[VS] Antimilitaristische Straßenumbennung in Villingen-Schwenningen

Krieg beginnt hier.

Anlässlich des kommenden Antikriegstages am 1. September, haben am Donnerstag Abend den 22. August AntimilitaristInnen, sowohl in Villingen wie auch in Schwenningen, jeweils eine Straße umbenannt. Dabei wurden etwa 100 Flugblätter, die auf die Gründe der Umbennung eingingen, in Briefkästen verteilt und die neuen Straßennamen angebracht.

 

In Villingen wurde, im Stadtteil Velvert, die Konrad Adenauer Straße, in Philipp Müller Straße umbenannt. Unter Konrad Adenauer wurde die Wiederbewaffnung (West-) Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg beschlossen und somit die Möglichkeit für die heutigen Kriegseinsätze der Bundeswehr in Afghanistan und anderen Ländern geschaffen.

Der junge Kommunist, Philipp Müller protestierte damals, wie viele andere Menschen auch, gegen die Militarisierung. Sein Engagement bezahlte er mit seinem Leben, er wurde 1952 von der Polizei erschossen.

Um an ihn und seinen Einsatz für den Frieden zu erinnern, wurde die Konrad Adenauer Straße in Philipp Müller Straße umbenannt.

 

In Schwenningen wurde die Friedrich Ebert Straße, in der Fußgängerzone, zur Rosa Luxemburg Straße.

Unter der Regierung Friedrich Eberts gingen 1918/19 Teile der Reichswehr und faschistische Freikorps Soldaten, unter dem ebenfalls aus der SPD stammenden Noske, mit brutaler Gewalt gegen die demonstrierende ArbeiterInnen vor, die für eine solidarische Gesellschaft auf die Straße gingen und sich für die sozialistische Revolution in Deutschland einsetzten.

Auch die Sozialistin Rosa Luxemburg, die die SPD verließ, weil diese dem 1. Weltkrieg zustimmte, wurde umgebracht. Rosa Luxemburg setzte sich vehement gegen den Krieg, für den Frieden und eine solidarische Gesellschaft ein. Dieses Engagement bezahlte sie, wie viele andere, mit ihrem Leben.

 

Am Antikriegstag findet auch in diesem Jahr wieder eine vom DGB und anderen organisierte Kundgebung auf dem Geschwister-Scholl-Platz statt. Diese beginnt am Sonntag den 1. September um 15:30 Uhr.

 

 

Im Folgenden seien hier die an die AnwohnerInnen verteilten Flugblätter Dokumentiert:

 

 

Friedrich-Ebert-Straße

 

Liebe Anwohnerinnen und Anwohner,

 

hiermit teilen wir Ihnen mit, dass sich aufgrund der Umbenennung der Friedrich-Ebert-Straße in Rosa-Luxemburg-Straße ihre Anschrift geändert hat.

Wir bitten die Ihnen entstehenden Umstände zu entschuldigen und danken für Ihr Verständnis. Im folgenden wollen wir Ihnen die Gründe, die zu der Umbenennen der Friedrich-Ebert-Straße geführt haben, erläutern und auch auf den neuen Straßennamen eingehen.

 

1918 am Ende des 1. Weltkrieges kam es in ganz Deutschland zu Aufständen, Demonstrationen und Streiks die sich gegen die weitere Fortführung des Krieges und dem damit anhaltenden Sterben auf den Schlachtfeldern richteten.

Begonnen hatte der Aufstand mit der Weigerung der Matrosen der Kriegsmarine in Kiel, kurz vor dem absehbaren Ende des Krieges, nochmals in eine aussichtslose Schlacht zu ziehen.

Bald kam es in ganz Deutschland zu Protesten, die ein Ende des Krieges forderten. Die Proteste weiteten sich schließlich zu einer Revolution gegen das Kaiserreich, die Militärs und die kapitalistische Wirtschaft, die zu Hunger und Elend der arbeitenden Menschen geführt hatte, aus.

