[Berlin-Friedrichshain] Rechtes Konzert auf dem RAW-Gelände

Titelbild

Am 7. Sep­tember soll im „Urban Spree“ auf dem RAW-Gelände in Berlin-Friedrichshain ein Kon­zert der rechten „Mili­tary Pop“-Band „Der­nière Volonté“ („Der letzte Wille“) stattfinden.

 

 Das Kon­zert, wel­ches von der in Sze­ne­kreisen bekannten Ver­an­stal­tungs­gruppe „Cere­mo­nies Berlin“ orga­ni­siert wird, sollte ursprüng­lich im „Bi Nuu“ (ex-Kato) am Schle­si­schen Tor statt­finden. Dort fand bereits im April diesen Jahres ein Kon­zert des rechts­of­fenen Neofolk-Musikprojekts „Of the Wand & the Moon“ statt, bei dem „Cere­mo­nies Berlin“ invol­viert war.

Zuletzt im „Bi Nuu“: Of the Wand & the Moon

 

Das Kon­zert von „Of the Wand & the Moon“, einem Neo-Folk-Projekt des Dänen Kim Larsen, ging am 7. April diesen Jahres von der Öffent­lich­keit weit­ge­hend unbe­merkt über die Bühne. Die Ästhetik von „Of the Wand & the Moon“ nimmt starke Anleihen an der ger­ma­nisch– nor­di­schen Mytholgie. Zwar heißt es, er wolle sich damit nicht auf den his­to­ri­schen Natio­nal­so­zia­lismus beziehen, son­dern auf die „skan­di­na­vi­schen Lebens­welt“, da er sich aller­dings auf Pro­mo­ti­ons­bil­dern und wäh­rend seiner Auf­tritte meist in uni­for­mar­tigen Auf­ma­chungen insze­niert und dar­über hinaus über Jahre engen Kon­takt zu Albin Julius von der Nazi­band „Der Blutharsch“ pflegte, kommen an einer tat­säch­li­chen Abgren­zung nach Rechts Zweifel auf.

 

„Of the Wand & the Moon“ ver­öf­fent­lichten Anfang der 2000er Jahre meh­rere Ton­träger auf Albin Julius Label „Hau Ruck!“ und waren 2009 mit der „Der Blutharsch“ auf Tour. 2011 beglei­tete Larsen „Death in June“ auf ihrer Tour zum 30. Jubi­läum der Band. „Death in June“ gelten gemeinhin als Vor­reiter des rechten Neofolk.

 

Schon im Jahre 2000 wurde Larsen wegen dieser offenbar bis heute andau­ernden Offen­heit nach rechts von anti­fa­schis­ti­schen Initia­tiven kri­ti­siert. Die Initia­tive „Gruf­ties gegen Rechts“ cha­rak­te­ri­siert Larsen in Bezug auf die „Schwarze Szene“ als einen jener Akteure, „denen zwar keine aktive Betä­ti­gung in rechten Orga­ni­sa­tionen vor­zu­werfen ist, die aber durch unre­flek­tierte Ver­wen­dung von Ästhetik, etc. in Ver­bin­dung mit einer feh­lenden Abgren­zung gegen rechte Ver­ein­nah­mungs­ver­suche zur Manö­vrier­masse rechter Stra­tegen geworden sind“.

 

Pas­send zur feh­lenden Abgren­zung des Haupt­acts war der rechts­of­fene Ver­sand „Licht­er­klang“ (neofolk.de) an diesem Abend auf der Ver­an­stal­tung für das Mer­chan­dise zuständig und mit einem eigenen Stand ver­treten. Wäh­rend Larsen die „skan­di­na­vi­schen Lebens­welt“ besang, konnte sich das Publikum am „Lichterklang“-Stand mit Ton­trä­gern rechter und rechts­of­fener Musik­pro­jekte wie „Von Thron­stahl“, „Der Blutharsch“ oder „Boyd Rice“ ein­de­cken. Außerdem wurden allerlei Runen feil­ge­boten, wie die in der rechten Szene beliebten Odal– und Algiz-Runen, Eiserne Kreuze und die mit ein­deu­tigen NS-Bezügen ver­se­hene „Schwarze Sonne“ als Ansteck­nadel. Die Crew von „Cere­mo­nies Berlin“, die beim kom­menden Kon­zert von „Der­nière Volonté“, am 7. Sep­tember im „Urban Spree“, als Ver­an­stalter auf­treten soll, war im „Bi Nuu“ nach Lar­sens Auf­tritt für die After­show zuständig.

 

Der­nière Volonté: Am 7. Sep­tember im „Urban Spree“?

 

„Der­nière Volonté“ ist ein 1994 gegrün­detes Pro­jekt des fran­zö­si­schen Musi­kers Geoffroy Delacroix. Von den vier­zehn Ton­trä­gern, die „Der­nière Volonté“ seit 1998 ver­öf­fent­lichte, erschienen bis­lang zehn auf „Hau Ruck!“ (zuletzt 2012), dem Plat­ten­label von Albin Julius, Front­mann der Nazi­band „Der Blutharsch“. Außerdem war Geoffroy Delacroix‘ direkt an der Ent­ste­hung der „Der Blutharsch“-Veröffentlichungen „When all else fails!“ (2002) und „Time is thee enemy!“ (2004) betei­ligt.

 

Bis in der Jahr 2000 diente „Dernière Volonté“ das Emblem der ab 1943 in Frankreich aufgestellten 17. SS-Panzergrena- dierdivision-Division „Götz von Berlichingen“ als Bandlogo. Über die Verwendung des Logos, welches auf dem Cover der 7“ „Commandements“ zu sehen ist, bekundete Geoffroy Delacroix später sein Bedauern, eine ernstzunehmende Distanzierung blieb jedoch aus. Auch die Beteiligung an einem Sampler zu Ehren von Corneliu Codreanu, dem Anführer des antisemitisch-nationalistischen Kampfbundes „Legion Erzengel Michael“, mit einem Lied namens „Mein Glaube ist mein Kampf“ („Ma Foi Est Mon Combat“) im Jahre 2001 versuchte Geoffroy Delacroix anschließend zu relativieren: Sein Interesse an dem Faschisten Codreanu hätte nur dessen „gnostischer und föderaler Seite“ gegolten, ließ er sich seinerzeit zitieren.

 

Die Stellungnahme erschien auf dem mittlerweile nicht mehr abrufbaren rechten Internetportal „Neo-Form.de“. Sogleich fuhr er aber fort, die „Intelligenz […] und [das] maßlose Werk“ Albert Speers zu loben und nannte es ein „schreckliches Ende, dass Speer zu all diesen „verfemten“ Künstlern“ gehöre. Bereits im Jahre 1998 widmete er Hitlers Stammarchitekten das Lied „A. Speer“, welches im Jahre 2005 auf einer CD-Neuauflage der Kassete „Obéir Et Mourir“ zum zweiten mal veröffentlicht wurde.

