Barcelona: Kein Ende in Sicht

Barcelona: Kein Ende in Sicht

In den Auseinandersetzungen um das seit 17 Jahren besetzte Can vies, das am Montag geräumt wurde, ist kein Ende in Sicht.

Auch in der vierten Nacht seit der Räumung reist die Protestwelle nicht ab. Der Abend des 29. Mai begann um 9 Uhr mit einer Cassolada (Cassolada ist ein Lärmprotest, in dem man beispielsweise auf Töpfe schlägt) am Placa del Sants und den umliegenden Balkonen. Abgeschlossen wurde die Cassolada mit einer Rede, in der das Can Vies-Kollektiv eine Erklärung vorlas, in dem die Absetzung des Bürgermeister Xavier Trias und Stadtteilbürgermeisters Jordi Martí, die sofortige Einstellung der Abrissarbeiten, die Freilassung aller, die in den vergangenen vier Tagen festgenommen wurden, die Beendigung der polizeilichen Belagerung des Viertels und einen umfassenden Stopp aller Räumungen von Wohnungen und Sozialen Zentren gefordert werden.

Anschließend zog eine Demonstration mit rund 2500 Leuten Richtung des Komissariats von Les Corts wo nachwievor 18 Festgenommene festgehalten wurden. Doch noch bevor die Demonstration aus Sants hinauskam kam es bereits wieder zu Auseinandersetzungen. Es wurden wieder Barrikaden errichtet und teilweise angezündet, Banken entglast, Inventar der Stadt und insbesondere der städtischen Verkehrbetriebe (die "Eigentümer_in" des Can Vies ist) zerstört und es gab immer wieder direkte Auseinandersetzungen mit der Polizei, welche die Protestierenden ständig mit Gummigeschosssalven eindeckten.

 

Am heutigen Freitag gehen die Proteste weiter. Heute Vormittag ist eine Pressekonferenz des Can Vies-Kollektivs und eine Kundgebung für die Freilassung aller Verhafteten geplant und um 9Uhr abends wird es wieder eine Cassolada am Placa del Sants geben. Für den abend ist nun auch eine größere Solidaritätsdemonstration in Madrid geplant. Weitaus interessanter dürfte hingegen der Samstag werden. Für 10Uhr vormittags wird nach Sants zur Placa Pelleria, zum Wiederaufbau des Can Vies, mobilisiert. Um 18Uhr sind wieder Demonstrationszüge aus vielen barcelonesischen Vierteln geplant, die sich gegen 19Uhr zu einer großen Demonstration an der Placa de la Universitat vereinigen sollen.

 

Angesicht der großen Solidaritätswelle die das Can Vies in ganz Katalonien und auch darüber hinaus erfährt gibt sich der Bürgermeister Trias gesprächsbereit - jedenfalls unter der Bedingung das die Gewalt erst aufhören müsse. Das er damit selbstverständlich nicht die strukturelle Gewalt der kapitalistischen Verhältnisse und auch nicht die Gewalt der Repressionsorgane meint, denen er sogar seine volle Unterstützung ausgesprochen hat, ist klar. Angesicht dessen dass das Can Vies bereits geräumt und teilweise zerstört wurde, ist dieses Verhandlungsangebot nichts weiter als blanker Hohn und zeigt, das er dadurch hofft der Protestwelle Wind aus den Segeln zu nehmen.

 

Solidarität mit dem Can Vies und allen anderen Sozialen Zentren und sozialen Kämpfen in Barcelona!

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Heute in der TAZ:

Aufstand in der Geldmaschine

In Barcelona dreht sich alles um den Tourismus. Dass die Stadt auch zum Wohnen da ist, geht dabei unter. Die Bürger sind das nun leid.

Seit Montag kommt der Stadtteil Sants rund um den Hauptbahnhof im spanischen Barcelona nicht mehr zur Ruhe. Vier Nächte in Folge ist es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Auslöser war die Räumung und der Abriss des selbstverwalteten Sozial- und Kulturzentrums Can Vies. Das ehemalige U-Bahndepot, das seit 17 Jahren allerlei Initiativen Heimat bietet, soll Grünflächen weichen. So will es die konservativ-nationalistische Stadtverwaltung.

