R.A.S.H. Brandenburg Tour 2014 für eine starke antifaschistische Subkultur

R.A.S.H. Brandenburg Tour 2014

Aber warum überhaupt, warum jetzt und warum dort? Die meisten von uns wohnen in Berlin oder Potsdam in Vierteln, in denen durch oft Jahrzehnte lange Kämpfe Nazis aus dem Stadtbild gedrängt wurden. Wir können uns aussuchen, ob wir die Konfrontation mit Nazis suchen oder ob wir uns emanzipatorischen Projekten widmen wollen, ohne dass wir uns dabei Sorgen vor Naziübergriffen machen müssen. Einige von uns kennen aus ihrer Jugend aber ein Welt, in der es solche Schutzräume nicht gibt, sie erst aufgebaut oder ständig gegen militante Nazis und die konservative Lokalpolitik verteidigt werden müssen.

 

Gebiete in denen „normal“ feiern heißt, mit Nazikadern sich den Bierwagen teilen zu müssen. Wo alle, die nicht „deutsch genug“ aussehen, auf die Fresse bekommen. Wo allzu oft Nazis und ihre Ideologie ignoriert und Probleme auf der Ebene von „rivalisierenden Jugendbanden“ entpolitisiert werden. Wo Subkultur nicht nur ein Chick ist, den man sich kauft und nach Belieben an- und wieder abgelegen kann. Mit dieser Tour wollen wir einen Teil zu einer starken antifaschistischen Subkultur in ganz Brandenburg beitragen, die für Viele die einzige Alternative zur bürgerlichen Einöde oder der vermeintlich „unpolitischen“ Rebellion ist.

 

Von „unpolitischen“ Rebellen, alten und neuen Nazis

Diese „unpolitischen“ Rebellen kauen gerne die staatliche Ideologie der zwei Extreme wieder, nach der Nazis und Antifas doch das gleiche seien. Sie ignorieren dabei die menschenverachtenden Einstellungen der Faschos. Mit dieser Ignoranz kann dann auch ganz „unpolitisch“ gemeinsam Skrewdriver und Landser gehört werden. Nur wegen der Musik – versteht sich – und vielleicht auch noch, weil die mit den zu vielen „Asylanten“ ja doch recht haben. Wir sind der Meinung, dass das, was man hört, auch mit einem etwas macht. Diese „Erlebniswelt“ Rechtsrock muss man sich in Brandenburg aber nicht nur aus der Konserve geben. Zwar ist das Blood & Honor Netzwerk im Jahr 2000 offiziell verboten worden, doch in Brandenburg gibt es weiterhin rund zwei Dutzend gut vernetzte Nazibands. Auftreten können diese regelmäßig auf dem Privatgelände des Die Rechte Landesvorsitzenden Klaus Mann in Finowfurt. Mittlerweile wird aber selbst den staatlichen Institutionen das Treiben dort zu bunt und es kam immer wieder zu Konzertabbrüchen, nachdem indizierte Lieder gespielt wurden. Im Umfeld der Cottbuser Band Frontalkraft gibt es mit Rebel Records und The Devils Right Hand Store auch eine Geschäftsstruktur, die rechtes Gedankengut mit schlechtem Geschmack verbindet: Vom Nach Frankreichen fahren wir nur auf Ketten T-Shirt von der Nazimarke Ansgar Aryan, Thorshammer mit Skrewdriver Gravur über Ku-Klux-Klan-Button bis zur Reichskriegsfahne.

 