 

Auf der 2006 erschienen Veröffentlichung „Devant Le Miroir“ („Vor dem Spiegel“) setzen sich die faschistischen Bezüge fort. Hier setzt sich Geoffroy Delacroix hauptsächlich mit dem Werk des faschistischen und antisemitischen Literaten Pierre Drieu la Rochelle auseinander. Drieu la Rochelle (* 1893 - † 1945), seit 1934 glühemder Anhänger des französischen Vichy-Faschismus, schrieb zu jener Zeit: „Wir europäischen Faschisten [...]. Wir können beruhigt sterben. Wir haben eine Aufgabe vollbracht, die andere als wir in Europa nicht vollbringen konnten.“ Nach der Niederschlagung des deutschen und französischen Faschismus durch die Alliierten beging Rochelle Suizid. Die letzte Seite des Booklets der CD „Devant Le Miroir“ ziert ein Bild seines Grabes. Darüber steht der Text des Liedes „La Joie Devant La Mort“ („Die Freude Vor Dem Tod“).

 

In einem Inter­view aus dem Jahre 2012 äußert sich Geoffroy Delacroix bewun­dernd über Arno Breker, den Bild­hauer und Archi­tekten von Hit­lers Gnaden. Breker sei ein spi­ri­tu­eller Sohn von Rodin und ledig­lich zur fal­schen Zeit am fal­schen Ort gewesen. Dass Brekers Auf­stieg untrennbar mit seinem Mit­wirken in der NS-Propagandamaschinerie in Ver­bin­dung steht, gerät dabei in Ver­ges­sen­heit. Neben dem bereits erwähnten faschis­ti­schen Lite­raten Drieu La Rochelle seien sowohl Breker, als auch Louis-Ferdinand Céline Expo­nenten eben jener „von Flü­chen behaf­teten Künstler“, die er bewundere.

 

Seine Resis­tenz gegen­über dem Vor­wurf der von ihm bewun­derte, Louis-Fredinand Céline sei ein Kol­la­bo­ra­teur des deut­schen Faschismus gewesen, erklärt Delacroix damit, dass dieser in Wahr­heit ein Mis­an­troph und Indi­vi­dua­list gewesen sei. In der His­torie hin­gegen gilt Louis-Fredinand Céline als fana­ti­scher Anti­semit, was sich in so gut wie allen seinen Texten nach­weisen lässt. Noch vor der Beset­zung Frank­reichs durch die Deut­schen, äußerte er im Jahre 1937 erst­mals öffent­lich Sym­pa­thien für Hitler und hetzte zur Zeit der Besat­zung auf Seiten der Faschisten gegen Jüdinnen und Juden. Von ihm Stammt auch das Zitat er wolle lieber „von einem Deut­schen erschossen als von einem Juden ver­blödet“ werden [1]. Nach dem er zum Kriegs­ende erfolglos ver­suchte, in Deutsch­land unter­zu­tau­chen, saß er meh­rere Jahre in alli­ierter Gefan­gen­schaft, die anti­se­mi­ti­schen Tiraden Céline’s setzten sich bis zu seinem Tod im Jahre 1961 fort.

 

 Text­probe Soldatvon „Dernière Volonté“:

 

Soldat ! Ecoute ton sens patriote
La vic­toire se fera de tes larmes
Soldat ! Ecoute la juste voix
Ton sang écla­bousse notre his­toire
Soldat ! Les larmes de la ven­ge­ance
Punis­sent les traî­tres vaniteux.
Soldat ! Ecoute la noble raison
Ton combat juste de sens ; inno­cence !

Soldat! Höre deinen patrio­ti­schen Sinn
Der Sieg wird aus deinen Tränen kommen
Soldat! Hör die gerechte Stimme
Dein Blut bespritzt unsere Geschichte
Soldat! Die Tränen der Rache
bestrafen die ein­ge­bil­deten Ver­räter
Soldat! Hör die edle Ver­nunft
Dein Kampf macht Sinn ; Unschuld !

 

Vom Album: Com­mé­mo­ra­tion, 2004.

 

Exkurs:  „Hau Ruck!“ und „Der Blutharsch , Label und Kooperationspartner von „Der­nière Volonté“
Das Musikprojekt „Der Blutharsch“ des Österreichers Albin Julius und die durch ihn betriebenen Labels „Hau Ruck!“ und „Wir kapitulieren niemals!“ galten lange Zeit als einflussreichste Projekte des rechten Neofolk im deutschsprachigen Raum. Nach einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 2007 darf „Der Blutharsch“ nun auch in Deutschland öffentlich als „Naziband“ beziechnet werden, ohne rechtliche Konsequenzen zu fürchten.

Schon die Cover des CD-Debüts „Der Sieg des Lichtes ist des Lebens Heil!“ (1998) und des Nachfolgers „The Pleasures Received In Pain“ (1999) zeigten Ausschnitte aus Gemälden von NS-Malern, wie Werner Peiner, während die weiteren Texte beispielsweise mit Neuvertonungen der „Wacht am Rhein“ aufwarteten. Auf »Hau Ruck!« erschien 2003, neben einem Tonträger mit Aufnahmen des italienischen Faschismus, eine Split-Single der italienischen Rechtsrockbands »Zetazeroalfa« und „S.P.Q.R.“. Außerdem veröffentlichte „Der Blutharsch“ 2003 und 2008 je eine Split-Single mit den italienischen Rechtsrock-Bands „Zetazeroalfa“ und „Sotto Fascia Semplice“ auf Julius Label „Wir kapitulieren niemals!“

Das Projekt um Albin Julius versuchte zwischenzeitlich in der Öffentlichkeit seine Bezüge zur rechten Musiklandschaft in den Hintergrund treten zu lassen, indem sie ab 2005 die Ästhetik ihrer Auftritte und die musikalische Stilrichtung veränderten (S.32). Dessen ungeachtet werden weiter die alten Tonträger verkauft, samt eindeutiger NS-Anleihen, und Julius Labels bietet nach wie vor neonazistischen Musikprojekten eine Plattform. Noch 2011 steuerten „Der Blutharsch“ zur Neuauflage eines ihnen gewidmeten Tribut-Albums der beiden „National Socialist Black Metal“-Bands „Altar Of Perversion“ (Italien) und „Mordaehoth“ (Niederlande) mehrere Songs bei. Die Platte erschien auf dem Label „New Era Productions“ von Jasper Velzel, dem ehemaligen Schlagzeuger der niederländischen RechtsRock-Band „Brigade M“ [2]
.

