Demo gegen den Burschentag der Deutschen Burschenschaft in Eisenach - Eine Begegnung mit den Männerbünden der DB und denen der Thüringer Polizei

Etwa 200 Gegner des Burschentages werden auf ihrem Protestzug durch die Innenstadtstadt von einem Großaufgebot an Polizeikräften begleitet.

Nachdem wir seit 2011 kontinuierlich unseren Protest gegen die Deutsche Burschenschaft zum Ausdruck gebracht hatten und sich ihr Auftritt in Eisenach zunehmend zum medialen Desaster entwickelt hatte, bekamen wir es in diesem Jahr vor allem mit einem Männerbund der anderen Art zu tun.

 

Die überregionale Mobilisierung mit unserer auflagenstarken Zeitung und zahlreichen Infoveranstaltungen brachte im vierten Jahr der Proteste immerhin 250 Leute auf die Straße. Für die Verhältnisse in einer thüringischen Kleinstadt ist das okay, dennoch hätten wir uns natürlich mehr Beteiligung gewünscht. In erster Linie aber vor allem auch von Seiten der Eisenacher Bevölkerung. Während Spiegel und Co. von Gegenprotesten aus Eisenach berichteten, schlossen sich vor Ort lediglich eine Handvoll Leute unserer Demo an – kein Wunder in einer Stadt, die seit fast 25 Jahren die Burschen bei sich beherbergt und bislang auch weitestgehend hofierte. Und kein Wunder in einer Stadt, in der die NPD über 8% erhält.

 

Den Burschen zu stecken, dass wir ihnen das Wasser abgraben, überall sind, wo sie auch sind – in den Städten, in der Wiener Hofburg, in Eisenach – und dass wir ihnen in den letzten Jahren ein mediales Desaster beschert haben, war ein guter Aspekt an diesem Tag. Der Eisenacher Bevölkerung endlich mal mitzuteilen, dass sie bislang nicht gerade durch zivilgesellschaftliches Engagement aufgefallen ist, ein anderer.

 

Doch nicht nur, dass es keinerlei Engagement vor Ort gab – unsere Proteste wurden überdies delegitimiert und kriminalisiert. Die größte Rolle spielte dabei die Polizei. Massive Vorkontrollen, die Ansage der Einsatzleiterin, die Stadt vor der Demo schützen zu müssen und das Platzhirschgehabe der überwiegend männlichen Cops prägten die gesamte Demo. Das Einsatzkonzept schien von vornherein auf Eskalation ausgerichtet zu sein. In einer engen Gasse – die vom Ordnungsamt als Route durchgedrückt worden war – kam es zu Rangeleien, weil sich Bullen an der Demo vorbeiquetschen wollten und dabei die Regeln der Physik ignorierten. Vor einem Burschi-Hotel wurde die Demo bedrängt, gefilmt und gepfeffert, während die Burschen hinter den Fensterscheiben nicht nur fotografieren, sondern auch eindeutige sexualisierte Gesten in Richtung der Demo machen konnten.

Während des ganzen Nachmittags schien es, als würden die aufgeputschten Bullen-Macker weder ihre Einsatzleiterin ernst nehmen (man weiß nicht, ob sie nichts machen konnte oder wollte), noch die Anwältinnen des Bündnisses. Die Polizei zeigte sich am gestrigen Tag als ein Hort männerbündischer Strukturen, in denen die Jungs von der Staatsgewalt ihr Lieblingsspielzeug (u.a. wohl einen Gasgranatenwerfer) mitbringen, Knüppelfantasien ausleben und sich danach auf die Schulter klopfen konnten.

Das hatten wir so nicht erwartet. Wir sind stinksauer. Über die ignoranten Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und vor allem über die Cops. Der gestrige Polizeieinsatz wird ein Nachspiel haben.

 

Viel Positives bleibt nicht, das wir sagen können: Wir sind froh über die gute Stimmung, die guten Redebeiträge und die gute Mobilisierung im Vorfeld, über das Interesse an der Kampagne und die guten Debatten über feministische und antifaschistische Politik.

 

Fest steht: Eine fünfte Phase der Proteste wird anders aussehen.

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super, dass ihr euch so einsetzt.

total wichtig in eisenach und überall.

viel kraft und weiter so!

von aagth.afaction.info

 

Von Blödmannsmützen und Krautförstern Der Burschentag in Eisenach

Am Samstag, dem 14. Juni, war es wieder Zeit für das alljährliche Sauffest der Blödmannsmützen. Hier der Versuch eines Erlebnisberichtes von der feministischen und antifaschistischen Demo gegen den Burschentag in Eisenach.

Die Demo Im vierten Jahr in Folge veranstaltete das „Bündnis gegen den Burschentag in Eisenach“ eine feministische und antifaschistische Demo gegen den Burschentag. Etwa 300 Menschen fanden sich ein um gegen die antifeministische, homophobe und völkisch- nationalistische Ideologie der Burschis auf die Straße zu gehen. Wie jedes Jahr bringt die Demo eine der kämpferischsten Stimmungen mit, die Thüringen zu bieten hat. Diese kämpferische Stimmung und der emanzipatorische Charakter der Demo sei es zu verdanken, dass sich innerhalb der letzten vier Jahre viel getan hat, um den Burschentag zu Behindern. Jedes Jahr wieder gelingt es, das Sauffest der Ewiggestrigen in den Mittelpunkt der lokalen Presse zu rücken und eine Kritik daran öffentlich zu formulieren. Auch das ihr Programm nicht wie in den Vorjahren stattfinden kann, ist der Antifa zu verdanken. So ist es gelungen durch medialen Druck, den traditionellen Festakt der Burschis, nicht mehr auf der Wartburg stattfinden zu lassen. Schade finden wir jedoch, das in der Presse und Öffentlichkeit „nur“ die Kritik an der Naziideologie der Burschenschaftler ankommt und nicht auch unsere Kritik am patriarchalen, antifeministischen, homo- und transphoben Menschenbild der Burschenschaftler. Gründe dafür sind wohl vorrangig in der Mitte der Gesellschaft zu suchen, welche immer noch, durch ihre antiemanzipatorische Ideologie, vor sich hin zu wesen scheint.

