Nein zu Gewalt an Frauen (Rede der Roten Antifa NRW)

Die Rote Antifa sieht den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen als einen der wichtigsten Tage im Jahr an. Daher begann sie schon Wochen zuvor mit der Planung von Aktionstagen. Es ist eine abwechlungsreiche Woche mit verschiedenen Aktionen in verschiedenen Städten. Begonnen haben die Aktionen am Freitag den 21.11. in Essen mit einer Standbild-Aktion. Dabei haben sich die GenossInnen der RA (Roten Antifa) zwischen den Weihnachtsmarkt hingestellt und in unterschiedlichen Standbildern mit Plakaten darauf aufmerksam gemacht, dass Gewalt nicht nur direkt physisch ausgeht, sondern auch indirekt vom System.

 

Es wird behauptet Frauen seien frei, aber auch heute noch verdient eine Frau in Deutschland bei gleicher Qualifikation und bei gleicher Tätigkeit 7% weniger als ihre männlichen Kollegen. Den ganzen Arbeitsmarkt betrachtend sind dies sogar 22%! Einer Frau wird vom System vorgegeben, dass sie aufreizend, dünn und unterwürfig sein muss. Auf die Standbild-Aktion gab es zahlreiche positive Rückmeldungen, allerdings wurde die Genossin, die das Standbild "dem Idealbild entsprechend" darstellte, vermehrt von Männern sexistisch angebaggert. Außerdem wurde vielen interessierten Frauen der Flyer von ihren Partnern mit den Worten:"Dafür hast du dich nicht zu interessieren!" oder "Lies doch nicht so ein Mist", aus der Hand geschlagen.


Wir sagen ganz klar: So kann und wird es nicht weiter gehen! In einer Gesellschaft, in der eine Frau nicht einmal einen Flyer lesen darf, kann niemand behaupten sie sei frei. Dieses kapitalistische System versucht mit aller Kraft die Arbeiterklasse zu spalten. Sei es mit Rassismus, Grenzen oder in Geschlechter. Es gibt zu viele Beispiele für die Spaltung, da müssen wir um so stärker zusammen halten und arbeiten, um dem Kapitalismus und der Unterdrückung ein Ende zu setzen! Es ist klar, dass die Gewalt gegenüber der Frau unmittelbar mit dem Kapitalismus zusammen hängt. Schon von klein auf werden wir in Geschlechterrollen gezwängt. Schon mit dem Spielzeug wird Mädchen vermittelt, dass sie Mütter werden müssen; dass sie dünn sein müssen; dass sie in die Küche gehören. Doch wir wissen, dass wir all dies nicht wirklich müssen. Was wir müssen ist kämpfen, damit wir in einer befreiten Welt leben können, die ohne diese Rollen auskommt. Die ohne Kapitalismus, Faschismus und Reaktion auskommt!


Heute fand in Köln eine Demonstration für den Tag gegen Gewalt an Frauen statt. Dies war der Höhepunkt der Aktionstage, die noch bis zum 25. andauern. Von dem hetzerischen Flyer, der die Rote Antifa als Sexisten darstellt, zeigten sich sowohl die Aktivisten, als auch die anderen TeilnehmerInnen der Demo ziemlich unbeeindruckt. Wir finden es falsch solch einen wichtigen Tag für seine Hetzen zu missbrauchen! Wir fuhren wie geplant mit der Demonstration fort und setzten ein Zeichen gegen die wahren Sexisten und gegen das wahre Problem. Auch an diesem Tag fand der Einsatz gegen Gewalt an Frauen deutlichen Zuspruch bei den PassantInnen. Zahlreiche Frauen blieben bei der Abschlusskundgebung stehen und lauschten den informativen und kämpferischen Beiträgen der Genossinnen und schloßen sich dem Halay Tanzen an. Selbstverständlich hielt auch die Rote Antifa einen kämpferischen Redebeitrag, der sich auf Sexismus in der Alltagssprache bezog. Hier möchten wir ihn noch einmal für euch veröffentlichen, damit wir auch die Menschen motivieren können, die es heute nicht nach Köln geschafft haben.