 

Anklang bei der Neuen Rechten

 

In den Publi­ka­tionen der Neuen Rechten werden „Der­nière Volonté“ wie­der­holt als Refe­renz her­an­ge­zogen. Seit Grün­dung der neu­rechten Pos­tillen wird dem Genre des rechtem Neo­folk eine beson­dere Auf­merk­sam­keit zu Teil. Sich oft fein­geis­tiger gebend, als her­kömm­li­cher Rechts­rock, passen rechte Neo­folk­pro­jekte besser ins Kon­zept einer kul­tu­rellen und inte­lek­tu­ellen Moder­ni­sie­rung des rechten Lagers, wie sie die Neue Rechte vor­an­treiben möchte. Bezug­nahmen auf „Der­nière Volonté“ in der „Jungen Frei­heit“ (JF) [3] oder dem Web­portal „Blaue Nar­zisse“ (BN) [4] erscheinen daher nur folgerichtig.

 

Auch unter klas­si­schen Neo­nazis haben Der­nière Volonté ihre Fans und Bewun­derer: Beworben wird das Kon­zert auf dem RAW-Gelände u.a. auf dem Web­portal „Nonpop“ [5] des Jenaer Neo­nazis Chris­tian Kapke, der als Mit­glied des Lie­der­ma­cher­duos „Eichen­laub” zu den frühen Unterstützer_innen des NSU zäht.

 

Das Kon­zert absagen! Kon­se­quent gegen Nazis!

 

Dass diesen Künst­lern und ihren neo­na­zis­ti­schen Fans auch auf dem RAW-Gelände in Berlin-Friedrichshain, genauer im Ver­an­stal­tungs­raum „Urban Spree“, eine Bühne geboten werden soll, ist nicht hinnehmbar.

 

Im Zusam­men­hang mit „Der­nière Volonté“ kann auch nicht mehr nur von „ästhe­ti­schen Anleihen“ am Faschismus gespro­chen werden, wie es sonst oft bei frag­wür­digen Neofolk-Projekten der Fall ist. Solange es zum Pro­gramm gehört sich, neben der Ver­wen­dung von faschis­ti­scher Ästhe­thik und ein­deu­tigen NS-Symbolen, offen auf faschis­ti­sche Per­sön­lich­keiten zu beziehen und immer wieder durch die künst­le­ri­sche und ökono­mi­sche Nähe zu anderen Akteuren der rechten Musik­szene auf­zu­fallen, wäre dies ein Euphe­mismus. Was „Der­nière Volonté“ vor­an­treiben ist faschis­ti­sche Ideo­logie und muss auch als solche bezeichnet und behan­delt werden.

 

Eine Dis­kus­sion dar­über „wie sie das wohl meinen“ und ob sie „die Lieder nicht mehr spielen“ steht für uns nicht zur Debatte. Ihren Umgang mit Kritik haben „Der­nière Volonté“ in der Ver­gan­gen­heit gezeigt: Nach dem im April 2007 ein Kon­zert der Band in Bochum auf­grund von Pro­testen an einen anderen Ort ver­legt werden musste, erfreute die Band die ange­reisten Zuschauer_innen wäh­rend des fol­genden Auf­tritts mit einem „Fuck l’antifa“ und einer Cover-Version eines Stücks von „Der Blutharsch“.

 

Der Leiter des Fan­pro­jekts von Schalke 04, der für die Orga­ni­sa­tion jenes „Der­nière Volonté“-Konzerts ver­ant­wort­lich war, verlor seinen Posten nach dem anti­fa­schis­ti­sche Recher­chen diesen Zusam­men­hang auf­deckten. Es folgte eine frist­lose Kün­di­gung, die das Arbeits­ge­richt später bestä­tigte.

 

Ob ver­deckte Sym­pa­thien oder die Aus­sicht auf schnelles Geld, Unwis­sen­heit können die Ver­ant­wort­li­chen kaum glaub­haft machen. Die­je­nigen, die „Der­nière Volonté“ dem­nächst in Berlin-Friedirchshain einen Auf­tritt ermög­li­chen wollen, hätten durch eine knappe Such­ma­schi­nen­an­frage auf die Hin­ter­gründe des Head­li­ners auf­merksam werden können.

 

Die Wie­der­ho­lung eines Sze­na­rios wie beim „Of the Wand & the Moon“-Konzert im April 2013 im „Bi Nuu“ kann nicht hin­ge­nommen werden. Ebenso wenig wie daß Konzertveranstalter_innen, Clubs und Kar­ten­vor­ver­kaufs­stellen für ein Cli­entel Erleb­nis­welten schaffen, das offen rechts ist oder für das rechts sein nur eine Mei­nung unter vielen ist.

 

Wir for­dern:


- Eine umge­hende Kün­di­gung des Ver­trages von „Urban Spree“ mit „Cere­mo­nies Berlin“


- Die Ein­stel­lung des Kar­ten­ver­kaufes an allen Vor­ver­kaufs­stellen (KOKA 36 etc.)


- Eine Stel­lung­nahme des Bi Nuu zu den Gründen der Kon­zert­ver­le­gung und zum bereits statt­ge­fun­denen Kon­zert der Band „Of the Wand & the Moon“ und dem Ver­kaufs­stand von “Lichterklang”

 

Urban Spree
Revaler Straße 99, 10245 Berlin
Tel: 030 / 74078597
Email: contact@urbanspree.com

 

Bi Nuu
Ska­litzer Straße 72, 10997 Berlin
Tel: 030 / 69566840

 

Fußnoten:

[1] Louis-Ferdinand Céline; Baga­telles pour un mas­sacre, S. 142, 1937

[2] Der rechte Rand 136/2012, S. 32

[3] Junge Frei­heit (online): „CD: Indus­trial — Neben­sache“, 17.11.2006
[4] Blaue Nar­zisse (online): „Ohne Gesang zur Erkenntnis – Das Album „Exemtum“ und der Mili­tary Pop“, 28.01.2009
[5] nonpop.de/nonpop/index.php?area=1&p=news&newsid=1527

 

Download:

[recherche&aktion] Rechtes Konzert in Berlin-Friedrichshain (PDF, 1.4 Mb)

 

Kontakt:

[recherche&aktion]

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recherche-und-aktion@riseup.net (PGP) 

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Am gest­rigen Tage ver­öf­fent­lichten wir Recher­chen, wonach der Head­liner eines von „Cere­mo­nies Berlin“ für den 7. Sep­tember 2013 in Berlin-Friedrichshain ange­kün­digten Neofolk-Konzerts, die fran­zö­si­sche Military-Pop-Band „Der­nière Volonté“, bis in die jüngste Ver­gan­gen­heit dadurch auf­ge­fallen ist, sich einer faschis­ti­schen Ästhetik und ein­deu­tiger NS-Symbolik zu bedienen.

