Wenn Nazis über Nazis schreiben

Stanislav Byshok (links), Aleksej Kochetkov (Mitte), Milan von antikrieg.tv (rechts) bei der Vorstellung von "Neonazis & Euromaidan" am 7. Juli in Berlin

Seite Ende Juni tourten Stanislav Byshok und Aleksej Kochetkov mit dem Buch „Neonazis & Euromaidan. From democracy to dictatorship“ durch Europa. Es wird herausgegeben von Commonwealth of the Independent States - Election Monitoring Organization (CIS-EMO). Das Buch ist eine überarbeitete Übersetzung des Buches „Evromajdan imeni Stepana Bandery. Ot demokratii k diktatury“ (Der Euromaidan unter dem Banner Stepan Banderas. Von der Demokratie zur Diktatur), welches am 16. Mai in der Föderalen Duma in Moskau vorgestellt wurde. Zur Präsentation luden Sergej Anatol'evic Gavrilov von der Fraktion der Russischen Kommunistischen Partei (KPRF) sowie der immer wieder in die Kritik geratene Sergej Vladimirovic Zheleznjak von der regierende Partei Edinaja Rossija (Einiges Russland) ein.

 

Auch in Deutschland wurde das Buch vorgestellt. In Berlin ermöglichten offenbar Heinrich Bücker, der antikrieg.tv sowie das Coop Anti-Kriegs Cafe betreibt, und ein bisher unbekannter serbischer Unterstützer mit Namen Milan am 7. Juli die Präsentation des Buches im „Haus der Russischen Kultur und Wissenschaft“ in der Friedrichstraße.[1] In einem Gespräch mit dem russischen Propaganda-Sender „Radio Stimme Russlands“ [2] erklärt Heinrich Bücker, daß es ihm ein Bedürfnis war, einmal die russische Sicht der Ereignisse hören zu können. Er geht außerdem kurz drauf ein, daß die Buchvorstellung bereits am 26. Juni stattfinden sollte, aber nach heftiger Kritik an den Verbindungen der Autor*innen zu Rechtsradikalen abgesagt wurde. Die ursprüngliche Veranstaltung wurde von Sergej Kirichuk von der stalinistischen Bewegung Borot'ba organisert und sollte von der Jungen Welt veranstaltet werden. Die Präsentation des Buches am 26. Juni im Münzbergsaal im Gebäude, wo unter anderen die Tageszeitung neues deutschland, die Rosa Luxemburg Stiftung sowie der Berliner VVN-BdA ihre Büros haben, konnte tatsächlich verhindert werden.

 

Der Skandal um die Veranstaltung wurde selbst in Russland wahrgenommen, wo der bekannte Blogger Aleksandr Volodarskij (alias shittman) darauf aufmerksam machte, daß „Linke“ und die Junge Welt in Berlin eine Veranstaltung mit „Nazis im Nadelstreif“ veranstalten wollten.[3] Im Interview mit Andrej Hunko [4] von der Linkspartei distanziert sich Kririchuk von der Autor*innen und erläutert, daß im der rechtsradikale Hintergrund von Byshok und Kochetkov nicht aufgefallen sei. Er hätte lediglich das Buch gelesen und die Recherche für interessant befunden. Das ein politisch aktiver und in der Öffentlichkeit stehender Mensch, an den sich ihm unbekannte Autor*innen zu einem politisch hochsensiblen Thema wenden, vor der Unterstützung und Organisation einer Veranstaltung nicht absichert und über die Autor*innen informiert, erscheint im besten Fall naiv wohl aber eher äußerst unwahrscheinlich. Die sofortige Absage der Veranstaltung ändert deshalb wenig daran, daß Kirichuk Rechtsradikale vermittelt und in linken Räumen auftreten lassen wollte. Dies ist allerdings nur ein kleines I-Tüpfelchen, welches dazu führen sollte, die Zusammenarbeit mit der in Russland sowie in der Ukraine äußerst umstrittenen Bewegung Borot'ba zu hinterfragen.

 

Angesichts der bereits publizierten Informationen ist allerdings nicht nachvollziehbar, warum Heinrich Bücker sowie seine Unterstützer*innen Byshok und Kochetkov am 7. Juli ein Podium geboten haben. Das Coop Antikriegs Cafe und antikrieg.tv haben sich somit von Rechtsradikalen einspannen lassen, die mitnichten ihre Verbindungen zu Nazis aufgegeben haben. Sowohl Byshok als auch Kochetkov pflegen weiterhin enge Kontakte zu rechtskonservativen Zirkeln und sind mit Nazis befreundet. Publizistisch schaffen Sie es, sowohl staatsloyal die Kreml-Propaganda zu reproduzieren als auch nationalistische Diskurse zu unterstützen. Es folgt eine Aufarbeitung der wenig verhohlenen Sympathien und Verbindungen von Byshok und Kochetkov zu rechtsradikalen Ideologien sowie Nazis.

 

 

Stanislav Byshok


In einem Video von AntiKrieg.tv [5], daß von Bücker als Beweis gegen Verbindungen zur Rechtsradikalen verstanden wird, stellt sich Byshok vor und betont, daß seine familiären Wurzeln in der Westukraine sein sollen. Er erklärt, daß er mehrere Jahre in einer nationalistischen Folk-Metal Band gespielt hat. Er war von 2005-2007 an der Herausgabe eines „rechts-konservativen Magazins“ beteiligt. Ebenfalls von 2005-2007 war er Mitglied der Partei „Rodina“ (Heimat). Heute will Byshok keine rechtsradikalen Ansichten mehr vertreten und bezeichnet sich im Video selbst als konservativ.

