[B] 1. Umsonstflohmarkt in Rixdorf

Umsonstflohmarkt Rixdorf

Am Sonntag, den 07. September, fand am Rahseparplatz (Richardplatz) der erste Umsonstflohmarkt in Rixdorf statt.  Auf Plakaten und mittels Flugzetteln an Haustüren hatten „freundliche Anarchist*innen aus der Nachbarschaft“ für diesen geworben. Mehrere Hundert Menschen folgten der Einladung und genossen teilweise über Stunden die Atmosphäre und das gute Spätsommerwetter am Platz.

 

Ein gutes Dutzend Nachbar*innen brachten auch selbst Sachen zum Verschenken mit. Zusätzlich zu diversen Umsonstständen wurde auch Siebdruck, also das Bedrucken eigener Kleidung und veganes Essen gegen Spende angeboten. Auch ein Tisch mit politischen Informationen fand regen Zulauf. Von Seiten der Initiator*innen hieß es, dass sie von den Reaktionen positiv überrascht seien und großes Interesse an einer Wiederholung hätten. Allerdings sei es aufgrund der Wetterlage fraglich, ob das schon dieses Jahr passieren könne.

 

Anbei dokumentieren wir einen Text der Initiator*innen zu Umsonstflohmärkten aus anarchistischer Perspektive.

 

 

Dokumentation Flyer:

 

Alles für Alle und zwar umsonst

Die Idee hinter Umsonstläden und Umsonstflohmärkten

Wir sind der Überzeugung, dass die Gesellschaft, so wie sie heute ist, überwunden werden muss. Wir machen Kapitalismus und Herrschaft für eine Mehrzahl des Leids und der Probleme, die uns umgeben, verantwortlich. Die Idee des Anarchismus bedeutet seit seiner Entstehung im 19.Jhd. , nicht nur Kritik zu üben, sondern auch in die Praxis zu gehen. Das heißt für uns zu versuchen, die Regeln und Logiken dieser Gesellschaft immer wieder in Frage zu stellen und zu versuchen eigene Strukturen und Handlungsweisen zu finden. Mit diesen wollen wir im Heute schon versuchen, unsere eigenen Werte und Logiken einer freien Gesellschaft zu leben.

 

Ein Umsonstflohmarkt ist ein solcher Versuch. In einer Welt, in der es so scheint, als ob es immer eine Gegenleistung für alle „Waren“ und „Dienste“ geben muss, ist dies der Versuch mit diesen Spielregeln zu brechen. Wir wollen eine Gesellschaft, in der nicht unser Geldbeutel entscheidet, ob wir etwas benutzen können, sondern unsere Bedürfnisse. Der kapitalistischen Logik von Konsum und der Wegwerf-Mentalität die große Teile der Gesellschaft bestimmen soll durch Solidarität und Selbstorganisation im täglichen Leben etwas entgegengesetzt werden.

 

Deswegen ist der Umsonstflohmarkt auch nicht nur ein Ort, an dem wir nicht mehr Benötigtes weitergeben. Sondern auch ein sozialer Ort der Begegnung. Hier können wir uns direkt als Nachbar*innen treffen und ins Gespräch kommen. Wir können einander kennenlernen und zuhören und vielleicht sogar versuchen Probleme gemeinsam anzugehen. Dieser soziale Austausch miteinander ist für uns der Weg eine echte Selbstorganisation von unten zu schaffen. Wir sehen diese als Alternative zur „Politik von oben“ an, die im Endeffekt nichts anderes bedeutet als weiterhin die Umverteilung von unten nach oben zu organisieren, unter der wir alle zu leiden haben.

 

Ganz ähnlich verhält es sich mit Umsonstläden.

 

So können in einem Umsonstladen alte oder neue, nicht mehr benötigte Dinge abgegeben werden, wenn sie gut erhalten sind und noch funktionieren.  Die alte Hose passt nicht mehr, hat aber keine Löcher? Ein Stapel Bücher wurde gelesen und steht nun nur noch Rum? Die Oma hat einen neuen Schal gestrickt und der alte kann nun weg? Dann schnell zum Umsonstladen, dort kann man diese alten Sachen abgeben. Vielleicht braucht jemand anderes die Hose, die Bücher oder den Schal? Was zu schade zum Wegwerfen ist, aber nicht mehr gebraucht wird, kann bei uns abgegeben werden. Vielleicht freut sich irgendwer anderes darüber…

 

Viele Betreiber von Umsonstläden betonen, dass es ihnen nicht um Warentausch ginge, sondern um das freie Geben und Nehmen. Das Ziel bestehe darin, eine Möglichkeit für den Erwerb, die Nutzung und die Weitergabe von Gütern außerhalb des kapitalistischen Warensystems zu bieten. Von den Befürwortern der Projekte wird damit oft die Vision einer geldfreien Umsonstökonomie verbunden. Eine konkrete Auswirkung von Umsonstläden kann die Abfallvermeidung darstellen. Umsonstläden wollen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten, indem Ressourcen geschont werden und Menschen ohne großes Einkommen die Chance erhalten, Güter ohne Geld zu erwerben.

 

Eine Liste der Umsonstläden in Deutschland findet sich hier:

http://www.umsonstladen.de/

 

In Neukölln befinden sich zwei öffentliche Umsonstläden:

Der Tauschladen in der Mareschstrasse und im Stadtteilladen in der Friedelstrasse 54.

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Wirklich schöne Idee!