In Finowfurt konnte die NPD in der Vergangenheit auch ihre Preußentage veranstalten, 2012 kamen dorthin rund 600 Nazis. Manns Partei Die Rechte ist mit der NPD gemeinsam zur Kommunalwahl im Mai 2014 angetreten. Zur Landtagswahl am 14. September 2014 gibt die NPD sich bürgernah und greift das virulente Thema der Polizeireform auf und fordert mehr Polizeiwachen. Bei der Schaffung ihrer „national befreiten Zonen“ ist es ihnen jedoch eigentlich lieber, nicht von den Bullen gestört zu werden. Das alte Märchen von den „Ausländern“, die den „Deutschen“ die Arbeitsplätze wegnehmen, wird auch mal wieder aufgewärmt. Verkannt wird dabei wie immer, dass es z.B. nicht die „heimtückischen“ Saisonarbeiter_innen sind, die unbedingt für unter 3 € die Stunde arbeiten wollen. Es ist der grenzenübergreifende Kapitalismus, der die beschissene Situation dieser Leute ausnutzt und sie knechtet, damit „wir“ billig unsere Deutschen Erdbeeren in den Supermärkten bekommen. In der parlamentarischen Landschaft mischt nun ein weiterer Koch mit, der die alte NPD-Suppe Zurück zur D-Mark wieder aufwärmt. Nur können sich die gutbürgerlichen mehr oder weniger Neupolitiker der selbsternannten Alternative für Deutschland(AfD) schickere Anzüge leisten. Auch ihre Ausdrucksweise ist gehobener als die der Holocaustleugner von der NPD. Die AfD mit ihren alten und neuen Rechten, verschiebt das von der „bürgerlichen Mitte“ noch sagbare nach rechts. Im Gegensatz zum einstiegen CSU Patriarchen Strauß, ebnet die CDU in Brandenburg den Weg für eine Partei rechts von der CDU indem sie im Elbe-Elster Kreistag eine gemeinsame Fraktion gebildet haben und auch der Spitzenkandidat im CDU Lantagswahlkampf Michael Schierack die Möglichkeit zur Koalition mit der AfD offen hält. Bei der AfD Klientel handelt es sich nicht um militante Nazis, inhaltlich schließen sie aber direkt an diese an. Ihre Panik vor einer „Einwanderung in deutsche Sozialsysteme“ geht davon aus, dass jeder „Kulturkreis“ seinen Platz auf der Welt hat und die Leute ihr Probleme dort doch selber lösen sollen. Wenn irgendwo auf der Welt Krieg herrscht, dann sind da bestimmt keine deutschen Waffen im Spiel und bestimmt auch keine wirtschaftlichen Interessen deutscher Unternehmen. Die Welt ist auch nicht durch Kolonialismus, Imperialismus und Kriege in ein ungleiches Gefüge verschoben worden. Außerdem ist Deutschlands Vormachtstellung in der EU natürlich nur dadurch begründet, dass hier alle so hart arbeiten und anderswo eben nicht.

 

Ja, ne – is klar!

Wir heißen Refugees willkommen, wo auch immer sie herkommen in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Hier werden sie in Lager gesteckt und können noch nicht mal arbeiten, wenn sie es wollen – was man ihnen dann als Faulheit vorwirft. Wir halten es mit dem Beispiel unserer Genoss_innen aus Hamburg, die nachts die St. Pauli Kirche bewacht haben, damit drinnen die traumatisierten Geflüchteten endlich einmal pennen konnten. Die Wurzeln unserer Subkultur sprengen von sich aus die (neu-)rechte Schönrederei von „Kulturkreisen“. Reggae und Ska und alles was daraus entstanden ist, kann man nicht mit einem Volk oder einer Nation verknüpfen.


Uns ist es egal, ob Bullenreviere dicht gemacht werden, weil die allzu oft bei Nazigewalt weg schauen – was nicht zuletzt der sogenannte „NSU“ gezeigt hat. Antifaschistischer Selbstschutz musste schon immer ohne staatliche Institutionen oder sogar gegen den Widerstand dieser organisiert werden. Dafür brauchen wir selbstverwaltete Räume als Möglichkeit, uns überhaupt organisieren zu können. Wenn in Frankfurt (Oder) die Gerage zum Oktober schließen muss und damit der einzige selbstorganisierte Club in dieser größeren Stadt verschwindet, zeigt uns das einaml mehr auf welchem dünnen Eis wir uns bewegen. Deshalb ist es aber besonders wichtig uns gegenseitig zu vernetzen und zu unterstützen und eben auch mal an Orte zu fahren an denen es etwas unangenehmer werden kann! Deshalb unterstützt uns im August- und September bei unserer kleinen Konzert- und Veranstaltungstour durch Brandenburg und supportet Eure lokalen antifaschistischen Strukturen oder werdet einfach selbst aktiv!

