Belgischer Pannen-Reaktor an NRW-Grenze soll wieder ans Netz

Erstveröffentlicht: 
11.12.2015

Düsseldorf.   NRW kritisiert die Laufzeitverlängerung von belgischen Atomkraftwerken scharf. Die Grenzstadt Aachen übt schon einmal den atomaren Katastrophenfall.

 

In wenigen Tagen will der belgische Energiekonzern Electrabel zwei umstrittene Atomreaktoren wieder in Betrieb nehmen: Doel bei Antwerpen sowie Tihange nahe Lüttich, etwa 70 Kilometer westlich von Aachen. Tihange soll an diesem Wochenende, Doel eine Woche später hochgefahren werden, heißt es.

 

Vor allem das 40 Jahre alte Kraftwerk Tihange steht wegen zahlreicher Pannen in der Kritik. Experten halten es für eine tickende Zeitbombe, in Block 2 wurden in einem Druckbehälter Tausende kleine Risse entdeckt. Seit März 2014 liegt der Reaktor daher still und wurde überprüft.

 

Deutsche Grenzregion ist alarmiert

 

Die deutsche Grenzregion ist über die Pläne, die Reaktoren wieder hochzufahren, alarmiert. Am vergangenen Dienstag ließ der Krisenstab der Stadt Aachen zum ersten Mal einen atomaren Katastrophenfall üben. Dabei wurde der größte anzunehmende Unfall (GAU) unterstellt. Es sei sinnvoll, vorsichtshalber Jodtabletten an die Bevölkerung zu verteilen, so die Stadt. Dagegen will das Land die Tabletten, die bereits im Uniklinikum deponiert sind, erst im Ernstfall verteilen.

 

Auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) kritisierte den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke scharf: „Diese gefährlichen Reaktoren müssen vom Netz. Angesichts der Gefährdungen, die von Tihange und Doel ausgehen, sind Laufzeitverlängerungen unverantwortlich.“ Belgien will indes die Laufzeit von zwei Reaktoren des Doel-Kraftwerks um zehn Jahre bis 2025 verlängern. Zunächst sollten die Blöcke in diesem Jahr stillgelegt werden.