"Der 25. November ist ein sehr wichtiger Tag für jede Frau und es ist unsere Pflicht dafür zu sorgen, dass dieser Tag auch wichtig für die Männer ist!


Liebe Passantinnen und Passanten..


Am 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und ist es nicht so, dass schon jede Frau einmal Gewalt von einem Mann zu spüren bekam? Gewalt von diesem patriachalem System? Wenn auch nicht unbedinkt physisch, dann aber zumindestens verbal. Und jeder weiß, dass Worte genauso schmerzhaft wie Schläge sein können!
"Schlampe"! "Fotze"! Das sind Ausdrücke, die wirklich jeder von uns kennt, wenn nicht sogar schon selbst benutzt hat! Und auch wenn ein Mann beleidigt wird hört man Dinge wie "Hurensohn".


Eine Frau wird erniedrigt, wenn sie einem Mann einen Korb gibt. Zu viele Männer legitimieren es eine Frau zu begrapschen indem sie sie als "Hure" ansehen. Warum lasst ihr das mit euch machen?!
Man spricht von der befreiten Frau, aber Sexismus gehört immer noch zur Alltagssprache.
Auch dumme Witze, die Frauen als Haushalts- und Sexobjekt abstempeln, scheinen zunächst harmlos, aber damit wird den Menschen dieses kranke Frauenbild eingeprägt!


Freunde..


Ich apelliere an eure Frauensolidarität!
Lasst nicht zu, dass frauenfeindliche Begriffe genutzt werden!
Lasst nicht zu, dass Frauen als Sex- oder Haushaltsobjekt angesehen werden!
Lasst nicht zu, dass ihr als "Weib" abgestempelt werdet!
Ich war. Ich bin. Ich werde sein. Ich frage euch: Was waren wir? Was sind wir? Und was werden wir sein?
Wir waren Produkt des Systems, doch wir sind stark und wir werden befreit sein! Und nicht so wie es jetzt schon behauptet wird, sondern so wie es uns zusteht!


Heute spreche ich nicht nur als Rote Antifa. Ich spreche im Namen aller Frauen!
Der Tag gegen Gewalt an Frauen ist ein Kampftag!
Unser Kampftag!


Lasst uns gemeinsam egal ob Mann oder Frau unsere Stimmen erheben!
Ich war. Ich bin. Ich werde sein. - Die Revolution wird die Frauen befrei'n!"

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"Schlampe"! "Fotze"! Das sind Ausdrücke, die wirklich jeder von uns kennt, wenn nicht sogar schon selbst benutzt hat!

 

Ja, stimmt, dafür kennt man euch nur zu gut; und nur selten benützt ihr andere Wörter gegenüber Frauen*. Aber abhilfe schaffen für euch dabei "glücklicherweise" antisemitische Demonstrationen auf denen Frauen konsequent an das Ende des Demozuges verwiesen werden, gelle? Wo keine Frauen sind, muss man sie ja auch nicht mehr auf deren rechten Weg weißen. Die stören mit ihrer "Weichlichkeit" ja eh nur bei reaktionärer Hetze.

 

Ein wirkliches "Nein zur Gewalt an Frauen" bedingt zu aller erst die unmittelbare Zerschlagung der "Roten" Pseudo-Antifa NRW!

Für einen wirklichen Feminismus!

weiter so genossen_innen der ra nrw.

 

ich seh hier kommentare, stark beeinflusst von der jahrelangen antikommunismus, anti sozialismus und anti lenninismus kampage der bourgeosie.

 

für den klassenkampf und befreiung der frau!

Solidarische grüsse aus hd!

Der nach dem Gulag lechzende Wahn von den Agent_innen des Kapitals, die die "Bewegung" spaltet - man kann ihn noch so oft zur Kritik stellen, als Antwort wird stets der neuerliche Verschwörungsvorwurf kommen. Immunisierungsstrategien wie bei jeder gewöhnlichen Sekte.

Was ein abgeschlossen antifeministisches Wahn-Weltbild. Du sprichst im Namen aller Frauen*? Really? Dann hast du/habt ihr ja ganz aufmerksam feministische Debatten verfolgt. Du sprichst im Namen einer autoritären Sekte. Nicht in meinem Namen. Nicht im Namen von irgend jemand Anders. "Frauenkampf" ist Antifeminismus.

