Exkursion ins braune Hinterland: Zwei neonazistische Großevents im Vogtland geplant

Thomas Lauter - NPD KV Vogtland.

Das vogtländische Hinterland um die Kreisstadt Plauen entwickelt sich weiter zur Schwerpunktregion rechter Aktivitäten. In den kommenden Wochen sind zwei neonazistische Großveranstaltungen geplant.

 

Am 08.11.2014 ist in Zobes (Gemeinde Neuensalz) die Durchführung eines Neonazikonzerts geplant. Anmelder ist Christoph Drewer aus Dortmund, Funktionär der neonazistischen Partei „Die Rechte“. Als Redner sind Nils Larisch (NPD Kreisverband Kyffhäuserkreis), Michael Brück (Die Rechte Dortmund), Dietrich Surmann (Nationaler Widerstand Dortmund, NPD) und Alexander Deptolla (Nationaler Widerstand Dortmund) angekündigt. Mit „Die Lunikoff Verschwörung“, „Skrew You“, „Nahkampf“ und „Words of Anger“ werden zudem vier Bands aus dem rechten Kameradschaftsspektrum auftreten. Ekelhafter wird es durch den Umstand, dass sich die Reichsprogromnacht am 09.11. zum 76. mal jährt und die Nazis wahrscheinlich „reinfeiern“ werden.

 

Bis zu 1.000 Neonazis werden auf der Veranstaltung erwartet, die auf einem Privatgrundstück „An der Butterleithe“ stattfinden soll. Am selben Ort fand bereits am 8. Juni 2013 der „JN-Sachsentag“ statt. Mit über 700 Neonazis war der „Sachsentag“ das größte rechte Open-Air des Jahres 2013 im Land Sachsen. Nicht zuletzt dank des Gemeinderats Neuensalz ging die rechte Großveranstaltung damals weitgehend ohne Protest über die Bühne – die Gemeinde hatte statt der Neofaschist_Innen mögliche linke Proteste als Störenfriede ausgemacht. Und so kam es in Zobes zu Szenen, die an eine „Machtübernahme“ erinnerten: Neonazis patrouillierten als „Ordner“ unter den Augen der Polizei durch das Dorf, um mögliche Störer_Innen frühzeitig zu informieren und sie des Orts zu verweisen. Dass von einer derartigen Veranstaltung erhebliche Gefahr für alle Menschen ausgeht, die nicht in den Rassenwahn von NPD und Konsorten passen, belegt folgender Vorfall: Direkt im Anschluss an den „Sachsentag“ verübten Rassist_Innen einen Anschlag auf ein muslimisches Begegnungszentrum in der Plauener Innenstadt. Weiterhin kam es nach einem Liederabend, welcher im angrenzenden Bayern stattfand, zu neonazistischen Sprühereien am jüdisch-christlichen Begegnungszentrum in Reichenbach (Vgl. http://agv.blogsport.de/2014/06/06/neonaziaktivitaeten-in-reichenbachvog...). Plauen stellt aber auch ohne Neonazigroßevents derzeit einen Schwerpunkt rechter Aktivitäten in Sachsen dar. So kam es in den letzten 2 Monaten zu mindestens 8 rassistischen Übergriffen in Plauen und einem Angriff auf einen sogenannten „Andersdenkenden“ in der Nacht vom 31.10. auf den 01.11. (Vgl. http://www.raa-sachsen.de/pressemitteilung/items/gemeinsame-pressemittei... )

 

Die Präsenz von gleich vier Funktionären aus dem Spektrum der Dortmunder Neonaziszene lässt darauf schließen, dass sich regionale Nazistrukturen enger mit überregional aktiven militanten Nazis vernetzen wollen. Schlagzeilen machte „Die Rechte“ in Dortmund am 25. Mai 2014 mit einem Überfall auf eine Wahlparty im Dortmunder Rathaus. Unter „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“-Rufen attackierten etwa 20 Nazis die anwesenden Gäste mit Pfefferspray und Glasflaschen. (Vgl. Artikel „Störungsmelder“: http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/05/26/neonazis-ueberfallen-wahl...). Auch Christoph Drewer, Anmelder des Open-Airs am 8.11. in Zobes und Alexander Deptolla (Redner in Zobes) befanden sich unter den Angreifern.