Gemeinsam und solidarisch gegen staatlichen und alltäglichen Rassismus!
Für eine starke antifaschistische Subkultur – für die soziale Revolution!

red and anarchist Skinheads Berlin Brandenburg
August 2014

www.red-skins.de

 

Warm-up Konzi: 21. August: Schokoladen/ Berlin: 100. RASH-Jubiläums-Tresen mit ContraReal & Kommando Kronstadt

Anlässlich unseres gefühlten einhundertsten RASH-Tresens im Bandito Rosso (die North East Antifascists kamen erst später als Partner_Innen hinzu) möchten wir im Nahe gelegenen Schokoladen eine ordentliche Geburtstagsparty schmeissen! Wir haben zwei sehr sympathische Punkbands eingeladen:  ContraReal (Antifascist Riotpunk) aus Hamburg und Kommando Kronstadt (Anarchopolitpunk) aus Leipzig! Im Anschluss an das Konzert werden noch die großartigen Northkorean Rudeboys plus Gäste zum Tanze auflegen! Das Konzert ist ein Soli für von Repression betroffene Genoss_Innen! Kommt zahlreich und lasst uns auf weitere einhundert RASH-/Nea-Tresen feiern! An dieser Stelle möchten wir uns auch noch ganz herzlich bei der sehr liebevollen und manchmal auch sehr stressresistenten Hauscrew des Bandito Rosso bedanken! Schön dass es Euch gibt & hoffentlich existiert Euer wunderbares Hausprojekt trotz der grassierenden Edelgentrifizierung im Prenzlauer Berg noch lange Zeit! Let´s party!  

Einlass: 19.00 Uhr – Beginn: Pünktlich 20.00 Uhr! Ab 22.00 Uhr Aftershowparty!

www.schokoladen-mitte.de

 

ContraReal: https://www.facebook.com/pages/ContraReal/234834016559445?sk=wall&filter=12

Kommando Kronstadt: http://kommandokronstadt.blogsport.de/

 

Infostände, Vorträge und Konzerte:

 

23.8.2014: Garage/Frankfurt (Oder) (http://garageffo.blogsport.de/): Antifaschistischer Aktionstag mit Konzert der Toylettes (Punk/Berlin-Potsdam) https://de-de.facebook.com/Toylettes, Kira Kano (Antifascist HC-Punk aus Neuruppin) und den P.I.T.S. (Vorschul-HC/Las Vegas-Potsdam) http://fistfullofnothing.bandcamp.com/

 

11.9.2014: Quasi Mono/Cottbus (http://www.quasimono.info/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert  des  Accoustic Punkliedermachers Hannez übern Zaun (http://uebernzaun.bandcamp.com/)

 

12.9.2014: Horte/Strausberg (http://www.horte-srb.de/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert von den Zeckenrapper*innen Refpolk (https://de-de.facebook.com/Refpolk), Daisy Chain (https://el-gr.facebook.com/daisy.chain.731572) & Mis Zebra

 

13.9.2014: MittenDrinn/Neuruppin (http://jwp-mittendrin.de/blog/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert von Hannez übern Zaun (http://uebernzaun.bandcamp.com/) und voraussichtlich den Zeckenrappern*innen Waving the Guns (Riotrap aus Rostock: http://wavingtheguns.blogsport.de/), Refpolk (https://de-de.facebook.com/Refpolk), Daisy Chain (https://el-gr.facebook.com/daisy.chain.731572) & Mis Zebra

 

Die aktualisierte Unterstützer_innenliste sowie aktuelle Infos und Berichte von Aktionen findet Ihr auf red-skins.de. Wenn auch Ihr den Aufruf unterstützen wollt, schickt einfach eine Mail an kontakt@red-skins.de

 

Unterstützer*innen (Stand: 4.8.2014):

 