 

 Außerdem bezog sich Front­mann Geoffroy Delacroix wie­der­holt positiv auf Per­sön­lich­keiten des his­to­ri­schen Faschismus wie Albert Speer, Pierre Drieu la Rochelle oder den fana­ti­schen Anti­se­miten Louis-Ferdinand Céline. Auch auf musi­ka­li­scher Ebene pflegen „Der­nière Volonté“ bis heute enge Kon­takte zu neo­na­zis­ti­schen Musik­pro­jekten und Ver­triebs­struk­turen, wie „Der Blutharsch!“ und „Hau Ruck!“.

 

Mit diesen Infor­ma­tionen kon­fron­tiert, erklärte der auf dem Fried­richs­hainer RAW-Gelände gele­gene Ver­an­stal­tungs­raum „Urban Spree“ heute abend, dass das Kon­zert nicht statt­finden werde. Auch bestritt „Urban Spree“ für die von „Cere­mo­nies Berlin“ geplante Ver­an­stal­tung gebucht worden zu sein.

 

Nachdem der Kreuz­berger Ver­an­stal­tungs­raum „Bi Nuu“, der bis Juni als Ver­an­stal­tungsort beworben worden war, aus unbe­kannten Gründen gewech­selt hatte, bewerben „Cere­mo­nies Berlin“ seit nun­mehr zwei Monaten das „Urban Spree“ für das Kon­zert mit „Der­nière Volonté“.

 

Auch unter Betei­li­gung von „Cere­mo­nies Berlin“, hatte im „Bi Nuu“ erst im April diesen Jahres ein Kon­zert des rechts­of­fenen Neofolk-Musikprojekts „Of the Wand & the Moon“ statt­ge­funden, inklu­sive Ver­kaufst­stand des rechts­of­fenen „Lichterklang“-Versands.

 

Trotz der offen­sicht­li­chen Wider­sprüche zwi­schen den Aus­sagen des „Urban Spree“, welche die Buchung des Kon­zerts bestreiten und der seit dem 4. Juli lau­fenden öffent­li­chen Bewer­bung der Ver­an­stal­tung durch „Cere­mo­nies Berlin“, sehen wir in der Stel­lung­nahme des Ver­an­stal­tungs­ortes einen ersten Erfolg. Wir werden uns weiter dafür ein­setzen, rechten und rechts­of­fenen Musiker_innen keine öffent­li­chen Auf­tritts­mög­lich­keiten zu über­lassen und erneuern unsere For­de­rung an das „Bi Nuu“, zum ver­gan­genen Kon­zert von „Of the Wand & the Moon“, dem Ver­kaufs­stand von „Licht­er­klang“ und den Bezie­hungen zu „Cere­mo­nies Berlin“ Stel­lung zu nehmen. Auch die wei­teren Schritte von „Cere­mo­nies Berlin“ werden wir im Auge behalten.

 

[recherche&aktion]

recherche-und-aktion.net

recherche-und-aktion@riseup.net

ihr seid einsame klasse. weiter so!

Es gibt zu diesem Thema seit heute auch eine Stellungnahme von Ceremonies (nachzulesen auf deren Facebook-Seite):

 

Liebe Freunde der CEREMONIES-Party,

wir möchten zunächst alljenigen danken, die in diesen wenigen erfreulichen Stunden zu uns gehalten haben und das auch weiterhin tun werden. Diese Party war, ist und soll niemals ein Spielplatz und Austragungsort für extrempolitische Sichten jeglicher Art sein, ebenso wenig sind wir bereit, unsere Musikveranstaltung von externen Kräften politisieren zu lassen. Wir stehen für Offenheit, Toleranz und einen freien Geist, von daher ist bei uns jeder willkommen - egal welche Hautfarbe, Nationalität oder sexueller Orientierung sie/er besitzt. Für Gewalt, Meinungsdiktatur und Faschismus jeglicher Art bieten wir hingehen keinerlei Plattform. CEREMONIES reflektiert einen Bereich einer schillernden Subkultur in einer freien, weltoffenen Stadt. Das wird vom Großteil unseres Publikums auch so korrekt verstanden, gelebt und honoriert.

Wir möchten, dass unterschiedliche Leute bei uns gemeinsam ausgelassen und friedlich feiern, tanzen und sich austauschen können. So war es immer und so soll es auch in Zukunft sein. Leider haben wir berechtigte Sorge, dass aufgrund der kürzlich gegen uns erhobenen Vorwürfe (Unterstützung von rechten Ideen) genau diese Ausgelassenheit im Augenblick gefährdet ist. Um nicht das Risiko einzugehen, dass sich die Menschen, die am wenigsten "Schuld" daran trifft (ihr, die Gäste), irgendeiner Gefahr, sei es verbal oder anderer Art, ausgesetzt sehen müssen, haben wir uns dazu entschlossen, die CEREMONIES-Party im September ausfallen zu lassen. Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht und wir bedauern es sehr, am Samstag nich mit euch feiern zu können, aber es erscheint im Augenblick die beste Lösung.

Vielen Dank für euer Verständnis und eure Treue. Das ist nicht das Ende.

Peace. Please.

Das „Urban Spree“ hat sich gegen­über [recherche&aktion] noch einmal per Email zur Kon­zert­po­litik und ergän­zend zur ersten Stel­lung­nahme geäußert.

 

 Es geht darum Miss­ver­ständ­nisse zu den Aus­sagen des Ver­an­stal­tungs­ortes in Bezug auf die etwaige Buchung des Kon­zerts von „Der­nière Volonté“ aus­zu­räumen: Ver­träge für das Kon­zert bestanden zwei­fels­frei, den­noch ver­wahrt sich das „Urban Spree“ mitt­ler­weile gegen die Aus­rich­tung, nachdem die Hin­ter­gründe der Ver­an­stal­tung zur Kenntnis gelangt sind.

 

Wir können nach­voll­ziehen, dass es für Konzertveranstalter_innen nicht immer leich ist, die poli­ti­schen Hin­ter­gründe eines Acts zu durch­schauen. Einer­seits sind rechte Künstler_innen nicht selten ver­sucht, ihre poli­ti­schen Inten­tionen und Schnitt­mengen nach rechts bishin zur Selbst­ver­leug­nung zu ver­schleiern, ande­rer­seits stoßen rechte Posi­tio­nie­rungen und Ein­stel­lungs­muster inner­halb diverser musi­ka­li­scher Szenen schon jetzt bedenk­li­cher­maßen auf Akzep­tanz und können sich dort kon­flikt­frei im sub­kul­tu­rellen Main­stream eta­blieren. Die Neofolk-Szene, in der rechte Posi­tionen offenbar wider­spruchslos hin­ge­nommen, als „unpo­li­tisch“ ver­harm­lost oder unter dem Deck­mantel der Kunst­frei­heit ver­tei­digt werden, ist nur ein Bei­spiel von vielen.