 

Für den 13.12. plant die NPD Vogtland nach Eigenangaben eine „Größere NPD-Veranstaltung im Raum Plauen“. Recherchen haben ergeben, dass die Saalveranstaltung erneut im Gasthof „Anker“ in Theuma stattfinden wird. Als Kontakttelefonnummer für potentielle Gäste der Veranstaltung ist die Festnetznummer des “Ankers” angegeben. Trotz aller gegensätzlicher Beteuerungen von Wirtin Heidi Roßbach hat sich der „Anker“ zum führenden neonazistischen Veranstaltungsort in Westsachsen entwickelt. Bindeglied ins rechte Lager ist der Gastronom Michael Schubert, der bei den vergangenen Europawahlen im Mai 2014 für die rechtspopulistische Kleinstpartei DSU kandidierte. Schubert betreibt in Plauen die offiziell von Heidi Roßbach angemeldete Kneipe “Neideitel” am Altmarkt und ist in der Neuensalzer Straße 7 Theuma gemeldet. Als Veranstalter fungiert der Neonazi Thomas Lauter, welcher den Kopierladen “Copy Cat” in der Plauener Dobenaustraße betreibt. Lauter wohnt in der Stauffenbergstraße 32 in Plauen und trat bei den Europawahlen 2014 für die NPD an. In der Vergangenheit fanden im “Anker” schon mehrere rechte Großveranstaltungen statt. Erstmals in den Blickpunkt von Antifaschist_Innen rückte der “Anker” im November 2013, als der “Freundeskreis Udo Voigt” in Theuma eine Buchvorstellung mit dem ehemaligen NPD-Vorsitzenden organisierte. Etwa 250 Neonazis aus Deutschland und Tschechien ließen sich blicken: “Nach dem Fahneneinmarsch erfolgte die Eröffnung der Veranstaltung durch Frank Rohleder. Gastworte sprachen Maria Fank, der stellvertretene Parteivorsitzende Karl Richter, Hans Püschel, Thorsten Heisse und ein ntschechischer Kamerad. Ein sehr würdiges Heldengedenken hielt Ursela Haverbeck ab, welches mit dem Lied “Der gute Kamerad” abgeschlossen wurde.” (Zitat Webseite FK Udo Voigt). Am 3.Mai 2014 fand zudem eine NPD-Wahlkampfveranstaltung im Gasthof Anker statt, bei der erneut an die 200 Nazis anwesend waren. Nachdem das Thema in der Öffentlichkeit publik wurde, leugnete Wirtin Heidi Rossbach die Kenntnis der Naziveranstaltung (Zitat Freie Presse vom 7. Mai 2014): “Wie Roßbach gestern auf Nachfrage erklärte, sei bei der Bestellung des zum Gasthof gehörenden Saales jedoch nicht ersichtlich gewesen, dass es sich um eine Veranstaltung der NPD handelt: ‘Künftig werde ich aber genauer auf so etwas achten.’” Diese Aussage unterschlägt die Tatsache, dass bereits zuvor mindestens eine neonazistische Großveranstaltung im “Anker” stattgefunden hatte – und der Bundesparteitag der DSU im Jahre 2010.

 

Am “Anker” zeigt sich die enge Zusammenarbeit von rechtsoffenen Bürger_Innen, die sich nicht zu schade sind, Kapital aus der Anwesenheit der NPD zu ziehen, lokalen Neonazis und DSU-Kreisen. Nach der Schließung des Gasthofs Oberprex ist es nun offensichtlich: Das Vogtland hat ein neues Zentrum für rassistische, neofaschistische und geschichtsrevisionistische Hetze! Von Zobes/Neuensalz ganz zu schweigen: Ein Dorf beheimatet eins der größten Nazifeste Deutschlands – bereits zum zweiten Mal – und sieht kollektiv weg. Nicht von ungefähr konnte NPD-Mitglied Beatrix Rink bei den Kreistagswahlen im Mai 2014 in Zobes 18,5 Prozent der Wählerstimmen erhalten.

 

Umso wichtiger ist es an diesen beiden Tagen antifaschistisch aktiv zu werden und den Nazis ihre beschissenen Feste zu vermiesen.

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Dietrich Surmanns NPD-Mitgliedschaft ist nur pro forma. Er ist außerdem Beisitzer im Die-Rechte Landesvorstand.

 

https://nrwrex.wordpress.com/2014/10/20/do-landesparteitag-von-die-recht...

Christoph Drewer und Alexander Deptolla haben ebenfalls eine Doppelmitgliedschaft bei Die Rechte und NPD. Beide wurden über den NPD Kreisverband Unna aufgenommen.