JWP Mittendrin Neuruppin: http://jwp-mittendrin.de/blog/

Red & Anarchist Skinheads Südbrandenburg: http://rashsb.blogsport.de/

Ultrash: http://ultrash.blogsport.eu/

Utopia. e.V.: http://utopiaffo.blogsport.de/

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aber wenn ihr wieder nur in die linken kreise und zentren reingeht, dann habt ihr auch nicht viel gewonnen. es ist schön und wichtig, wenn man/frau sich selbst bespaßt, aber noch wichtiger ist es basisarbeit zu leisten. und wisst ihr, wo basisarbeit geleistet wird? jedenfalls nicht nur in den eigenen dunstkreisen. es gab früher mal die offensive ideen von antifaschistischen zusammenhängen, in die jugendklubs zu gehen, dorthin, wo man/frau auf die typischen brandenburgischen jugendlichen trifft. nein, es sind nicht alles nazis, viele haben halt aufgrund der kulturellen hegemonie von techno, rassismus, hip hop oder sonstiger "dorfkultur" nicht viele andere dinge kennengelernt oder hatten bisher nicht die möglichkeit, sich intensiv damit auseinanderzusetzen. doch leute zu etwas aufklären, für etwas zu begeistern oder zu unterstützen, bringt glaube ich mehr.

warum also nicht nach jüterbog, pritzwalk, schwedt oder herzberg/elster gehen? dort aufklärungsarbeit, begeisterungsarbeit für eine antifaschistische jugendkultur zu machen und vielleicht einen punk in jüterbog, einen hip hoper in pritzwalk, einen skater in schwedt oder einen linker skin in herzberg/elster moralisch beiseite stehen, die sonst ein gefährliches alltagsleben haben, ist ein tolles ding! und das sage ich als jemand, der die brandenburgische provinz kennt. leute, dort muss antifaarbeit auch geschehen, und nicht nur in berlin und potsdam und auch nicht nur in den letzten übrig gebliebenen linken jugendzentren brandenburgs - die trotzdem als leuchttürme jener jugendkultur über ihre provinz hinausstrahlen sollten!

Ich kann mich dem Kommentar nur anschließen. Es ist schön, dass ihr in die brandenburgische Provinz wollt und die Idee finde ich wirklich gut. Und richtig, jetzt kommt das Aber. Provinz heißt eben dorthin zu gehen, wo wirklich noch Provinz ist. Die Szenen in Neuruppin, Frankfurt und Cottbus gehören unterstützt, klar. Aber wenn ihr antifaschistische Jugendkultur aufbauen und unterstützen wollt, dann müsst ihr aus der eigenen Soße raus. Ich beziehe mich da auf Szenen, die es zum Beispiel früher mal gab und wo es heute schwer wird, weil sich eine rechte Hegemonie aufgebaut hat. In bezug auf Südwestbrandenburg gab und gibt es in einigen Regionen und Orte, wie Belzig (Antifas), Lehnin (Punks), Luckenwalde (Hausbesetzer), Strukturen, die unterstützt gehören und wo sich eine aufklärende Arbeit lohnt, weil dort eben auch viele Nazis (aber nicht nur) rumspringen.

Solidarische Grüße aus der Provinz

Ich finde es im allgemeinen recht naiv, von Berlin nach Brandenburg zu gehen um dort Leute für ein Projekt zu begeistern, dass so (langfristig) nur in Berlin funktioniert. Angehörige von (linken) Subkulturen zu agitieren macht hier nur Sinn, wenn die entsprechende Leute auch der Region erhalten bleiben. Und das ist eben in Pritzwalk, Lehnin und all den andern Käffern eher unwahrscheinlich, weil die Endstation früher oder später eh Hamburg, Potsdam oder Berlin ist. Das geht nur, wo kontinuierliche Hausprojekte sind oder eine beständige Szene ist. Insofern passt die RASH Tour durch die gewählten Orte schon. Alternativ könnte natürlich auch das Konzept geändert und tatsächlich eine breite Jugend angesprochen werden. Aber dazu müsste mensch sich vor allem von Klischees verabschieden, kontinuierlich anpacken und wahrscheinlich auch in Brandenburg sesshaft werden.