Worin unterscheidet ihr euch eigentlich zu den Levi-Strauss', Brüderles, Kachelmanns, Cosbys usw., wenn ihr mit dem seit Jahren und offensichtlich auch jetzt wieder vorgetragenen Sexismus-Vorwürfen euch gegenüber einfach behauptet, sie seien erstunken und erlogen?

Spannende These.

Ist da auch irgendwas dahinter?

ist paternalistische stellvertretungspolitik.

die ra ist keine avantgarde, die irgendwer brauchen würde um befreit zu werden - alle können sich selbst befreien, ohne einer sekte nachzulaufen und diese für sich sprechen zu lassen.

nochdazu wird sexismus von roten gruppen viel zu oft als nebenwiederspruch dargestellt, nach dem motto sozialismus würde genügen um alle flti* zu befreien  - tut er nicht! wie historisch in der aktuellen linken szene zu sehen ist.

frauen* müssen immer doppelt kämpfen!

 

noch dazu sind die gruppen, die diesen "frauenkampf" führen allzu oft rassistisch, sexistisch und antisemitisch in ihren ("privaten") verhaltensweisen und der art, wie sie libertäre linke bedrohen und angreifen.

Nicht ein Argument für die These "Frauenkampf ist Antifeminismus".

Der Begriff "Frauenkampf" ist geprägt von seiner Verwendung im Kontext leninistischer Marx-Fehlinterpretationen. Er verweist darauf, dass es zwar objektiv einen Widerspruch gibt, der zu fühlbarem Leid Frauen führt, verweist aber ganz prinzipiell darauf, dass dieses Leid eine reine politische Strategie der herrschenden gegen die unterdrückte Klasse sei, die dazu diene, ein Aufbegehren der unterdrückten Klasse zu verhindern. Dementsprechend verweist das Wort nicht auf die Auseinandersetzung mit psychosozialen und materialen Strukturen des herrschenden Sexismus seit Beginn der patriarchalen Kulturgeschichte, sondern auf eine politische Intrige der bürgerlichen Klasse. Der Ausspruch "Frauenkampf ist Klassenkampf" meint genau das: aus dem Leid, das Frauen erfahren, soll der Kampf gegen die Burgeoisie und den Imperialismus abgeleitet werden, nicht Analyse, Kritik und Gegenstrategie gegen patriarchale Strukturen. Die Knallis mögen es zwar aus taktischen Gründen nicht gern laut sagen, aber sie SIND Antifeminist_innen, weil sie den Feminismus nur für eine neuerliche Intrige halten, vom _eigentlichen_ Problem abzulenken - dem Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit. Der Begriff "Frauenkampf" ist unlösbar gekoppelt an das Nebewiderspruchstheorem. Wer vom "Frauenkampf" spricht, wendet sich GEGEN Feminist_innen.

Frauen können nicht Subjekt der Geschlechteremanzipation sein - "Frau" ist Produkt der Unterdrückung, "Frau" ist das Problem, nicht seine Lösung. Die Stalin-Knallis glauben an eine natürliche Geschlechterbipolarität, die Vergesellschaftung erstens vorausgeht und diese zweitens ohne Formierung und unter Beibehaltung ihrer Kenntlichkeit übersteht. Da ist dann nur diese "Gewalt", von der man irgendwie spürt, dass sie ätzend und unschön ist, die man aber politisch fundamental nicht verstanden hat, weswegen man sie ohne Wimperzucken nur als weiteren Grund propagiert, gegen "das System" zu rebellieren und sich dem Knalli-Sumpf anzuschließen.

Ihr redet von diesem durchweichten bürgerlichen Feminismus.

Gegen den stellen sich Marxisten natürlich, zurecht.

Schliesslich hat der ja auch mit Befreiung weder der Frau noch der Unterdrückten irgendwas zu tun.

 

Frauen*emanzipation

ist nur außerhalb autoritärer Gruppen zu haben!

