5500 Teilnehmer bei Kundgebung der Islamkritiker in Dresden, 900 Menschen bei Gegendemonstrationen
Von Hauke Heuer und Julia Vollmer
Dresden. Das islamkritische Bündnis Pegida ist gestern Abend wieder mit
seinen Anhängern durch Dresden gelaufen - inzwischen zum 20. Mal. "Ohne
euch wäre das alles nicht möglich gewesen. Dresden zeigt, wie es
geht!", sagte Pegida-Chef Lutz Bachmann auf dem Altmarkt in Sachsens
Hauptstadt. Laut der Polizei waren am Abend 5500 Pegida-Unterstützer in
Dresden. An den Gegendemos hätten sich rund 900 Personen beteiligt,
erklärte die Pressestelle.
Wie schon in den vergangenen Monaten kamen auch Hunderte Teilnehmer aus
dem Hooligan- und Neonazi-Spektrum zur Pegida-Demo. Bereits vor Beginn
der offiziellen Veranstaltung versammelten sich rund 50 teils stark
alkoholisierte Rechtsextreme auf dem Neumarkt, bedrängten
Gegendemonstranten und pöbelten Journalisten an. Die Polizei hatte die
Lage zunächst im Griff. Zu einer Eskalation kam es erst, als der
Pegida-Zug die Gegendemo am Postplatz passiert hatte. Laut
Augenzeugenberichten und Beobachtungen eines Reporters dieser Zeitung
stürmte die Polizei in eine Gruppe von Gegendemonstranten. Dabei sei es
zu "tumultartigen Szenen" gekommen. Mindestens eine Person wurde
verletzt und musste behandelt werden. Die Beamten sollen auch
Personalien aufgenommen haben. Wie die Polizei mitteilte, seien drei
Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz beziehungsweise
wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte aufgenommen worden.
Die Gegendemonstranten in Dresden hatten sich dieses Mal etwas
besonderes einfallen lassen. Ihre Veranstaltung stand unter dem Motto
"Angst - Prozession der Angsthasen". Alle Teilnehmer waren aufgerufen,
in einem Hasenkostüm zu erscheinen. Die Idee zur Hasen-Demo stammte laut
Angaben von "Dresden-für-alle"-Sprecher Eric Hattke von den Künstlern
rund um die Band Banda Communale, die Anfang Januar zum Neujahrsputz
aufgerufen hatten. "Wir wollen die Ängste, die jeder Mensch in sich
trägt, thematisieren. Was macht Angst mit uns und wie gehen wir damit
um", erklärte Hattke. Auch die Flüchtlinge in Dresden hätten Ängste,
schreien sie nur nicht so laut heraus wie die Anhänger von Pegida, sagte
Hattke.
Auch in anderen Städten Mitteldeutschlands gab es Kundgebungen der
Islamkritiker und deren Gegner, neben Chemnitz etwa in Erfurt. In der
Thüringer Hauptstadt demonstrierten 400 Menschen gegen einen Aufmarsch
des dortigen Pediga-Ablegers, der sich nun Thügida nennt. Dabei hätten
Gegendemonstranten den Demonstrationszug durch einen Teil des Erfurter
Nordens auch durch Blockaden gestört, sagte ein Sprecher der Polizei. An
der Thügida-Veranstaltung selbst hätten 200 bis 300 Menschen
teilgenommen. Beide Veranstaltungen fanden in unmittelbarer Nähe einer
Flüchtlingsunterkunft statt. Die neue Gruppe ist aus der sogenannten
Sügida-Bewegung hervorgegangen, die in den vergangenen Wochen in Suhl
unter anderem mit fremdenfeindlichen Parolen demonstriert hatte.