Es stimmt, Byshok kann durch aus als „konservativ“ betrachtet werden. Allerdings muß dies um den Zusatz „revolutionär“ ergänzt werden, was ihn zum Vertreter der sogenannten „Neuen Rechten“ macht. Dazu gehören solch schillernde Persönlichkeiten, wie der „Kronjurist des Dritten Reiches“ Carl Schmitt, der französische Publizist und Philosoph Alain Benoist, der italienische Faschist Giorgio Almirante und die militanten Nazi-Terroristen des Ordine Nuovo, der russische Querfronttheoretiker Alexandr Dugin und sein ehemaliger nationalbolschewistischer Kampfpatron Eduard Limonov, die Populisten Silvio Berlusconi und Jörg Haider sowie die Familie le Pen. Mit Marine le Pen, die beinah schon in dynastischer Folge die Parteiführung des Front National übernommen hat, ließ sich Byshok am 9. Juli auf der Veranstaltung im Europäischen Parlament zum Massaker in Odessa fotografieren und prahlt später im russischen sozialen Netzwerk vkontakte damit, ihr das Buch „Neonazis & Euromaidan“ gegeben zu haben. [6] Auf seiner Facebook Seite [7] ist dieses Bild übrigens nicht zu finden. Dafür hat es Kochetkov freundlicherweise auf seiner Facebook Seite der Öffentlichkeit präsentiert. [8]

 

Unter einem anderen Aspekt sind sowohl die persönliche Seite von Byshok bei vkontakte als auch bei Facebook. Das Titelbild bei Facebook zum Beispiel ist ein schlichtes „conservative revolution“. Interessant sind auch die Freund*innen, die Byshok hat. Unter ihnen sind bei vkontakte zwei der prominentesten Vertreter des militanten russischen Nationalismus. Diese sind zum Beispiel Alexander (Belov) Potkin, der Gründer der Dvizhenie protiv nelegal'noj Immigracii (DPNI, Bewegung gegen illegale Einwanderung) , dem xenophoben Netzwerk außerparlamentarischer und militanter Nazis [9], und Alexander Barkashov, der Gründer und ideologische Vater der militanten Nazi-Organisation Russkoe Nacional'noe Edinstvo (RNE, Russische Nationale Einheit), aus der sämtliche militante Nazi-Strukturen der 00er Jahre hervorgegangen sind. Außerdem sind in der Freundesliste von Byshok Aktivist*innen der Jugendorganisation der Eurasischen Union, Nazi-Musiker*innen und Nazi-Publizist*innen zu finden. Mit Potkin ist Byshok übrigens auch auf Facebook befreundet.

Die nationalistische Folk-Metal Band, die Byshok in der Vorstellung von antikrieg.tv erwähnt, nennt sich Temnozor'. Die Ikonographie der Band spielt nicht nur mit paganistischen Elementen, sondern verwendet immer wieder das Haken- oder Keltenkreuz oder die sogenannte Schwarze Sonne. Auf Konzerten der Band hängt ein Banner, auf dem das Wort „Kolovorat“ geschrieben ist. Wobei der Buchstabe 'o' ein Keltenkreuz beinhaltet. Somit bezieht sich die Band nicht nur auf das heidnisch-faschistische Symbol des Kolovrat, der sogenannten Schwarzen Sonne. Außerdem wird Bezug auf die berühmt berüchtigte Nazi-Metal-Band Kolovrat genommen, die als Rock Against Communism (RAC) sowie Blood & Honour Band gilt. Diese Band konnte nach Jahren, in denen sie nicht mehr aktiv waren, erstmals öffentlich am 4. November unweit des Kreml im Rahmen einer Kundgebung von Russkij Obraz zum „Tag der Russischen Einheit“ auftreten. Das Repertoire von Temnozor' ist slavophil, völkisch, rassistisch und antisemitisch. Selbst die Wehrmacht und Nazi-Kollaborateure werden verherrlicht. So coverte Temnozor' im Jahr 2005 mehrere Tracks von Kolovrat für ein Tributalbum für diese Band. Darunter war auch „Geroi R.O.A.“ [10] über die „Russische Befreiungsarmee“, die während des II. Weltkrieges an der Seite der Wehrmacht und der Waffen-SS gegen die Rote Armee kämpfte.

 

Russkij Obraz (RO) ist übrigens die Organisation rund um das gleichnamige „rechts-konservative Magazin“, das Byshok erwähnt. So harmlos, wie er dies formuliert, war diese Organisation allerdings nicht. Nach neuesten Recherchen [11], die in Zusammenhang mit den Ermittlungen um die Nazi-Terrorzelle Boevaja Organizacija Russkikh Nacionalistov (BORN, Militante Organisation Russischer Nationalisten) veröffentlicht wurden, war RO ein Projekt des Spartak Hooligan Nikita Tichonov und des Historikers Il'ja Gojachev. Gorjachev wurde zum "Sprecher" der Bewegung und Ansprechpartner für die Behörden. Tichonov baute ein Netzwerk militanter Nazis auf, das schließlich in der Nazi-Terrorzelle BORN kulminierte. BORN kann somit zweifelsfrei als militanter Arm von "Russkij Obraz" bezeichnet werden, der seit 2008 für die Ermordung prominenter Antifaschist*innen verantwortlich ist. Unter diesen sind Fjodor Filatov, Anastassija Baburova und Stanislav Markelov, Il'ja Dzhaparidze sowie Ivan Khutorskoj. Letzterer wurde wenige Tage nach der Verhaftung von Tichonov vom übrig gebliebenen Teil der Naziterrorzelle ermordet.

 

Auffällig ist, daß die Strukturen sehr eng mit kremlloyalen Jugendorganisationen und Sicherheitsbehörden verzahnt waren und offenbar weiter sind. Die Vernetzung zu den staatlichen Organen wurde hierbei von Gorjachev übernommen. Tichonov dagegen stammt aus der Nazi-Hoolsszene, die Ende der 90er und Anfang der 00er Jahre für zahlreiche Übergriffe auf Migrant*innen, Märkte sowie Antifaschist*innen verantwortlich war. Nach der Gründung der Zeitschrift "Russkij Obraz" radikalisierte sich das Umfeld. So wurde in der letzten Ausgabe des Magazins „Russkij Obraz“ (Nr. 8, 2009, S.4) eine überarbeitete Version einer älteren gemeinsamen Erklärung [12] von RO, Blood & Honour / Combat 18 und dem Hooliganbündnis Ob'edinennye Brigady 88 (OB-88, Vereinigte Brigaden 88) unter dem Titel „Ethischer Kodex für Russische Nationalisten“ (Ethicheskij Kodeks russkogo Nacionalista) veröffentlicht.

 

Die süffisante Erwähnung der Mitarbeit an einer „rechtskonservativen“ Zeitschrift, nämlich „Russkij Obraz“, ist eine Verharmlosung des Netzwerkes rund um RO, daß aus militanten Nazi-Strukturen kommt und über Jahre hinweg zur Radikalisierung bis zum Nazi-Terrorismus beigetragen hat. Außerdem läßt sich die Behauptung, daß Byshok lediglich bis 2007 bei RO aktiv war, nicht halten. Ende Oktober 2008, nur wenige Tage nach der Ermordung des Antifaschisten Fjodor Filatov durch RO / BORN, schreibt Byshok im Namen von RO an das Portal „Kavkazcenter“. [13] Es geht dabei um die Organisation des „Russischen Marsches“ sowie die Konzerte unweit des Kreml zum „Tag der Einheit“ am 4. November. Hintergrund sind Zerwürfnisse innerhalb der Nazis aufgrund der zwei konkurrierenden Veranstaltungen, die allerdings gelöst werden konnten. Da er aber in diesem Jahr sein Psychologiestudium an der Moskauer Universität abgeschlossen hat sowie RO / BORN zum bewaffneten Kampf übergegangen war, kann durchaus davon ausgegangen werden, daß er sich zunehmend weniger in den Strukturen rund um RO engagiert hat. Jedoch kann festgehalten werden, daß er weiterhin Kontakt gehalten haben muß. Denn Byshok wie auch Kochetkov schreiben für Modus Agendi, für ein Portal, daß zum publizistischen Netzwerk von RO gehört.