 

In einem erfrischenden Aufruf („Auf die Straße gegen Gewalt, Unterdrückung und Sexismus“) wenden sich Aktivistinnen aus Köln und Bonn gegen die alltägliche Gewalt an Frauen* und eine Kultur, die diese Gewalt verharmlost und sie Frauen* als ihr Schicksal auferlegt. Damit mobilisieren sie zu einer Demonstration am 22. November in Köln. Entgegen früherer Textproduktionen aus dem Umfeld dieser Aktivistinnen wird der Sexismus nicht als Nebenwiderspruch abgetan und gefordert, Frauen* mögen bitte die Klappe halten und sich dem „revolutionären Kampf“ ihrer Genossen anschließen. Die Gewalt, die Frauen* alltäglich erfahren, soll, so klingt es, nicht erst nach der Überwindung von Kapitalismus und Imperialismus aus der Welt geschafft werden: die Aktivistinnen wollen sie im Hier und Jetzt angreifen. Als Feminist_innen aus autonomen Strukturen und der anti-autoritären, radikalen Linken freuen wir uns über diese Entwicklung. Gleichzeitig möchten wir die Genossinnen aus dem Umfeld der Roten Aktion Köln, der Bonner Jugendbewegung, der Antikapitalistischen Aktion Bonn usw. auffordern und unterstützen, die Sensibilität, die sie mit diesem Text bewiesen haben, weiter zu denken und am Ball zu bleiben:

 

Die Gruppen und Strukturen der anti-imperialistischen, sozialistischen, autoritären Linken sind nicht erst seit Kurzem problematisch, wenn es um die Emanzipation von Frauen* oder von LGBT* geht. Allein in den letzten 10 Jahren gab es vielfältige Versuche, die sexistischen, autoritär-maskulinen Allüren dieser Gruppen zu thematisieren. 2007 schubsten und bedrängten Mitglieder der Roten Antifa Duisburg in Dortmund eine Genossin bei einer Antifa-Demo, was diese mit einem Faustschlag abwehren konnte. Die Angreifer drohten danach lauthals, man solle in Zukunft auf die „kleine Freundin“ „aufpassen“, weil es sonst „richtig knallt“. Als wenig später Mitgliedern der RAD wegen gebrüllter Parolen (u.A. „Tod für Israel!“) und mackerhaftem Auftreten der Einlass ins AZ Mülheim verwehrt wurde, beschimpften diese eine Genossin u.A. als „Schlampe“ und warfen ihr „Faschismus“ vor. Auf das deswegen folgende Hausverbot reagierte die RAD in einer Stellungnahme, in der sie erklärte, dass im Eifer des Gefechts jedem mal so etwas rausrutschen könne. Das ultra-maskuline, sexistische und bedrohliche Auftreten ihrer Genossen spielten sie herunter. Bei einem Bündnistreffen gegen einen Naziaufmarsch 2007 in Essen kündigten RAD-Genossen an, sie würden die Nazis „in den Arsch ficken“. 2009 wurde eine Genossin bei einem Schüler_innenstreik in Essen trotz gelobter Besserung als „antideutsche Fotze“ beschimpft, weil sie einen Aufkleber („Deutschland stinkt!“) verklebt hatte. Danach wurde die Genossin auch körperlich attackiert. Ein Bündnistreffen von Antifas in Dortmund wurde von 25 geschlossen auftretenden Anti-Imperialist_innen verschiedener Ruhrgebiets-Gruppen gesprengt, nachdem diese wegen zahlreicher Übergriffe auf Antifas, davon viele von sexistischen und homophoben Drohungen begleitet, ausgeladen worden waren. Dabei wurde gefordert, die anwesenden Opfer dieser Angriffe sollten sich mit den anwesenden Tätern – aggressiv auftretenden Rädelsführern u.A. der RAD – an einen Tisch setzen, weil man zusammen über die Nazis beraten müsse. Diese Vorfälle – und wir könnten weit mehr aufzählen – sind 2009 bei interventionen.blogsport.de veröffentlicht worden. Die von den Betroffenen nicht öffentlich gemachten oder nur uns persönlich bekannten Vorfälle, insbesondere die sexuellen Übergriffe, übersteigen dieses Hellfeld deutlich.

