„Die Anarchie wird erneut Synonym von Jugend sein. Sie wird den Zustand der Dinge, die uns ersticken und erdrücken erneut mit Fusstritten verjagen; um zu widerstehen und IMMER WIDERSTAND ZU LEISTEN. Um all das zu verteidigen, was uns gehört: Freiheit, Recht auf Leben, Recht auf all das, was materiell und spirituell notwendig ist. Und wenn wir im Kampfe fallen, so werden wir wenigstens die Genugtuung haben mit unseren Waffen in der Hand zu fallen. Und mit der Jugend (nicht, mit jener, die man mit Jahren zählt, sondern mit jener der im-mer neuen Leidenschaften für jeden Widerstand und Angriff) werden wir auf den Höhepunkt der Kühnheit zu marschieren…“ (...)
GenossInnen,
Dass die
Massenmedien integrierter Bestandteil des Machtorganismus sind wurde
in diesem Fall klarer denn je. Wenigstens ich fragte mich wie es denn
möglich sei, dass zur gleichen Zeit (13. Juni), in der hundert
Polizisten die Häuser (und andere Räume der Bewegung) von dutzenden
GenossInnen und ihrer Familien überfallen, im Netz des
Speichelleckers Silvio Berlusconi der „Haftbefehl“ schon
aufliegt, bereit um in pdf-Format abgeladen zu werden???... Vor
allem unter Berücksichtigung der Tatsache, dass viele der
Angeklagten nicht einmal die Möglichkeit hatten zu wissen, wozu
dieser Überfall stattfand...
Schon lange vor dieser „Neuigkeit“
(Anklage…) und intermittierend signalisierten mich (und uns) in den
letzten Jahren andere „Schmocke“ des Regimes (wie auch andere
„Elemente“ der italienischen, schweizerischen und deutschen
„Bewegung“) mal als „Theoretiker“, mal als „Militanter“
und/oder Aktivist der Informellen Anarchistischen Föderation usw.
Ohne die Beschimpfungen und Verleumdungen durch die „Bewegung“ zu
vergessen: „Infiltrierte“ der Polizei, „Provokateure“,
„Agenten der Reaktion“, usw. ...
Selbstverständlich musste
man, um solcher „Anklage“ etwelche „Substanz“ zu verleihen,
auf italienischem Boden etwelche „Komplizen“ „ausfindig“
machen...Und darum beginnt die Suche, wie ja nicht anders möglich,
natürlich immer in den Kreisen der notorischen Bekannten, erklärten
Anarchisten, unverbesserlichen Individualisten, irredentischen
Bilderstürmern, der Solidarischen und Nihilisten: ganz sicher nicht
bei den pazifistischen Tolstoj-AnhängerInnen, in diesen Tagen wo der
(minderwertige) Pazifismus in allen „ismen“ als ideologischer
Imperativ zur Pflicht erklärt worden ist...
Sicher wurden die
Knechte der Macht beauftragt, fokussiert und konzentriert um
verschiedene meine Brüder und Schwestern auf italienischem Boden zu
treffen... GenossInnen wie Elisa und Stefano, die sich seit vielen
Jahren die Aufgabe gestellt haben, meine Zelle mit Wärme und
Zuneigung zu füllen; mich an den Kämpfen teilhaben zu lassen, die
um die ganze Welt herum geführt wurden; mit Reflektionen und
Debatten über die verschiedensten Dinge zu senden, die uns als
AnarchistInnen interessieren konnten; wie auch Texte, Infos, Briefe
über und von unseren gefangenen Brüdern, und über die
verschiedenen Justizkonstruktionen und repressiven Prozesse um daraus
für den laufenden sozialen (oder antisozialen) Krieg Lehren zu
ziehen und unsere Waffen zu schärfen...
Von Giuseppe Lo Turco
gar nicht zu sprechen, der in den Knast geschmissen wurde weil er
„Gegeninfo der Bewegung verteilt und übersetz“! , und was sollte
man erst von Sergio Maria Stefano und Alessandro Settepani sagen, die
der Beteiligung an einem Hungerstreik „schuldig“ sind! Und Paola,
Katia und Giulia: zum Bart von Bakunin, wessen wer-den denn sie
„beschuldigt???
Im Grunde... ich bin kein Anwalt und die
technischen und juristischen Aspekte der Sprache der Macht sind
Dinge, die ich offen verachte und darum mache ich mich an keine
„Einschätzung“ des „Wortgefechts“ der Bullen und Betrüger.