 

Das Portal bezeichnet sich zum einen als rechtskonservative Informationsplattform und politischer Zirkel. Die Vernetzung besteht zu verschiedenen (neu-) rechten Seiten und Blogs. Als Partner sind neben dem Portal right-world.net auch das Portal "Vojnik" – erreichbar unter vojnik.org – aufgeführt. Beide Seiten gehören zum publizistischen Netzwerk von RO. „Vojnik“ beschaftigt sich hierbei vermeintlich historisches mit der serbischen Geschichte. Bedenkenswert ist hierbei, daß der Moderator von antikrieg.tv organisierten Berliner Veranstaltung der Serbe Milan gewesen ist. Ein weiteres Banner auf Modus Agendi verweist auf CIS-EMO sowie die Kampagne zur Freilassung von Il'ja Gorachev, der derzeit im Zusammenhang mit dem Verfahren BORN in Sankt Petersburg einsitzt. Außerdem wird auf die Bücher von Kochetkov und Byshok hingewiesen.

 

 

Aleksej Kochetkov


Aleksej Kochetkov äußert sich zu seiner Vergangenheit gegenüber antikrieg.tv nicht oder zumindest wurde diesbezüglich nichts publiziert. Vielleicht nicht ohne Grund. Denn Kochetkov war seit Anfang der 90er Jahre Mitglied in den Führungsgremien der RNE sowie Chefredakteur der Partei-Postille „Russkij Porjadok“ (Russische Ordnung). Diese Organisation war bis ins Jahr 2000 russlandweit aktiv und zerfiel danach in mehrere größere und kleinere Gruppen. Die beiden größeren werden jeweils Alexandr Barkashov auf der einen und den Gebrüdern Michail und Evgenij Lalochkin geführt. In den 90iger Jahren war RNE einer der größten und aktivsten nationalistischen Gruppen und vereinte das gesamte nationalistische Spektrum. Erst die DPNI konnte später ein ähnliches Sammlungspotenzial entfalten. Beide Bewegungen sind sich übrigens in den zahlreichen Kontakte zu den örtlichen Staatsorganen sehr ähnlich. Die Ideologie der RNE vereint slavophilen Rassismus und religiösen Fundamentalismus. Das „Russentum“ und Russisch-Orthodoxer Glaube werden darüber hinaus mit Antisemitismus ergänzt, der in fast allen Veröffentlichungen der verschiedenen Gruppen bis heute maßgeblich ist. Dies gilt im Übrigen auch für Kochetkov. Die RNE war und ist paramilitärisch organisiert. [14] Das Umfeld der Partei-Postille „Russkij Porjadok“ war seit der Spaltung unter diesem Namen weiter aktiv und beteiligte sich seit 2005 mit einem eigenen Block an mehreren sogenannten „Russischen Märschen“ am 4. November. Aus dem RNE ist Kochetkov rausgeflogen, weil er offenbar zu eng mit den Staatsorganen zusammengearbeitet haben soll.

 

Im September 2003 wurde die vermeintliche Nicht-Regierungsorganisation Commonwealth of the Independent States- Election Monitoring Organization (CIS-EMO) [15] gegründet und Kochetkov zum Direktor ernannt. Im September 2013 wurde er an dieser Position abgelöst und widmet sich offenbar seitdem vor allem publizistischen Aktivitäten. CIS-EMO soll eine Organisation sein, die zwischen 2004 und 2012 Beobachter*innen zu verschiedenen Referenden und Wahlen – darunter die ehemaligen Sowjetrepubliken, Deutschland (Bundestagswahl 2009), Türkei (Parlamentswahlen 2011), Polen (Parlamentswahlen 2011) und zur Wahl des französischen Präsidenten (2012) – schickte. In den Jahren 2013 und 2014 sind keine Aktivitäten mehr nachvollziehbar.

 

CIS-EMO entsandte 2004 in der ersten Mission fünf Wahlbeobachter*innen zur Parlamentswahl in die Ukraine. Kochetkov verschwand während der Wahl und behauptete, er wäre von Menschen mit „Orangenen Bändern“ zusammen geschlagen worden, was sich jedoch zu keinem Zeitpunkt nachweisen ließ. Erwähnenswert ist außerdem, daß CIS-EMO einen polnischen Nazi-Skin mit nach Kyiv nahm. Im Jahr 2005 vergrößerte sich das Team um Kochetkov und es gesellte sich der belgische Neofaschist Luc Michel hinzu. Dieser war bis zum Tod des belgischen SS-Offiziers und Nationalbolschewisten Jean-François Thiriart sein Sekretär und ist heute Vorsitzender der belgischen nationalbolschewistischen Partei Parti Communautaire National-Européen (PCN), in die illustre Wahlbeobachter*innen-Runde des CIS-EMO, die von Kochetkov geführt wurde. Im Jahr 2012 wurde Oleg Vernik Leiter des Kyiver Büros von CIS-EMO. Im Dezember 2013 zog er sich aufgrund provokativen Äußerungen aus der Moskauer Zentrale zurück und verließ die Organisation [16]. Vernik war der Sprecher der Bewegung „Levaja Iniciativa“ (Linke Initiative), die sich im November 2004 zu den Wahlen in Kyiv formierte und Mitglied des trotzkistischen Committee for a Workers' International (CWI). Aber schon ein Jahr später flog Vernik und seine Genoss*innen wieder raus. Seit 2007 sind keine Aktivitäten mehr bekannt. Er versuchte sich noch kurz bei der Sozialistischen Partei der Ukraine (SPU) unterzukommen, kam dort aber auch nicht klar, und wurde von Kochetkov ins CIS-EMO geholt. [17]

 

Das CIS-EMO ist offenbar ein Projekt, daß in erster Linie Wahlen „stören“ soll und andererseits europaweit eine Vernetzung rechtskonservativer, neofaschistischer und nationalbolschewistischer Strukturen ermöglichen soll. Seit 2012 scheint die Arbeit eingeschlafen zu sein. Zurzeit werden lediglich Agenturmeldungen sowie Werbung für die Bücher von Byschok und Kochetkov veröffentlicht. Die letzten Wahlberichte stammen aus dem Jahr 2012. Danach ist offenbar nichts mehr passiert. Zum Hintergrund der Organisation sind die verlinkten Banner aber sehr aufschlussreich. Vor allem das Banner von APN fällt auf.

