesehen davon ging es nicht um Nutztiere, sondern um Haustiere, was Du offensichtlich nicht unterscheiden kannst! Die Haustiere können wir dann - wie auch die Nutztiere - auch "aussterben lassen". Hunde sind z.B. domestizierte Wölfe. Die Wölfe wurden damit dem Menschen unterworfen und ihrer natürlichen Autonomie beraubt, verstehste? Aus radikal tierbefreierischen Sicht wäre auch diese Unterwerfung rückgängig zu machen.

 

Nur mal so: Kein Mensch würde sich Nutztiere halten - z.B. Kühe - wenn er davon überhaupt keinen Nutzen hatte. Warum sollte mensch für eine Kuh Futter, Tierarzt, Weideland etc. bezahlen, wenn er die Kuh nicht nutzen kann und sonst nix davon hat? Einen solchen Altruismus von Menschen zu fordern, ist schlicht unrealistisch.

 

Also: Nutztierrassen langsam aussterben lassen!

"Nutztierrassen langsam aussterben lassen!"

 

Wieso denn das? Nutzt doch wirklich niemandem.

Zerreißt euch an dieser Stelle nicht an der "Vegan oder nicht" Frage sondern nehmt euch mal alle lieber zu Herzen um es eigentlich in dem Artikel geht. Warum scheiden denn die meisten Aktivisten aus der Szene aus sobald sie um die 30 Jahre alt sind? Mangelndes Angebot zur Unterstützung trotz Nachwuchs aktiv bleiben zu können ist ein häufiger Grund.

Manche sollen auch schon ganz unverhofft entdeckt haben, dass es ihnen doch wichtiger ist, sich um Kinder zu kümmern, speziell um ihre eigenen, als um "nichtvermenschlichte" Tiere...

dass sich die Kommentare vor allem auf vegane Ernährung oder Tierrechte beziehen und so wenig auf das "eigentliche" Thema - politisch aktiv mit Kind(ern).

 

Die Leser*innen dieser Seite sind vielleicht so jung, dass sie das Thema (noch nicht so) interessiert.

 

Nach meiner Erfahrung als Mutter allein und in Partnerschaft: persönliche Kontakte sind das a und o, um weiter am politischen Aktivismus teilzunehmen. Andere Leute / Familien, die mein Kind verlässlich aus der Kita abholen, bei sich übernachten lassen, am nächsten Tag wieder in die Kita bringen und wenn sie nix hören, auch am zweiten Tag abholen... muss das Kind halt auch eines sein, was das bereitwillig mitmacht und die Beteiligten müssen sich untereinander gut kennen - dann kann ich auch zu ner Aktion fahren. Und es muss in Gruppen möglich sein, sich den Bedürfnissen anzupassen: das näxte Plenum ist abends bei Annika, weil sie ihre Tochter zu Hause hat.