Nazis, Polizei und Burschis

Zu Beginn der Demo ließen die Krautförster der Polizei, mal wieder nichts aus um sich unbeliebt zu machen. Die anreisenden Demonstrant*innen wurden beim Ausstieg aus Bus oder Bahn mit Vorkontrollen schikaniert, weswegen sich der Beginn der Demo nach hinten verschob. Von der Ordnungsbehörde wurde die Demoroute durch die Einkaufspassage aus dem Grund verwehrt, dass dort Burschis in den Kneipen und Restaurants sitzen, und immer darauf hingewiesen das wir eine Gefahr für die Blödmannsmützen darstellen. Um so geistesabwesender ist der Fakt, dass wir über den kompletten Verlauf der Demo von teilweise halbnackten und völlig besoffenen Burschis abfotografiert und provoziert wurden. Auch die Nazis, um den wegen Anstiftung zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, oder kürzlich wegen Volksverhetzung, verurteilten Patrick Wieschke, ließen es sich nicht nehmen vor ihrem national befreiten Café und Tattostübchen zu stehen, Fotos der Demo zu Knipsen und zu provozieren. Die Polizei machte die Reihen um uns enger, bewachte die dümmlich aussehenden Kartoffeln und gab ihnen freies Geleit. Also genauso wie bei den Burschis. Es hatte schon den Anschein als räche sich die Polizei, stellvertretend für die Burschis, an uns weil sie dieses Jahr nicht ihr beknacktes Traditionsfest, an der über alles geliebten Wartburg, abhalten dürfen. Kurz vor Ende der Demo passierte was alle geahnt haben: die Polizei ließ die, wie in allen Jahren friedliche Demo, eskalieren. Gründe dafür konnten sie nicht nennen. Die Krautförster prügelten ohne ersichtlichen Grund in die Demo, zogen Leute heraus und verteilten Pfefferspray. Das Herausziehen von Leuten, das Abfotografieren lassen von Burschis und Nazis und das Spalier wurden bis zum Ende durchgezogen. Als wäre diese ganze Scheiße nicht genug, prügelten die Buletten nach der Demo weiter in die Leute ein und kontrollierten Menschen, welche sich auf dem Heimweg befanden. Alles in allem wird das ganze Verhalten der Polizei hoffentlich ein juristisches Nachspiel haben.

Über den Versuch emanzipatorische Inhalte nach Eisenach zu vermitteln

Alle Jahre wieder bewirten, akzeptieren, profitieren und beheimaten die Menschen in Eisenach, den ewig gestrigen Pöbel mit Pagenhüten in ihrer Stadt. Wie immer strotzt diese Stadt vor mangelnder Zivilcourage und blödsinnigen Ausreden. Die Antifa-Demo wird verteufelt, die Linken sind fünf Meter große Orks, welche die Stadt in Schutt und Asche legen wollen, und das gute Ansehen der Stadt wird durch die „nun wirklich überhaupt nicht zu verstehende“ Kritik in den Dreck gezogen. Anstatt zu fordern, die wahrscheinlich einzig richtige Lösung für Browntown-Eisenach zu treffen, und diese Kackstadt einzubetonieren und von der Karte zu streichen, versuchen wir jedes Jahr einen emanzipatorischen Anspruch in die Stadt zu tragen. Jedes Jahr wieder bewerkstelligen wir das, was die Eisenacher nicht im Stande sind umzusetzen. Obwohl ein paar wenige Menschen den Weg zur Demo fanden, wird eine Akzeptanz, für genau diese emanzipatorischen Inhalte, weiterhin vermisst. Johannes Quentel, vom Bündnis gegen Rechts, begründet das mangelnde Interesse der Eisenacher*innen damit, dass der Tonfall der Demonstrant*innen gegenüber der Polizei und der Eisenacher*innen zu aggressiv ist. Lieber Johannes, die Kritik an Menschen, welche nicht nur die Burschis protestlos gewähren lassen, sie bewirten und von ihnen profitieren, ist weder aggressiv noch überheblich, sondern absolut logisch und gerechtfertigt. Die Kritik an einer Einsatzleitung der Polizei welche seit nunmehr vier Jahren nichts besseres zu tun hat als uns mit Hamburger Gittern, Spalier laufen, Schlägen, Pfefferspray und gerichtlich bestätigten, völlig überzogenen Repressalien überschüttet, ist auch nicht aggressiv sondern nötig.

In diesem Sinne, rufen wir jetzt schon zum Protest im kommenden Jahr auf. Für eine emanzipatorische Gesellschaft! Gegen Nazis und Ewiggestrige! Gegen Antifeminismus, Homo- und Transphobie! Nie wieder Deutschland!