 

Die sexistische und homophobe Subkultur, die in Kreisen der autoritären Linken herrscht, ist kein Zufall. 2013 wurde im Köln-Bonner Raum versucht, die Verehrung für Josef Stalin zu thematisieren, die in dieser Strömung populär ist. Stalin steht für die Rücknahme revolutionärer Errungenschaften in der Sowjetunion: statt der Befreiung der Frau propagierten die Stalinist_innen das Heimchen am Herd, das die Kleinfamilie zusammenhält und ihrem erwerbstätigen Ehemann zur Verfügung steht. Schwangerschaftsabbruch wurde wieder verboten. Die Entkriminalisierung von Homosexualität, die Anfang der 20er Jahre Realität war, wurde ebenfalls zurückgenommen. Die Auswirkungen von vielen Jahrzehnten des Stalin-Nationalismus gegen Frauen*, Homosexuelle oder Jüd_innen in der Sowjetunion erleben unter Putin eine Neuauflage. Doch schon unter Lenin waren die Vorstellungen von befreiten Geschlechterverhältnissen eher gruselig. Ein sowjetisches Programm zur „freien Liebe“ endete etwa in der Kleinstadt Wladimir in folgendem Alptraum: alle unverheirateten Frauen* über 18 sollten sich bei lokalen Behörden registrieren und wurden zu Staatseigentum erklärt. Dann konnten Männer sich diese Frauen* auch gegen deren Zustimmung zur sexuellen Verwendung aussuchen. Sexuelle „Befreiung“ hieß hier, die Verfügungsgewalt über Frauen und ihre sexuellen „Dienste“ noch zu erhöhen: mehr Geschlechtsverkehr statt mehr Rechte. Die Menschen in Russland leiden in diesen Tagen unter einer gewachsenen politischen Kultur, die in der deutschen autoritären Linken abgefeiert wird. Die stalinistische Konterrevolution in Russland hat den Menschen versprochen, was die autoritäre Linke heute noch immer verspricht: „Ordnet euch unter, dann führen wir euch in bessere Zeiten. Wir wissen, was gut für euch ist“. Wenn sie sagen „Frauenkampf ist Klassenkampf“, dann meinen sie das anti-feministisch: Frauen* sollen niemals den Sexismus unter ihren Genossen anprangern, sondern ihnen in den „Klassenkampf“ folgen. Die sexuelle Gewalt in den Betten, die linke Frauen* erleben, die Belästigungen auf linken Partys - wer sie thematisiert, gilt schnell als Spalterin. So liegen mehrere Vorwürfe von sexueller Gewalt und Vergewaltigung gegen Männer aus den Reihen der autoritären Linken der Region vor. Doch mit dem Verweis etwa auf den gemeinsamen Kampf gegen Nazis verlangen diese Gruppen immer wieder, Ausschlüsse gegen die Täter rückgängig zu machen. Sie bringen diese Typen auf Demos oder auf Bus-Anreisen mit, wo sie von den betroffenen Frauen* ertragen werden müssen oder umgehen gezielt bestehende Hausverbote in linken Lokalitäten. Täterschutz ist ein Problem in der gesamten(!) Linken – aber nirgendwo ist er so selbstverständlich wie in den anti-imperialistischen Gruppen und Strukturen.

 

