Anschlagspläne
Polizei setzt rechtsextremen Bombenbastler fest
Innerhalb weniger Stunden hätte ein 22-Jähriger aus Südbaden eine Bombe bauen können. Nun hat die Polizei den jungen Rechtsextremisten wegen mutmaßlicher Anschlagspläne festgenommen.
Buchstäblich in letzter Minute scheint die südbadische Polizei den Rechtsextremen dingfest gemacht zu haben. Der 22-Jährige plante nach Erkenntnissen der Fahnder Bombenanschläge, er hortete ein Waffenarsenal, Sprengstoff und Zünder. „Mit den bei einer Hausdurchsuchung entdeckten Chemikalien hätte der Mann innerhalb weniger Stunden explosionsgefährliches Material herstellen können“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag in Lörrach in Baden-Württemberg
Der Name des Mannes findet sich schon häufiger in den Akten der Ermittler, über sein Motiv muss die Polizei dennoch spekulieren: Der 22-Jährige schweigt zu den Vorwürfen. Deshalb ist auch keineswegs sicher, ob er als Einzeltäter handelte oder ob noch weitere Neonazis der Region von den möglichen Plänen des Mannes wussten.
Literatur zum Thema Sprengstoff
„In größerer Menge“ hatte sich der mutmaßliche Bombenbauer in den vergangenen Monaten einen Vorrat an Chemikalien zugelegt. „In zwei bis vier Stunden hätte er etwas herstellen können, das mit einer Handgranate vergleichbar ist“, sagte Jürgen Winkler von der Polizeidirektion Lörrach. „Fatale Explosionen“ wären dann möglich gewesen. Die Ermittler wurden fündig bei der Hausdurchsuchung: Zündschnüre und Bauteile für Fernzündungen oder zum Herstellen von Rohrbomben wurden ebenso entdeckt wie Fachliteratur zum Thema Sprengstoff.
Außerdem stellte die Polizei zwei Gewehre und drei Pistolen, Messer, Dolche und Bajonette sicher. „Bei seiner Festnahme führte er zwei Messer im Rucksack und eines im Gürtel mit sich“, teilte ein Polizeisprecher weiter mit.
Schon seit längerer Zeit hat die Polizei den Mann im Visier. Ein am Sonntag eingegangenes anonymes Schreiben brachte dann die notwendige Sicherheit. Die Polizei durchsuchte die Wohnung, in der der Angeklagte mit seinen Eltern wohnt, sie wurde fündig und nahm ihn fest.
Genaue Pläne unklar
Was genau der 22-Jährige vorhatte? Darüber rätseln die Ermittler noch. „Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass als wahrscheinliches Anschlagsziel die Kreise der Antifa infrage kommen“, sagte der Leiter der Kriminalpolizei in Lörrach, Engelbert Brüstle. Der Mann ist eine Führungsgröße der südbadischen Nazi-Szene und „Stützpunktleiter“ der erst im Juni gegründeten NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten Lörrach“ (JN), bestätigte die Polizei einen Bericht der „Badischen Zeitung“. „Die Aktivitäten im rechten Bereich haben hier zugenommen“, sagte Brüstle. Die Anzahl der Rechtsextremen im Kreis Lörrach läge im zweistelligen Bereich. Linksgerichtete Gruppen hatten in den vergangenen Wochen ausführlich über den jungen Mann im Internet berichtet und private Details veröffentlicht.
Der 22-Jährige macht derzeit nach Polizeiangaben eine Ausbildung zum Altenpfleger. Als Mitglied eines Schützenvereins besitzt er einen Waffenschein. Neben der erlaubten Pistole fand die Polizei scharfe Munition und ein Schweizer Sturmgewehr, das dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegt. Außerdem besaß der Mann, der wegen Körperverletzung polizeibekannt ist, in seinem Waffenarsenal ein nicht funktionierendes Gewehr und mehrere Klappmesser.