„CULMINE“
Ich betrachte Culmine als ein Heim,
eine „Stimme“ in der digitalen Welt zu Sammlung von Unrast und
Hoffnung... Ein Raum wo man gegen all jene „beleidigend, fluchen,
speien“ konnte, die ihr „Informations- und Gewaltmonopol“
herauskehren... Und das ist in diesen „unsicheren“ und
„krisengeschüttelten“ Zeiten etwas, das von den Satrapen und der
Korruption am strengsten verfolgt wird.
(...)
Denn in unseren
Tagen ist die Rede und Verbreitung der anarchistischen Ideologie sehr
„gefährlich“; das berühmte DO IT YOURSELF... Niemals darauf
warten, dass dir jemand ein Halsband anlegt um dich wie ein
Schosshündchen Gassi zu führen. Sei Poet und Enteigner, wie Renzo
Novatore.
„Verwaltet“ zu haben, das ist ein weiteres
„Verbrechen“, das von Elisa und Stevano begangen wurde:
„Verbrechen“, gerächt durch „Justizisolation“, systematische
Zensurierung und die feigste der Vendetta, deren Ratten in Uniform
fähig sind gegen jene, die Gebrauch (Missbrauch?) der „sakrosankten
Rechte“ machen, die ja anscheinend „die BürgerInnen“ eines
„demokratischen Staates“ haben; wie etwa das „Recht“ auf
Information, usw. ..
Ja eben... die Knäste der Demokratie sind
von ihrer Liebe für die „Menschenrechte“ gezeichnet, die von
ihren Kerkergesellen mit Knüppel, Isolation, Diebstahl, Gewalt usw.
verteidigt wird... ach wie schön, die Demokratie!! Hoffentlich
bekomme ich weitere 30 Jahre um mich endlich zu resozialisieren!
„Weine nicht um die Sonne, denn die Tränen lassen dich die
Sterne nicht sehen...“
Jacques Mesrine, (Todesinstinkt)
(...)
Mir ist der Zweck dieser komischen „Ardire“ genannten
Operation sehr klar. Konstruiert und orchestriert von den „Manager
der medialen Unterhaltungsindustrie“, bzw. von TogenträgerInnen
(wie die Staatsanwältin Comodi) mit ihrem krankhaften Drang danach,
ihre dreckigen Karrieren zu fördern, was auch bei den Verbrechern in
Uniform der Fall ist, wo (wie alle Kriminellen) Drogenschieber des
Typs Giampaolo Ganzer sich wegen ihrer Vergangenheit als solche
„rehabilitierten“ möchten. Sie bezwecken folgendes:
Jene zu
beseitigen, die stören weil sie Gegeninformation verbreiten.
Verhindern, dass über den neuen revolutionären Anarchismus
kommuniziert wird und dass man solidarisch ist: sowohl zu den
antagonistischen Kämpfen als auch zu den in der ganzen Welt
zunehmenden antiautoritären Gefangenen. Spaltungen unter den
verschiedenen Ausdrücken der kämpferischen Bewegung zu produzieren
um uns damit zu „ZuschauerInnen“ und „KonsumentInnen“ der
verschiedenen entkontextualisierten, manipulierten und als Vor-wand
produzierten „Scheindebatten“ zu machen, die übertrieben und
offen lügnerisch daherkommen und auch in ihrer juristischen Akten
auftauchen, als Resultat von Abhörun-gen, Telefonaufzeichnungen (von
denen wir selbstverständlich wussten, dass sie abgehört werden),
Korrespondenzen und Schriften, die in den letzten Jahren der
vielfältigen Debatte und des vielfältigen Kampfes in etlichen
Zusammenhängen international erschienen sind...
Die Frustration
dieser IdiotInnen der „militärischen Intelligence“ und der
MagistratInnen Italiens muss riesig sein!!! In mehr als 10 JAHREN
gelang es ihnen nicht eine/n einzige/n der GenossInnen der
Anarchistischen Informalen Föderation (auf italienischem Boden)
„einzusperren“, und erst recht nicht das Voranschreiten einer
Kampf- und Organisationsvorschlages zu verhindern, der genauso würdig
und legitim ist wie jeder andere...
Nutzlos und absurd wäre es
die Wahnvorstellungen und den Blödsinn dieser 227 Seiten
einzuschätzen und zu argumentieren... Also ich putze mir mit diesem
„Strafbefehl“ genauso den Hintern, wie ich es mit allen Urteile
der postfrankistischen Magistraten auch getan habe...