 

Durch geschicktes taktieren, gelang es der SPD um Friedrich Ebert, von ihrer Mitschuld am 1. Weltkrieg abzulenken. Denn auch die SPD hatte im Parlament für die Kriegskredite, also für den Krieg, gestimmt. Schließlich rief Friedrich Ebert die Weimarer Republik aus. Die SPD versuchte nun die revolutionären Arbeiterinnen und Arbeitern, die weiterhin für Frieden und eine gerechte Gesellschaft auf die Straße gingen, mit leeren Versprechungen ruhig zu stellen.

Als ihnen dies nicht gelang, kamen schließlich die Reste des Militärs zusammen mit faschistischen Freikorps, gegen die Menschen zum Einsatz. Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter kamen dabei ums Leben.

Auch die Sozialistin Rosa Luxemburg, die die SPD verließ, weil diese dem 1. Weltkrieg zustimmte, wurde umgebracht. Rosa Luxemburg setzte sich vehement gegen den Krieg, für den Frieden und eine solidarische Gesellschaft ein. Dieses Engagement bezahlte sie, wie viele andere, mit ihrem Leben.

 

Mit der Umbenennung der Straße in Rosa-Luxemburg-Straße, wollen wir ihren Einsatz für eine friedliche und solidarische Gesellschaft würdigen.

 

 

Mit Freundlichen Grüßen

Kommission für Frieden und Gerechtigkeit

 

 

 

Konrad-Adenauer-Straße

 

 

Liebe Anwohnerinnen und Anwohner,

 

hiermit teilen wir Ihnen mit, dass sich aufgrund der Umbenennung der Konrad-Adenauer-Straße in Philipp-Müller-Straße ihre Anschrift geändert hat.

Wir bitten die Ihnen entstehenden Umstände zu entschuldigen und danken für Ihr Verständnis. Im folgenden wollen wir Ihnen die Gründe, die zu der Umbenennen der Konrad-Adenauer-Straße geführt haben, erläutern und auch auf den neuen Straßennamen eingehen.

 

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges, lagen große Teile Deutschlands und Europas in Trümmern. Der vom deutschen Faschismus begonnen Krieg, hat Millionen Opfer gefordert. In den vom deutschen Militär besetzten Gebieten, wurden Verbrechen nicht vorstellbarer Grausamkeit verübt und in den Konzentrationslagern industrialisierter Massenmord an Millionen von Jüdinnen, Juden und anderen Menschen begangen.

Nach der Befreiung Deutschlands vom Faschismus durch die Alliierten, waren sich die Parteien in Deutschland in der Forderung einig: „Nie wieder Faschismus nie wieder Krieg!“.

Doch schon in den 50er Jahren beschloss die CDU geführte Bundesregierung, unter Konrad Adenauer, die Remilitarisierung West-Deutschlands. Die Bundeswehr wurde hauptsächlich aus der ehemaligen Reichswehr, welche unter Hitler an unzähligen Verbrechen und Völkermord beteiligt war, aufgebaut.

Dagegen gab es großen Widerstand. Die Menschen gingen gegen die Pläne der Wiederbewaffnung zu Tausenden auf die Straße. Gegen viele AntimilitaristInnen wurden Haftstrafen verhängt. Immer wieder griff die Polizei die Proteste an. 1952 wurde dabei der Junge Kommunist Philipp Müller von der Polizei erschossen.

 

Nicht Konrad Adenauer gebührt unser Dank und unserer Anerkennung, sondern all jenen die sich damals und heute für eine friedliche und solidarische Gesellschaft einsetzten und einsetzen. Aus diesem Grund findet die Umbenennung der Konrad-Adenauer-Straße in Philipp-Müller-Straße statt.

 

 

Mit Freundlichen Grüßen

Kommission für Frieden und Gerechtigkeit