 

Die Agentsvo Politicheskich Novostej (APN, Agentur Politischer Neuigkeiten) ist ein Projekt des Institut Nacional’noi Strategii (INS, Institut für Nationale Strategie) und gilt als ihr zentrales Veröffentlichungsmedium. APN hat mehrere regionale Redaktionen und Unterseiten (Nizhnij-Novgorod, für die Region Nord-Osten, Kasachstan). Das INS wurde 2004 gegründet und sieht sich als Think-Tank für eine „neue Generation politischer Gedanken“ und möchte junge Politiker*innen für eine politische Opposition in verschiedenen ideologischen Nischen in Russland ausbilden. Bis 2007 gab es sehr gute Kontakte zur seit wenigen Jahren verbotenen DPNI. Außerdem existieren landesweit gute Verbindungen zu anderen nationalistischen Netzwerken. [18]

 

Außerdem gibt es ernstzunehmende Gerüchte, daß CIS-EMO mit den russischen Behörden zusammenarbeitet und als bezahlte „Provokateur“ agiert. Noch enger an staatlichen Strukturen ist die im Jahr 2010 von Kochetkov gegründete Stiftung zur Entwicklung zivilgesellschaftlicher Institutionen „Narodnaja Diplomatija“ (Volksdiplomatie) [19], die vor allem Konferenzen organisiert und Bücher herausgibt, wobei festzustellen ist, daß erst seit 2013 Veranstaltungen organsiert und Bücher veröffentlicht wurden. Publizistisch liegt der Fokus wie auch bei CIS-EMO auf der Ukraine. Seit 2013 wurden vier Bücher von der Stiftung veröffentlicht. An zwei der vier war Kochetkov an allen Byshok als Autor*innen beteiligt. Thema ist – bis auf das zweite Buch aus dem Jahr 2014 über den nationalistischen Populisten Aleksej Navaln'yj – immer die Symphatisant*innen von Stepan Bandera und die vermeintliche nationalistische Hegemonie in der Ukraine. Im Jahr 2013 erschien von Stanislav Byshok „Illjuzija Svobody. Kuda vedut Ukrainu novye Banderovcy“ (Illusion der Freiheit. Wohin führen die neuen Bandera Symphatisanten die Ukraine). Im Jahr 2014 erschienen gleich drei Bücher: Zunächst „Naval'nyj. Chelovek, kotoryj ukral lec“ (Naval'nyj. Der Mensch, der den Wald gestohlen hat) von Stanislav Byshok und Aleksej Semenov. Letzterer ist übrigens auch bei CIS-EMO aktiv und soll dort Chef der Presseabteilung sein. [20] Danach erschien „Evromajdan imeni Stepana Bandery. Ot demokratii k diktatury“ (Der Euromaidan unter dem Banner Stepan Banderas. Von der Demokratie zur Diktatur) sowie „Neonazis & Euromaidan. From democracy to dictatorship“ von Byshok und Kochetkov.

 

 

Keine Zusammenarbeit mit Nazis


Byshok und Kochetkov sind zweifelsfrei bis heute fest in rechten Strukturen verankert. Kochetkov ist seit Anfang der 90er aktiv und hat sich seitdem zu keinem Zeitpunkt von nationalistischen Ideologie distanziert. Er hat seine Arbeit institutionalisiert. Byshok hat sich ebenfalls nicht vollständig von den militant neofaschistischen Strukturen distanziert, in den er aufgewachsen ist. Er hält weiter engen Kontakt zu seinen ehemaligen Mit-Musikant*innen, die eifrig auf seiner Seite im russischen sozialen Netzwerk vkontakte kommentieren. Besonders erschreckend sind seine Verbindungen zu RO / BORN, die bis heute nicht aufgearbeitet wurden.

 

Byshok nennt sich selbst verharmlosend „konservativ“. Richtiger wäre „rechtskonservativ“ oder (neu-) rechten Publizist. Kochetkov war und ist ein RNEshik und neofaschistischer Netzwerker. Ganz in der Tradition der ersten militanten russischen Nazi-Organisation nach der Perestrojka sucht er engen Kontakt zu den staatlichen Behörden und arbeitet mit ihnen zusammen. Was bei beiden absolut nicht zu finden ist, sind Kontakte zu progressiven Aktivist*innen. Antifaschistische Diskurse und Strukturen werden von Byshok und Kochetkov ebenfalls nicht unterstützt.

 

Erschreckend übrigens nicht nur, daß Kirichuk von Borot'ba diese beiden rechten Publizisten an linke Zeitungen vermitteln und sie in räumlicher Nähe zu linken Akteur*innen auftreten lassen wollte, sondern auch, daß die EU-Parlament Abgeordnete Sabine Lösing weiterhin als Unterstützer*in des äußerst dubiosen CIS-EMO aufgeführt wird. Kirichuk scheint im Besten Fall politisch nicht auf Höhe zu sein oder im schlechtesten Fall offensiv nationalbolschewistische Querfront-Ambitionen zu fördern. Wenn mensch sich die umstrittene Organisation Borot'ba anschaut, ist letzteres gar nicht so abwegig.

 

Heute, wo selbst nationalistische und (neu-) rechte Aktivist*innen sowie staatliche Anti-Extremist*innen sich gerne als Antifaschist*innen bezeichnen, muß mit jeder Kontaktaufnahme und Äußerung in Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine vorsichtig umgegangen werden. Die sektiererische und isolierte Borot'ba kann hierbei kein Bündnispartner sein. Kirichuk als Kontaktperson muß ernsthaft hinterfragt werden. Sonst wird sich ein ähnliches Szenario wiederholen.