Äußere Feinde werden in der autoritären Linken gerne großgemalt. Nazis, die Polizei, anti-autoritäre Linke, der bürgerliche Individualismus, die Imperialist_innen, westliche Medien, Zionist_innen und Lobbygruppen würden den revolutionären Kampf spalten und sabotieren. Die äußere Bedrohung, mit der die revolutionäre Avantgarde angeblich konfrontiert ist, funktioniert wie der Rassismus: Von inneren Problemen bzw. Widersprüchen wird abgelenkt, stattdessen sollen die „Revolutionäre“ zusammenhalten. Der gemeinsame „Klassenkampf“ richtet sich dabei vorwiegend gegen die westliche Moderne, das Finanzkapital, nebulöse Lobbygruppen, Israel oder „den Krieg“ - den Kapitalismus hat man hier nie verstanden. Im AZ Wuppertal versuchten Feminist_innen über Jahre, die sexistische Stimmung zu verändern und übergriffige Typen zu isolieren, was von den eingesessenen Alt-Autonomen und ihrem Umfeld blockiert wurde. 2012 vergewaltigte dann einer dieser Männer, der trotz mehrfacher Belästigungen nicht aus dem AZ geschmissen worden war, eine Frau* auf dem AZ-Klo. Hier zeigte sich der beschriebene Mechanismus besonders deutlich: Von der sozialistischen Linken unterstützt, wurden die Feminist_innen (antisexismuswuppertal.blogsport.de) von den ebenfalls anti-imperialistisch ausgerichteten AZ-Leuten aus dem Kollektiv gedrängt und in offiziellen, öffentlichen Statements als antideutsche Spalter_innen hingestellt. Besorgt zeigte man sich, dass durch die Veröffentlichung der Zustände im AZ „Nazis und Behörden“ sich „die Hände reiben“ und „fleißig mitschreiben“ würden. Die SDAJ war der Meinung, man dürfe sich nicht über „Ausgrenzung und Spaltung“ ein „ideologisch reines Umfeld“ schaffen und zeigte sich besorgt um ihren politischen Einfluss auf Jugendliche, wenn man sie per Rausschmiss vor den Kopf stoße. Freilich: als sich vor einigen Monaten neben dem anti-zionistischen Verband solid NRW ein pro-zionistischer Arbeitskreis Shalom in Wuppertal bilden wollte, fand man die „Schaffung“ eines ideologisch reinen Umfeldes weniger problematisch. Erst drohte man im Internet, Young Struggle und die Rote Antifa vorbeizuschicken, deren Ruf als Schlägertrupp wohl auch unter Anti-Imperialist_innen anerkannt ist, dann wurden die Linke-Aktivist_innen von fünf Männern vor dem Treffen körperlich angegriffen und antisemitisch beschimpft.

 

Das, was wir heute als Antifeminismus und als Antisemitismus kennen und unterscheiden, war am Ende des 19. Jahrhunderts eine einzige, schwerlich trennbare Brühe. Als die Frauen* ihre Rechte einforderten, vermutete man dahinter eine jüdische Verschwörung gegen das Volk und seine urtümliche Lebensweise. Und um den Hass gegen den Juden zu entfachen, stellte man ihn immer als weibischen, hinterlistigen und unmännlichen Verführer dar. In der Jüdin kreuzten sich diese Bilder: als schöne, emanzipierte, gebildete Frau* stand sie für alles, was Antisemit_innen von ganz links bis ganz rechts hassten. So auch in der Sowjetunion: Aufmüpfigen Frauen* kam man mit Gesetzen und Kampagnen Ende der 20er Jahre bei, zwanzig Jahre später war der Höhepunkt der blutrünstigen Jüd_innenverfolgung erreicht, als man eine angebliche „Ärzteverschwörung“ aufdeckte. Die Gründung des Staates Israel 1948 führte also noch im selben Jahr dazu, dass in der Sowjetunion Jüd_innen vernichtet wurden, die man beschuldigte, sich als Zionist_innen gegen die UdSSR verschworen zu haben. Schon hier galt: Geredet wurde vom Zionismus, gemeint war das Leben von Juden und Jüdinnen. Und das drei Jahre nach der Befreiung von Auschwitz! Die angebliche Gleichstellung der Frau* im Sozialismus – sie war eine Lüge wie die „Verbrüderung der Völker“.

 

Auch die radikale Linke ist kein Bollwerk für die Gleichberechtigung der Geschlechter – nicht die autoritäre, nicht die anti-autoritäre Linke. Sie muss erkämpft werden – von uns! Der Kampf gegen den Sexismus darf nicht auf den Kommunismus vertagt bleiben, beides kann nur zusammen erstritten werden. Lasst euch nicht erzählen, Frauen*kampf sei Klassenkampf. Die Männer der autoritären Linken sind an der Wahrung ihrer Privilegien interessiert, nicht an Geschlechtergerechtigkeit. Für sie bleiben Frauen* das große Andere, das sexuelle Gegenüber. Frauen*emanzipation ist nur außerhalb autoritärer Gruppen zu haben!

