Aufrufe zur Blockade des Naziaufmarsches in Magdeburg

Blockieren statt ignorieren
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Am 15. Januar 2011 wollen sich wieder Hunderte Neonazis in Magdeburg, der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts, versammeln, um in Form eines „Trauermarsches“ Geschichtsrevisionismus zu verbreiten. Antifaschistische Gruppen rufen zu Gegenaktivitäten auf. Im Folgenden dokumentieren wir die Aufrufe des Koordinierungskreises blockierenn statt ignorieren und  von Zusammen Kämpfen [Magdeburg].

 

Aufruf des Koordinierungskreises blockieren statt ignorieren:

blockieren statt ignorieren

Im Rahmen der militärischen Zerschlagung Nazideutschlands bombardierten alliierte Fliegerverbände am 16. Januar 1945 Magdeburg. Dies nimmt die lokale Naziszene seit 1999 zum Anlass ihres „Trauermarsches“. In den vergangenen Jahren entwickelte sich diese Veranstaltung zum Auftakt des Februaraufmarsches in Dresden, sodass letztes Jahr für beide Veranstaltungen über eine gemeinsame Domain mobilisiert wurde. In den vergangenen drei Jahren nahmen zwischen 700 und 900 Nazis an den Aufmärschen in Magdeburg teil.
Das Ziel der Nazis ist es, ihre geschichtsrevisionistische Darstellung des Zweiten Weltkrieges in der Öffentlichkeit zu verankern. Die Bombardierung deutscher Städte wird ohne den historischen Kontext betrachtet. Ausgeblendet wird unter anderem die deutsche Kriegsschuld sowie die Verantwortung der deutschen Bevölkerung für die Angriffskriege und den Holocaust. Auf diese Weise werden aus deutschen Tätern „unschuldige Opfer“ gemacht – und die Geschichte auf den Kopf gedreht.


Magdeburger Naziszene
Der aktive Teil der lokalen Neonaziszene, wozu neben den altbekannten Mitgliedern der ehemaligen Kameradschaft „Festungsstadt Magdeburg“ auch viele jugendliche Nazis zählen, organisiert sich fast ausschließlich in der NPD und ihrer Jugendorganisation JN. Diese schaffte 2009 den Sprung in den Magdeburger Stadtrat lediglich mit einem Mandat, anstatt wie geplant in Fraktionsstärke. Derzeit bereiten sich die Nazis intensiv auf die Landtagswahlen am 20. März in Sachen-Anhalt vor. In vielen Vierteln landeten schon die ersten NPD Flyer im Briefkasten und es werden immer wieder unangekündigte Wahlkampf-Infostände aufgebaut. Der „Trauermarsch“ dient so neben der internen Identitätsstiftung auch als Wahlkampfauftakt für die Landtagswahlen.

Neben den organisierten gibt es auch zahlreiche unorganisierte Nazis sowie personelle Überschneidungen mit Hooligangruppen und der rechtsoffenen Magdeburger Oi!-Szene. Von rechten Hools und überwiegend unorganisierten Nazis gehen derzeit die meisten Übergriffe auf Migrant_innen, alternative Jugendliche und Antifaschist_innen aus.

Linke Politik und Subkultur muss in Magdeburg stets gegen Nazis verteidigt werden. Um den antifaschistischen Selbstschutz weiter auszubauen, müssen Nazis konsequent bekämpft, linke Freiräume geschaffen und die bestehenden Strukturen besser vernetzt werden.


Zivilgesellschaftlicher Protest
Anders als beispielsweise in Leipzig, wo anlässlich vom Nazidemonstrationen tausende Bürger_innen auf die Straße gehen, scheitern die Konzepte der Magdeburger Vereine und Initiativen Jahr für Jahr an der geringen Beteiligung. Die jährlichen Gegendemonstrationen des „Bündnisses gegen Rechts“, bei denen sich teilweise nur 50 Menschen inklusive Oberbürgermeister und Stadträten versammelten, wurden 2009 durch das Konzept der „Meile der Demokratie“ ersetzt. Durch Stände, Bühnen und sonstige Veranstaltungen wird die wichtigste Straße in der Innenstadt, der Breite Weg, anmeldetechnisch blockiert. In den vergangenen zwei Jahren wirkte die Meile verlassen und leer, bot jedoch für aktivere Antifaschist_innen Raum, um sich durch die Innenstadt zu bewegen. An einer Blockade des Aufmarsches sind die Vereine des „Bündnisses gegen Rechts“ trotz den Erfolgen in Dresden und Leipzig nicht interessiert. Die Protestmeile dient der Imagepflege der „Ottostadt Magdeburg“, während der Aufmarsch zivilgesellschaftlich ignoriert wird.


Naziaufmarsch blockieren!
Antifaschistische Zusammenhänge mobilisieren zu verschiedenen Aktionen am 15. Januar. Das Ziel ist die Blockade des Naziaufmarsches durch direkte Aktionen und zivilen Ungehorsam. Das Blockadekonzept wird allen Interessierten im Vorfeld auf Infotreffen oder am 15. Januar auf einer angemeldeten Kundgebung vor Ort vermittelt. Weitere Informationen zu Treffpunkten, Veranstaltungen und Kundgebungen wird es auf blockierenmd.tk geben.

Naziaufmarsch blockieren statt ignorieren – den antifaschistischen Selbstschutz aufbauen!