 

 

Quellen:

[1] Playlist von der Veranstaltung im „Haus der Russischen Kultur und Wissenschaften“ am 7 Juli 2014, AntiKrieg.tv. https://www.youtube.com/playlist?list=PLkM-3W6yehDDCxnFowlwjhF7PGHTQ5Xpo

[2] Radio Stimme Russlands, Sendung vom 8. Juli 2014. https://www.youtube.com/watch?v=jFAUkR4KveY

[3] Aleksandr Volodarskij: Borot'ba i RNE v Berline. 27. Juni 2014. http://shiitman.net/2014/06/27/borot-ba-i-rne-v-berline

[4] Andrej Hunko und Sergei Kirichuk: „They hate us because we are communists“, 09. Juli 2014. http://www.andrej-hunko.de/7-beitrag/2120-they-hate-us-because-we-are-co...

[5] AntiKrieg.tv youtube Kanal, veröffentlicht am 3. Juli 2014. https://www.youtube.com/watch?v=TypZvz4yQ-Q

[6] Am 11. Juli hochgeladen. https://vk.com/wall58348692_1230

[7] Siehe https://www.facebook.com/stanislav.byshok

[8] Bild von Byshok und Marine le Pen im Europäischen Parlament in Brüssel, hochgeladen am 10. Juli 2014. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1445414212393655&set=pb.10000775...

[9] Siehe hierzu den Beitrag über die DPNI auf dem Blog der Gruppe 19. Januar Berlin. http://19januar.noblogs.org/nationalismus-in-russland/dpni/

[10] Temnozor – Geroi R.O.A. https://www.youtube.com/watch?v=SICwB8LXz6A

[11] Siehe Maksim Solopov: Obraz BORN, Russkaja Planeta, 17. Juni 2014. http://rusplt.ru/society/obraz-born-10493.html

[12] Die Seite von Russkij Obraz ist zurzeit Offline. Hier eine Kopie der Seite https://web.archive.org/web/20120625090825/http://rus-obraz.net/position/3

[13] Siehe http://www.kavkazcenter.com/russ/content/2008/10/27/61817_print.html

[14] Für Infos zu RNE siehe Aleksandr Verkhovskij, Galina Kozhevnikova: Radikal’nyj russkij nazionalizm. Struktury, idei, lica. Zentr „Sova“: Moskva, 2009, S. 231ff.

[15] Siehe http://www.cis-emo.net

[16] Nezvisimoe Bjuro Novostjej: Glava CIS-EMO v Ukraine Vernik obvenil Moskovskij Ofis v provokacii, 12. Dezemebr 2013. http://nbnews.com.ua/ru/news/107833/

[17] Siehe Artikel CIS-EMO: Kremlevskije provokatory. Portal from-ua.com, 28. Oktober 2012. http://www.from-ua.com/obzor-pressi/248637-cis-emo-kremlevskie-provokato...

[18] Für Infos zu APN siehe Aleksandr Verkhovskij, Galina Kozhevnikova: Radikal’nyj russkij nazionalizm. Struktury, idei, lica. Zentr „Sova“: Moskva, 2009, S. 254ff.

[19] Siehe http://publicdiplomacy.su

[20] Profil von Aleksej Semenov bei CIS-EMO. http://www.cis-emo.net/en/people/aleksey-semenov

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Sehr informativer Bericht.

 

Ich habe diese Sergej Kirichuk in Dortmund auf dem UZ-Fest getroffen.

Meine Fragen zu speziellen Naziorganisationen, die mich interessierten, konnte er nicht beantworten.

Auch zeigte er nicht das geringste Interesse an den von mir aufgezeigten Kontakten europäischer Faschisten in die Ukraine. Ich fand das ein sehr unbefriedigendes Gespräch und ihn oberflächlich und arrogant.

Naja, nur mal so.

Der vollständige Name des Moderators der von Heinrich Bückers Projekt antikrieg,tv organsierten Veranstaltung im "Russischen Haus der Kultur und Wissenschaften" ist Milan Markez. Das veröffentlichte Video, in dem sich Byshok und Kochetkov erklären, wurde in der Kellergalerie des Anti Kriegs Cafe in der Rochstraße 3, in den S-Bahn-Bögen zwischen Alexanderplatz und Hackescher Markt aufgenommen. Eine vorab verbreitete Erklärung zur Buchvorstellung (siehe coopcafeberlin.de/ex/buchvorstellung), die lediglich die Märchen von Byshok und Kochetkov ungeprüft übernimmt, ist angesichts der bis heute nachzuweisenden Kontakte der beiden zu rechtskonservativen und neofaschistischen Kreisen erschreckend naiv.

 

Heinrich Bücker und Milan Markez ebnen somit russischen Nazis den Weg zu Veranstaltungen in Deutschland und tragen zur gefährlichen Normalisierung von Nazireferenten im Diskurs über die Ukraine bei und fast noch schlimmer beweisen ihre politische Unzurechnungsfähigkeit. Im Fall von Markez könnte womöglich auch eine slavophil nationalistische Brücke zwischen Serbien und Russland, ähnlich der bei den militanten Nazis von Russkij Obraz, der Hintergrund des Engagements sein. In jedem Fall sollte antikrieg.tv sowie die von Bücker ebenfalls betriebenen Projekte wie zum Beispiel antiwarnews.org, das gerade massiv in Berlin plakatiert sowie vermeintliche Friedenszitate von Helmut Schmidt, Alice Schwarzer, Dieter Dehm, Sahrah Wagenknecht, Peter Gauweiler usw. nebeneinander stellt, kritisch beobachtet werden.

 

KEIN ORT FÜR NAZIS! NIRGENDWO!

Au Backe, da wird die Realität der Welt mal wieder so lange verdreht und vereinfacht, bis die dogmatisch-marxistische Sichtweise wieder in Ordnung ist:

https://www.youtube.com/watch?v=GcbsUST9lQI

https://www.youtube.com/watch?v=CgyOlYgPung

In der Ostukraine herrscht bekanntermaßen Krieg, und ein wesentlicher Motor dieses Krieges ist Nationalismus. Die ultra-nationalistische Svoboda war an der Regierung beteiligt, die gestern zurückgetreten ist, und das Innenministerium hat ganz offiziell eine neue Spezialeinheit namens Azov geschaffen. Zur Veranschaulichung, hier deren Logo, mehr gibt's bei google:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Azov_Batallion_logo.jpg

Auf facebook, VKontakte, youtube und twitter gab es Freudesbekundungen über die in Odessa und Lugansk ermordeten Ukrainer_innen, Frau Timoshenko äußerte öffentlich Vernichtungswünsche gegenüber der Bevölkerung im Osten, der neue Präsident schließt seine Reden mit dem Bandera-Gruß "Ruhm der Ukraine!" und der Verteidigungsminister versprach eine "Siegesparade im ukrainischen Sevastopol", sprich: Krieg gegen Russland. Das halbe Land befindet sich in nationaler Hysterie und Euphorie, die gezielt von Medien und Staat mitgeschürt werden, ehemals als rechts-extrem geltende Parolen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und Hunderttausende skandieren nun ganz selbstverständlich "Ruhm der Nation, Tod den Feinden", "Ukraina über alles", usw - und ihr macht mich an, weil ich eine Buchpräsentation ermöglicht habe, wo es um ukrainischen Nationalismus ging?