Das
Epos der Liebe, das unsrige
Um das Feuer herum zu spielen, das
mit übermenschlicher Mühe versucht uns zu verbrennen;
Fliegen
wie ein Schmetterling ums Feuer; / Gefahr schaffen;
In den
gefährlichsten Abgründen laufen um die Muskeln zu stählen; / Kraft
schaffen;
Und wir laufen immer mit demselben Eifer, demselben
Rhythmus; / Handeln.
Jenseits aller Kritik. / Jenseits der
„Moral“. / Jenseits des Bösen. / Jenseits des Lebens.
Für
das Leben.
Und wir stehen erst am Anfang.
So werden wir
gehen, auf das unerreichbare Ziel zu: / Kreativ, / Erobernd,
Liebend.
Das Unmögliche.
Das Unantastbare.
Das
Leben.
„Im Tod für das Leben“
Im Tod für die Liebe…
Severino di Giovanni
(...)
Was mich betrifft habe
ich meine „Sympathien“ und die Zuneigung für die informalen
Organisationen (die stabilen und mit „Akronym“) nie versteckt
(ganz im Gegenteil), wie für die FEDERAZIONE ANARCHICA INFORMALE,
die VZF, die CARI – G. Praxedis Guerre-ro (unter vielen anderen),
wie auch für die gesamte „Galaxie“ der Insurrektionalistischen
Gruppen (einige zeitlich und räumlich sporadisch) und Individuen,
die aus der AKTION, der THEORIE und DER KOMMUNIKATION die Basis und
Quintessenz ihres Seins ge-macht haben, um damit dem
Herrschaftssystem und seinen vielfältigen repressiven Wurmfortsätzen
Paroli zu bieten...
Weder die fast 30 JAHRE als ihre Geisel noch
ihre Androhung von noch mehr „Prozessen und Knast“ und Isolation
werden mich dazu bringen, auf meine IDEEN und GEFÜHLE zu
verzichten...
Ich möchte klären und detaillieren, das meine
IDEEN nicht „bloss“ auf dem gründen, was ich, ob alleine oder
begleitet, gelesen und debattiert habe in diesen Jahren, sondern auch
und grundlegend auf dem, was ich selbst in ihren Lagern zur
Konzentrierung und Ver-nichtung von Proletariern ERLEBT und
BEOBACHTET habe. Daraus habe ich meine ganze Kraft gezogen, meine
Liebe und mein Hass... was zum Teufel soll ich denn „bereuen“?
Dass ich ein ausserordentlicher Zeuge von soviel Bösartigkeit und
Perversion geworden bin?
Weil ich gegen ein System Widerstand
geleistet habe (und leiste), das dazu da ist bis zum letzten Atemzug
zu zermalmen? Weil ich träume, und inmitten meiner äusserst
be-schränkten Möglichkeiten sage/schreie: gut, zum Teufel Gott und
es lebe die Anarchie!!!?
Übertreten mit Worten wie mit
Handlungen; die „ideologischen“ Knäste überwinden, die wie ein
Spinngewebe versuchen uns alle in die Falle zu locken, um uns die
Individualität auszusaugen damit wir wie fähnchenschwingend
martialisch „defilieren“, mir leerer Birne voller gerade
aktueller Schlagwörter...
Ich weiss, dass es für mich (wie für
viele andere) keine Möglichkeit gibt auf Grund ihrer Gesetze aus dem
Knast zu kommen... denn ihre Legalität fordert meinen Verzicht auf
meine politische Identität... und selbstverständlich verraten jene,
die ihre eigenen politische Identität verraten nicht nur sich
selbst, sondern auch alle jene, die vor uns diesen langen Weg für
Würde und Freiheit beschritten haben.
Es gibt nichts
Heldenhaftes und kein Märtyrertum (von denen gibt es ganze Friedhöfe
voll) in diesen Überlegungen. Ich glaube ehrlich und von ganzem
Herzen daran und darum bin ich bereit den „Tribut zu entrichten“
um mit mir selbst, und dem was ich denke und fühle kohärent zu
sein.
(...)
Ich wünsche, dass man die so genannte
„Operazione Ardire“ nicht mit der angeblichen Zerschlagung der
FEDERAZIONE ANARCHICA iNFORMALE verwechselt; genau das würde das
Paar (in ihren feuchten Träumen) Ganzi-Comodi so richtig freuen!!!