Die Räumung und der Abriss von Can Vies ist ein weiteres Beispiel für eine Städteplanung, die die Bürger nicht einbezieht. Das hatte bereits Anfang des Jahres in der nordkastilischen Stadt Burgos zu schweren Auseinandersetzungen geführt hatte. Die Menschen sind es leid, dass über sie hinweg entscheiden wird. Sie wollen mitreden, und sie haben ein Recht darauf.

In Barcelona dreht sich alles um den Tourismus. Die Stadt ist eine Geldmaschine für Hoteliers und Gastronomen und ganz nebenbei auch für diejenigen, die die Baumaßnahmen ausführen. Die Stadt als Wohnraum, der den Bedürfnissen der Bürger aller Altersgruppen gerecht wird, das sehen die Konservativen dagegen nicht vor – egal ob sie wie die in Barcelona regierende Convergència i Unió (CiU) katalanisch-nationalistisch sind oder wie die Partido Popular (PP) in Burgos spanienweit agieren.

Die Stadtverwaltung redet sich jetzt damit heraus, es habe schließlich Angebote gegeben, dem Sozioalzentrum „langfristig“ ein neue Bleibe zur Verfügung zu stellen. „Langfristig“, als könne Kulturarbeit in einem Stadtteil einfach so aus- und wieder eingeschaltet werden.

Als Antwort auf die Bürgerproteste schickt die Stadtverwaltung und Autonomieregierung Polizeieinheiten. Diese wüten mit einer Gewalt, wie sie selbst im Spanien der Krise überrascht. Friedliche Bürger werden bis hinein in ihr Treppenhaus verfolgt und dort brutal zusammengeschlagen. Die Verletzten gehen mittlerweile in die Dutzende.

Hinzu kommt eine unerträgliche nationalistische Propaganda. „Das katalanische Volk ist friedlich“, erklärte der katalanische Autonomiepräsident Artur Mas. Die Nachricht ist klar: Die Bürger in Sants sind etwas Fremdes in einem gesunden, nach Unabhängigkeit strebenden Volk.

Quelle: http://www.taz.de/Kommentar-Unruhen-in-Barcelona/!139451/

das hier soviele Berichte auftauchen. Prima, dass was in HH gelaufen ist! Hier noch links zu 2 eng. Texten:

 

http://anarchistnews.org/content/anti-eviction-riots-barcelona

 

http://anarchistnews.org/content/day-3-fighting-barcelona-grows-stronger

Ich hoffe das cih ein Bündniss auftut welches eine große Soli-Demo in Berlin organisieren kann!

Es wäre schön wenn es generell mehr Soliaktionen geben würde, nicht nur in Berlin. Und wenns geht mit Inhalten und nicht unbedingt so wie in Hamburg, wo man zum Teil das Gefühl hatte, als wollten manche Teilnehmer*innen die eigene Demo abhängen.

Spannt wird nicht nur das Wochenende, sondern auch was der Juni bringen wird. Den da sehen bereits 2 weitere besetze Soziale Zentren in Barcelona der Räumung entgegen: Das Ateneu Popular de l'Eixample, das sich nur wenige Meter von der berühmten Sagrada Familia befindet und das Banc Expropiat (z.dt.:Enteignete Bank), eine besetzte ehemalige Bankfiliale im Stadtteil Gràcia.

Auf der Pressekonferenz heute vormittag wurden nochmals die bereits gestern gestellten Forderungen bekräftigt und deutlich gemacht, das es von Seiten der Besetzer_innen keine Verhandlungen mit denen geben wird, die das Can Vies zerstörten und man sich lieber zusammen mit allen solidarischen Menschen an den selbstbestimmten Wideraufbau machen werde.

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Somos Can Vies !!! Sqat the world