 

Trotzdem sehen wir Konzertveranstalter_innen, Ver­an­stal­tungs­orte und Kar­ten­vor­ver­kaufs­stellen in der Pflicht, sich über die Hin­ter­gründe der von ihnen ver­an­stal­teten und bewor­benen Künstler_innen kundig zu machen. Im Falle des „Urban Spree“, das sich nun nach eigener Aus­sage „miss­braucht“ fühlt, hoffen wir auf eine zukünf­tige Sen­si­bi­li­sie­rung und dass die Koope­ra­tion mit Veranstaler_innen, wie „Cere­mo­nies Berlin“, ein Ende hat.

 

Email: Urban Spree, 31. August, 23:32 Uhr


Hallo

We don’t book bands or con­certs our­selves, we are only working with pro­mo­ters that book bands. We have to trust the pro­mo­ters for doing the right thing with us. Sorry for this one, this is some­thing we were not aware of because 1) nobody at Urban Spree knows the band and 2) the pro­moter booked it wit­hout tel­ling us it would be that kind of stuff, so we can say in good faith that we have been abused.
Just look at our usual activi­ties, we are very, very, very far from that.
I hope all misun­der­stan­ding is cleared.

Yours sin­ce­rely,
Urban Spree

 

[recherche&aktion]

recherche-und-aktion.net

recherche-und-aktion@riseup.net

facebook.com/tthyssen?fref=ts

 

Arbeitet bei Universal!!!

 

facebook.com/ianpchrist?fref=ts

Die Veranstalter haben das Konzert mittlerweile korrekterweise abgesagt:

facebook.com/ceremonies.berlin

Ich finde die zeitnahe Reaktion begrüßenswert und finde lediglich das gegenseitige Anschwärzen alles andere als produktiv.

 

Irren ist menschlich, das Konzert findet nicht statt, alles ist so wie es sein sollte.

Also dafür, dass das nicht die erste rechtsoffene Veranstaltung von Ceremonies war, ist die Stellungnahme schon ganz schön dürftig. Außerdem sollten sie doch genau wissen, wer Derniere Volonte sind, sind schließlich nicht seit gestern in der Schwarzen Szene als Kulturschaffende unterwegs.

 

Nach der Beteiligung an Of the Wand & The Moon im Bi Nuu und der Aftershow neben dem Lichterklang-Versand zeugt es schon von gehöriger Ignoranz, zu behaupten, rechtes Gedankengut nie auch nur unterstützt zu haben. Dass es sich nicht wiederholt hat, liegt ja offensichtlich in erster Linie am öffentlichen Druck durch öffentliche Antifa-Recherche und an der kurzfristigen Absage des Clubs!

 

 

Liebe Gäste,

das Konzert mit Dernière Volonté findet nicht statt. Das Geld für bereits gekaufte Tickets wird zurückerstattet. Ticket-Besteller werden von uns so schnell wie möglich per E-Mail dazu kontaktiert. Wir entschuldigen uns für entstandende Unannehmlichkeiten. Ceremonies Berlin und alle, die an der Veranstaltungreihe beteiligt sind, unterstützen in keiner Weise rechtsradikales Gedankengut, haben dies nie getan und werden dies auch in Zukunft nicht tun.

Love music - Hate fascism

 

https://www.facebook.com/events/449242281819207/

Wie allerdings die R&A-Redaktion bereits richtig selber schrieb, sind sie bei besagtem Konzert im BiNuu nur als DJs und nicht als Veranstalter in Erscheinung getreten, was einen durchaus großen Unterschied macht.

Was ich mich frage:
Wieso fragt hier niemand folgerichtig nach einem Statement des/der Veranstalter(s) der Of The Wand And The Moon- und Rome-Konzerte im BiNuu?

Ich respektiere die Reaktionen, sowohl seitens Indymedia, R&A, des Urban Spree und auch der Ceremonies-Macher. Für mich belegt dies lediglich, dass die Aufmerksamkeit zu einem Diskurs und Gedankenprozess führte, der letztendlich in der Absage, die ich selber für korrekt halte, des Konzerts mündete.

So funktioniert Demokratie.

Pro Einsicht, Contra Anschwärzerei.

Ich hoffe, ihr durchsucht auch alle Playlists von DJs auf solchen düsteren Partys - und bitte nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland - und setzt euch für Verbote und Absagen ein, sobald ein einziger, eurer Meinung nach fragwürdiger Titel läuft!

 

Ich will nur noch HipHop, Electro, RnB und "Indie"-Folk hören...und Rammstein natürlich!

Die Lektüre des Artikels kann nicht schaden! Hier gehts um tiefgreifene und offen zur Schau gestellte rechte Weltanschauung und Kooperation mit rechten Musikprojekten und Vertrieben. So eine Scheisse hat auf der Bühne nichts zu suchen. Geh gefälligst in den Henker, wenn du auf braune Soße stehst, da brauchste dich dann über Verbote und Absagen nicht beschweren.

Natürlich habe ich den Artikel gelesen. Dabei habe ich zunächst mal wohlwollend ignoriert, dass da Namen falsch geschrieben wurden und einiges eher zusammenkopiert als gut recherchiert aussieht. Ich finde es aber wenig überzeugend, dass etwas "rechts" sein soll, nur weil es auf nonpop.de gefeatured wird. Die neue Austra Platte wird dort genauso beworben, wie die Flowers of Romance Party (und das sind nur 2 Beispiele)...hallo? Wo war die Kritik, wo die Protestaktionen bei der letzten Austra Tour? Für die Flowers of Romance bietet sich ja der kommende Samstag für eine Protestaktion an.

 

Aber Polemik bei Seite: Nur weil Macher von solchen Seiten umtriebige Nazis sind, ist das, was dort besprochen/beworben wird doch nicht gleich böse. Diese Deutungsmacht solltet ihr ihnen bitte nicht geben. - schwaches Argument
Über Diskussionen zu Logo-/Bild-/Symbol-Verwendungen sollten wir doch eigentlich spätestens seit englischen Punks, Joy Division und Throbbing Gristle hinaus sein. - schwaches Argument

Dass jemand „Fuck l’antifa“ schreit finde ich nun auch wenig überraschend, wenn er durch Aktionen der Antifa Probleme bekommt. Sowas gibt es wöchentlich in Fussballstadien und auf Konzertbühnen und auf Demos. - schwaches Argument

 

Die Bezüge zum HauRuck Label mögen problematisch sein, aber insgesamt überzeugt mich der Artikel nicht! Insbesondere komme ich nicht zu der Schlussfolgerung, dass es hier um Ideologie geht. Aber das mag daran liegen, dass mich immer weniger die Texte als die musikalische Ästhetik interessieren. Die Texte sind sicher alle total nazifreundlich. Ich blende das halt aus. Popmusik hat für mich seit mindestens 20 Jahren nichts mehr mit Politik zu tun.

