Gericht 1600 Euro Geldstrafe für Neonazi

Erstveröffentlicht: 
30.05.2016

BOCHUM Nur wegen ihrer dunklen Hautfarbe ist eine 17-jährige Schülerin in einem Bochumer Linienbus rassistisch beleidigt, bespuckt und geschlagen worden. Am Montag standen drei der Täter vor Gericht. Ihre Geständnisse kamen nur zögerlich.

 

Es passierte im Mai 2015, spät abends, am Rande von „Kemnade in Flammen.“ Die drei Angeklagten - eine Krankenschwester, ein Lagerist und ein Neonazi - hatten sich zuvor schon mit den Ordnern der Veranstaltung angelegt. Ihnen war der Zutritt verwehrt worden – auch, weil einer ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hooligans gegen Salafisten“ trug. Dabei ging es so turbulent zu, dass sogar die Polizei gerufen werden musste. Einer der Angeklagten brüllte Nazi-Parolen, schrie den Ordnern angeblich sogar zu, dass sie vergast werden sollten.

Als sie später einen Bus der Linie CE31 in Richtung Hauptbahnhof bestiegen, ging es gleich weiter. Diesmal hatte es die Gruppe auf ein dunkelhäutiges Mädchen abgesehen. Die Sprüche, die dabei fielen, wurden in der Anklage eindeutig als Volksverhetzung bezeichnet. Eine Freundin, die sich helfend vor die 17-Jährige gestellt hatte, wurde bedroht.

 

Späte Reue

 

Im Prozess vor dem Bochumer Schöffengericht hatten die Angeklagten zunächst versucht, die Schuld auf ihr Opfer zu schieben. Die Schülerin habe provoziert, erklärten sie den Richtern. Später zeigten sie dann aber doch noch Reue. „Das hätte nicht so eskalieren dürfen“, sagte die Krankenschwester. Und ihr mitangeklagter Freund ergänzte: „So bin ich normalerweise nicht.“

Die Richter verzichteten am Ende auf formale Urteile. Die 27-jährige Krankenschwester muss allerdings 750 Euro zahlen – eine Hälfte an das Opfer, die andere an den Staat. Ihr zurzeit arbeitsloser Freund kam mit hundert Sozialstunden davon. Der vorbestrafte Neonazi, der mit Tarnhose, Springerstiefeln und kahlrasierten Kopf zum Prozess erschienen war, ist dagegen zu 1600 Euro Geldstrafe verurteilt worden.

 

Jörn Hartwich