Autonome Antifaschist_innen aus Magdeburg

 

 

Aufruf von Zusammen Kämpfen [Magdeburg]:

Zusammen Kämpfen gegen Nazis und Rassisten! Raus auf die Straßen – Den Naziaufmarsch blockieren – Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!“

Faschisten wollen am 15. Januar 2011 auf Magdeburgs Straßen marschieren. Am 16. Januar 2011 jährt sich die Bombardierung der Stadt durch britische und amerikanische Luftstreitkräfte im zweiten Weltkrieg (16. Januar 1945). Dieses Datum benutzen die Magdeburger Nazis seit 1998 um die Geschichte zu verdrehen und ihre menschenverachtende Propaganda auf die Straße zu tragen. So waren es nicht die Alliierten Streitkräfte die uns den Krieg bescherten, sondern der Faschismus der über 50 Millionen Menschen den Tod brachte. Organisiert wird die ganze Heuchelei von der „Initiative gegen das Vergessen“, einem Zusammenschluss von Nazis aus dem Raum Magdeburg. Dieser Trauermarsch in Magdeburg ist der Auftakt zu einer jährlichen Trauershow der Nazis im ganzen Bundesgebiet. So beispielsweise im Februar in Dresden und anderen etlichen Städten. Der Inhalt ist überall der Gleiche: die Nazis sind nicht Schuld am Krieg und die Anderen haben grundlos die deutsche Bevölkerung bombardiert. Eine verdrehte Sicht der Dinge.

Wir sagen: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!

Den Nazis den Kampf ansagen…
Schmierereien, Pöbeleien, rassistische und faschistische Übergriffe bis hin zum politischen Mord gehören leider zum Alttag derer, die nicht in das Weltbild der Neonazis passen. Allein in Magdeburg gibt es seit 1990 fünf Todesopfer faschistischer Gewalt zu betrauern. Bundesweit muss man die Zahl auf weit über 150 datieren. Auch die jüngsten Übergriffe auf linke Strukturen hier in Magdeburg und bundesweit zeigen uns, dass antifaschistischer Kampf nach wie vor unerlässlich ist. So wurde im August 2010 der Infoladen von Nazihools angegriffen, auch auf das L!Z in Salbke gab es mehrere Angriffe von Nazis. Hinzu kommen wöchentliche Angriffe auf alternative und migrantische Menschen in der Innenstadt oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln bei denen es regelmäßig Verletze gibt.
Dem können wir nur entgegenwirken, wenn wir uns gemeinsam auf einer antifaschistischen und antirassistischen Grundlage organisieren. Es gilt weiterhin selbstorganisiert, dort wo wir leben, den Nazis Paroli zu bieten. Dabei dürfen wir uns nicht auf bürgerliche Parteien oder gar die Bullen verlassen. Diese haben in dieser Stadt noch niemand das Leben gerettet und sind Teil des Problems.
Wir sagen: den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!

Weg von der Meile – Gemeinsam raus auf die Straße
Bereits zum dritten Mal in Folge wird seitens der Stadtoberhäupter die so genannte „Meile der Demokratie“ in der City veranstaltet. Angeblich soll damit den Aktivitäten der Nazis etwas entgegensetzt werden, jedoch geht es wohl eher um die Wahrung eines demokratischen und weltoffenen Images der Stadt. In Anbetracht dessen, dass Institutionen an dieser Meile beteiligt sind, die z.B. direkt für rassistische Flüchtlings- und Ausgrenzungspolitik verantwortlich sind (von CDU bis Linke) und / oder diese umsetzen (von Polizei bis kapitalistische Interessensgemeinschaften) wird deutlich, dass es um „weiße Westen“ und eben nicht um antifaschistisches Engagement geht. Blockaden und ein breiter, aktiver Widerstand gegen den Naziaufmarsch sind nicht erwünscht. Daneben werden wieder etliche Polizeihundertschaften aus etlichen Bundesländern angekarrt, um den Naziaufmarsch in Reih und Glied durchzusetzen. Menschen, die den Versuch unternehmen die Nazis zu blockieren, sehen sich mit massiver Polizeigewalt konfrontiert, wie z.B. im letzten Jahr am Hasselbachplatz, wo ein Blockadeversuch etliche Verletzte zur Folge hatte.
Dennoch sollten wir uns keineswegs von diesem repressiven Klima abschrecken lassen. Egal wo und in welcher Form Nazis ihre menschenverachtende und rassistische Propaganda verbreiten, gilt es ihnen entgegenzutreten. Es bleibt dabei weiterhin rassistische Aktivitäten und deren Zusammenhang mit einer auf Egoismus basierenden kapitalistischen Ellenbogengesellschaft zu thematisieren. Wir sollten uns nicht nur der Naziszene entschieden entgegenstellen, sondern sich jedem rassistischen und chauvinistischen Denken widersetzen – egal wo und wie es sich zeigt. Wir wollen gemeinsam für eine solidarische und klassenlose Gesellschaft kämpfen.
Wir sagen: Den Naziaufmarsch blockieren und bestenfalls verhindern – doch das geht nur zusammen auf der Straße. Wir rufen alle Menschen dazu auf, sich den Nazis am 15.01.2011 in Magdeburg gemeinsam und entschlossen in den Weg zu stellen.

Beteiligt euch am antifaschistischen Widerstand!
Zusammen kämpfen gegen Nazis, Staat und Kapital!
Den Naziaufmarsch in Magdeburg gemeinsam blockieren!


zusammen kämpfen [magdeburg]