Wo steht denn da oben, DV sei rechts, nur WEIL Kapke das geil findet? Da steht doch genau im Gegenteil! Und zwar, dass Kapke und die Neue Rechte DV feiern, WEIL DV rechts sind !

Wenn du die Artikel der Jungen Freiheit oder in der Blauen Narzisse gelesen hättest, würdest du deine Position hier vielleicht mal überdenken. Die Erwähnung von Kapke und dem NSU erinnert doch den einen oder anderen nur nochmal daran, wozu diese Ideologie in letzter Konsequenz fähig ist, wenn man sie lässt. Sind halt nicht nur Salonfaschisten der Neuen Rechten die DV abfeiern - aber was solls !

Natürlich lassen sich einige Punkte der Antifa-Argumentation, je nach eigener Perspektive und Standpunkt unterschiedlich deuten, die Gesamtschau jedoch bestimmt das Urteil. Die  lässt du allerdings nicht zu, indem du ausschließlich auf solche Kritikpunkte eingehst, die du meinst entkräften zu können, während du andere, zentralere ignorierst !

Dass DV neben dem von dir aufgegriffenen "Fuck l'Antifa" an dem Abend auch ein Lied von der Blutcharsch („Achtung! Der Blutharsch“) gecovert haben z.B. ! Reine Provokation? Vielleicht! Doch die Gesamtschau ist noch nicht zuende...

Z.B. Dass er sich seit Gründung der Band in Interviews und Widmungen auf seinen Platten auf bekannte Faschisten bezieht, hast du auch mal eben runterfallen lassen. Die letzte Lobhymne auf achso individualistische Antisemiten wie Celine gabs in einem Interview aus dem letzten Jahr (2012) !

Und dass er seit Bandgründung fast all sein Zeug auf Hau Ruck! veröffentlicht (zuletzt 2012) und Albin auch mal so bei seinen eigenen Tonträgern unter die Arme greift, was soll das sein, wenn nicht Kontakt zu rechten Band- und Labelprojekten.

Dass auch die Texte vor vagen Andeutungen nur so strotzen und dabei mehrfach eindeutig faschistisches Gedankengut besingen, ist dir wohl auch entgangen. Das im Artikel aufgeführte "Soldat" ist nicht das einzige Lied, das kaum Interpretationsspielraum offen lässt, aber du wirst es wahrscheinlich eh schon wissen und auch dafür wieder eine Entschuldigung parat haben, man man.

Steht alles oben, scheint dir aber entgangen zu sein.

Aber der letzte Absatz von dir ist doch ein eindeutiges Statement postmoderner Beliebigkeit: Du blendest Inhalte nach eigene Worten aus und meinst deshalb, dass es sie einfach nicht gibt bzw. dass es bei der Musik nicht darum geht und sie keine Relevanz besäßen. Das ist infantile Logik. Schonmal daran gedacht, dass Menschen ein und die Selbe Sache unterschiedlich rezipieren? Jetzt wäre das Beispiel Kapke wieder angebracht und lehrreich, falls du immer noch nicht verstanden hast, worum es geht.

Schöne Nacht

OK, wenn du sagst/schreibst, dass die Texte (fast) alle so rechts sind, wie der von Soldat, dann glaub ich das mal und ziehe meine Konsequenzen.

Die Logik mit dem "unterschiedlich rezipieren" erschließt sich mir in diesem Zusammenhang aber nicht. Das schießt doch ein wenig über das Ziel hinaus und ist keine Grundlage für ein neutrales Urteil oder? Ich meine Merkel trug heute eine Deutschland-Halskette...schwarz-rot-gold...wie unterschiedlich rezipierbar ist das denn bitte?

Damit ist gemeint, dass der eine dem Werk der Band und gewissen Äußerungen, Symboliken etc. rein pesönlich keine Relevanz beimessen mag. Mag sein, dass für ihn die Musik im Zentrum der Wahrnehmung steht - das sagt aber erstmal mehr über den Rezipienten, als über den Gegenstand aus,

 

Für Neonazi hingegen wirken gerade diese vom ersten kaum beachteten Umstände als Bestätigung ihrer Ideologie. Identifikation stiftet sich beispielsweise durch eindeutig-zweideutigen Liedtexte, G. D.s  über Jahre verbreitete Statements in Interviews und die beharrliche Offenheit gegenüber anderen Musikprojekten, die sich rechts positionieren. Die Krux liegt also darin, dass die eigene Wahrnehmung eben nicht repräsentativ ist. Die eigene "Ignoranz" schließt nicht aus, dass ein Gegenstand derweil tatsächlich explizit rechts codiert ist. Im Fall von Derniere Volonte sorgt die Band seit Bestehen durch ihr eigenes Verhalten dafür, genügend Identifikationsmerkmale für die extreme Rechte anzubieten und der Vorwurf, dass dies in Bestem gewissen, gar aus Überzeugung geschieht, ist nicht von der Hand zu weisen.

 

Nun aber wirklich.

facebook.com/events/487204174699135/

 

Es geht weiter und weiter und weiter!

Da Urban Spree offensichtlich kräftig unter Druck geriet und weil die vor Ort arbeitenden linken Kulturprojekte dank schneller Information über linksunten und große kiezverteiler ebenfalls rasch handeln konnten, ist das Konzert jetzt abgesagt...

 

angeblich ging alles über eine Agentur, man hätte sich damit nicht auseinandergesetzt

Bin bei weitem kein Freund dieser Uniformkultur - aber die sind nunmal Skandinavier, was sollen sie tragen, Rastazöpfe? Schade dass "Justus Albin" jetzt nicht mehr in euer Weltbild passt.

 

Der Artikel ist gut geschrieben, aber scheußlich recherchiert. Ihr solltet ein wenig mehr in die Materie eintauchen, und euch bei der Materialsammlung nicht nur auf halbgare Internetquellen verlassen. Ja es gibt Spinner im Neofolkbereich, aber wenn ich mich hier so umschau seid ihr bei weitem nicht frei davon.

