Prominenter Besuch zu einem traurigen Anlass: Im Prozess um die Verhöhnung von NS-Opfern ist die Wittener Bundestagsabgeordnete Christel Humme (SPD) am Freitag als Zeugin vor dem Bochumer Landgericht erschienen.
Von Jörn Hartwich
„Das ist für mich eine ungewohnte
Situation“, sagte die Politikerin im Gespräch mit unserer Zeitung.
„Da rede ich lieber im Bundestag.“ Doch der Fall lag ihr am
Herzen. „Es ist eine schlimme Sache, wenn Opfer des
Nationalsozialismus verhöhnt werden.“
Es war der 15. August
2009, als sie sich in Witten einer spontanen Demonstration gegen
einen NPD-Wahlstand angeschlossen hatte. „Wir wollten deutlich
machen, welcher politische Hintergrund da vertreten wird.“ Mehrere
Teilnehmer verlasen die Namen von 246 Zwangsarbeitern, die unter der
Nazi-Herrschaft gestorben sind. Auch Christel Humme hat sich als
Vorleserin zur Verfügung gestellt.
Hohn und
Verachtung
Es hatte damals allerdings nicht lange
gedauert, bis die Veranstaltung von zwei NPD-Sympathisanten gestört
wurde. „Sie haben in sehr höhnischer Weise reagiert“, sagte
Humme im Zeugenstand. „Ihre Körpersprache war voller Hohn und
Verachtung.“ Außerdem hätten beide gelacht.
In einem
ersten Strafverfahren waren die beiden 28 Jahre alten Männer vom
Wittener Amtsgericht bereits im Oktober 2010 verurteilt worden. Gegen
einen wurde das Verfahren inzwischen eingestellt, der andere wurde zu
sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Genau dagegen wehrt er sich nun
in der Berufungsverhandlung.
Ausgang weiter offen
Die
Verteidigung hat am Freitag noch einmal versucht, eine Einstellung
des Verfahrens zu erreichen, doch dazu war die Staatsanwaltschaft
nicht bereit. Vor allem, weil der Angeklagte bereits mehrfach
vorbestraft ist. Ihn selbst scheint die Haft aber nicht
besonders zu belasten. In den Verhandlungspausen unterhielt er sich
lachend mit Zuschauern. Wie der Fall ausgeht, ist weiter offen. Die
Richter warten noch immer auf eine Zeugin. Der Prozess wird Mitte
April fortgesetzt.