Nato-Gipfel: Von Pferdemist und Glamour-Faktor

12490461.jpg
Info | Ticker
Erstveröffentlicht: 
09.03.2009

Der Nato-Gipfel rückt näher. Dessen Gegner haben auf der franzöischen Seite einen Acker für ihr Camp gefunden. In Baden-Baden schaute derweil der Nato-Generalsekretär nach dem Rechten.
Noch haben die Nato-Gegner nicht den Vertrag unterschrieben, mit dem sie Grundstücke im Süden von Straßburg anmieten wollen. Doch die Planung ist fortgeschritten. Streit gibt es noch um die Toiletten. Unterdessen informierte sich Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer in Baden-Baden über den Stand der Gipfelvorbereitungen.

Auf einer Farm in Ganzau bei Straßburg ist das Wetter mies. Es riecht nach Pferdemist, ein Esel brüllt, die Feldwege sind nur mit Gummistiefeln begehbar. Wenn alles nach Plan geht, wird an dem Ort, den kleinbürgerliche Wohnviertel, ein Kinderheim und eine Seniorenresidenz einrahmen, bald ein Dorf für die Nato-Gegner entstehen. Das Areal, auf dem auch eine Bühne stehen soll, ist in vier Parzellen aufgeteilt und 15 bis 18 Hektar groß. Pächter Michel Bergmann, der auch dem Gewerbeverein im benachbarten Straßburger Viertel Neuhof vorsteht, stellt seine Felder zur Verfügung. Für den Ernteausfall wird der Landwirt entschädigt. Die Planer rechnen damit, dass am ersten Tag nach der Camp-Eröffnung 1500 Menschen anreisen. Am zweiten Tag könnten es schon 8000 sein.

Vier Bankette für die Spitzenpolitiker

"Es wird Probleme geben", sagt in Baden-Baden Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer, nachdem er im Blitzlichtgewitter im Kurhaus Platz genommen hat. Er meint damit die fast eingekesselte Kurstadt: Hunderte Bewohner dürfen dort am 3. April ihre Wohnung in der Sicherheitszone um das Kurhaus nur in Polizeibegleitung verlassen. Weil Baden-Baden zum Gipfel aber auch seinen Glamour-Faktor beisteuern soll, nimmt de Hoop Scheffer bei seinem Besuch am Montag vor allem das Kurhaus unter die Lupe. Dort wird Angela Merkel 29 Regierungsdelegationen begrüßen, darunter die von US-Präsident Barack Obama. Vier Bankette sind im Kurhaus und im nahen Spielcasino geplant – eines für die Staatschefs, je eines für die Außen- und Verteidigungsminister. Und im Damenprogramm dinieren die Partnerinnen der Staatschefs in einem separaten Saal.

480 Tonnen Stroh für das Camp der Gegner

Bis dahin muss noch eine Menge passieren. Für das künftige Camp bei Straßburg haben die Nato-Gegner 480 Tonnen Stroh angefordert, um Wege gangbar zu machen und Flächen zum Zelten herzurichten. Mit der Präfektur sind die Gegner überein gekommen, dass jene Strom- und Wasseranschlüsse legt. Streit gibt es um die Toiletten. Die Camp-Planer wollten nur biologische Klos aufstellen. Das lehnt die Präfektur aus hygienischen Gründen ab und will nur Toiletten aufstellen, die an die Kanalisation angeschlossen werden.

In Baden-Baden haben sie andere Sorgen. "Wir haben sehr viel auf der Platte", sagt der Gast aus Brüssel. Beim Gipfel würden mit Albanien und Kroatien hoffentlich zwei neue Mitglieder ins Bündnis aufgenommen. Dazu wird über Afghanistan und Russland diskutiert und de Hoop Scheffer hofft, dass Frankreich wieder ins Bündnis zurückkehrt.

"In Baden-Baden wurde Geschichte geschrieben", ist de Hoop Scheffer überzeugt und kann sich für die Feier zum 60-jährigen Bestehen der Nato kein besseres Symbol vorstellen. Hier stellten Adenauer und de Gaulle 1962 die Weichen für die deutsch-französische Freundschaft und für Europa. Auch privat freut sich der Generalsekretär auf den Gipfel: Er feiert am 3. April seinen 61. Geburtstag.