Nach Attacke auf Journalisten: Staatsanwaltschaft schließt Akte

Erstveröffentlicht: 
08.07.2015

Dortmund.  Dieser Fall bescherte Dortmund traurige Aufmerksamkeit: Neonazis sollen den freien Journalisten Marcus Arndt am 9. März in der Innenstadt angegriffen haben. Doch jetzt hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt.

 

Am Abend des 9. März wurde der Dortmunder Fotojournalist Marcus Arndt nach eigener Aussage von drei Neonazis in der Innenstadt mit Steinen beworfen und mit den Worten "Du linke Sau, wir töten dich" bedroht. Erst als er eine Schreckschusswaffe gezogen habe, seien die Neonazis geflüchtet, sagte Arndt im März unserer Redaktion. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen in dieser Sache eingestellt.

 

Das bestätigte am Dienstag Staatsanwältin Sonja Frodermann auf Anfrage. "Es konnten keine Tatverdächtigen ermittelt werden", sagte sie. Weitere Details zu den einzelnen Ermittlungsschritten und den Beweismitteln gebe man grundsätzlich nicht bekannt. Polizeipräsident Gregor Lange, der am Tag nach der Tat die Sonderkommission gegen Rechts um zwölf Ermittler verstärkt hatte, sagte am Dienstag: "Wir sind als Polizei an Tatsachen gebunden. Wir haben umfangreiche Ermittlungsarbeit geleistet, soviel wie irgend möglich ermittelt."

 

Er habe die Sonderkommission aufgestockt, um alle denkbaren Ansätze - von Zeugenbefragungen bis zu Video- und Funkzellenauswertungen - sofort intensiv verfolgen zu können. Die Bewertung des Zusammengetragenen liege allein in der Verantwortung der Staatsanwaltschaft, dazu könne er keine Stellung nehmen: "Hier verbietet sich jede Spekulation", sagte Lange. Marcus Arndt selbst kommentierte auf Anfrage die Einstellung des Verfahrens so: "Leider."

 

Noch nicht abgeschlossen sind die Ermittlungen gegen Marcus Arndt selbst. Er soll an besagtem 9. März eine Schreckschusswaffe nicht nur bei dem Zusammenstoß mit den drei Neonazis, sondern auch zuvor bei einer Versammlung in Derne dabeigehabt haben. "Hier laufen die Ermittlungen noch", sagte Staatsanwältin Frodermann.

 

Gleiches gelte für die Suche nach dem Urheber der fingierten Todesanzeigen, mit denen Arndt und andere Journalisten, die kritisch über die rechte Szene berichtet hatten, Anfang des Jahres im Internet mit dem Tod bedroht worden waren. "Auch hier sind die Ermittlungen noch im Gange. Allerdings sind wir dazu auf Auskünfte von Twitter und Facebook angewiesen", sagte Staatsanwältin Frodermann. Sie sei daher skeptisch, ob es gelinge, den Urheber dieser Anzeigen ausfindig zu machen.