 

Autonome Feminist_innen und Qommunist_innen, Köln und Bonn, November 2014

Ich hab die Stellungnahme der SDAJ Wuppertal mal rausgesucht:

 

Stellungnahme der SDAJ Wuppertal zur Sexismusdebatte im AZ Wuppertal

In den letzten Wochen gab es einige Stellungnahmen, die dem AZ Wuppertal vorwerfen, sich nicht mit Sexismus und patriarchalen Strukturen auseinander zu setzen. Eine Einschätzung die sich mit unseren langjährigen und vielfältigen Erfahrungen im und um das AZ nicht deckt. Als Initiator der Stellungnahme ist hier der Blog antisexismuswuppertal.blogsport.de zu nennen, der am 6. Mai die erste Stellungnahme veröffentlichte.

Hierbei handelt es sich um eine klare Distanzierung vom AZ Wuppertal. „AZ dicht machen“ ist die drastischste Forderung der Stellungnahme und wird als eine der möglichen Lösungen der Probleme propagiert. 

Zu dieser Konsequenz kommen die BlogbetreiberInnen aufgrund ihrer Analyse, „dass das Konzept des sich offen selbstorganisierenden und sozialen Zentrums schon lange gescheitert ist”. (http://antisexismuswuppertal.blogsport.de/2012/05/06/az-wuppertal-es-reicht-emanzipatorische-raeume-ermoeglichen/)

Wir bedauern, dass die aus dem AZ Umfeld stammenden Verfasser, sich zu einer solchen destruktiven Pöbelei herablassen. Anstatt das Projekt Autonomes Zentrum weiter zu entwickeln, wird es aufgrund seiner tatsächlichen oder herbeiphantasierten Mängel für unreformierbar und somit zum Gegner erklärt.

Wir distanzieren uns von dieser Analyse. Das Autonome Zentrum Wuppertal zeigt, das es möglich ist Freiräume zu schaffen, in denen jugendliche sowie erwachsene Menschen einen Raum haben, um sich mit Faschismus, Sexismus und auch Kapitalismus (etc.) auseinander zu setzen.

Den Menschen, die selbstorganisiert und unendgeldlich Demos, Infoveranstaltungen, Kneipen, sowie auch große Partys in Wuppertal und vor allem im Autonomen Zentrum veranstalten, gilt unsere Solidarität. Auch wenn wir Kritik an einzelnen Entscheidungen sowie auch an Analysen des AZ Wuppertals haben, betrachten wir das AZ als ein fortschrittliches linkes Zentrum, wenn auch manchmal mit mangelhafter Organisation. Übergriff werden dennoch im AZ nicht geduldet!

Unsere kapitalistische Gesellschaft ist defacto tendenziell sexistisch, rassistisch, reaktionär   et cetera. Deshalb sind es Teile der Besucher des AZ Wuppertals es leider auch.

Wir halten aber den Versuch, über Ausgrenzung und Spaltung, sich ein ideologisch reines Umfeld zu schaffen für wenig hilfreich.

Natürlich ist es richtig, in Übergriffssituationen oder bei unverbesserlichem Verhalten Hausverbote auszusprechen. Doch gerade bei jungen Besuchern, sehen wir nicht, wie ein „vor die Tür setzen“ für ihre persönliche Entwicklung hilfreicher seien sollte als ein ordentliches Kontra. Um den Kapitalismus mit all seinen antihumanistischen, reaktionären und sexistischen Begleiterscheinungen hinter uns zu lassen, müssen wir Möglichkeiten haben uns immer weiter zu entwickeln. Ein Zentrum in dem fortschrittliches Gedankengute gefördert wird, ist dafür sicherlich geeignet.

Aufgrund unserer Analyse und persönlichen Erfahrungen solidarisieren wir uns mit dem AZ Wuppertal.

Hoch die internationale Solidarität

Freut mich, dass ihr diesen Text verfasst habt, finde es sehr wertvoll endlich mal was zu diesem thema zu lesen, geht bei der ganzen linken ostblock-romantisierung ja meist unter...

Spannende Kritik, einfach eine Lüge als These in den Raum werfen.

Ich finde des Text noch sehr solidarisch und fast schon harmlos im Vergleich zu dem Verhalten was einige Leute der Roten Aktion schon so an den Tag gelegt haben.

