Dutzende Spitzenspieler fordern Absage der U21-EM in Israel
Ein blutverschmiertes Trikot Mesut Özils illustriert im palästinensischen Fernsehen den Tod des 13-jährigen Ahmad Abu Daqas. Eine Mutter weint. Ein Reporter berichtet von einem Kampfhubschrauber, der am Nachmittag über den Fußballplatz donnerte. Der 13-Jährige war einer von vier jugendlichen Fußballern, die während des jüngsten Krieges im Gazastreifen ihr Leben verloren.
Mesut Özils Trikot ist die einzige Involvierung eines deutschen Profis in den Aufruf von 62 europäischen Spitzenfußballern, in dem die Profis fordern, die U21-Europameisterschaft 2013 in Israel abzusagen. Erstligaspieler aus England, Frankreich, Spanien, Italien, Portugal und der Türkei verurteilten vergangene Woche »die jüngsten Bombardierungen im Gazastreifen«. Israel, so heißt es im vom ehemaligen Sevilla-Spieler Frédéric Kanouté veröffentlichten Text, verwehre den Menschen unter Besatzung »die grundlegende Menschenwürde und Freiheit« und verletze »sportliche Werte«. Während sich Kanouté bereits häufiger gegen die israelische Besatzung engagierte - 2009 erhielt er eine gelbe Karte für das Tragen eines »Palästina«-Trikots -, findet sich auch bisher eher unpolitische Fußballprominenz unter den Unterzeichnern: Abou Diaby (Arsenal London), Jeremy Menez (Paris Saint-Germain) oder der ehemalige Chelsea-Stürmer Didier Drogba.
Während der jüngsten israelischen Angriffe auf den Gazastreifen hatten Luftschläge unter andrem den Sitz des Palästinensischen Paralympischen Komitees und das einzige Fußballstadion der Küstenregion zerstört. Die israelische Armee rechtfertigte das Vorgehen: Aus dem Inneren des Stadions seien drei Tage zuvor Raketen abgeschossen worden. Immer wieder kommt es auch zu Verhaftungen palästinensischer Fußballer. Zuletzt waren am 29. September mehrere Mitglieder des Klubs Jerusalem Skopus festgenommen worden. Auch das Statement der Fußballprofis verweist auf die Inhaftierung zweier Fußballer des palästinensischen Vereins Al-Amari im Februar dieses Jahres, die sich seitdem »ohne Anklage oder Verhandlung« in Haft befänden.
Aufgrund willkürlicher Verhaftungen und Einschränkungen der Reisefreiheit hatten palästinensische Fußballvereine wiederholt gegen die Ausrichtung der U21-EM protestiert, die Mitte Juni 2013 in Jerusalem, Tel-Aviv, Netanya und Petach Tikva ausgespielt werden soll. Bereits im Sommer beklagte der Präsident des palästinensischen Fußballverbandes Jibril Rajoub, die Einschränkung des palästinensischen Fußballs durch das israelische Militär würde »einen Bruch der FIFA-Regularien« darstellen.
Während die israelische Botschaft in Berlin eine Stellungnahme verweigerte, wies die UEFA die Forderungen zurück: »Wir können den israelischen Fußballverband nicht verantwortlich für die politische Situation in der Region oder die rechtlichen Prozeduren in seinem Land machen«, kommentierte UEFA-Präsident Michel Platini. Die EM, die unter anderem im Palästinensern kaum zugänglichen Jerusalem ausgetragen wird, werde zu einem »wunderschönen Fest des Fußballs werden und abermals Menschen zusammenbringen«.