Kritik an »erschreckenden Übergriffen der Polizei auf Gegendemonstranten« / Rund 100 Verletze mussten von Sanitätern behandelt werden
Karlsruhe. Mehr als 3000 Menschen haben am Samstag im Karlsruher Stadtteil Durlach ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Bei mehreren Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen protestierten die Teilnehmer gegen den Aufmarsch von gut 250 Neonazis zum »Tag der deutschen Zukunft« (TddZ). Dieser Aufmarsch wird seit einigen Jahren von der rechten Partei »Die Rechte« angemeldet und gilt als Sammelpunkt von Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot von 3000 Einsatzbeamten vor Ort und setzte die Trennung von Nazis und Gegendemonstranten durch. »Das Sicherheitskonzept ist weitgehend aufgegangen«, bilanzierte der Karlsruher Polizeipräsident Günther Freisleben nach dem Ende der Demonstrationen. Das sahen Antifaschisten komplett anders. So sprach die LINKE in Karlsruhe von »erschreckenden Übergriffen der Polizei auf Gegendemonstranten«. »Neben einem ausufernden Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray ritt eine Pferdestaffel ohne Vorwarnung in die Gegendemonstration und schlug auf sie ein«, teilte die Partei mit.
»Schon im Vorfeld des TddZ beschworen Stadt und Polizei eine Gefahr von angeblicher linker Gewalt, setzten Antifaschisten mit den rechten Netzwerken gleich und rollten so einen roten Teppich für die Neonazis aus«, kommentierte die Bundestagsabgeordnete Karin Binder. Laut der Sanitätsgruppe Süd-West kam es zu etwa 100 Verletzten; sie geht aber von einer »besonders hohen Dunkelziffer« aus.
Trotz der Vorfälle zeigten sich die Nazi-Gegner zufrieden. »Die Demonstration durch die Durlacher Innenstadt war bunt, kreativ und friedlich«, betonte Elwis Capece, Sprecher eines linken Aktionsbündnisses. Die beiden größten Gegenkundgebungen wurden von der Stadt und dem Deutschen Gewerkschaftsbund angemeldet, und von den rund 150 Mitgliedsorganisationen des »Netzwerks gegen rechts« unterstützt. Auch die Kirchen beteiligten sich mit mehreren Aktionen an dem Protest gegen Rechtsextremismus.