Ihr schreibt

 

Doch schon unter Lenin waren die Vorstellungen von befreiten Geschlechterverhältnissen eher gruselig. Ein sowjetisches Programm zur „freien Liebe“ endete etwa in der Kleinstadt Wladimir in folgendem Alptraum: alle unverheirateten Frauen* über 18 sollten sich bei lokalen Behörden registrieren und wurden zu Staatseigentum erklärt. Dann konnten Männer sich diese Frauen* auch gegen deren Zustimmung zur sexuellen Verwendung aussuchen.

 

Bitte um eine Quelle. Danke. 

Guter Text.  Allerdings fand ich diese spezielle Geschichte auch recht verrückt und würde gerne mehr dazu wissen.

Figes, Orlando: "A People's Tragedy: The Russian Revolution, 1891-1924", 1996, S. 681

Aber eigentlich ist das auch nicht so unglaubwürdig,dass gerade diese Wladimir-Geschichte einen besondetrn Beleg bräuchte. Die Sexuellen Revolutionäre der 70er Jahre in der BRD waren doch der selben Meinung, dass, wie Lenin fand,im Sozialismus die Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse wie das Trinken von Wasser ablaufen würde; unmittelbar und als Inanspruchnahme eines Rechtes.

...

Ist nicht wirklich überraschend, dass "antiautoritäre" Gruppen gierig jegliche antikommunistische Propaganda von irgendwelchen bürgerlichen Reaktionären aufsaugen.

Teilen sich ja schliesslich den Platz auf der bürgerlichen Seite der Barrikaden.

Viel Spass noch auf dieser, solang es sie noch gibt.

...im entsprechenden Wikipediaartikel kommt Orlando Figes wirklich nicht gut weg.

 

Aber warum schreibst du verallgemeindernd

 

dass "antiautoritäre" Gruppen gierig jegliche antikommunistische Propaganda von irgendwelchen bürgerlichen Reaktionären aufsaugen.

 

würden?

 

Du scheinst mir hier einen lokalen Szenestreit zu benutzen, um antiautoritäre Kritik am autoritären Charakter z.B. der UdssR als Antikommunismus abzutun.

 

Das ist nicht nett...

Nichts anderes ist diese antiautoritäre Kritik nunmal.

Dieser Quatsch, der sich gegen den demokratischen Zentralismus stellt, ist Antikommunismus in Reinform.

Das hieße ja dann, dass der demokratische Konföderalismus der KCK auch antikommunistisch ist, oder? Mal davon abgesehen, dass deine Herangehensweise auf den Terror hinausläuft, da ja alle, die von deinem Weg abweichen, nur AntikommunistInnen sein können. Träum doch bitte deine feuchten Träume von der Macht woanders!

Für euren Artikel bzw. die Aktion. Ich selber halte mich von diesen Leuten immer fern, da mich ihr Verhalten und die Ausagen zu sehr ärgern, aber ich finde es toll das ihr da dran bleibt.

ganz abgesehen davon das der kommentar tatsächlich von bürgerlichem quatsch und antikommunismus zerfressen ist,

ihr keinerlei belege anführt und diese art kritik mittlerwile sowieso den ruf genießt hauptsächlich verleumdung zu sein

frage ich mich wo eigentlich eure Aktion für die "gleichberechtigung der geschlechter" ( oho ganz schön autoritär von euch, müsste es nicht gender heißen? ich mein biologisches und psychisches geschlecht? naja... ) ist?

 

immer schön maul aufreißen und nix tun, mehr ist nicht drin wa?

 

das fuckt schon hart ab...

der freind steht ja immer nur außen, sexisten, die eure politischen ansichten nicht teilen, werden kritisiert, aber wenn eure eigenen leute scheiße bauen werden sie in schutz genommen, wa?

das problem heißt patriarchat, heißt autoritäre charaktere in blutroten splitter k-gruppen, und EURE revolution wird niemals irgendwen befreien, sondern HERRschaftsmechanismen zu eurem Vorteil ändern, aber nicht abschaffen.

An die FLTI*, die sich in eurem Dunstkreis aufhalten mögen: Es gibt auch linken Gruppen, die tatsächlich feministisch sind und nicht nur so tun - be welcome to overthink this madness und befreit euch vom scheiß ZK!