Ob "Albin Julius" (wie er sich wohl wirklich nennt), "Albin Sunlight Julius" (nach anderen Quellen) oder "Justus Jonas Alb(v)in und die Chipmunks"... jeder weiss, worum es geht, scheissegal, wie der Typ heißt, oder sich nennt.

 

Albin Julius mit Geoffroy Delacroix im Jahre 2000 in Wien, eine anhaltende Männerfreundschaft:

 

First meeting with Albin in Vienna Austria. July 2000.

Ich habe gerade gesehen, dass die am 7 Oktober in Mannheim spielen wollen
(7er-club.com/)
Ich kenne die schwedische Band zwar nicht, aber diverse Foren lassen nur erahnen, was das für Leute sind
(stenchforums.net/viewtopic.php?t=1745&p=22603)
(discogs.com/artist/Trepaneringsritualen)
Das ganze wird organisiert von Tesco germany
(tesco-germany.com/)
die recht eindeutig zuzuordnen sind. (Blood Axis etc)as

Das Beste kommt dann aber mit der Dresdner Band "Darkwood" (Label:"Heidenvolk")

Schon die Einleitung auf Ihrer homepage heisst es:

"Das Projekt DARKWOOD wurde aus der Notwende heraus geboren, der Liebe zur Heimat Ausdruck zu verleihen.
Als stilistisches Mittel wurde die musikalische Form gewählt. Die Musik stellt eine Art Verschmelzung von traditionellen Tönen und avantgardistischen Klanglandschaften dar. Akustische Instrumente stehen gleichberechtigt neben synthetischen Geräuschen, Klangschleifen und Schlagwerk, unterstützt durch stillen und zuweil auch kämpferisch vorgetragenen männlichen Gesang in deutscher, englischer und russischer Sprache.
Die Vergangenheit schwebt über uns allen wie ein Damoklesschwert. Wir alle sind überschattet vom Leid des Krieges, die Liebe zu unserem jeweiligen Heimatland bleibt gezeichnet von Schmerz und Schuldgefühlen - vergessen scheint die Schönheit unserer Natur und Tradition. "

Bei den Texten bekommt man dann endgültig das kotzen!

Nicht alle Nazis tragen Uniformen und nicht Alle, die Uniformen tragen sind Nazis.

 

Ich gebe zu, dass es für außenstehende schwer zu beurteilen ist, aber es wäre falsch diese Bands allein nach ihrem Kleidungsstil zu beurteilen. Viele Neofolk-Bands, die so aussehen, haben komische politische Weltanschauungen, viel Esotherik, aber sie sind selten schlimmer als die in anderen Bereichen unserer Gesellschaft und sind wirklich selten rechtsextrem (auch wenn es diese Bands im Neofolk gibt, wie zB Von Thronstahl, die offen faschistisch sind). 

 

Ich kenne "Der­nière Volonté" zu schlecht um es beurteilen zu können, aber möchte zu vielen anderen Bands, über die hier geschrieben wurde ein paar Wort loswerden.

 

Death in June sind sicher die Vorzeigeband, die immer genannt wird, schließlich gibt es sie schon so lange und das Logo sieht aus wie das von der SS. Douglas Pearce(die einzige Person die noch hinter DI6 steht) gibt auch ab und zu ein paar wirre statements ab, trotzdem ist er weit davon entfernt ein Faschist zu sein. Er ist selber schwul, behauptet von sich einen Uniformenfetisch zu haben, und Künstler mit denen er kooperiert sind mitunter jüdisch (Richard Leviathan, der mit Douglas das Projekt Strength Through Joy machte) und oft klar gegen Rechts (dazu gleich mehr). Death in June treten auch in Israel auf (was nicht per se ein Kriterium ist, aber vielleicht in Kombination mit den anderen).

 

Sol Invictus, bzw. den dahinterstehenden Tony Wakeford, wurde hier nicht direkt angegeben, ist aber jemand der früher bei Death In June war und zum Dunstkreis, DI6, Sol Invictus, Current93,  (brittische Neofolkszene)... gehört. Dieser veröffentliche eine relativ klare Distanzierung von rechts, die man dann vielleicht auch auf seine Freunde anwenden kann: "Wakeford has responded to this criticism various times, stating that his involvement with the National Front "was probably the worse (sic) decision of my life and one I very much regret", and that various members of his band (including his then wife of eight years at the time) "would be at best discriminated against or at worse dead if a far-right party took power" and further that "none of the artists I work with hold such views either, and I doubt they would want to work with me if they thought I did." In June 2011 the band, following attempts to cancel one of their concerts in London,stated that all its members "are personally completely and unequivocally opposed to fascism, racism, anti-semitism and homophobia, [...] and our work makes no attempt to appeal to an audience looking for this kind of message", also stating explicitly that they didn't have "any sympathy with national anarchism, or any desire to work with its adherents".

 

Current93 bzw. der dahinterstehende David Tibet, tritt in den letzten jahr als gnostisch christlich auf, was in einem großen Widerspruch, zu dem sonst von rechten Christen (wie zB Von Thronstahl) vertretenen Klerikalfaschismus, steht, der sich durch Antisemitismus, Homophobie etc auszeichnet. David Tibet tritt auch mit Symbolen der jüdischen Kultur auf, Albencover sind z.T in hebräisch.

 

Der Blutharsch hat auf jeden Fall mit Projekten kooperiert oder diese unter Vertrag gehabt, die der italienischen Rechten zuzuordnen sind. Das ist problematisch und sollte problematisiert werden. Trotzdem haben sie sich  selbst in allen bisherigen Interviews stehts von Rechts distanziert, und das hier nicht weiter ausgeführte Zitat mit der Gerichtsentscheidung geht darauf zurück, dass die Band versucht hat per Klage zu erreichen, dass sie nicht mehr als Naziband bezeichnet werden darf. So etwas mag für Bands wie Freiwild wichtig sein um weiter Geld zu kriegen, wäre aber wohl bei einer unbekannten Band, wie der Blutharsch (wenn man ihr noch dazu ein rechtes Publikum unterstellt) ziemlich sinnlos. Insofern kann man ein originäres Interesse darin erkennen, nicht mit Rechts identifiziert zu werden. Albin Julius sagte in einem Interview, er sei kein Nazi, nie einer gewesen und werde nie einer sein.  "Der Rechte Rand", der ja auch als Quelle angeführt wird, bescheinigt Der Blutharsch auch einen politischen Wandel:

http://www.der-rechte-rand.de/wp-content/uploads/drr_136.pdf

Ansonsten kann ich nur empfehlen sich einmal die Seite von der Blutharsch anzugucken, also wenn solche Hippies der Vorhut der neuen Rechten sind, bräuchten wir vor denen wirklich keine Angst haben.->  http://www.derblutharsch.com [/sarkasmus]

 