Gleichzeitig schäumt die mediale Öffentlichkeit in Deutschland über vor Hetze gegen Russland, teilweise ist es richtige Kriegstreiberei. Ein solch aggressives deutsches "Sendungsbewusstsein" im Namen angeblich "zivilisatorischer" Werte hatten wir schon zwei Mal. Beide Male führte es zu Weltkriegen, die gerade im Osten Europas bestialisch gewütet haben. Hunderte ziviler Opfer des Beschusses von Großstädten im Osten der Ukraine durch Artillerie und aus Kampfjets sind den deutschen Medien kaum eine Zeile wert, ebensowenig die mehreren hunderttausend durch dieses militärische Vorgehen Vertriebenen. Statt dessen stimmen sie mit Inbrunst in das Geschrei ein, dass Putin der neue Hitler sei, eine Gefahr für Europa, dass die "Appeasement-Politik der EU" endlich aufhören und man Härte zeigen müsse, etcetera. Sie bringen täglich neue Versionen ein und derselben Story.

Und ihr reproduziert diesen bürgerlichen Scheiß, indem ihr "Kreml-Propaganda" und "russische Behörden" in direkten Zusammenhang mit neofaschistischen Organisationen bringt. Was wollt ihr damit ausdrücken? [Frage 1]

Noch dazu macht ihr meine "serbische" Herkunft zum Thema. Ohne mich zu kennen presst ihr mich in eine nationale Identität und versucht, mein Handeln daraus abzuleiten - DAS ist nationalistisches Denken.
Wie kommt ihr überhaupt darauf, dass ich "Serbe" sei? Und was spielt das für eine Rolle? Beide Fragen will ich näher erklärt haben. [Fragen 2 und 3]

Und in diesen Zeiten, wo es übelst nach Krieg aussieht, wo zufälligerweise auch noch die "deutsche Verantwortung" immer deutlicher thematisiert und offen für "militärische Optionen" geworben wird, und auch schon vereinzelt von einem Einsatz deutscher Soldaten in der Ukraine geredet wird - da habt ihr nichts besseres zu tun, als andere Linke zu diskreditieren, die sich gegen den (drohenden) Krieg engagieren? Ihr tut das auch noch ohne Inhalte! Nur anhand von Äußerlichkeiten!

Denn was bitte ist an dem Buch "Neonazis und Euromaidan" so verwerflich, dass ihr derartig intensiv damit beschäftigt seid, es schlecht zu machen? Auch dazu will ich eine Erklärung. Konkret zum Inhalt des Buches! [Frage 4]

Wir haben die ursprünglich geplante Veranstaltung abgesagt und betont, dass "eine explizit linke Veranstaltung zum Buch unangebracht" wäre, eben aufgrund der Kontroverse um die Autoren. Trotzdem halten wir ihr Buch für eine äußerst informative Studie zum Thema, und fanden es wichtig, dass sie ein breiteres Publikum erreicht. Dafür haben wir bewusst einen neuen Rahmen gesucht, und zwar gezielt das Russische Haus in Berlin. Also, wo ist jetzt das Problem? Konkret! [Frage 5]

Im Gegensatz zu euch haben wir die Autoren persönlich kennengelernt, sie direkt mit den Vorwürfen konfrontiert, und stundenlang mit denen geredet. Das Ergebnis war folgende Erklärung:
http://coopcafeberlin.de/ex/buchvorstellung/index.html  (lest es bitte)
Das ist der Text einer Rundmail, die wir an alle zuvor Eingeladenen rausgeschickt haben, mit der Bitte, es entsprechend weiterzuleiten. In dieser Rundmail gab es abschließend ein nicht veröffentlichtes persönliches PS von mir, unter anderem zu den Autoren:

"Kochetkov ist ein Profi des Polit-business, Technokrat, der sich schon seit über einem Jahrzehnt auf internationalem Parkett bewegt. Er war sichtlich irritiert ob der Anschuldigungen, erzählte von seiner oben geschilderten Vergangenheit, und das war's.

Byshok war wesentlich gesprächiger und bekannte sich offen zu einer konservativen Einstellung. Er sagte es zwar nicht so, aber ich sage: rechts-konservativ. Zugleich, ich muss es so sagen, ein offener und tolerant auftretender Gesprächspartner, der sich gewählt und differenziert ausdrückt. Es ist nicht überraschend, dass Sergei von der Borotba die beiden schlicht für Bürgerliche hielt. Er hat sich zudem überzeugend von seiner Vergangenheit distanziert. Er ist kein Aussteiger im uns bekannten Sinn, der sich jetzt aktiv gegen rechte Strukturen einsetzt, sondern hat sich bloß von der Szene entfernt, studiert, und ist jetzt dabei Karriere zu machen. Vereinzelte persönliche Kontakte in die Szene gestand er von sich aus ein, betonte dabei aber den sich aus seiner Biografie ergebenden freundschaftlichen Charakter dieser Kontakte."


Eure Anschuldigungen gegenüber Byshok, er sei Nazi, "untermauert" ihr nicht inhaltlich anhand persönlicher Aussagen von ihm, sondern ihr hangelt euch von seinen "Facebook-Freund*innen" über "Temnozor" und "Russkij Obraz" hin zu "Modus Agendi". Allein sowas ist keine Aufklärungsarbeit von bedeutender Qualität, denn ihr nennt weder von Byshok über "Modus Agendi" (oder wo auch immer) verbreitete Inhalte, noch Einzelheiten zum konkreten Stellenwert dieser "Facebook-Freund*innen" in seinem Leben. Außerdem ist er laut Selbstaussage seit 2005 bzw. 2007 bei Temnozor und RO nicht mehr dabei, wir schreiben das Jahr 2014.