Ich weiss nichts davon, dass ich da mittendrin der
Verantwortliche der „Bildung“, „Organi-sierung“ und / oder
„Planung“ der FAI/FRI und/oder deren „Kampagnen“ und
„Aktionen“ sein sollte ... aber falls dem so wäre könnte ich
nur sagen, dass mich das sehr ehren und stolz machen würde...
(...)
Ich will die Gelegenheit dieses Briefes ergreifen um alle meine
„Mitangeklagten“ (Scheisswort!) in der sog. „Operazione Ardire“
KRAFTVOLL und VOLLER LIEBE zu umarmen (die Unbekannten und die
Bekannten); von Zelle zu Zelle; von Herz zu Herz... Marco Camenisch
(auf das wir alles in Bewegung setzen um ihn aus den Schweizer Klauen
der Atom- und Kapitalistenoligarchie und des Staates zu befreien...)
vom dem ich viel gelernt habe und den ich so sehr schätze. Um unsere
gefangenen Brüder und Schwestern in Mexiko und Mario López (Tripa)
zu umarmen, ihm wünsche ich schnelle Genesung und auf das er uns
weiter „papierne Liebkosungen“ schenken könne, die den Schein
des Feuers in den komplizenhaften Nächten beseelen mögen. An
Felicity Ryder: flieh, Genossin flieh! Auf das die dreckigen Pforten
der „Knappen“ dich nie beschmutzen mögen!!! Ebenfalls in Mexiko,
eine starke Umarmung, zornig anarchistisch, auch dir Gus-tavo
Rodriguez (dein schriftlicher Beitrag gegen die „Schwachköpfe“
ist notwendig und klarsichtig, und wir müssen das weiterentwickeln).
Und allen unseren kriegerischen Schwestern und Brüdern auf dieser
Seite des Irdischen Globus. In Bolivien an Henry Zegarrundo, der in
den Kerkern des Evo Morales und seiner „Roten Garden“ in
Geiselhaft sitzt... und ein liebevolles Augenzwinkern den „Las
Noctilucas Descarriadas“, die ich mit überbordendem Herzen
grüsse... In Chile allen die ich schon „kenne“ (ich schreibe
bald, ich bekomme die Post... Küsschen an Nahual...) und allen, die
„frei“ weiter Sand ins Ge-triebe des Systems streuen), und ich
weiss, dass ich schon lange, zu lange, keine „Lebenszeichen“ von
mir mehr gebe... Halt einfach unmöglich, soviel Korrespondenz zu
verarbeiten!!!! Und nun fliege ich zur anderen Seite der Welt, nach
Indonesien, ich grüsse und umarme euch: Billy und Eat, würdige und
mutige Militante der FAI, und nicht nur!
Und nunmehr schon
gewohnheitsmässig, den Brüdern und Schwestern der VZF, die mit
ihrem kämpferischen und würdigen Verhalten die Henker im
Richtergewand und in Uniform zum erblassen bringen... ihr neuer Text
„Das Chaos steht vor der Tür“ macht mich stolz darauf, Anarchist
zu sein...
Mit Brüdern und Schwestern wie euch kann man bloss
aufrecht gehen und das mit boh-rendem Blick durch die Mauern und die
Uniformen hindurch, die heute unser Voranschreiten „drosseln“...
SIE WERDEN UNS NICHT AUFHALTEN!
VIVA DIE GENOSSiNNEN!
HOCH LEBE DIE ANARCHIE!!!
Gabriel
PS1: Hier teile ich
den Compas auch mit, dass ich am Hungerstreik wohl nicht teilnehmen
werde (weil ich nicht kann), aus gesundheitlichen Gründen, aber dass
ich ihn mit allen meinen Möglichkeiten unterstützen werde: indem
ich das Knastessen verweigere, schreibend, weiss nicht...man tut was
man kann...
PS2: Dieser Text wurde geschrieben bevor der
offene Brief an die anarchistische Bewegung von Stefano Fosco
veröffentlicht wurde, auf den ich bald antworten werde. Vorerst mal,
ich will nicht, dass mein Name verwendet wird und dass sich jemand
dahinter versteckt, vor allem nicht um Positionen zu vertreten, mit
denen ich überhaupt nicht einver-standen bin.
Von der
it. Üb., die im Internet auf parolearmate vom Kastilianischen
übersetzt erschienen ist. Gabriel, queridísimo hermano, umarme dich
gerührt, voller Liebe und Stolz einer deiner GenossInnen zu sein! Y
tranquilo, wir streiken auch mit und für alle, die es nicht
können☺!!!
mc, Lager Lenzburg, Ende Aug. 2012