Of the Wand and The Moon tragen sicherlich weniger rechte Symbolik, als alle o.g. Bands. Sie tragen bestimmte germanische/keltische Symbole, aber dies ist in einer viel breiteren Mittelalter und Pagan Folk Szene üblich, in der es ganz viele nicht-rechte Menschen gibt. Gerade in Skandinavien gilt diese Szene als sehr aufgeschlossen und progressiv. Probleme mit rechten Vereinnahmungsversuchen scheinen da insgesamt weniger häufig als in D. Ich hab in Berlin ein Konzert von OtWatM gesehen, was zusammen mit "Die Weiße Rose" (eine ebenfalls dänische Neofolkband) stattfand. Letztere hat neben anderen Texten auch Texte des deutschen Widerstandes vertont. [Auf dem Konzert waren trotzdem ein paar Leute, die ich als rechts bezeichnen würde, vielleicht 3 von 50, was man aber natürlich in jedem Fall kritisieren kann und soll]

 

Was ich mit dem Ganzen versuche zu sagen ist nicht, dass die Bands alle mega-progressiv sind, und dass es nicht auch Nazis im Neofolk gibt, aber man macht es sich zu einfach die Bands oder die Szene pauschal abzustempeln. Es gibt viele regressive Elemente bei vielen Bands, aber mE zu wenig um ein konsistent-rechtes Weltbild zu unterstellen. Leider gibt es inzwischen auch Reflexe in der Szene Kritik von links pauschal abzuwehren, da das Gefühl besteht, ggü. anderen Musikstilen oder dem Mainstream mit zweierlei Maß gemessen zu werden. Das ist wiederum ein Problem für Linke, die versuchen Dialoge zu führen über Fragen. Ich finde, dass Antifaschisten sich darauf in diesem Kontext darauf konzentrieren sollten, die klar-rechten Bands als solche zur brandmarken und den Keil zwischen echte Nazis und den Rest zu treiben, um dann im Rest über noch vorhandene problematische Einzelpositionen und normales Kapitalismusdenk zu streiten.

Das ist allemal besser als alles als Rechts abzustempeln, was keine bunten Haare hat und die ganze Szene den Nazis in die Arme zu treiben.

 

PS: Dass hier in den Kommentaren noch Rome mit in den Topf geworfen wird, finde ich dafür richtig erschreckend bzw. schade. Rome hat anarchistische und libertär-kommunistische Texte, ist auf jeden Fall sehr weit von jeglichem Rechten Gedankengut entfernt sind. Bitte lest euch die mal die Texte zu dem Liedband "Aesthetik der Herrschaftsfreiheit" durch.

Mal eine Verständnisfrage: mit Rechtsrockbands Splits aufnehmen, Nazimucke auf dem eigenen Label produzieren, mit rechten Bands auftreten, sich in Interviews auf faschistische Literaten und Ikonen beziehen, siehst du aber schon als "Nazistuff", oder zumindst als "problematisch"? Ich komme bei Argumentationen wie dieser, die einem erstaunlich  oft begegnen, wenn man rechte Tendenzen oder eindeutige Neonazis in Subkulturen kritisiert, immer nicht mit. Wieso spielen solche Aktivitäten schlicht keine Rolle sollen, nur weil so ein Arsch am Ende erklärt: "Ich bin kein Nazi"?

 

Können beispielsweise das Handeln und die Einstellung von Douglas Pearce, der nach der Wende auch schonmal die "ostdeutsche Pogrome gegenüber Zigeunern" rechtfertigte, erst als neonazistisch gelten, wenn er das selbst auch so benennt? Offenbar ist es so, denn anscheinend folgerichtig gelten bei dir seine Aussagen auch nicht als neonazistisch, sondern als "wirr". Ein bisschen verwirrt, nicht rechts. Woher die Scheu, Dinge beim Namen zu nennen? Weil dann auch mal Zweifel angebracht wären an so charmanten Halbsatz-Distanzierungen, wie sie in der Szene üblich sind?

 

Gründe, in der Öffentlichkeit, trotz neonazistischer Einstellungs- und Handlungsmuster, nicht als neonazistisch wahrgenommen werden zu wollen, gibt es doch auch für Bands und Künstler ohne Ende: Zum Beispiel möchte man auch einfach mal in Ruhe irgendwo auftreten können, ohne wie im Falle von Derniere Volonte in letzter Minute gecancelt zu werden.

 

"Der kann doch kein Nazi sein, weil er: schwul, jüdisch, britisch etc. ist, außerdem hat er ja Kontakt zu Menschen, die sind homosexuell, spanisch, jüdisch usw." Mit Verlaub, das ist postmoderner Bullshit. In der Historie gab und gibt es ohne Ende homosexuelle Nazis, genauso wie es Neonazis auch in Spanien, Israel und auf Honolulu gibt. Es zeugt von einem schlechten Gemüt, wenn man allen Ernstes suggeriert, dass ein einzelnes Merkmal, wie die sexuelle Orientierung, der Glauben, oder das Geburtsland dafür bestimmend ist, welche Einstellungs- und Handlungsmuster ein Mensch verinnerlicht haben soll - oder wie es hier meistens gedeutet wird: dass er 'sowas' gar nicht verinnerlicht haben kann.

 

Ein wenig Kenntnis der gesellschaftlichen Erscheinungsformen neonazistischer Ideologien entlarvt solche Argumentationsversuche als offensichtlich haltlos.

 

Zu Albin Julias Distanzierung steht in dem Recherche-Text eigentlich schon das, was gesagt werden muss:

 

Das Projekt um Justus Albin versuchte zwischenzeitlich in der Öffentlichkeit seine Bezüge zur rechten Musiklandschaft in den Hintergrund treten zu lassen, indem sie ab 2005 die Ästhetik ihrer Auftritte und die musikalische Stilrichtung veränderten (S.32). Dessen ungeachtet werden weiter die alten Tonträger verkauft, samt eindeutiger NS-Anleihen, und Albins Labels bietet nach wie vor neonazistischen Musikprojekten eine Plattform. Noch 2011 steuerten „Der Blutharsch“ zur Neuauflage eines ihnen gewidmeten Tribut-Albums der beiden „National Socialist Black Metal“-Bands „Altar Of Perversion“ (Italien) und „Mordaehoth“ (Niederlande) mehrere Songs bei. Die Platte erschien auf dem Label „New Era Productions“ von Jasper Velzel, dem ehemaligen Schlagzeuger der niederländischen RechtsRock-Band „Brigade M“ [2]. (sic - http://recherche-und-aktion.net/336)

Kürzlich ist eine Nachbereitung erschienen unter recherche-und-aktion.net, gespiegelt auf Indymedia-Linksunten.