Am 8. März 2013 berichteten die “Märkische Allgemeine Zeitung” und die “Potsdamer Neueste Nachrichten” über den Bundesfreiwilligendienst (BFD) in Potsdam. [1] Als Beispiel für einen “optimalen” Bundesfreiwilligendienstler wird der 36-jährige Potsdamer Jens Knöchel befragt. Er gibt an, “gern draußen in der Natur” zu sein und möchte sich beruflich neu orientieren. Zuvor war er im Baugewerbe tätig.
Was MAZ und PNN möglicherweise nicht wissen, ist, dass sie dadurch mal wieder einen Neonazi als Saubermann präsentieren.
Jens Knöchel ist seit spätestens 2005 in der Potsdamer Neonaziszene unterwegs.
Er besuchte zusammen mit Berliner und Potsdamer Neonazis die
“Chamäleon-Prozesse” am Amtsgericht Potsdam im Frühsommer 2005. Damals
versuchten die Neonazis durch massive Präsenz, antifaschistische
Prozessbeobachter_innen sowie Zeug_innen einzuschüchtern. Im Zuge
dessen kam es auch zu gewalttätigen Übergriffen. Jens Knöchel war an
diesen Aktionen direkt beteiligt.
Knöchel nahm an mehreren Neonaziaufmärschen teil. Zu sehen war er unter anderem am 03.03.2003 in Halbe, am 16.06.2006 in Rathenow, am 21.10.2006 in Berlin, am 06.10.07 in Königs Wusterhausen, am 01.12.2007 in Berlin-Rudow sowie am 29.12.2007 in Stendal. Auch wenn er seitdem weniger an neonazistischen Demonstrationen teilnahm, zog er sich nicht aus der Potsdamer Neonaziszene zurück. Im April 2011 etwa bepöbelte er einen antifaschistischen Jugendlichen in der Nähe des Hauptbahnhofes.
Zum wiederholten Male berichteten die lokalen Medien also über Personen, die eindeutig der neonazistischen Szene zuzurechnen sind. Bereits im letzten Frühjahr wiesen wir auf den Neonazi und Cheerleader Mario Schober sowie den Neonazikader und Amateur-Fußballer Thomas Pecht hin, über die die Potsdamer Presse unreflektiert berichtete. [2]
Auch diesmal wäre es möglich gewesen, durch das Nutzen einer
Internetsuchmaschine Hintergrundinformationen über Jens Knöchel zu
erlangen und somit die Berichterstattung anzupassen. Beispielsweise
wird in der dritten Ausgabe der Antifaschstischen Recherche-Broschüre
“Fight Back” über Knöchel und sein neonazistisches Umfeld (“Anti-Antifa
Potsdam”) berichtet. [3]
“Das ist mein Ding”
Das Interesse von Knöchel am BFD beim
“Team Gartendenkmale” lässt sich im Kontext der Aktivitäten der
Potsdamer Neonaziszene durchaus ernst nehmen und in einem
entsprechenden ideologischen Rahmen betrachten. So gehören Putzaktionen
von Kriegsdenkmälern seit Jahren zum Aktionsrepertoire der hiesigen
Szene. Diese werden dann entsprechend propagandistisch im Internet
aufbereitet; zum Beispiel bezüglich der Bombardierung Potsdams am
14.04.1945. Hierzu schrieben die “Freie Kräfte Potsdam” am 14.04.2011: “Deshalb
war es uns wichtig, vor der Bombennacht die auf den Neuen Friedhof
stehenden Mahnmale zu reinigen. Um unseren Toten am 14.April würdig zu
gedenken [...] Wir reinigten mit Wasser und Bürste das Denkmal und
schnitten die überragenden Äste ab. […] Bei den seitlich stehenden
Granitkreuzen sammelten wir wild umherliegende Äste auf, und entsorgten
sie fachgerecht.
Das zweite Bombenopferehrenfeld liegt nicht weit entfernt [...]
Wir reinigten auch dieses Denkmal von oben bis unten, denn niemand
sonst macht sich die Arbeit. […] Es kann kein Denkmal oder Grabstein
die wahrhaftigen Leistungen unserer Ahnen widerspiegeln. Denkmäler sind
nicht nur Mahner sondern auch Danksagungen an unsere Toten.” [4]
Knöchels Äußerung – “Das ist mein Ding”[5] – dürfte vermutlich nicht
nur auf seine Tätigkeiten beim BFD, sondern auch auf die Aktionsform
sowie inhaltliche Ausrichtung der “FKP”, zutreffen.
Das Antifaschistische Pressearchiv Potsdam zählt in seinen Chroniken in
den vergangenen drei Jahren mindestens 40 Aktionen, die einen Bezug zu
Gedenkveranstaltungen haben. Darunter Putzaktionen,
Propagandaaktionen, Demonstrationsteilnahmen und interne Kundgebungen.
[6]
[1] http://www.pnn.de/potsdam/731549/ und http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12482568/60709/Landeshauptstadt-vergibt-erneut-Gaertner-Stellen-fuer-den-Bundesfreiwilligendienst.html
[2] http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober/; http://arpu.blogsport.eu/2012/02/22/neonazi-mario-schober-mehr-als-unglaubwurdig-verein-verharmlosend/; http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/; http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/
[3] http://apap.blogsport.eu/files/2013/02/fight_back_03.pdf
[4] http://infoportal-potsdam.net/ab11.html
[5]http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12482568/60709/Landeshauptstadt-vergibt-erneut-Gaertner-Stellen-fuer-den-Bundesfreiwilligendienst.html
[6] http://apap.blogsport.eu/
Der Artikel und die Bilder mit Bildunterschriften sind auf http://arpu.blogsport.eu/2013/03/15/jens-knochel-potsdamer-neonazi-als-bundensfreiwilligendienstler/ zu finden.