Amoklauf vom Juli 2016 in München War der Amoklauf von München eine rechtsextreme Tat?

Erstveröffentlicht: 
22.08.2017

Der Täter des Amoklaufes vom Juli 2016 in München hatte offenbar ein rechtsextremes Motiv. Der Extremismusforscher Florian Hartleb sagte dem ARD-Magazin FAKT, der Fall solle nicht als Amoklauf eingestuft werden, sondern als Fall des Rechtsterrorismus. Hartleb ist von der Stadt München als offizieller Gutachter für das Attentat am Olympia Einkaufszentrum bestellt worden.

 

Auch der mutmaßliche Beschaffer der Schusswaffe, die S. benutzt hatte, soll geäußert haben, dass es dem 18-Jährigen darum gegangen sei, "Kanaken abzuknallen". Eine Freundin des 18-jährigen Täters verwies im Gespräch mit FAKT auf eine zunehmende rechtsextreme Radikalisierung von David S., der am 22. Juli vergangenen Jahres in der bayerischen Landeshauptstadt neun Menschen getötet und mehrere weitere verletzt hatte.

 

Die Opfer der Bluttat waren damals vor allem Jugendliche, alle Opfer mit Migrationshintergrund. Eine Freundin des Täters berichtete nun, dass sich der Deutsche mit iranischen Wurzeln zunehmend ausländerfeindlich geäußert habe. Sie habe in der Schule Lehrern von seinen Plänen berichtet, Menschen zu töten. Jedoch seien ihre Hinweise abgetan worden. "Es wurde immer abgenickt: Ja, das ist nur der Ali." Ermittlungen haben ergeben, dass S. an seinem 18. Geburtstag seinen ersten Vornamen Ali abgelegt hatte und stolz darauf gewesen sein soll, am gleichen Tag wie Adolf Hitler Geburtstag zu haben. Seine Tat soll er ein Jahr lang geplant haben.

Vorwürfe mache ich mir immer noch, weil ich nicht verstehen kann, wieso wir nicht früher irgendetwas gemacht haben. Wir waren die Freunde. Wir wussten davon Bescheid. … Tagtäglich hat uns Ali davon erzählt und wir haben es nicht stoppen können.

Svenja G., Freundin des Täters

 

Die bayerische Staatsregierung will hingegen von Rechtsterrorismus nichts wissen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sieht eine ungewöhnliche Mischung verschiedener Motive. Die Tat sei keine typische rechtsextremistische Tat - und jeder müsse selbst entscheiden, ob er die Tat als rechtsextrem einstufe.

Gutachter Hartleb sieht das als "politische Bankrotterklärung". Es stehe völlig außer Frage, dass der Täter ein rechtsextremes Weltbild gehabt habe, sagte er FAKT.

 

Eine Rolle in dem Fall spielt auch der mutmaßliche Waffenhändler Philip K. aus Marburg. Er soll S. die Schusswaffe für die Tat verkauft haben. In der kommenden Woche beginnt gegen ihn ein Gerichtsverfahren wegen fahrlässiger Tötung. Opferanwälte sind jedoch der Auffassung, dass auch K. eine rechtsextreme Gesinnung hat. Er habe sich in der Vergangenheit mehrfach antisemitisch geäußert, diffamierende Ausdrücke gegen Schwarze, Juden, Türken und Moslems gebraucht, sagte Nebenklage-Vertreter Yavuz Narin. Auch habe er gegenüber einem Mithäftling damit geprahlt, "dass er genau wusste, es sei darum gegangen, wortwörtlich 'Kanaken' abzuknallen."