70 Arbeitsplätze werden verlagert - Hartes Tauziehen um Sozialplan

Erstveröffentlicht: 
18.11.2013

Großbettlingen - Rund 200 Arbeiter und Gewerkschafter haben gestern vor dem Werkstor vor Norgren in Großbettlingen die Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung begleitet. Aber auch diese Verhandlungsrunde musste der Sekretär der IG Metall, Jürgen Groß, für gescheitert erklären.

 

Am Donnerstag werden sich die beiden Parteien aller Voraussicht nach vor einer Schlichtungsstelle treffen. Der Pressesprecher von Norgren wollte sich mit dem Hinweis auf „laufende Verhandlungen“ nicht zu den Vorgängen äußeren. Anders die Betriebsratsvorsitzende Nevin Akar. Sie berichtete von sehr zähen Verhandlungen, in denen man viel über Details gesprochen habe, aber wenig über das große Ganze. Es sehe immer mehr danach aus, so berichtete sie, als ob das Werk geschlossen und für die Beschäftigen ein Sozialplan aufgestellt würde.

 

Sieben Wochen dauert der Arbeitskampf der mehr als 70 Mitarbeiter der Firma Norgren in Großbettlingen schon. Deren Arbeitsplätze sollen teils ins tschechische Brünn verlagert werden, teils nach Fellbach. Große Kritik hat der Einsatz einer Security-Firma hervorgerufen, die zur Zeit das Werkstor und die Produktion überwacht. Nicht nur deren martialisches Auftreten, sondern auch deren Kontrollen haben die Mitarbeiter und auch Politiker verärgert. In den Arbeitskampf eingeschaltet haben sich nicht nur die Gewerkschaft IG-Metall, sondern auch der Bürgermeister von Großbettlingen, der Esslinger Landrat Heinz Eininger und das baden-württembergische Wirtschaftsministerium.

 

Noch in einer Kreistagssitzung am vergangenen Donnerstag hatte der Landrat über die Schwierigkeiten geklagt, die Fronten aufzubrechen. Auch das Wirtschaftsministerium war auf den Plan getreten. Auf sein Betreiben, so war gestern aus Stuttgart zu erfahren, seien die Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung vorangekommen.

 

Jürgen Groß von der IG Metall erklärte während der Kundgebung, warum auch diese Verhandlungsrunde gescheitert sei: Die Gewerkschaft fordere eine Transfergesellschaft, die zwei Jahre aufrecht erhalten wird. Die Geschäftsleitung habe allerdings darauf geantwortet, so Groß, dass man in der Region leicht wieder einen Job finde. Deswegen sei kein so langer Zeitraum nötig. Die Aussage veranlasste Groß zu der sarkastischen Bemerkung: „Die Hunderttausende für die Security sind ja auch vorhanden.“

 

Während die Belegschaft streikt, geht die Produktion in Großbettlingen weiter. Nach Angaben der Gewerkschaft wurden Teile der Belegschaft durch Leiharbeiter ersetzt. Am Ende der Veranstaltung bekamen die Streikenden Schecks für die Streikkasse. Das Geld war in anderen Firmen des Kreises gesammelt worden.