Ach ja, im von euch verlinkten "Schreiben" von 2008 wird Byshok kurz erwähnt, ja. Es geht darum, dass er als "Vertreter der RO" in einem "Brief an uns" erklärt habe, dass ein gewisser Oleg Kassin nicht zur RO gehöre - sehr aussagekräftig! Euer Link funktioniert übrigens nicht, hier, der funktioniert:
http://www.kavkazcenter.com/russ/content/2008/10/27/61817.shtml

Ein Artikel mit über 200 Zeilen, fünf davon haben mit Byshok zu tun. Mal ehrlich, wie lange habt ihr google durchforstet, um so eine nichtsagende Nachricht zu finden, die Byshok mit der RO im Jahre 2008 in Verbindung bringt? Oder lest ihr etwa regelmäßig kavkazcenter.com? [Fragen 6 und 7]

Damit alle verstehen, auf welches antifaschistische Frontblatt unsere Autor_innen sich zur Untermauerung ihres Vorwurfs berufen, dass Byshok über 2007 hinaus bei RO war, hier ein aktueller englischsprachiger Artikel:
http://www.kavkazcenter.com/eng/content/2014/07/24/19377.shtml
Titel: "Bloody Jews attacked school in southern Palestine Gaza and butchered 15 Muslim children". Schaut euch auf der Seite ruhig mal ein wenig um...

Und wie gesagt, wir schreiben 2014, nicht 2008. Ich hab Byshok vor kurzem persönlich kennengelernt, und ja, er ist rechts-konservativ. Na und? Er ist kein Faschist, kein Nazi, er vertritt durchaus Werte wie Respekt, Toleranz und Menschlichkeit. Wenn ihr meint, so etwas könnten Rechte nicht, bitteschön, ich seh's anders. Macht euch mal eins klar, wir haben die beiden vor vollendete Tatsachen gestellt: "Es gibt keine Buchpräsentation, weil es heißt, ihr seid Nazis." Punkt. Die Art, wie sie damit umgegangen sind, wie sie mit uns umgegangen sind, wie sie offen und ehrlich auf die Vorwürfe reagiert und sich dazu geäußert haben - all sowas spielt für mich eine entscheidende Rolle, wenn ich einen Menschen beurteile.

Und Byshok hat sich nun einmal die Arbeit gemacht, Aspekte des ukrainischen Nationalismus näher zu untersuchen, und ein - trotz einiger Mängel - lesenswertes und informatives Buch geschrieben. Wenn ihr was Besseres zum Thema kennt, lasst es mich wissen.

Und was Kochetkov angeht: Ihr behauptet, er behauptet. Eure obigen Anschuldigungen stehen gegen sein "Stimmt nicht, ich bin seit Mitte der 90er nicht mehr in solchen Strukturen aktiv."
- was sollen wir da jetzt machen? Euch einfach glauben, weil ihr so gut informiert daherschreibt? Nicht eine eurer Aussagen belegt Kochetkovs Engagement bei der RNE über die 90er hinaus. Unbelegt bleibt auch seine angebliche Involviertheit bei euren sonstigen, durchaus interessanten Ausführungen zur extremen Rechten in Russland. Ihr behauptet einfach, Kochetkov sei "seit Anfang der 90er ein RNEshik und neofaschistischer Netzwerker" und habe mit der CIS-EMO "seine nationalistische Arbeit institutionalisiert". Als Beleg für letzteres führt ihr an, dass 2005 Luc Michel da mit aktiv war. Und bis wann bitte? Wer war noch alles für CIS-EMO aktiv? Warum nennt ihr nicht auch Ján Čarnogurský und Leszek Miller, zum Beispiel? [Frage 8]

Ich hab mit dieser Organisation nichts zu tun und sehe es nicht als meine Aufgabe, diese zu verteidigen. Ebenso sind mir die beiden Autoren letzten Endes scheißegal.

Aber dass ich jetzt mit Klarnamen und öffentlich als möglicher Wegbereiter von angeblichen Nazis dargestellt werde, auch noch von Herr_Frau_Gruppe "Anonym", das ist mir nicht scheißegal.

Es ging mir ausschließlich ums Buch und dessen Inhalt, und zwar vor dem konkreten und überaus aktuellen Hintergrund, dass der ukrainische Nationalismus in der deutschen Öffentlichkeit zu wenig Beachtung findet bzw. gar als nicht-existent weggeredet wird. Letzte Tage erst wieder von Claus Kleber im heute-journal.

Auch da schlagt ihr in dieselbe Kerbe wie die Bürgerlichen, wenn ihr schreibt, dass 2013/14 die CIS-EMO Byshoks letzte vier Bücher veröffentlicht hat, die (bis auf das zu Navalnyj) "immer die Symphatisant*innen von Stepan Bandera und die vermeintliche nationalistische Hegemonie in der Ukraine" zum Thema haben. Wollt ihr sagen, das Erbe von Stepan Bandera spielt keine Rolle in der derzeitigen Ukraine? Und dass der ukrainische Nationalismus angesichts von Krieg, Verfolgung politischer Gegner, staatlicher Anerkennung von Nazi-Milizen und hysterischer Russophobie nicht von hegemonialer Bedeutung für die derzeitige ukrainische Gesellschaft sei? [Frage 9]

Abgesehen davon hat Byshok im Grunde nur zwei Bücher geschrieben:
- 2013: „Illjuzija Svobody. Kuda vedut Ukrainu novye Banderovcy“ (Illusion der Freiheit. Wohin führen die neuen Bandera Symphatisanten die Ukraine)
- 2014: „Naval'nyj. Chelovek, kotoryj ukral les“ (Naval'nyj. Der Mensch, der den Wald gestohlen hat)

Der Inhalt des erstgenannten Buchs wurde recycled, um die Maidan-Bewegung erweitert, und wurde so zum "dritten Buch":
„Evromajdan imeni Stepana Bandery. Ot demokratii k diktatury“ (Der Euromaidan unter dem Banner Stepan Banderas. Von der Demokratie zur Diktatur)

Welches dann für's westliche Publikum in gekürzter Version auf Englisch übersetzt wurde, "viertes Buch":
„Neonazis & Euromaidan. From democracy to dictatorship“

Das hat also nichts mit einer von euch angedeuteten Obsession zu tun, sondern erklärt sich aus der Aktualität des Themas und der Tatsache, dass "Illusion Svoboda" von März 2013 genau dieses Thema behandelte, und schon damals einige der derzeitigen Ereignisse und Mechanismen in der Ukraine vorhersagte.


Und meine letzte Frage [Frage 10]: Wer seid ihr?

Denn ich find's milde gesagt äußerst unsolidarisch, dass ihr mich aus der Anonymität heraus unter meinem Klarnamen öffentlich mit Dreck bewerft.

