Aalen: Viel Lärm von Wenigen

Erstveröffentlicht: 
02.09.2013

Rechtsextreme Kundgebung auf dem Greutplatz mit Gegenprotest und 150 Polizisten

Etwa 60 Gegendemonstranten haben eine Kundgebung von etwa 15 Anhängern der rechtsextremen NPD auf dem Greutplatz gestört. 150 Polizisten haben die Veranstaltung überwacht. Nach einer knappen Stunde war der Spuk vorbei.

 

Aalen. Gegen halb zwei ist der Greutplatz noch leer. Der Transporter einer für die Bundestagswahl zugelassenen rechtsextremen Partei parkt etwas verloren hinter einem Absperrgitter. Rund 15 Parteianhänger schauen sich auf dem leeren Gelände um. Eigentlich wollten sie lieber auf den Spritzenhausplatz. Dafür bekamen sie von der Stadtverwaltung jedoch keine Genehmigung. „Wir haben ihnen dann den Greutplatz vorgeschlagen“, sagt Bürgermeister Wolf-Dietrich Fehrenbacher. Nach und nach trudeln ein paar Gegendemonstranten ein. Jusos, Linke, Grüne, DGB, IG Metall. Das Signal für die Rechtsextremen, doch noch ihre Lautsprecherboxen aufzustellen. Rund 15 Wahlkämpfer gegen etwa 60 Protestler. „Sonst hätten sie vermutlich gar nicht aufgebaut“, vermutet Polizeisprecher Bernhard Kohn. Denn Laufpublikum konnten sie auf dem abgelegenen Platz nicht erwarten.

„Ignoranz ist die falsche Reaktion“, sagt dagegen Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall und Gemeinderat der Linken. Am Vormittag sei er durch den früheren DGB-Regionssekretär für Ostwürttemberg, Philipp Jacks, auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht worden. Schnell hat Hamm über eine Telefonkette und Facebook den Gegenprotest organisiert. Laut skandiert er durch das Mikrofon gegen die Propaganda von der anderen Seite des Absperrgitters: „Nazis raus“. Deren Wahlplakate hält er für „rassistisch, menschenverachtend und strafbar“. Einige Lokalpolitiker zeigen sich ebenfalls auf der Seite der Protestler. Darunter Ex-OB-Bewerber und Betriebsseelsorger Rolf Siedler. Die IG Metall verteilt rote Trillerpfeifen. Auf der anderen Seite dröhnt dumpfe Musik mit einschlägigen Parolen. Der Crailsheimer Rechtsextremist Alexander Neidlein schreit durch das Mikrofon gegen das Pfeifen und Rufen der Protestler an und beschimpft sie. Einige seiner Anhänger filmen und fotografieren die Gegendemonstranten. Dazwischen einige Polizisten. Doch abgesehen von Beleidigungen bleibt alles friedlich.

50 Aalener Polizisten sichern mit rund 100 weiteren Kräften der Bereitschaftspolizei, unter anderem aus dem Raum Göppingen, den Platz. Auch auf dem Dach der Ulrich-Pfeifle-Halle und dem Turm des Rettungszentrums hat sich die Polizei positioniert und beobachtet das kleine Grüppchen. Zur Beweissicherung auch mit Kameras. Die Hundertschaft eskortiert die rechtsextreme Partei auf deren Wahlkampftour. Am Montagmorgen waren sie gemeinsam in Crailsheim, für den Abend ist Neu-Ulm geplant.