E-Mail über Kandidat Tobias Benz sorgt für Aufregung

Auch beim BZ-Frühschoppen erklärte Tobias Benz, wie man sich eine Studentenverbindung vorstellen muss.
Erstveröffentlicht: 
15.10.2014

Wahlkampf

 

Eine E-Mail sorgt für dicke Luft im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt. Im Fokus: Kandidat Tobias Benz und seine Mitgliedschaft bei einer Studentenverbindung.

 

Eine E-Mail überlagert aktuell schon fast die Sachthemen im Wahlkampf und sorgt für öffentlichen Gesprächsstoff. Es kursiert ein Schreiben, in dem die von Kandidat Tobias Benz von Beginn an transparent gehandhabte Mitgliedschaft bei der Studentenverbindung Rhenania Freiburg kritisch thematisiert wird. Viele finden diese per Mail verschickte Information unfair. Teils wurde gar überlegt, ob andere Kandidaten davon profitieren wollten. Der Urheber des Schreibens sagte der Badischen Zeitung, ihm gehe es nur darum, seine Mitbürger zu informieren.

 

Verbindungen

 

Das Corps Rhenania Freiburg ist die älteste, schlagende Studentenverbindung in Freiburg. Man bezeichnet sich selbst als Förderer weltoffener Grundeinstellung und grenzt sich von Burschenschaften ab. Im Corps könne man unabhängig von Nationalität, Religion oder Hautfarbe Mitglied werden, heißt es im Internet. Man sei nicht "deutschverbunden", wie es Burschenschaften oft seien. Tobias Benz, der aktuell öfter auf das Thema angesprochen wird, hält Vorwürfen der Frauenfeindlichkeit stets die Förderung von Studentinnen durch eine Stiftung des Corps entgegen. Freiburgs Grüner OB Salomon sei im Kuratorium der Bildungsstiftung, betont Benz immer wieder.

 

Die E-Mail


In einer kursierenden E-Mail heißt es, der Urheber habe für diejenigen ein paar Informationen zusammengefasst, die sich mit Verbindungen nicht auskennen. "Wer weiterhin Herrn Dr. Benz als geeigneten Bürgermeisterkandidaten ansieht, den bitte ich, diese E-Mail nicht weiterzuleiten", heißt es wörtlich. Im Anhang finden sich drei Seiten, auf denen Material aus verschiedenen Quellen aus dem Internet zusammengestellt ist, darunter auch Fotos mit dem Kandidaten Benz. Traditionsfixiertheit, ein rückständiges Frauenbild sowie Hierarchie- und Elitedenken wird den Corps vorgeworfen.

 

Die Kritik an der Mail

 

Von mehreren Seiten ist deutliche Kritik an der E-Mail zu hören. Ulrike Ebi-Kuhn (CDU), zeigte sich bei einer Veranstaltung von Benz am Dienstagabend "entsetzt über diese Schmutzkampagne", die offenbar gedacht sei, den Kandidaten "fertigmachen" zu wollen, der selbst einen fairen Wahlkampf wünsche. Auch Benz selbst fand diese Aktion "daneben". Er bezeichnete die Zusammenstellung von Daten und Fotos als "eine Kombination aus Unwahrheiten, Lügen und Unterstellungen". Auch von Seiten der SPD erreicht ähnliche Kritik an der Aktion die Redaktion. Bei der FDP, so Peter Endruhn-Kehr, hatte die Zugehörigkeit zur Studentenverbindung beim parteiinternen Kennenlernen von Benz zwar eine Rolle gespielt, der Kandidat habe aber offen und klar geantwortet und etwaige Bedenken zerstreut. Auch Philipp Schmid habe man wegen seiner Mitgliedschaft befragt, der dies als Privatsache bezeichnete.

 

Was sagt der Urheber?

 

Georg Stenz heißt der Urheber der Mail. Sein Name und die Anschrift in Wyhlen ist ebenfalls offen in der Mail zu lesen. Für Verwirrung sorgt einzig, dass man auf der dazugehörigen Internetseite liest, dass sie gehacked sei. Stenz bestätigt, sie sei "vor langem" von einem Hacker angegriffen worden. Er benutzte deshalb nur noch die Mailadresse.

 

Auf die Frage nach seiner Motivation für die E-Mail beschreibt Stenz persönliche Erfahrungen, die er sowohl mit Burschenschaften als auch mit Corpsmitgliedern gemacht habe. Ein Corps sei nicht nur eine generationenübergreifende Freundschaft, wie es Benz beim BZ-Frühschoppen bezeichnet habe. Stenz habe letztlich nur sachlich informieren wollen, was eine solche Mitgliedschaft seiner Meinung nach bedeute. Dafür habe er als Quelle Erklärungen eines Journalisten genommen.

 

"Ich wollte Herrn Benz nicht diffamieren", sagt Georg Stenz, "sondern nur darstellen, wofür solche Corps inhaltlich stehen." Sein Ziel sei gewesen, dass man darüber spricht. Jeder könne trotzdem entscheiden, wen er für den richtigen Kandidaten hält. Der Chemiker informiert, er wisse selbst noch nicht, wen er wählen wird. Es stünden also keine Interessen anderer Kandidaten hinter dem Schreiben.