Hallo Milan,

Ich habe keine Ahnung, wer den obigen Text geschrieben hat. Aber ich hätte doch auch mal eine Frage. Deine drei ersten Absätze sind eine allgemeine Einführung in deine Sicht der Dinge und dann greifst du die Meinung des Kontrahenten mit "bürgerlichem Scheiß" an. Mich würde mal interessieren, wie oft du schon in der Ukraine und in Russland warst, wann und wo das letzte Mal und wie lange, und ob du Russisch und/oder Ukrainisch sprichst? Warst du auf dem Maidan oder in den "Rebellengebieten"? Das soll gar nicht arrogant sein, aber du hast hier mit umstrittenen Leuten zu tun, und einer umstrittenen Situation, und da sollten doch Leute, die solche Veranstaltungen durchführen und meinen, andere belehren zu können, doch gut wissen, mit wem und was sie es zu tun haben, und wie sie Dinge einordnen müssen, um nicht selbst über den Tisch gezogen zu werden. 

Grüße. 
Nora

Anzumerken ist noch, dass sich die Regionalkoordination der Bundespartei DIE LINKE nach dieser Veranstaltung vom "Türöffner" Sergej Kiritschuk (Borot'ba) distanziert hat. Mehrere Veranstaltungen wurden abgesagt:

Andere, wie der erwähnte MdB Hunko halten das ganze für ein "Komplott", gehen aber auf die Vorwürfe im Detail gar nicht ein.

Wichtig ist noch anzumerken, dass das von Byschok und Kotschetkow beworbene Buch klare antisemitische Passagen beinhaltet, die einem kritischen Leser kaum entgehen können. So wird am Seite 60 ausgehend von der These, dass "die Juden", u.a. die Rothschilds ja damals schon Hitler finanziert hätten, aufgezeigt, dass die rechtsnationale Swoboda-Partei der Ukraine heute auch "von Juden" finanziert würde, was erklären soll, warum diese sich in letzter Zeit mit antisemitischen Aussagen zurückhält. Das nur als kleines Beispiel.

1. Die Bezeichnung "Serbe" wurde von Byshok bei vkontakte reproduziert.

 

2. und 3. Die Herkunft ist tatsächlich unwichtig. Im Zusammenhang der Kontakte von Byshok zu den militanten Nazis von Russkij Obraz / BORn ergeben sich aber problematische Assoziationen. Denn RO / BORN entstand - wie auch am Namen zu erkennen ist - aus einer Symphatie zu serbischen militanten Nationalisten.  Mit dem Hintergrund der Ermordung prominenter Antifaschist*innen durch BORN wird die Verbindung russische und serbische militante Nazis relevant. Besonder relevant ist aber, daß Byshok weiterhin mit RO / BORN Strukturen symphatisiert. Denn am 24. Juli 2014 teilt Byshok einen Artikel des RO Portals "Right World" zum Prozess gegen Il'ja Gorachev (RO) und Evgenija Khasi (BORN), letztere ist für den Mord an Stas Markelov und Nastja Baburova verurteilt worden => https://vk.com/wall58348692_1284

 

4. und 5. Das Buch "Neonazis & Euromaidan" ist eine einseitige Betrachtung der Ereignisse in Kyiv. Es ist einen trüber Aufguß einen Buches über Bandera-Symphatisant*innen in der Ukraine. Der Inhalt mag durchaus relevant sein. Aber sich selbst als "Rechte" bezeichnende Personen, die fest in nationalistische Zusammenhänge bis hin zu Nazi-Terroristen eingebunden sind und dies keineswegs verschleiern (außer im Interview mit antikrieg.tv), in "linke" Räume zu bringen, ist äußerst gefährlich. Dies wird üblicherweise als Querfrontstrategie, nämlich die Zusammenarbeit von Nazis und Antifaschist*innen, bezeichnet. Darüberhinaus stellt sich die Frage, ob antikrieg.tv auch Symphatisant*innen des NSU zu einer Veranstaltung einladen würden. Denn BORN ist ebenfalls eine Terror-Zelle, die sich wie die NSU am "führerlosen Kampf" von Blood & Honour / Combat 18 orientiert.

 

"Er ist kein Aussteiger im uns bekannten Sinn, der sich jetzt aktiv gegen rechte Strukturen einsetzt, sondern hat sich bloß von der Szene entfernt, studiert, und ist jetzt dabei Karriere zu machen. Vereinzelte persönliche Kontakte in die Szene gestand er von sich aus ein, betonte dabei aber den sich aus seiner Biografie ergebenden freundschaftlichen Charakter dieser Kontakte."

 

Dieser Passus ist lächerlich. Byshok hat sich NICHT von der rechten Szene entfernt. Er und Kocjetkov schreiben für ein rechtes Portal. Zumindest Byshok begleitet weiterhin den Prozess um RO / BORN, offensichtlich nicht distanzierend... Byshok und Kochetkov mögen keine militanten Schläger sein. Sie sind garantiert keine Terroristen. Aber sie sind nachweislich Nazis im Nadelstreif oder anders gesagt Nazis im OSCE Pelz mit publizistischem Tüchlein um den Hals. Stellt sich auch hier die Frage, ob erst der Inhalt gesehen werden muss, wenn mensch für ein Portal ähnlich Altermedia oder für die Deutsche Stimme der NPD schreibt.

 

... wir sind Menschen, die sehr gute Kontakte nach Russland haben. Wir wissen, daß viele Genoss*innen in Russland im Knast sitzen und in gefakten Verfahren auf irhe Verurteilung warten. Sie haben leider keine breite internationale Unterstützung wie die "hübschen Mädchen" von Pussy Riot. Wir wissen, wie "antifaschistisch" der russische Staat ist. Wir wissen, daß Nazis in Russland morden, jeden Tag und jede Nacht. Wir wissen, daß die russischen Sicherheitsbehörden mit der RNE-Leuten, DPNI-Symphatisant*innen, OR Nazis usw. zusammen arbeiten. Wir wissen, daß in der Ukraine Nazis am Euromaidan maßgeblich beteiligt waren. Wir wissen aber auch, daß die sogenannten "Antifaschisten" im Osten mitnichten antifaschistisch sind, sondern ihre eigenen russisch-imperialen Interessen vertreten un Putin dem nicht gerade unsuxmphatisch gegenüber steht... WIR WOLLEN MIT NAZIS NICHTS ZU TUN HABEN! UND AUCH NICHT MIT LEUTEN, DIE NAZIS EIN PODIUM GEBEN!!!

Ist „Neonazis & Euromaidan“ ein Buch, in dem Nazis über Nazis schreiben? (Rezension)
http://de.indymedia.org/node/1465
https://linksunten.indymedia.org/de/node/119751